Munsters, Die: Gespensterparty
- Regie:
- Earl Bellamy
- Jahr:
- 1966
- Genre:
- Komödie
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Munster, Go Home!
1 Review(s)
27.01.2009 | 09:39Fröhlicher Autofetischismus
Herman Munster erfährt, dass er der Erbe des Herrschaftssitzes seiner Familie "Munsters Hall" in England ist. Voller Vorfreude macht sich die gesamte Familie auf eine Schiffsreise, um das neue Heim zu begutachten. Vor Ort erwarten sie ein unterkühlter Empfang durch Lady Effigie und ein vor Wut rasender Freddie Munster, der selbst zum Lord ernannt werden wollte.
Doch davon lassen sich Herman, Lily, Grandpa, Eddie und auch Marilyn nicht abschrecken. Und als Hermann und Grandpa gemeinsam das "Geheimnis von Munster Hall" aufdecken, ist es klar - hier gehen sie nicht mehr weg. Wirklich? (abgewandelte Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: Munster, Go Home! (USA 1966)
Vertrieb: Koch Media Home Entertainment
Veröffentlichung: 20.06.2008 [Kauf-DVD]
FSK: ab 12
Länge: ca. 96 Minuten
Regisseur: Earl Bellamy
Drehbuch: George Tibbles, Joe Connelly, Bob Mosher
Musik: Jack Marshall
Darsteller: Fred Gwynne (Herman), Yvonne De Carlo (Lily), Al Lewis (Opa), Butch Patrick (Eddie), Debbie Watson (Marilyn) u. a.
Handlung
Vor dem Haus der Munsters fährt ein Leichenwagen vor: Das standesgemäße Taxi bringt Herman von der Arbeit nach Hause. Doch dort wartet bereits die traute Familie in feierlichem Schweigen. Ist jemand gestorben? Ganz genau! Lily verliest Brief und Testament. Onkel Kavanaugh Munster, der vierte Lord von und zu Leichenstein (im Original: Shroudshire), vermacht seinen Besitz seinem Neffen Herman als Alleinerben. Herman wird fünfter Lord zu Leichenstein und wähnt sich reich. Nur Opa warnt unkend vor Ungemach.
Die Munster-Familie geht an Bord des Passagierdampfers "United States". Hier lernt Marilyn nicht nur den feschen Rennfahrer Roger kennen, sondern Herman entgeht nur knapp einem Bombenanschlag. Wer könnte es nur auf ihn abgesehen haben? Dabei hat er sich mit seiner Seekrankheit schon genug herumzuschlagen. Zu allem Überfluss probiert Opa eine Anti-Seekrankheits-Pille an sich selbst aus - und, typisch Opa, verwandelt sich in einen Wolf. Das führt zu diversen Verwicklungen. Er hat Glück, dass er nicht in der sechsmonatigen Quarantäne für importierte Tiere landet. Im Hafen verwandelt er sich jedoch wieder zurück.
Das standesgemäße Munster-Mobil im schicken Leichenwagen-Design bringt sie nach Leichenstein, wo die "liebe Verwandtschaft" sie bereits erwartet. Tante Effigie ist kurzsichtig, aber durchtrieben, und ihre erwachsenen Kinder Grace und Freddie sind zwar infantil, aber bösartig - und voller finsterer Pläne für die verhassten Amerikaner. Besonders Freddie will selbst Lord werden und täte alles, um Herman den Quadratschädel spalten zu dürfen. Bereits in der ersten Nacht spukt es auf Munster Hall, doch entgegen den Erwartungen der Bewohner finden Lily und Herman die Darbietungen der Skelette und Gespenster höchst unterhaltsam und amüsant.
Per Zufall stößt Marilyn auf einer Radfahrt mit Squire Moresby zusammen, dem Nachbarn, der alle Munsters hasst, seit er gegen den alten Lord Munster im jährlichen Leichenstein-Straßenrennen verlor. Zum Glück ahnt er nicht, zu welcher Familie sie gehört, und stellt sie seinem Sohn vor: Es ist (natürlich) Roger, der Rennfahrer. Als sie beiläufig erwähnt, sie lebe jetzt mit dem fünften Lord Munster, gibt's dicke Luft. Auch im Dorf werden die Munsters pauschal abgelehnt, aber aus welchem Grund, sagt ihnen einfach keiner.
