Panik in der Pampa
- Regie:
- Stéphane Aubier, Vincent Patar
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Belgien
1 Review(s)
30.01.2006 | 05:40In Belgien ist vor knapp vier Jahren ein einzigartiger Kult entstanden, dessen Auswirkungen leider nie über die Landesgrenzen hinaus zu spüren gewesen sind. Die beiden Regisseure Stéphane Aubier und Vincent Patar haben nämlich quasi als eine Art Äquivalent zu solchen Serien wie "South Park" eine Reihe von kurzen Trickfilmen kreiert, die sich massiv von all dem unterscheiden, was bislang so den Markt bevölkert hat. Statt nämlich die handelsüblichen Tricks der Zeichentrickfilmindustrie zu nutzen, haben die beiden Macher von "Panik in der pampa" sich einfach ein paar Spielzeugfiguren genommen und um sie herum eine ziemlich schräge Welt erschaffen, die man jedoch nur als solche akzeptieren wird, wenn der eigene Humor entsprechend derb ist. Auch wenn die Darstellungen der Figuren recht nett geworden sind, ist diese 20-teilige Serie nämlich reich an Action und manchmal auch außerordentlich brutal. Um aber auch zu gewährleisten, dass die Serie schon ab einem frühen Alter freigegeben wird - wobei ich die hier empfohlene Altersklase (ab 6 Jahre) etwas bedenklich finde -, hat man die Angelegenheit insofern entschärft, als dass man auf Blut und sämtliche, hier sicherlich mögliche Splatter-Effekte verzichtet hat.
Im Mittelpunkt dieser Serie stehen ein Cowboy, ein Indianer und ein Pferd (alle ohne Namen), die gemeinsam ein zweistöckiges Haus bewohnen und dort die verrücktesten Abenteuer(?) erleben. In der ersten Folge zum Beispiel macht ein wildgewordener Bär Jagd auf den Cowboy und den Indianer, denen schließlich noch die Flucht ins Haus gelingt, wo das Pferd gerade einen Kuchen gebacken hat. Der Bär gibt aber auch weiterhin keine Ruhe, und so startet eine wilde Verfolgungsjagd. In einer anderen Folge verschluckt der Cowboy einen erdnussgroßen Meteoriten und nimmt infolgedessen die verschiedensten Gestalten an. Als Affe, Krokodil, usw. macht er seinen eigentlichen Freunden plötzlich den Garaus und zerstört ihr komplettes Mobiliar. Und dies sind nur zwei Beispiele für die total verrückte Chaos-Welt, in der die Jungs und Tiere aus der Pampa leben.
Doch damit nicht genug, denn die einzelnen Episoden verfügen noch über weitere arg suspekte Charaktere; vor dem Haus der Wohngemeinschaft wartet so zum Beispiel ein nahezu blinder Zöllner darauf, dass endlich mal jemand an seinem Häuschen vorbeireist. Geschieht dies jedoch tatsächlich, übersieht er den 'Besuch' jedes Mal, was während der gesamten Serie immer mehr zum Running Gag wird. Dann gibt es mitten in der Pampa noch eine tollpatschige Bauernfamilie mit einer ziemlich dämlichen Tochter. Auch hier kehren gewisse Szenen immer wieder zurück, so zum Beispiel die seltsamen Duschvorgänge der weiblichen Fraktion. Und noch ein Running Gag zieht sich durch die gesamte Serie, nämlich die Szene, in der das Pferd Cowboy und Indianer morgens aufweckt. Anfangs gar nicht komisch, lacht man sich nachher schlapp über diesen Vorgang.
Die 20 nun endlich auch auf DVD veröffentlichten Folgen sind voll mit solchen albernen Szenen, und weil sie eben so furchtbar albern sind, darf man das angesprochene Zielpublikum auch deutlich abgrenzen. Viele werden den Humor der beiden Regisseure für zu überzogen halten, andere hingegen werden sich an den meist recht lahmen Wortwitzen aufhängen. Ja, und ich stimme zu, oftmals überschreiten Stéphane Aubier und Vincent Patar auch die Grenzen des guten Geschmacks, doch nach der ständigen Wiederholung folgt dann irgendwann der Zeitpunkt, an dem man das Ganze komisch findet - und dazu muss man jetzt sicherlich nicht in irgendeiner Form abgestumpft sein!
"Panik in der Pampa" ist nun eben mal ziemlich komisch, und daran haben in erster Linie auch die Darstellungen der einzelnen Spielzeug-Knetfiguren einen enormen Anteil. Wenn der Indianer mit gespanntem Bogen durch das Haus flitzt oder der Cowboy den Hut in der immerfort selben Haltung trägt, ist Lachmuskeltraining garantiert. Und dies ist grundsätzlich für alle vertretenen Charaktere festzuhalten.
Unterstützt wird dies alles durch die sehr kräftigen Farben, die bei der DVD-Version sehr gut herüberkommen. "Panik in der Pampa" ist kunterbuntes Chaos, und dies wird hier auch prima wiedergegeben. Der Ton der DVD ist allerdings nicht so besonders toll. Nicht alle Dialoge sind auf Anhieb verständlich, und gerade bei den Kommentaren des Indianers und des Coyboys muss man oftmals zurückspulen und noch einmal genauer hinhören. Ich kann leider nicht beurteilen, ob dies beim Original aus dem TV ähnlich war; hier fällt es jedenfalls negativ auf.
Schade ist lediglich, dass die DVD keine Extras enthält. Gerade zur Entstehung der Serie hätte man sich ein paar Hintergrundinformationen gewünscht, die man aber leider nicht geliefert bekommt. Außer ein paar Trailern zu anderen Filmen und einer knappen Bildergalerie gibt es nämlich kein Bonusmaterial.
Dennoch ist diese DVD ein echtes Schmuckstück für Freunde des außergewöhnlichen (albernen) Humors, nicht zuletzt weil die Art und Weise, wie man hier zum Lachen gebracht wird, ziemlich spektakulär und innovativ ist. "Panik in der Pampa" ist in Belgien bereits Kult, und es spricht eigentlich nichts dagegen, dass die Serie diesen Status auch schon bald hierzulande erfahren wird.
- Redakteur:
- Björn Backes