Parasite
- Regie:
- Andrew Prendergast
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Horror
- Land:
- England
1 Review(s)
06.02.2006 | 14:25Gefunden: ein Fressen für die Würmer!
Dr. Christine Hansen hat die Aufgabe, ein neu entwickeltes Reinigungsmittel zu testen. Jakob Rasmussen und seine Bergungscrew werden angeheuert, die Tests auf einer verlassenen Bohrinsel durchzuführen. Aber schon nach kurzer Zeit verschwindet einer der Leute auf seltsame Weise, denn eine grausame Kreatur hat die Bohrinsel als neue Heimat gewählt. (Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: Parasite (England 2004)
Dt. Vertrieb: Koch Media; 05.01.2006 (Verleih 06.12.2005)
FSK: ab 16
Länge: ca. 96 Min.
Regisseur: Andrew Prendergast
Drehbuch: Andrew Prendergast, Jason & Chris Kingsley
Musik: Tom Bible
Darsteller: Saskia Gould, Conrad Whitaker, G.W. Stevens, Nick Rawlinson u.a.
Handlung
Ein mysteriöses Kommando der "Allianz zum Schutz der Umwelt" klaut Daten aus einem Laptop der Carmine Oil Corporation. Bevor es in der Nacht verschwindet, ruft es selbst die Polizei, um auf den Datendiebstahl aufmerksam zu machen. Der Ölkonzern ist als verwundbar entlarvt. Natürlich wird die ganze Aktion auf Video aufgenommen. Die Daten informieren den Anführer des Kommandos, Mickey (Conrad Whitaker), über Tests auf einer verlassenen Ölbohrplattform. Die ist natürlich sein nächstes Ziel.
Ein oberfieser Manager der Carmine Oil (Nick Rawlinson) zwingt Dr. Christine Hansen, die Tests am Enzym in einem neuartigen Ölreinigungsmittel vorzeitig in die praktische Erprobung zu überführen. Eigentlich ist das Enzym eine feine Sache: Es soll Ölteppiche auflösen. Aber bei falscher Anwendung löst es auch ganz andere Wunder aus …
Vor Dr. Hansen landet ein Technikerteam, das die Plattform auf Vordermann bringen soll. Kim (Margaret Thompson), die Mechanikerin, bringt den altersschwachen Generator wieder in Schwung, und Jacob Rasmussen (G.W. Stevens) sorgt fürs Mixen des Reinigungsmittels. Allerdings hat er die Mischanleitung, die ihm Dr. Hansen geschickt hat, nicht gelesen. Für diesen sträflichen Leichtsinn werden alle bezahlen müssen. Er gibt dem Reiniger nämlich viel zu viel Enzym bei. Das resultierende Gas verseucht eine schlangenartigen Lebensform, die in den Luftschächten der Plattform haust. Aus dem harmlosen armlangen Wurm mutiert nach und nach eine ganze Population von Riesenwürmern. Und sie sind alle hungrig.
Als Dr. Hansen und gleich danach das Kommando der Öko-Aktivisten eintreffen, ist die Situation bereits prekär geworden. Aber Jacob, der Vorarbeiter, hat keinerlei Überblick. Dass das erste Opfer, der Alkoholiker Decker (Luke Spencer), verschwunden ist, scheint ihn nicht weiter zu kümmern. Er trauert seiner bei einem Unfall getöteten Frau Sarah nach.
Wie sich herausstellt, kennt die inzwischen gefangen genommene Dr. Hansen den Anführer der Ökos noch von früher, als sie seine Geliebte war. Ja, das waren noch Zeiten, nicht wahr, Schatzi? Aber leider ist Mickey inzwischen vergeben. Aber das muss ja nicht so bleiben. Dafür sorgen schon die Riesenwürmer. Dreimal darf man raten, wer überleben darf.
Mein Eindruck
Wahrscheinlich hat sich der Producer einfach gefragt: Welche Horror-Location ist bislang noch nicht bis zum Erbrechen ausgelutscht worden? Diverse todgeweihte Schiffe (auf dem Wasser und im Weltraum) und unterseeische Forschungsstationen – hatten wir alles schon. Ah, Bohrplattformen! – Glorreiche Idee, gewiss, aber ich glaube, auch der Horrorstreifen "Virus" wurde in diesem Ambiente gedreht. Macht nix! Schicken wir die Leute auf eine Plattform, die kein Schwein mehr will, und jagen sie dann in die Luft.
Gesagt, getan. Dumm nur, dass die Plattform von außen wie ein Modell aussieht, dem man einen künstlichen Sonnenuntergang verpasst hat. Oder ein andermal wie eine Computergrafik. Darin lassen sich dann auch schöne Lichtlein zaubern, und wunderhübsche Explosionswolken können daraus hervorschießen. Das Einzige, was "echt" ist, ist ein Setting, das in jeder Fabrikhalle stehen könnte, und Lüftungsröhren, die es in jedem Hochhaus im Dutzend billiger gibt.
In solchen Umgebungen nehmen sich die Menschlein, Schauspieler wie auch Figuren, dementsprechend verloren aus, so als wären sie völlig fehl am Platze. Sind sie ja auch, wenn man es mal aus dem Blickwinkel der Riesenwürmer betrachtet. So sieht also gutes Wurmfutter aus. Keine Spur davon, dass sich die Würmer wie die Parasiten (Schmarotzer) des Titels benehmen, wie es H.R. Gigers Alien-Kreatur tut. Nein, die schwarzen Würmer wollen bloß eines: warmes rotes Blut.
