Shadow of Fear
- Regie:
- Rich Cowan
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
1 Review(s)
18.07.2006 | 19:04Potenzial verschenkt: ein "Schatten" zum Vergessen
Harrison Frenchs Leben fällt in sich zusammen. Als ein wichtiges Geschäft nicht zustande kommt, ist er kurz davor, alles zu verlieren. Dann muss er auch noch die Leiche des Mannes loswerden, den er aus Versehen überfahren hat. Als ein reicher Geschäftsmann ihm anbietet, seine Probleme zu lösen, nimmt French das Angebot dankend an. Doch er kann nicht ahnen, dass er damit einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat … (Verlagsinfo)
Filminfos
O-Titel: Shadow of Fear (USA 2004)
Dt. Vertrieb: e-m-s (Verleih: 15.06.2006; Verkauf: 17.08.2006)
FSK: ab 16
Länge: ca. 85 Min.
Regisseur: Rich Cowan
Drehbuch: Matthew Holloway & Arthur Marcum
Musik: Steve Edwards
Darsteller: James Spader ("Secretary, "Stargate", "Wolf"), Matt Davis ("Below", "Düstere Legenden 2"), Aidan Quinn ("The Mission"), Robin Tunney ("End of Days"), Peter Coyote ("Bitter Moon"), Alice Krige ("First Contact") u. a.
Handlung
In Spokane, Idaho, hat der Anwalt und Steuerberater William Ashbury (James Spader) einen exklusiven Zirkel gegründet, dem einige Honoratioren angehören, darunter der Kongressabgeordnete Douglas Henderson (Peter Coyote). Der hat seinen Schwiegersohn Harrison French (Matt Davis), den Mann seiner Tochter Wynn (Robin Tunney), eingeladen, an einem dieser Herrenabende teilnehmen. Wie immer findet das Treffen an einem Dienstag statt. Doch weil Harrison gerade einen wichtigen Auftrag verloren hat, fühlt er sich noch ganz bereit dazu mitzumachen, trinkt aber noch ein Glas des edlen Single Malt Whiskys (Glenlivet) und fährt anschließend nach Hause.
Allerdings regnet es heftig, und als er für einen Moment abgelenkt ist, überfährt Harrison einen Mann, der mitten auf der Straße steht. Was hatte der dort zu suchen? Das fragt er sich erst später. Zunächst schleppt er die Leiche ins Gebüsch und deckt sie zu. Vor einer Polizeikontrolle wechselt er flugs die blutverschmierten Klamotten und kommt unbehelligt zu Hause an. Es ist ein Uhr nachts, aber als Harrison Wynn gesteht, er habe jemanden umgebracht, hält sie das für einen Scherz. Sie will ihn lieber vernaschen, aber dazu ist er zu "müde".
Am nächsten Morgen verkünden die Nachrichten, dass eine Bank überfallen worden sei. Wynn ist erschüttert, denn ihre Mutter Margie (Alice Krige) war nur eine Stunde zuvor auf dieser Bank. Wie leicht hätte ihr etwas passieren können? Die zwei Räuber erbeuteten 200.000 Dollar. Der Verdacht kommt auf, dass einer der beiden der drogenabhängige Chris Henderson ist. Und Harrison glaubt nun, er habe Chris überfahren. Er bringt es nicht übers Herz, seiner Frau zu sagen, er haben ihren Bruder auf dem Gewissen. Sie glaubt vielmehr, er habe etwas mit dem Überfall zu tun und wirft belastende Kleidungsstücke in den Fluss. Wer hat ihr dazu geraten? Sie identifiziert Chris’ Leiche anhand einer Tätowierung.
Ashbury vermutet, dass Harrison etwas angestellt hat, und nach mehrmaligem Bitten erzählt er es Ashbury. Der setzt einen geheimen und, wie sich herausstellt, perfiden Plan in Gang, um Harrison zu entlasten. Doch dafür schuldet dieser ihm etwas. Weil Detective Scofield (Aidan Quinn) in den Plan nicht eingeweiht ist, schnüffelt er hinter Harrison her und setzt ihn somit unter Druck. Als Scofield Harrison verhört, lässt Ashbury seinen Mandanten heftig schwitzen, bevor er ihn wieder in die Freiheit entlässt. Jetzt schuldet ihm Harrison noch mehr.
