Project Blue Earth SOS Vol. 1
- Regie:
- Tensai Okamura
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
14.03.2008 | 12:07Story
Die Erfindung des G-Reaktions-Antriebs soll ein neues wissenschaftliches Zeitalter einläuten, entwickelt sich jedoch bereits beim Test des Prototyps zu einem mittelschweren Fiasko. Das erste Kampfflugzeug wird von einer Welle regenbogenfarbener Lichter heimgesucht und verschwindet, scheinbar explodiert, in den Weiten des Alls.
Fünf Jahre später hat man den Glauben an die spezielle Antriebsform immer noch nicht aufgegeben. Ein Stromlinienzug soll mit Hilfe der G-Reaktion neue Dimensionen des Personalverkehrs öffnen und steht kurz vor seiner Jungfernfahrt. Unter den zahlreichen staunenden Gästen befinden sich auch Penny Carter und Billy Kimura, zwei jugendliche Wissenschaftler, die sich der drohenden Gefahr des Antriebs bewusst sind. Und sie sollen Recht behalten: Noch vor der Abfahrt wird der Zug neutralisiert und macht die Öffentlichkeit erstmals zu Zeugen der extraterrestrischen Bedrohung.
In Konkurrenz zueinander gehen Billy und Penny den Dingen auf die Spur und entdecken, dass die Welthauptstadt Metropolitan ebenso wie die gesamte Erde von einer aggressiven außerirdischen Rasse bedroht wird. Eine Invasion steht unmittelbar bevor, und als tatsächlich der Angriff auf Metropolitan erfolgt, scheint die Bevölkerung schutzlos ausgeliefert. Doch just in dem Moment taucht jemand auf, den man bereits auf ewig verschollen wähnte ...
Persönlicher Eindruck
'Retro' heißt das Schlagwort, welches bei "Project Blue Earth SOS" wohl am deutlichsten greift. Regisseur Tensai Okamura nutzte bei seinem 2006er Anime-Projekt die Gelegenheit, seine Passion für die Science-Fiction der 50er und 60 zu integrieren, das Ganze aber dennoch in einem halbwegs futuristischen Design zu präsentieren. Die Storyline ist unterdessen weitestgehend klassisch; der Erde droht die Invasion durch eine feindliche Rasse, die sich unter ganz mysteriösen Umständen in die Atmosphäre schleicht und dort mit wachsender Dauer für immer deutlicheres Unheil sorgt. Dies ist im Grunde genommen auch schon der grobe Rahmen für die ersten von insgesamt zwölf Folgen, die "Project Blue Earth SOS" schließlich umfassen wird, wenngleich die Serie von einem gewissen Mystery-Feeling begleitet wird, welches die konventionellen Raster der ursprünglichen Science-Fiction-Unterhaltung letzten Endes dann doch noch sprengt.
Wesentlich spektakulärer als der kurze Blick auf die Inhaltsangabe ist indes das allgemeine Setting, in welches Okamura die Story platziert. Die Ereignisse spielen in einer rückwirkenden Zukunftsvision, die das Jahr 2000 zeigt, welches aus der Perspektive der Serie eine noch heftigere technologische Entwicklung mit sich bringt. Die Schauplätze der Handlung sind durch und durch futuristisch, die Gerätschaften und Fortbewegungsmittel eher das, was man aus den einschlägigen Weltraum-Epen kennt. Interessant ist hier allerdings in erster Linie, wie es dem Regisseur gelungen ist, diese Umgebung glaubhaft zu verkaufen bzw. das urtümliche Flair des offenkundigen Inspirationsquells in die heutige Zeit zu transferieren. Retro zu sein, bedeutet schließlich nicht bloß, Elemente älterer Erfolgsperioden neu aufzukochen, sondern ganz besonders auch, dabei die üblichen Klischees in einer Art und Weise zu modifizieren, dass sie auch für die Jetztzeit noch relevant sind – und dies stellt gerade auf dem Gebiet der Science-Fiction eine äußerst schwierige Herausforderung dar, wurde hier jedoch gerade in Sachen atmosphärischer Darbietung insgesamt vorzüglich umgesetzt.
Ebenfalls erstklassig sind die einzelnen Charakterzeichnungen, in denen ebenfalls gängige Klischees aufgegriffen werden, die jedoch für den eigensinnigen Unterton der Serie wirklich prädestiniert scheinen. Hauptdarsteller Billy Kimura als Pendant zu James Bond und dem verrückten Professor zugleich ist stets eine Augenweide, sein stiller Konkurrent Penny Carter als neunmalkluger, souveräner Sunnyboy nicht minder. Hinzu kommt der alt eingesessene Captain Clayton, seines Zeichens Sturkopf von höchstem militärischen Rang, der das Team bei der Bekämpfung der Invasion unterstützt, hierbei jedoch noch immer die empfehlenswertesten Mittel anbietet. Und damit seien nur einige der tragenden, wirklich toll in Szene gesetzten Figuren aus "Project Blue Earth SOS" genannt!
Das exquisite Zusammenspiel von Thematik, Dynamik und Charakterentwicklung ist unter diesen Rahmenbedingungen daher nur noch Formsache. Die ersten vier Episoden - zwei Doppelfolgen - schreiten stringent und gradlinig voran, offenbaren dennoch reichlich intelligenten Humor und bieten tatsächlich eine fantastische Atmosphäre, die irgendwo zwischen den ersten Science-Fiction-Gehversuchen und den Agenten-Thrillern der 70er angesiedelt ist. Da auch die technischen Voraussetzungen des ersten Silberlings optimal sind (Synchronisation, Bild und Ton sind beispielhaft) und es zusätzlich sogar noch einen Einblick in die Pressevorstellung des Materials zu sehen gibt, liegt eine klare Empfehlung für das neue Schmuckstück aus dem Hause Panini also auf der Hand - und soll für Okamuras zweites offenkundiges Meisterwerk nach "Wolf's Rain" auch ausgesprochen werden. "Project Blue Earth SOS 1" ist Pflichtware für das sich stets weiter ausdehnende Retro-Publikum!
http://www.paninicomics.de/?s=Panini-Video&gs_gruppe=5
- Redakteur:
- Björn Backes