Night Wash
- Regie:
- Isaac H. Eaton
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Komödie
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Dry Cycle
1 Review(s)
29.09.2006 | 09:24"Dry Cycle" ist das Paradebeispiel einer schwarzen Komödie, die an ihrem eigenen Anspruch scheitert. Es wird versucht, möglichst durchgeknallte Charaktere in durchgeknallte Situationen zu verpflanzen, aber es fehlt an Biss und Tempo (der abermals grottenüble deutsche Untertitel "Im Schleudergang durch die Nacht" ist der absolute Hohn!). Die Figuren bleiben überwiegend farblos und uninteressant, die in-einer-Nacht-verknüpfen-sich-mehrere-Schicksale-Story hat zu wenig zündende Ideen, und das Wichtigste, der Humor, ist überwiegend schlicht nicht vorhanden. Das ist umso bedauerlicher, da die Geschichte um den erfolglosen Künstler Dave, der eines Abends in einem Waschsalon die Bekanntschaft der hübschen Ruby macht und sich schon bald darauf mit dubiosen Typen rumschlagen muss, die ihr ans Leder wollen, viel mehr Raum für schräge Situationskomik gelassen hätte.
Anstatt seinem Film einen rabenschwarzen Anstrich zu verpassen, belässt es Regisseur Isaac H. Eaton bei harmlosen Andeutungen und konzentriert sich stattdessen viel zu sehr auf die Vermittlung einer Selbstfindungsbotschaft. Der verheiratete Loser Dave findet in der abenteuerlustigen Ruby eine Seelenverwandte, die im Gegensatz zu seiner bodenständigen Frau Jolynn, die ihn drängt, einen seriösen Job anzunehmen, Verständnis für seine Kunstleidenschaft hat. Im Verlauf der Geschichte muss er sich nun entscheiden, wie er seinen weiteren Lebensweg gestalten möchte. Und dieser Handlungsstrang hätte durchaus ausgereicht, um all das ans Publikum weiterzugeben, was dem Regisseur wichtig ist. Aber Eaton war sich scheinbar nicht sicher, ob das genug sein würde, weshalb er sich zusätzlich für den Einsatz des kampferprobten Holzhammers entschied. Mit der Eröffnung des Nebenschauplatzes um die Figur der Jolynn kracht das Teil mit voller Wucht auf den Zuschauer nieder. Denn auch ihr wird in Gestalt des Polizisten Roy ein Gegenpart zur Seite gestellt, der alle Charaktereigenschaften in sich vereint, die Dave vermissen lässt: zielstrebig, pflicht- und selbstbewusst und mit sich im Reinen (passend zum Rollenprofil agiert Christopher Wiehl mit einer Lustlosigkeit, die in etwa auf Soap-Niveau anzusiedeln ist). Ach nö, das hätte echt nicht sein müssen!
Mit dieser am Reißbrett zusammengepuzzelten Figurenkonstellation ist kein Blumentopf zu gewinnen. Im Gegenteil: In Verbindung mit dieser, jedem Disney-Film zur Ehre gereichenden, Naivität und Schwarzweißmalerei schlägt die Langeweile des Zuschauers bisweilen auch in Genervtheit um. Spätestens ab der Hälfte des Streifens wünscht man sich, dass einfach mal jemandem in die Hand oder in den Fuß geschossen würde, dass irgendeine skurrile Begebenheit in einen Filmtod münde, ja, dass endlich irgendwas politisch Unkorrektes passiere. All das bleibt aus, und deshalb schleicht sich nach und nach der billige C-Movie-Look des Streifens ins Bewusstsein, was schließlich dazu führt, dass man sich durchaus zutraut, so etwas auch selbst hinkriegen zu können. Und in neun von zehn Fällen dürfte das Ergebnis auch deutlich überzeugender ausfallen als die vorliegende "Dry Cycle"-Schlaftablette.
Unterm Strich ist Isaac H. Eatons Film Videothekenware – Entschuldigung! – Mediathekenware (hrmpf!) fürs unterste Regal, die nur im allergrößten Notfall (alle Schwarzenegger-, Van Damme- oder Lundgren-Reißer wurden aus dem Sortiment verbannt) überhaupt ausgeliehen wird; den Preis der Verkaufsversion ist das Teil ohnehin nicht wert. Nicht schlecht genug, um trashig unterhalten zu können, und viel zu dröge, um mehr als ein Gähnen hervorzurufen. Braucht kein Mensch!
- Redakteur:
- Oliver Schneider