Aber was ist es, was ein Mann wie Ashbury von einem jungen erfolgreichen, aber verzweifelten Geschäftsmann in Spokane will? Ganz einfach: Ashbury hat in seiner Sammlung erpresster Helfer, dem Dienstagsklub, schon Diebe, Betrüger, Ehebrecher und vieles andere, aber er hat noch keinen Killer. Jetzt muss sich Harrison schnell etwas einfallen lassen, sonst schnappt die Falle zu.
Mein Eindruck
Schon zu Beginn bremst der Film, der ein Thriller sein will, den Zuschauer aus, der einen Krimi sehen will. Stattdessen sehen wir einen jungen Geschäftsmann rat- und hilflos am Straßenrand im Regen stehen. Man möchte ihm am liebsten in den Hintern treten, um ihn auf Trab zu bringen. Was dem Film fehlt, ist ein Prolog, der Spannung erzeugt und das Tempo verdeutlicht. Das Tempo ist nämlich so langsam, dass mir fast das Gesicht einschlief, und wird nur sehr langsam schneller. Erst am Schluss, als Harrison seinen eigenen Plan umsetzt, kommt so etwas wie Spannung auf. Kein Wunder: Es ist ein Showdown nötig, um den Zuschauer von seinen Qualen zu erlösen.
Die Handlung bewegt sich fast durchweg nur auf der Ebene der oberen Hundert (von Zehntausend lässt sich bei einer so kleinen Stadt kaum reden) von Spokane. Es sind die Steuermänner, aber auch die Dunkelmänner der Gesellschaft, die sich dienstags bei Ashbury treffen. Ein weiterer Anlass ist der Debütantinnenball, nur dass ihre Töchter sich schön wie Blumen präsentieren, während die sündigen Väter ihren Singele Malt Whisky süffeln, weil es ihnen so beschissen geht.
Und die Frauen dieser Steuermänner sind manchmal eine Ware, manchmal eine Währung, oft eine lohnende Beute, ein kurzes Vergnügen (wie Blumen, die man pflücken soll, wenn sie noch blühen). Sind die so blöd, oder tun sie nur so ahnungslos? Wenigstens Wynn French (Robin Tunney) scheint etwas kapiert zu haben und im Schilde zu führen, von dem ihr Männe keine Ahnung hat – bis es fast zu spät ist.
Dieser Männe, verkörpert von Matt Davis, ist der eigentliche Schwachpunkt unter den Darstellern. Ich habe ihm seine Rolle des Geschäftsmannes – er könnte ein Investmentmanager sein – einfach nicht abgenommen, vielleicht weil er mir dafür zu jung erschien oder zu unbeholfen-naiv. Sein Verhalten nach dem Unfall ist auch nicht gerade dazu angetan, mich vom Gegenteil zu überzeugen.
James Spader ist auch so ein Reinfall. In "Shadow of Fear" spielt er den gewieften und skrupellosen Emporkömmling Ashbury, ein Junggeselle, der sich mit den Frauen seiner Handlanger vergnügt. Aber was ist Ashburys Motiv? Will er die Stadt korrumpieren? Das hat er bereits geschafft. Will er alle Frauen flachlegen? Macht er ja schon. Will er die Stadt regieren? Dazu könnte es noch kommen, aber dazu müsste er sich erst einmal als Kandidat aufstellen lassen. Über Henderson hätte er schon einen Fuß im US-Kongress. Letzten Endes bleibt Ashbury ein Rätsel, eine Leerstelle, und nur seine Methode und deren Ergebnisse werden sichtbar gemacht.