Die wirklichen Parasiten sind also woanders zu suchen: unter den Menschen. Aber nicht bei denen auf der Bohrplattform, sondern im Büro der Vorstandsetage eines Öl-Multis. Richard Reiser – das wird wie "razor = Rasierklinge" ausgesprochen – ist also ein Schmarotzer der Gesellschaft, wenn es nach den Öko-Aktivisten geht. Und der Produzent steht wohl auf ihrer Seite.
~ Ein kleiner Webfehler ~
Diese Story klingt ja recht vernünftig, und sie würde wohl auch funktionieren, wenn es da nicht ein kleines Detail gäbe, das sie unglaubwürdig macht: Es wird nie erklärt, woher die Würmer auf die Plattform gekommen sind. Denn dass sie nicht irdischen Ursprungs sind, steht außer Frage: Sie sind intelligent, viel zu groß für normale Würmer und haben Appetit auf Fleisch. Damit haben sie mehr gemeinsam mit Gigers Alien als mit etwas Irdischem. Der Drehbuchautor erklärt sie jedoch, wodurch sie eben zu einem Gimmick verkommen, mit einem Wunscherfüllungs-Popanz, der nichts mit dem Rest der Story gemeinsam hat.
~ Schauspieler und Effekte ~
Von Schauspielkunst ist in diesem Stück Öko-Propaganda wenig zu sehen. Die meisten Darsteller versuchen, einfach nicht in die Kamera zu schauen und so dreckig wie echte Techniker und Kämpfer auszusehen. Die einzigen ungewöhnlichen Figuren sind Kim, die Mechanikerin, die keineswegs auf den Mund gefallen ist, und Gio, der Öko-Aktivist mit den dicken Muckis. An ihnen rutschen Klischees ab. Kim fand ich interessant, aber Gio fand ich lächerlich, denn seine Muskeln hat er wohl nicht beim Salatessen erworben, sondern anhand einiger saftiger Steaks.
Die Spezialeffekte stammen fast alle aus dem Computer. Das dürfte den Herstellungspreis für diesen Streifen etwas in die Höhe getrieben haben. Als Ausgleich musste man dafür keine Plattform durch teure Pyrotechnik demolieren. Alle Explosionen, Flammen, Regengüsse etc. stammen offensichtlich aus dem heißen Intel-Herz einer Rechnerfarm.
Die DVD
Technische Infos:
Bildformate: 1,85:1 (16:9)
Tonformate: D in Dolby Surround, DTS und DD 5.1, Englisch in DD 2.0 und DD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
- Originaltrailer
- Diaschau
- Trailershow
- Filmografien
- Audiokommentar des Regisseurs und Crew
- "Musical" (Music Gag Reel)
Mein Eindruck: die DVD
Wenn man einen DVD-Player mit DTS-Dekoder sein Eigen nennt, so darf man sich glücklich schätzen. Denn der DTS-Sound wertet diesen Streifen um einiges auf – was angesichts der mageren Schauwerte auch dringend vonnöten ist. Das Bild gibt ebenfalls keinen Anlass zur Klage, es sei denn, man würde dem Kameramann vorwerfen, er habe nur Mist abgelichtet.
Das Bonusmaterial ist bunt gemischt: Filmografien von vier der – sowieso weitgehend unbekannten – Darsteller wechseln sich mit einer drögen Diaschau ab. Den Originaltrailer und die Trailershow schreibt man gleich als Werbung ab. Interessanter sind da schon der Audiokommentar von Regisseur Andrew Prendergast, den ich mir habe entgehen lassen (*seufz*) und sein Sahnehäubchen: das Gag-Reel.
Das Gag-Reel ist insofern der einzige lustige Aspekt der gesamten DVD, als hier der Regisseur in Versen singt! Ganz so, als träte er in einem Musical auf: "Trapped on this oil rig, nobody loves me", lautet der Refrain, den am Schluss die ganze Truppe mitsingt. Erst treten die Darsteller auf, dann Mitglieder der Crew und schließlich sogar einer der Würmer (er sieht echt traurig aus, wenn er nichts zu fressen hat). Weil hier die Untertitel fehlen, muss der Zuschauer schon die nötigen Englischkenntnisse mitbringen. Ansonsten lässt sich nur festhalten: ein netter, sympathischer Einfall, der bezeugt, dass der Regisseur über eine gute Portion selbstironischen Humor verfügt.
Unterm Strich
"Parasite" sieht aus, als hätte man ein Computerspiel auf die Leinwand übertragen. In der zweiten Hälfte der Story rennen alle um ihr Leben, nacheinander fällt alles auseinander und eine Explosion jagt die nächste. Wenigstens ist es keine Schlachtplatte à la "Doom". Nur das Spielprinzip der "zehn kleinen Negerlein" ist natürlich unübersehbar, und man kann sich einen Spaß daraus machen, zu erraten, wer am Schluss übrig bleibt, um davon zu erzählen (so war es ja auch in "Moby Dick"). Hier wird immenses Potenzial an echtem Horror verschenkt, der ja bekanntlich von den Sünden der Vergangenheit lebt. Um dies angemessen umsetzen zu können, hätte es aber einer ganzen anderen Produktion bedurft.
So bleibt als Pluspunkt lediglich festzuhalten, dass man sich als Horror- und Spielfan ein paar nette anderthalb Stunden machen kann, in denen man seinen Kopf nicht anzustrengen braucht.
- Redakteur:
- Michael Matzer