National Geographic - Der Da Vinci-Code - Wahrheit oder Fiktion?
- Regie:
- Amy Doyle
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- USA
1 Review(s)
16.10.2006 | 11:07Handlung:
Der gebürtige Amerikaner Dan Brown ist einer der erfolgreichsten Belletristikautoren unserer Zeit. Aus seiner Feder stammen die Bestseller “Illuminati“ und “Sakrileg“, dessen Titel im Englischen “The Da-Vinci Code“ lautet. Es ist ein Roman über die Geheimorganisationen der christlichen Kirche, über Verschwörungen und einer modernen Gralssuche durch viele europäische Länder. Diese Gralssuche ist keine Jagd nach einem bloßen Gefäß, in dem das Blut Jesu Christi bei der Kreuzigung aufgefangen wurde, sondern vielmehr eine Suche nach der Blutlinie, die aus der Heirat zwischen Jesus und Maria Magdalena entsprang. Als der Roman erschien, war es nicht verwundernswert, dass die Oberhäupter der katholischen Kirche zum Boykott dieses vermeintlich blasphemischen Werkes aufriefen.
Doch ist die Thematik des Romans wirklich so abwegig oder steckt doch eine versteckte Wahrheit in Browns Werk? Gibt es die ominösen und fanatischen Organisationen, die das Geheimnis um Magdalena und Jesus hüten, so dass es nie an das Licht der Öffentlichkeit gelangt? Diesen und anderen Fragen geht “Der Da Vinci-Code: Wahrheit oder Fiktion?“ nach.
Auswertung:
Die Dokumentation “Der Da Vinci-Code: Wahrheit oder Fiktion?“ nimmt sich in dieser Ausgabe der National-Geographic-Reihe der sehr mit Mythen und Legenden behafteten Gralssuche an und schafft es, diese Thematik in Dan Browns Werk unter dem Aspekt der Wissenschaft zu betrachten.
Zunächst nähert sich das Team um Amy Doyle dem Werk “Sakrileg“ von einem objektiven Standpunkt aus und analysiert dessen Popularität in der Öffentlichkeit. Es erfolgt dann eine Überleitung vom Buch hin zu den Quellen, die der amerikanische Autor genutzt hat. Man erfährt, dass das Buch “Der heilige Gral und seine Erben“ eine der wesentlichen Primärquellen für Brown waren, und man wird in den Inhalt dieses Werkes eingeführt. Auf interessante Weise wechseln sich Kommentare der Geschichtsautoren mit Rekonstruktionen bestimmter, im Buch behandelter Stellen ab und erwecken das Interesse beim Zuschauer. Positiv anzurechnen ist ein darauf folgendes Resümee, in dem die National-Geographic-Redaktion noch einmal zusammenfasst, dass Dan Brown die Grundlagen für seine Geschichte als Fakt darstellt, während die Autoren von “Der heilige Gral und seine Erben“ festhalten, dass sie nur bloße Spekulationen aufstellen.
Um die Thematik des heiligen Grals besser verstehen zu können, greift die Dokumentation das biblische Bild der Maria Magdalena auf und versucht, deren Bedeutung für das Christentum und die frühe christliche Kirche zu klären. Hierbei gelingt es dem Regisseur, einen strikten und klaren Trennstrich zwischen der mit Vorurteilen versehenen, frühchristlichen Maria Magdalena und der heutigen, historisch begründeten Auffassung über diesen biblischen Charakter zu ziehen.
Um sich nicht zu weit vom Werk des amerikanischen Schriftstellers zu entfernen, skizziert die Dokumentation kurz das Leben des großen Künstlers Leonardo da Vinci und seiner Bedeutung für die heutige Zeit. Interessant erscheint hier vor allem die genaue Betrachtung des Wandfreskos “Das letzte Abendmahl“, in dem Dan Brown eine geheime Botschaft über den heiligen Gral erkannte. Kunsthistoriker kommen zu Wort und erläutern ihre Meinung zu der in “Sakrileg“ vertretenen Interpretation.
In einem nächsten Schritt hinterfragt die Dokumentation die in dem Buch “Sakrileg“ auftretenden Geheimbünde und Sekten wie zum Beispiel Opus Dei oder die Prieure de Sion. Beide Parteien werden kurz in ihrer Rolle im Werk des Dan Brown vorgestellt, um dann auf ihren Wahrheitsgehalt hin kritisch hinterfragt zu werden. Positiv muss an dieser Stelle vor allem die Beleuchtung der Organisation Opus Dei angeführt werden. Der Regisseur lässt ehemalige, aber auch aktive Mitglieder dieser kirchlichen Organisation zu Wort kommen, damit der Zuschauer die Möglichkeit hat, sich selbst ein Bild von dieser Instanz in der katholischen Kirche zu machen.
Konsequent wird die Dokumentation zu Ende gedacht. Sie stellt klar, dass der inhaltliche Schwerpunkt in “Sakrileg“ wissenschaftlich nicht zu beweisen ist. Die angeblichen Fakten erscheinen wie ein Kartenhaus, das bei näherer Betrachtung langsam zusammenfällt.
Fazit:
“Der Da Vinci-Code: Wahrheit oder Fiktion?“ räumt auf wissenschaftlicher Weise mit dem berühmten Werk von Dan Brown ab und ist erfrischend in seiner seriösen Art der Recherche um die Hauptthematik des Amerikaners. Innerhalb der 50 Minuten Spielzeit schafft es die National-Geographic-Redaktion einen interessanten, aber nicht oberflächlichen Querschnitt angefangen bei Maria Magdalena, über den heiligen Gral bis hin zu diversen Geheimbünden zu erstellen. Eine objektive Betrachtung des beliebten Bestsellers, die nicht nur für Fans des Romans sehenswert ist.
- Redakteur:
- Thomas Graef