Nero (Imperium II)
- Regie:
- Paul Marcus
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Drama
- Land:
- Italien/Spanien
- Originaltitel:
- Nerone
2 Review(s)
28.03.2006 | 09:14In das allgemeine Gedächtnis der Menschen hat sich wohl kein römischer Kaiser so eingebrannt wie Gaius Iulius Cäsar. Was wohl einfach an gewissen Granden wie William Shakespeare, Albert Uderzo und Rene Goscinny liegen könnte oder an unzähligen anderen Kulturschaffenden, die sich von seinem spektakulären Tod inspirieren ließen.
Platz zwei auf der Rangliste nimmt wohl ohne Zweifel Nero Claudius Germanicus ein, kurz: Nero.
Diesem Mann wird heute noch hartnäckig, aber fälschlicherweise der große Brand angelastet, der Anno 64 die imperiale Hauptstadt verwüstete, was ihm den sicheren Platz hinter Cäsar einbrachte.
Die IMPERIUM-Reihe widmet sich nun den größten Kaisern dieser Zeit. Für den ersten Teil der Serie konnte man mit Peter O'Toole schon einen namhaften Augustus finden, bei der Verfilmung von Nero's Leben den eher unbekannten Darsteller Hans Matheson.
Die Story:
Nero's Vater ist Teil einer Verschwörung gegen den amtierenden Kaiser Caligula. Wie es bei Verschwörern nunmal so ist, sinkt seine Lebenserwartung rapide, als der Kaiser dem Ganzen auf die Schliche kommt. Nero muss dem Mord an seinem Vater unfreiwillig beiwohnen, wird bei der Verurteilung der restlichen Mitverschwörer in ein Leben unter Sklaven verbannt, während seine Mutter sich auf einer hübschen Exilinsel sich eine seltsame Prophezeiung anschauen darf.
Der wahnsinnige Caligula, der hochpolitisches Feingefühl beweist, indem er sein Lieblingspferd zum Senator ernennt, segnet auch auf ominöse Art und Weise das Zeitliche. Die machthungrige Mutter von Nero ergreift die Chance, durch Intrigen, Verschwörungen und noch mehr Intrigen ihren Sohn auf den Thron zu bugsieren. Das Problem: Nero will gar nicht Kaiser werden, sondern viel lieber weiterhin mit seiner Sklavenclique Jamsessions abhalten und sich mit seiner Freundin Acte vergnügen.
Wie das damals so war, hat Mutti, die natürlich nur das Wohl ihres Sohnes im Sinn hatte, natürlich anderes mit Nero vor. So muss Nero letztendlich eine Frau heiraten, die er nicht liebt, einen Job annehmen, den er nicht will, und Entscheidungen fällen, die Mama wohlweislich für ihn bereitgelegt hat. Dabei entfremdet er sich immer mehr von seiner Acte, die ihn schließlich verlässt, was Nero letztendlich in die Arme einer schönen Drogendealerin treibt. Die Folgen von zuviel Drogenkonsum sind weithin bekannt: Nero dreht durch, widmet sich meistens der Klampferei und trifft widersinnige Entscheidungen. Bis zum Ende des Films müssen immer mehr Menschen dran glauben, letztendlich wird auch die Jagd auf Christen zum Thema gemacht. Das Ende des Films dürfte eigentlich jeder kennen, der in Geschichte aufgepasst hat, aber für diejenigen, die in der Stunde geschlafen haben, lasse ich das jetzt aus.
Kritik:
Im Grunde genommen ist der Film ganz ordentlich gemacht, Kulisse und Kostüme wirken durchaus überzeugend. Auch die Darsteller machen gute Arbeit. Und trotzdem bleibt der Film nur ein belangloses B-Movie. Warum? Der Film hat weder den Anspruch historisch korrekt zu sein, noch ist er filmisch großartig gemacht, was das Werk in eine Nische stellt, die normalerweise nur von besonders gelangweilten Gestalten aufgesucht wird.
Hans Matheson, der mit seinen markanten Gesichtszügen bisher nur als Nebendarsteller auffiel, spielt seine Rolle als Einziger aus dem Film wirklich überzeugend. Als Jugendlicher von seiner Mutter in die Rolle des Kaiser getrieben, entwickelt er nie die Standhaftigkeit, um seine eigenen Entscheidungen zu fällen, was aus Nero einen unsicheren und umhergetriebenen Charakter macht. Letztendlich kostet das einem Haufen seiner Leute den Kopf.
Beinahe der komplette Rest der Darsteller wirkt in dem Streifen reichlich unbeholfen und kann kaum mit der überzeugend gespielten Verzweiflung Neros mithalten.