Deshalb beschließen Herman und Opa, eines Nachts die Kellergewölbe des Herrenhauses zu erkunden. Wer weiß, vielleicht findet sich ja sogar ein Labor für Opas Experimente! Die Expedition gestaltet sich schwieriger als erwartet, wegen der Fallgatter und Sumpfgräben. Doch dann landen sie vor einer geheimnisvollen Tür, auf der in englischen, französischen und deutschen Buchstaben "Eingang verboten!" (sic!) steht. Selbstredend können die beiden Obermunsters diesem Verbot nicht widerstehen und rammen die Tür ein. Sie staunen über die Einrichtung der Kammer dahinter: Es ist eine Geldfälscherwerkstatt ...
Mein Eindruck
Als der erste Farbfilm der Munsters (eigentlich der zweite, aber der nie gesendete Pilotfilm zur Serie verschwand in der Versenkung) in die Kinos kam, interessierten sich leider nicht allzu viele Kinobesucher unter 14 Jahren für ihn. Es kommen keine Superhelden wie Batman und Robin vor, und die Action hält sich deutlich in Grenzen, besonders in der entscheidenden ersten Viertelstunde. Es scheint, als hätten die Produzenten alles unternommen, um einen Erfolg nach den bekannten Regeln des Genres Komödie zu verhindern. Nicht einmal in Grandpas Labor fliegt etwas in die Luft, und an den Auftritt einer nackten Frau wagt niemand auch nur im entferntesten zu denken. Dies ist ein Familienfilm für kleine Kinder - und bei uns trotzdem erst ab zwölf Jahren freigegeben.
Die erste Explosion braucht eine geschlagene halbe Stunde. Es ist Freddies "vergifteter" Apfel, der die Wucht einer Seemine entwickelt - ein eindrucksvoller Geyser, dessen Geräusch Lily allerdings für lieblichen Donner hält, ist sie doch als Vampirin an dunkle Gewitternächte gewöhnt. Grandpas Verwandlung in einen Wolf ist unspektakulär, da er sich als ziemlich zahm erweist.
Da sind ja die britischen Munsters noch bissiger. Insbesondere Freddie, der von von Comedy-Legende Terry-Thomas wunderbar durchgeknallt gespielt wird, weiß durch seine rabiaten Anwandlungen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Diese Munsters haben einen entscheidenden Nachteil: Sie können keine Vorbilder vorweisen. Herman ist Frankensteins Ungeheuer, Lily eine Vampirin, Opa ein Nachfahre Draculas und Eddie ein Werwolf - aber was sind die Briten? Zivilisiert. Allenfalls ihren Butler Cruikshank (John Carradine, der in der Serie Hermans Arbeitgeber spielt) kann man für einen entfernten Verwandten der Spezies Werwolf halten. Man sollte ihn keinesfalls unterschätzen, auch wenn er bloß das Familiengefährt poliert.
Stichwort Autos: Sie spielen eine tragende Rolle in diesem Film, ganz so, als ob es einen Sponsor aus der Automobilindustrie gegeben hätte.
Da setzt sich zunächst die brave Marilyn (die 17-jährige Debbie Watson) in Rogers roten Rennwagen, der in der Garage der "United States" steht. Hier bandelt sie mit dem feschen Rennfahrer an, während ihre Verwandten Unfug treiben. Die Figur der Marilyn ist keine Sexbombe mehr, sondern ein Mädchen aus gutem Hause - kein Wunder, dass sie den übrigen Munsters als "krank" und aus der Art geschlagen erscheint. Witz, komm raus, du bist umzingelt.
Schon in der ersten Szene fährt Herman mit einem Leichenwagen vor. Sein eigenes Munster-Mobil nimmt er selbst nach Britannien mit. Das Leichenwagen-Design passt genau zur Grafschaft Leichenstein alias Shroudshire (von engl. "shroud": Leichentuch). Auf Munster Hall geht es darum, einen Rennwagen zum Straßenwagen zuzulassen. Das hauseigene Britengefährt gibt schon nach wenigen Metern unter Herman den Geist auf und fliegt in die Luft. Also muss ein amerikanischer Ersatz her. In Eigenbau bastelt Herman mit Grandpa aus einem Sarg und einem Motor das berühmte Drag-u-la, einen "formelfreien Spezialrennwagen (Dragster)", wie sich das Booklet etwas geschraubt ausdrückt.
Munster-Mobil und Dragula entstammen der bekannten Werkstatt von George Barris. Dieser unbesungene Held vieler Genre-Filme hat Spezialanfertigungen konstruiert, die noch heute in zahlreichen Serien zu bewundern sind. Dazu gehören das Batmobil der sechziger Jahre, der Jeep mit Zebra-Bemalung aus der Serie "Daktari", der GMC-Van aus "Das A-Team" und auch K.I.T.T. aus "Knight Rider" mit David Hasselhoff.
