Married 2 Malcolm
- Regie:
- James Cellan Jones
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
11.02.2006 | 17:42Ein Bigamist in Nöten
Malcolm ist verheiratet – und zwar mit zwei Frauen! Als Taxifahrer mit Nachtschicht fällt es ihm nicht allzu schwer, sein Doppelleben zu verheimlichen. Als eines Tages jedoch beide Ehefrauen mit ihm ein Konzert der SLADE-Legende "Noddy Holder" besuchen wollen, gerät er ernsthaft in Schwierigkeiten … (Verlagsinfo)
Filminfos
O-Titel: Married 2 Malcolm (GB 1998)
Dt. Vertrieb: e-m-s (19.01.2006)
FSK: ab 12
Länge: ca. 90 Min.
Regisseur: James Cellan Jones
Drehbuch: Tom Barlow & Denise O’Kelly
Musik: John Scott
Darsteller: Tracey Wilkinson, Josie Lawrence, Mark Addy, Freddie Jones, Steven Speirs, Hywel Bennett u. a.
Handlung
PROLOG im Himmel. Obergott Jupiter, der Erzähler dieser Geschichte, weiß ein Liedchen zu singen von ehelicher Treue und den Freiheiten, die ein Mann eben braucht. Deshalb hat er vollstes Verständnis für jenen braven Erdenbürger, der mit gleich zwei Frauen verheiratet ist: Malcolm Needles.
Mal ist Taxifahrer in Blackpool, jenem bekannten Seebad mit Casino und Konzerthallen an der englischen Westküste. Blackpool kann sogar stolz eine – ziemlich britische – Nachbildung des Pariser Eiffelturms sein Eigen nennen. Und natürlich einen Pier. Mal hingegen nennt erst einmal die blonde Norma sein Eigen. Kommt er zur Tür hereinspaziert, trällert sie gerade einen Hit ihrer Lieblingsband "Slade". Diesmal ist es "Far far away". Und kochen kann sie auch.
Aber im Bett scheint sie nicht die Bombe zu sein, denn während der Nachtschicht eilt Mal ans andere Ende der Stadt, wo schon die schwarzhaarige und üppige Natalie auf ihn wartet. Sie entwirft SM-Fetisch-Mode: Lack, Leder, Latex – das ist ihr Ding. Und die erste Versuchsperson ist natürlich ihr angetrauter Malcolm.
Das Verhängnis naht jedoch unaufhaltsam. Beim lokalen Karaoke-Wettbewerb wird Gewinnerin Norma von Reginald Fisher, dem PR-Berater des exzentrischen SLADE-Sängers Noddy Holder eingeladen, mit Holder bei dessen Konzert ein Duett zu singen. Norma ist selig, aber Mal muss sie unbedingt begleiten, sonst ist sie zu nervös.
Zur gleichen Zeit erhält Natalie eine Eintrittskarte zum Konzert von Holder, als Dank für ihre Modekollektion, die Fisher aufkauft. Wenn nun aber Norma und Natalie zur gleichen Zeit auf dem Konzert Malcolm sehen und beide ihn zu ihrem Mann erklären – der Rest lässt sich denken. Es wäre das Ende eines neunjährigen Arrangements, das Mal viel Freude geschenkt hat.
Was tun? Zunächst versucht Mal es mit dem Tipp seines Standeskollegen Jasper, der einen Rolls-Royce als Taxi fährt. Doch sich in den Fuß zu schießen und Zigarettenasche zu schlucken, führt lediglich dazu, dass ihn die Ärztin als Simulanten bezeichnet und rauswirft. Der Tag des Konzerts rückt näher.
Malcolm muss also größere Geschütze auffahren. Jasper gibt ihm den Tipp, einen lokalen Bombenexperten aufzusuchen. Er könne ja das Konzert verhindern, indem er das Konzerthaus in die Luft jage. Doch der "Experte" mit dem schönen Namen Dr. S. M. Tex (Semtex ist ein bekannter Sprengstoff) ist völlig durchgeknallt und betreibt in seinem Labor eine Hühnerfarm. Prompt schlägt der erste Versuch fehl: In der Bombe war nur rosa Farbe.
Was die beiden nicht ahnen: Eine Videokamera hat sie gefilmt. Als die Polizei das Abzeichen auf Malcolms Dienstanzug erkennt, weiß sie, dass sie es mit einem Taxifahrer zu tun hat. Offenbar haben sie es mit einem Terroristen zu tun! Schon bald tauchen zwei geistig minderbemittelte Polizisten in der Taxifahrerzentrale auf und fragen nach dem Terroristen …
Mein Eindruck
Der Prolog macht es dem Zuschauer von vornherein deutlich, dass wir es mit einem Märchen zu tun haben. Man mag zwar hin und wieder über Zeitungsmeldungen stolpern, in denen von einem Bigamisten berichtet wird, aber in unserer eigenen Umgebung ist so etwas sicher nicht vorstellbar. Daher können wir die Handlung von sicherer Warte aus beobachten: In dieser Komödie darf alles passieren, ohne dass die Gesetze der Logik verletzt werden.