Im Endeffekt ist der Film für die kurzweilige Unterhaltung gut, denn zu mehr taugt weder die Storyline noch die Aufmachung.
Die DVD weist in ihrer Grundausstattung bis auf drei Trailer keine Boni auf, technisch werden die gängigen Audioformate unterstützt.
- Redakteur:
- Michael Kulueke
Nach dem gelobten Auftakt der "Imperium"-Reihe findet der erste Teil "Augustus" nun mit dem fast dreistündigen "Nero" einen würdigen Nachfolger, bei dem vor allem die Leistungen der Schauspieler sehr positiv auffallen. Die schwierige Rolle des zerrissenen Kaisers wird vom jungen Hans Matheson hingebungsvoll und leidenschaftlich verkörpert, was man aber auch von der gesamten Besetzung behaupten darf, die in diesem Drama stets ihr Bestes gibt. Leider aber können auch die Schauspieler nicht verhindern, dass sich der Film nach der Hälfte ziemlich hinzieht und zum Ende hin mehr und mehr nach dem endgültigen Abschluss verlangt. Mit anderen Worten: 140 Minuten hätten es auch getan, um das Drama um den Kaiser zu erzählen, der mit seiner jugendlichen Politik die Welt verändern wollte.
Story:
Rom kurz nach der Kreuzigung Christi: Der wahnsinnige Kaiser Caligula ermordet den Ehegatten seiner Schwester Agrippina vor den Augen ihres Sohnes und führt sie schließlich ins Exil. Nero hingegen wird in eine Sklavenfamilie gegeben, wo er bei einfacher Arbeit heranwächst und seine Liebe zur Musik und Poesie entdeckt. Als Caligula endlich stirbt, darf Nero seine Mutter wiedersehen und erfährt alsbald davon, dass er in naher Zukunft den Thron des Kaisers besteigen soll. Gemeinsam mit Agrippina reist Nero nach Rom und findet in Kaiser Claudius einen Ziehvater. Durch eine Hinterlist gelingt es seiner Mutter schließlich, Nero zum Kaiser und damit auch zum Nachfolger seines eigenen Stiefvaters aufsteigen zu lassen.
Erst noch glücklich mit seiner neuen Rolle, beginnt für Nero langsam aber sicher die Misere des Herrschenden. Seine Liebe zur Sklavin Acte wird ihm verboten, und der Pflicht entsprechend ehelicht er stattdessen seine Stiefschwester Octavia. Weil Nero ihre Liebe aber nicht erwidert, wird die Ehe annuliert, und seine Liebschaft zu Acte bekommt eine Chance. Doch seine Mutter ist nicht mit dem Lebensweg ihres Sohnes einverstanden, und als Nero von den wahren Machenschaften der Agrippina erfährt, lässt er sie ermorden. Dann sterben kurz aufeinander Octavia und der Bruder des neuen Kaisers, und Nero wird immer missmutiger. Die Beziehung zu seinem Lehrer Seneca gerät in die Brüche und Nero suhlt sich stetig tiefer in Selbstmitleid. Als Acte ihn dann auch noch abweist und Nero in seinem Leben keinen Sinn mehr sieht, bereitet er seinem Kummer selber ein Ende ...
Meine Meinung:
"Nero" ist der erste aktuelle Monumentalfilm (abgesehen von "Gladiator"), den ich mir angeschaut habe, und von Anfang an hat mich der Streifen nachhaltig beeindruckt. Nicht etwa wegen des Inhalts, sondern vielmehr aufgrund des Fortschritts, den die Historienfilme seit ihrer Blütezeit in den Sechzigern gemacht haben. Die Kostüme kommen infolge des weitaus kräftigeren und kontrastreicheren Bilds viel besser zur Geltung und wirken auch origineller als die einfachen Gewänder aus den ersten Streifen dieser Art. Darüber hinaus treten die Schauspieler ganz anders auf als dereinst: Wurden die Nebenrollen damals noch mit zweitklassigen Laiendarstellern gefüllt, stehen hier professionelle Komparsen ihren Mann und können in der Rolle des Senators ebenso überzeugen wie als Soldat oder einfacher Sklave. Professionalität ist aber dennoch nicht das Schlagwort, mit dem sich alle Facetten des Filmes beschreiben lassen, denn trotz der erstklassigen Requisite gibt es bei "Nero" auch so einiges zu bemängeln. Da wäre zum einen die Länge: Irgendwie scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu geben, in dem steht, dass derartige Filme annähernd drei Stunden dauern müssen, auch wenn der jeweilige Streifen rein inhaltlich diese Zeit gar nicht erfordert. Bei "Nero" gibt es so einige Passagen, die sehr intensiv ausgedehnt wurden und schlussendlich dann auch immer wieder mal den Fluss des Filmes unterbrechen. So ist meiner Meinung nach die Vorgeschichte ein wenig lang geraten, aber auch die depressive Phase des Kaisers wird am Ende übertrieben in die Breite gezogen, und dies so lange, bis einen die bemitleidenswerte Gestalt des verbrauchten Herrschers irgendwann zu nerven beginnt.
