Schöne und das Biest, Die (Collectors Edition)
- Regie:
- Jean Cocteau
- Jahr:
- 1946
- Genre:
- Märchen
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- Le Belle et la Bête
1 Review(s)
14.01.2006 | 10:22Momentan ist "Die Schöne und das Biest" wieder in aller Munde. Das gleichnamige Musical verkauft tagtäglich das Metronom in Oberhausen aus und kann jetzt schon als voller Erfolg gewertet werden, und auch der Zeichentrickfilm von Walt Disney, der dieses Märchen erst richtig berühmt gemacht hat, wird zum Vergleich wieder einmal herausgekramt, um den Zauber perfekt zu machen. Vor genau einer Woche habe ich mir besagtes Musical selber angeschaut und war zutiefst beeindruckt von der perfekten Darbietung der Schauspieler/Sänger, wusste aber da noch gar nicht, dass der Originalfilm aus dem Jahre 1946 dieser Tage ebenfalls neu aufgelegt wurde. Nun, so schnell kann's gehen ...
Story:
Als Bellas Vater sich eines Tages im Wald verirrt, findet er in einem seltsamen Schloss Unterschlupf. Dort stößt er auf ein abscheuliches Biest, das ihn gefangen nimmt und nur unter der Bedingung, dass eine seiner drei Töchter an seiner statt in diesem Schloss wohnt, wieder freilassen möchte. Obwohl ihr Vater mit dieser Vereinbarung nicht einverstanden ist, muss er sich auf den Tauschhandel einlassen und ist von da an wieder frei.
Bella ist die Auserwählte und lebt von nun an im den Hallen des Biests und kann dort sehr schnell das grausame Monster bekehren und dessen Herz erweichen. Dann aber erfährt Bella, dass ihr Vater im Sterben liegt und bittet darum, zu ihm zurückzukehren. Unter der Bedingung, dass sie nur eine Woche fernbleibt, darf Bella tatsächlich gehen. Bei ihrer Rückkehr kommt schließlich die Sprache auf das Biest: Es entstehen Pläne, die Bestie zu töten und seine Herrschaft über das Schloss zu beenden. Doch Bella hat mittlerweile Gefühle für das Biest entwickelt und will bei ihm bleiben ...
Meine Meinung:
Der Film ist direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden, also vor genau 60 Jahren, und dementsprechend simpel ist er schließlich auch aufgebaut. Allerdings hat man für das Original von "Die Schöne und das Biest" einige fabelhafte Kulissen und Kostüme gewählt, die auch beim Schwarzweiß-Bild wunderbar zur Geltung kommen. Vor allem die Darstellung der Bestie und der Bewohner in ihrem Schloss ist den Machern sehr gut gelungen. Das Monster sieht wirklich sehr fies und hässlich aus, und genau das konnte man ja in der Disney-Produktion wegen des deutlich jüngeren Zielpublikums nicht realisieren. Dort sah ja selbst das Biest noch relativ niedlich aus ...
Ja, die Disney-Variante, die muss wohl zum Vergleich öfter herhalten, denn auch wenn die Handlung in groben Zügen gleich ist, so finden sich doch zahlreiche Unterschiede. Abgesehen von der äußerlichen Darstellung des Biests ist auch seine Gemütslage in dieser ursprünglichen Fassung eine ganz andere. Das Monster mag zwar gemein und abschreckend aussehen, aber es ist hier beileibe nicht so bösartig und findet so auch schneller Zugang zu Bella (die in der Zeichentrickverfilmung noch Belle heißt). Außerdem liegt der Fokus der Handlung im Original nicht schwerpunktmäßig auf den Geschehnissen im Schloss. Bellas eigentlicher Wohnsitz und die Ereignisse dort bekommen genauso viel Raum wie die Dialoge zwischen Bella und dem Biest.
Auch die Charaktere in den beiden Filmen unterscheiden sich. So treten hier auch Bellas beide Schwestern auf, die bei Disney gar keine Erwähnung finden. Auch die potenziellen 'Retter', die das Mädchen vor dem Biest schützen und dieses töten wollen, sind andere. Und darin, dass der Vater hier im Sterben liegt, gibt es in der jugendlicheren Variante auch keine Übereinstimmung.
Mir persönlich gefällt die Disney-Fassung ehrlich gesagt ein wenig besser, aber das mag auch daran liegen, dass ich generell ein sehr großer Fan der amerikanischen Zeichentrickfirma bin. Das soll allerdings nichts über die Qualität der Unterhaltung des hier vorliegenden Märchens aussagen, denn die ist ausgesprochen hoch. Die Handlung ist voller Wendungen und dadurch auch ziemlich spannend, die Rolle von Gut und Böse ist auch klar verteilt und die Requisite ist - vor allem im Hinblick auf die Entstehungszeit - vorzüglich. Die wichtigsten Kriterien für diese Filmgattung sind also ganz klar erfüllt und auch prima umgesetzt, weshalb der Status des Klassikers auch innerhalb des knapp 90-minütigen Streifens auch vollommen gerechtfertigt ist. Schade ist eben nur, dass man schon 'vorgeschädigt' ist, also eigentlich von vornherein weiß, wie die Geschichte verläuft, aber trotzdem macht es auch in diesem Fall sehr viel Spaß, dieses cineastische Schmuckstück anzuschauen.
Die DVD-Version des Films kommt in der Collectors Edition als Doppel-DVD auf den Markt, wobei die zweite Scheibe noch rund 60 Minuten Bonusmaterial enthält. Zu finden sind hier einige Interviews mit Personen, die an der damaligen Produktion beteiligt waren, einzelne Dokumentationen über die Restauration des recht alten Streifens, ein Booklet mit genauen Szenebeschreibungen sowie Sequenzen mit weiteren Eindrücken von den Dreharbeiten. Dazu gibt es die üblichen Extras wie Biografien, eine Bildergalerie und verschiedene Trailer.
In der Reihe "Meisterwerke der Filmgeschichte" kommt mit "Die Schöne und das Biest" eines der bekanntesten und auch schönsten Märchen der Filmgeschichte erstmals in der Realfassung als DVD auf den Markt und glänzt neben der romantischen Handlung vor allem durch eine sehr hübsche Aufmachung und tolle Extras. Das ist genau der richtige Stoff für Märchenfreunde und daher auch dringend empfehlenswert.
- Redakteur:
- Björn Backes