Jedenfalls ist der sausende Sarg plötzlich am Start des Straßenrennens von Shroudshire. Im Verlauf des Rennens erweist er sich als durchaus konkurrenzfähig und überholt die anderen Fahrzeuge spielend. Allerdings hat ein Fahrer mit dem passenden Namen "Geist" seine schmutzigen Finger im Spiel und verpasst Hemans Dragster so manche unfreiwillige Auszeit. Bis Geists Rennwagen im Ziel schließlich Herman über den Haufen zu fahren versucht - und eine Überraschung erlebt. Doch welches Gesicht verbirgt sich unter dem visierbewehrten Rennhelm? Das soll hier nicht verraten werden.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
Tonformate: Dolby Digital 2.0 (Stereo) in Deutsch, Dolby Digital 2.0 (Stereo) in Englisch
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras:
1. Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
2. achtseitiges Booklet
Mein Eindruck: die DVD
~ Bild und Ton ~
Die Qualität des digital restaurierten Bildes ist ausgezeichnet und frei von jeglichen Artefakten, doch der Ton liegt in normaler TV-Qualität in DD 2.0 (Stereo) vor. Die manchmal ziemlich rasante und laute Musik beim Straßenrennen wurde jedoch auf meiner Anlage ohne das befürchtete Scheppern in den Obertönen wiedergegeben. Besonders über die deutschen Untertitel habe ich mich gefreut, denn so konnte ich die Diskrepanzen zwischen Original und deutscher Synchronisation mitverfolgen. Das Original ist nicht ganz das, was man heute als "politisch korrekt" bezeichnet.
~ 1. Bildergalerie ~
Die Galerie umfasst wie üblich Filmplakate, Aushangfotos und hier sogar Artwork, handelt es sich doch um den ersten MUNSTERS-Film in Farbe.
~ 2. Achtseitiges Booklet ~
In den acht Seiten stecken nur zweieinhalb Seiten Text, doch die sind voll mit Informationen. Ich habe sie oben verwendet. Zwei Aushangfotos sind ebenso abgedruckt wie die Liste der wichtigsten Rollen. Die mittlere Doppelseite wird von Werbung für die zwei DVD-Boxen zu der MUNSTER-Serie eingenommen. Besonderes Augenmerk widmet der Autor Guiskard Oberparleiter den deutschen Synchronsprechern.
~ 3. Tracklist ~
Man sollte sich die Mühe machen, die Rück- bzw. Innenseite des DVD-Inlays zu betrachten. Hier findet man die Tracklist von "Herman & Grandpa Records" zum Film. Die Silberscheibe selbst ist in Gestalt einer alten Vinyl-Schallplatte bedruckt, auf der ebenfalls "Herman & Grandpa Records" steht.
Ein weiteres Detail auf der Innenseite ist der Abdruck der kleinen Monsterpuppe, die Eddie im Film zeigen und die Freddie Munster küssen muss (zu seinem Horror). Wenn ich es richtig verstanden habe, heißt die Puppe Duffy. Sie zeigt einen kleinen Werwolf im Herrenanzug.
Einen Originaltrailer, wie in manchen Informationsdiensten für diese DVD (z. B. cinefacts.de) angegeben, sucht man vergeblich.
Unterm Strich
Der Film sorgt für harmlose Familienunterhaltung, die sich heute auch schon Achtjährige ansehen könnten, ohne geistig-moralisch Schaden zu nehmen - die Abendnachrichten sind wesentlich schlimmer. Die Handlung mag zwar stellenweise abstrus erscheinen, aber sie ist flott inszeniert und sorgt besonders im letzten Drittel, das à la "Ben Hur" das Straßenrennen bestreitet, für unbeschwerte und doch spannende Unterhaltung. Denn Herman hat natürlich mal keine Ahnung von der schrecklichen Bedrohung, die von dem Rennfahrer Geist" ausgeht und vor der die anderen Munsters ihn warnen müssen. Das geht allerdings nicht ohne amüsante Pannen ab.
Für Fans der Munsters-Serie ist die Silberscheibe ein Muss, und der Verleih hat sie dementsprechend durch schöne Gestaltung zu einem Sammlerstück aufgewertet. Das beginnt schon bei der Verpackung, geht weiter mit dem informativen und bebilderten Booklet und hört mit der sehr guten Bildqualität noch nicht auf. Das einzige Detail, das noch als Sahnehäubchen fehlt, wäre ein Originaltrailer. Doch wer auf solche Werbung verzichten kann, wird sich gerne mit dem Spielfilm begnügen.
- Redakteur:
- Michael Matzer