Natürlich hat jede Komödie, die auf sich hält, auch einen klitzekleinen subversiven Kern. Gibt es also wirklich sexbesessene Ehefrauen, die Sadomasoklamotten entwerfen? Nein, aber so manche frustrierte Ehefrau würde sich vielleicht wünschen, ihr Männe stünde auf so aufregendes Zeug. Und warum soll es der "Anstand" verbieten, dass sich eine Ehefrau auf der Bühne eines Karaoke-Wettbewerbs lächerlich macht? Vielleicht bedeutet das ja auch den Beginn einer steilen Karriere!
Dass die Polizei schlau genug ist, einen braven Taxifahrer als Terroristen zu verdächtigen, aber zu dämlich, einen echten Bombenleger zu übersehen, hätten wir nicht so ohne weiteres erwartet. Diese Komödie suggeriert es unterschwellig. Auch dass Taxifahrer mit einem Afghanen und einem Rolls-Royce in Wahrheit verkappte Marxisten sein könnten, würde uns nicht auf den ersten Blick in den Sinn kommen. "O ja, und die Orgien, die wir damals vor 30 Jahren feierten!" Der brave Jasper, in Ehren ergraut, sieht dabei wie ein distinguierter Gutsherr aus.
Es ist schon fast obligatorisch, die Schlageraffen durch den Kakao zu ziehen, aber Noddy Holder, mit SLADE-Ruhm seligen Angedenkens, scheint in England so etwas wie ein Nationalheiligtum der Arbeiterklasse (es gibt immer noch eine Menge Klassen in England) zu sein. Ihn als Hochstapler zu entlarven, ist a) ein Affront, b) aber für den braven Malcolm eine heldenhafte Tat: Er verhilft dem Wahren und Echten zum Sieg. Bravo, Malcolm!
Malcolm wäre der optimale Held der Arbeiterklasse – und die Bigamie als Beginn eines Harems ist ja auch ein männlicher Wunschtraum – wenn da nicht die Sache mit den zwei betrogenen Ladys wäre. Um die Sache wieder ins Lot zu bringen, muss demnach Malcolm büßen, bis das Frauenherz nicht mehr nach seinem Blut dürstet. Der Auftakt der Verfolgungsjagd, bei welcher der "Perversling" zur Strecke gebracht werden soll, ist ja schon vielversprechend – und klingt in Englisch wesentlich besser, weil es sich so schön reimt: "Men are from Mars, women from Venus. We use our brain, they use their penis." Also sprach Natalie.
Es ist nur folgerichtig, dass auch der Epilog wieder in einer Art Himmel stattfindet: in dem der weiblichen Wunschträume. Malcolm, der Küchensklave, trägt das Essen an den Tisch der inzwischen zu engen Freundinnen gewordenen Ex-Frauen.
Es wird nicht immer Musik von SLADE gespielt, keine Angst. Zum Märchencharakter des Streifens gehört auch, dass ab und zu eine flotte Geigenweise erklingt, doch der Höhepunkt ist zweifelsohne der Discohit "Boogie Nights" aus den seligen Siebzigern: "Got to keep on dancin’, keep on dancin". Und es schwingen das Tanzbein: die Taxifahrer, Polizisten, Kellnerinnen und viele andere – ein einig Volk von Discofans. Man fragt sich, wo die Noddy-Holder-Fans herkommen sollen, um seinen Konzertsaal zu füllen.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 4:3 (Vollbild)
Tonformate: D in DD 2.0 und DD 5.1
Sprachen: D
Untertitel: keine
Extras:
- Originaltrailer
- Trailershow
Es ist selten geworden, dass ein Spielfilm im TV-Format 4:3 daherkommt. Aber es wird vielleicht durch das Jahr der Entstehung dieses Streifens erklärlich: Am Ende des Abspanns steht die römische Zahl für 1998. Das tut der optischen Wirkung der Bilder aber keinen Abbruch: Offensichtlich wurde dieser Streifen für die Ausstrahlung im TV konzipiert – vielleicht nach den 21:00-Uhr-Nachrichten, um die Kids vor Sadomaso-Anblicken zu bewahren.
Der Sound ist im Format DD 5.1 ganz anständig, wird aber wenig ausgenutzt, um Surround-Effekte zu erzeugen. Dass die Originalfassung nicht mitgeliefert wird, ärgert mich ungemein, denn ich höre zu gerne den Dialekt der Arbeiterklasse nördlich des Mersey River. Aber auch der deutsche Zuschauer wird sich wohl kaum über das Fehlen von Untertitel freuen können.
An Bonusmaterial wird lediglich Werbung in Form von Trailern en gros geliefert.
Unterm Strich
Ich als Anglophiler fühlte mich durch "Married 2 Malcolm" nett unterhalten, auch wenn der Streifen kein Brüller ist. Aber die Handlung bietet im letzten Drittel eine Menge von netten kleinen Momenten, die die sattsam bekannten Klischees und das vorhersehbare Ende des Showdowns in der Konzerthalle übersehen lassen. Aber es war ja alles nur ein Märchen, wenn wir Jupiters Worten glauben dürfen, die uns am Ende wieder in die Realität entlassen.
- Redakteur:
- Michael Matzer