Auf der anderen Seite ist bei der cineastischen Bearbeitung der Biographie des Kaisers sicherlich nicht alles historisch korrekt. Es ist zwar bekannt, dass Nero als Mensch ein innerliches Wrack war, doch ob dieser Zustand daher rührte, dass sein Liebesleben so chaotisch verlief, bleibt anzuzweifeln. Dem Film bringt dies allerdings die notwendige Begründung für seine Entwicklung, weswegen man gerne über diese Fehler hinwegsehen kann. Allerdings ist dies nicht die einzige Ungereimtheit, die hier auffällt. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass die verschiedenen Morde nicht allesamt genau so abgelaufen sind, vor allem was die Verantwortlichen betrifft. Aber gut, dies mag jetzt auch Erbsenzählerei sein, die dem eigentlichen Anliegen nur schaden, aber mal erwähnt werden sollten.
Dass "Nero" aber trotz aller Längen und verdrehter Fakten ein sehr guter Film geworden ist, verdankt er in erster Linie den wundervollen Schauspielern und direkt danach der Inszenierung mit den tollen Kostümen und der einmaligen Kulisse. Für die Darstellung des unehrenhaften Werdegangs des Kaisers hätte man sich wohl kaum einen besseren Mann als Hans Matheson aussuchen können, und im Hinblick auf die böswillige Ausstrahlung ist Laura Morante wohl auch die Bestbesetzung. Hinzu kommt mit Rike Schmid als Acte ein weiterer Stern am Schauspielhimmel, dessen Einstand kaum hätte besser sein können als in der Rolle der stolzen Sklavin.
Um diesen positiven Gesamteindruck zu wahren, hat man auch bei der Produktion der zugehörigen DVD ganze Arbeit geleistet. Obwohl der Film Überlänge hat, muss die Bildqualität darunter nicht leiden. Die Farben sind trotz des oftmals düsteren Gesamtbildes äußerst kräftig. Beim Sound gibt es hingegen keine Auffälligkeiten zu beobachten. Weil die meisten Szenen sehr ruhig sind, kann man die Surround-Anlage getrost auslassen, und wenn man sich trotzdem für den 5.1-Surround-Sound entscheiden sollte, wird man nur wenige Stellen finden, an denen sich der verbrauchte Strom lohnt.
Weitaus auffälliger ist da schon das vielfältige Material auf der Bonus-DVD. Hier gibt es einige Extras direkt zum Film sowie eine Dokumentation über das alte Rom, die jedoch bei der großen Auswahl an vergleichbaren Dokumentationen auf den einschlägigen Doku-Sendern nicht die erste Wahl ist. Wesentlich interessanter ist da schon das tolle Booklet, in dem eine Zeitleiste abgebildet ist, auf der alle Film-Produktionen über das alte Rom sowie ihr Entstehungsjahr aufgelistet sind. Ein Blick ins Beiheft lohnt sich im Falle von "Nero" auf jeden Fall und ist im Resultat auch aufschlussreicher als die Bonus-Features auf dem Silberling es sind. Alles in allem wird also hier noch eine Menge zusätzliches Infotainment geboten, das man sich als Fan der Materie nicht entgehen lassen sollte.
Fazit:
Bei 172 Minuten waren einzelne Längen zu befürchten, und sie sind auch tatsächlich enthalten. Und trotzdem ist "Nero" ein überzeugender Film im Bereiche seiner Gattung geworden, dessen dramatischer Verlauf von den vielen Schauspielern perfekt in Szene gesetzt wird. Leider ist das historische Drama ja ein aussterbendes Genre, und aus diesem Grunde empfiehlt sich ein solcher Film umso mehr, zumal die DVD in der Collectors Edition auch noch massig Extras bereithält, die das Leitthema ausführlich beleuchten. Daher lohnt sich auch der zweite Teil der "Imperium"-Reihe und sei der entsprechenden Zielgruppe auch wärmstens empfohlen.
- Redakteur:
- Björn Backes