Lächeln der Tiefseefische, Das
- Regie:
- Till Endemann
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Drama
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
10.10.2006 | 10:05So genannte "Coming of Age"-Filme erfreuen sich weltweit größter Beliebtheit. Man denke nur an ”American Pie“, der nicht nur als Vorbild unzähliger ähnlicher Produktionen diente, sondern es darüber hinaus auf drei Fortsetzungen brachte. Nimmt man diese weichgespülte Kost aus Übersee zum Maßstab, besteht das Erwachsenwerden vor allem aus exzessiven Besäufnissen und häufigem Geschlechtsverkehr mit möglichst unterschiedlichen Partnern. Dass heranwachsende Menschen jedoch mehr im Sinn haben, als ununterbrochen Körperflüssigkeiten auszutauschen, thematisiert Regisseur Till Endemann in seinem Kinodebüt "Das Lächeln der Tiefseefische".
Der siebzehnjährige Malte ist kein sonderlich glücklicher Mensch. Zusammen mit seinem alkoholkranken Vater lebt er in einer baufälligen Villa auf Usedom. Ein wenig Kraft zieht er aus der Tatsache, bald volljährig zu sein und den Führerschein machen zu können. Um sich diesen zu finanzieren, arbeitet er als Aushilfskraft in einem Fischrestaurant und schmuggelt mit seinem Freund Pawel Zigaretten über die polnische Grenze. Maltes Alltag ist trist; seine Aussichten, die Insel zu verlassen, sind schlecht. Zu einer zusätzlichen Belastungsprobe wird die plötzliche Heimkehr seiner Schwester Hannah, deren kleiner Sohn Maltes Leben gehörig auf den Kopf stellt. Malte verfällt in Selbstmitleid, fühlt sich von Familie und Freunden gleichermaßen unverstanden. Erst als er die gleichaltrige Urlauberin Annika kennen lernt, glaubt er, eine Seelenverwandte gefunden zu haben, und schöpft Hoffnung, seinem Leben neue Impulse geben zu können.
Anders als die meisten amerikanischen ”Coming of Age"-Filme zeichnet sich ”Das Lächeln der Tiefseefische“ durch authentische und kantige Charaktere aus. Dass der gerade mal dreißigjährige Till Endemann mit den Problemen Heranwachsender überaus vertraut scheint, steigert die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte. Mit reduzierten Bildern und lakonischem Humor porträtiert er einen jungen Menschen, der sich außerstande sieht, eine stimmige Persönlichkeit zu entwickeln. Malte wird zum Spiegel einer Generation, die dem Leben ohnmächtig gegenübersteht und die die Möglichkeit, alles erreichen zu können, eher lähmt als befreit. Glücklicherweise übertreibt es Regisseur Endemann nicht mit der Identitätsdiffusion seines Protagonisten und lässt in der nachtdunklen Tiefseewelt immer wieder Hoffnungsschimmer aufblitzen, die vermuten lassen, dass auch Maltes Lippen früher oder später ein Lächeln umspielen wird.
Die Bildqualität (1.78:1) des Films fällt angemessen farbarm aus, der Ton (Dolby Digital 2.0) ist klar und gut ausbalanciert. Auf der DVD befinden sich zahlreiche Extras, darunter ein Making Of, Outtakes, Castingaufnahmen sowie diverse Audiokommentare, Interviews und Texttafeln. Anders als bei vielen anderen aktuellen DVD-Veröffentlichungen weiß demnach nicht nur der Hauptfilm, sondern auch die Ausstattung zu überzeugen. Wer Interesse an intelligenten und unterhaltsamen Selbstfindungsfilmen hat, dem ist ”Das Lächeln der Tiefseefische“ bedenkenlos zu empfehlen.
- Redakteur:
- Marco Pütz