Doch diese Rolle ist möglicherweise eine Nummer zu groß für den Schauspieler James Spader. Okay, das Sensibelchen, das er in "Sex, Lügen und Videos" gespielt hat, ist längst passé. Aber den neuen Tycoon und Strippenzieher nehme ich ihm auch nicht ab. Im Vergleich zu anderen Strippenziehern wie etwa dem Sicherheitsberater Bob in Kevin Klins Präsidentenkomödie "Dave" ist Spaders Ashbury nur ein kleines Licht. Er tut zwar eiskalt und handelt auch, wenn’s nötig ist, unverzüglich, aber sein persönlicher Ausdruck passt nicht dazu. Es ist nämlich der Mangel an Ausdruck, der ihn gegenüber der Konkurrenz verblassen lässt. Kein eisiges Starren, keine jovialen Gesten, nicht einmal eine heisere Stimme wie sie Marlon Brando in "Der Pate" so eindrucksvoll gebracht hat.
Übrig bleibt ein TV-Krimi, der von der Story und den Darstellern her gut angelegt ist, aber in der Ausführung scheitert. Ich lege das vor allem dem Regisseur zur Last. Seine typische Körperhaltung besteht darin, die Arme vor der Brust zu kreuzen, als wolle er das Geschehen von sich fern halten. Damit hat er vollen Erfolg, und das Ergebnis vergisst man am liebsten sofort wieder.
Übrigens habe ich beim Ansehen der Originalfassung festgestellt, dass es vor allem die Stimmen sind, die das Gefühl transportieren, dass hier Menschen handeln und nicht bloß Pappkameraden. Doch diese Leistung der namhaften Schauspieler Coyote, Krige, Spader und Quinn geht durch die deutsche Synchronisation völlig verloren. Ich rate daher dazu, nur die Originalfassung anzusehen.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
Tonformate: D in DD 5.1, Englisch in DD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras:
- Trailer
- Trailershow
- Making-of (engl., 14:30 Min.)
Mein Eindruck: die DVD
Neben der Werbung in Form von Trailer und Trailershow bietet die DVD auch ein Making-of, das knapp eine Viertelstunde dauert. Zuerst sagen die drei Produzenten Salvatore, Daly und Ornston, warum sie das Projekt realisiert haben. Wie sich herausstellt, fanden sie nicht nur das Skript gut, sondern als James Spader zusagte, kamen auch eine ganze Reihe anderer Big Names wie Peter Coyote und Aidan Quinn an Bord. Regisseur Rich Cowan drückt seine Bewunderung für diese Profis aus, wie sich das gehört. Die Profis ihrerseits loben den Regisseur, die Kollegen, die Produzenten usw.
Aber es gab auch gewisse Härten. So etwa mussten Matt Davis und James Spader bei ihrem Showdown minutenlang im künstlichen Regen stehen und wurden dabei bis auf die Knochen nass. Peter Coyote droht seiner Kollegin Sarah Ann Schultz, dass wenn sie noch einmal ihre Zeilen versaue, er sie eigenhändig k.o. schlagen werde. Das muss wohl geholfen haben, meint sie, denn von da ab klappte alles bei ihr.
Abschließend verleumdet Andrew Harris, der Darsteller von Chris Henderson, Matt Davis, den Darsteller von Harrison French, diverser Ungehörigkeiten. aber das muss wohl als Scherz gemeint gewesen sein. Über die Aussage des Films verliert niemand ein Wort. Das bleibt Leuten wie mir überlassen.
Übrigens gibt es weder im Making-of noch im Film irgendwelche Untertitel. Wer also die Interviews genießen will, muss schon gute Englischkenntnisse mitbringen.
Unterm Strich
Ich habe mich die meiste Zeit unsäglich gelangweilt. Obwohl die Darstellerriege namhafte Schauspieler vorzuweisen hat und der Plot sich allmählich interessant entwickelt, ist die Umsetzung doch viel zu langsam geraten. Bei diesem Society-Thriller verharrt die Regie auf TV-Niveau. Mit zu diesem negativen Eindruck tragen sowohl die klischeehaften Dialoge wie auch die deutsche Synchronisation bei. Die deutschen Stimmen klingen gekünstelt und unpassend. Im Vergleich dazu sind die Originalstimmen auf dem Niveau eines Shakespearestückes, voller Gefühl und Dramatik. Ich kann also nur das Original empfehlen. Der Ausfall zweier tragender Rollen, den ich oben moniert haben, trägt auch nicht gerade zum Erfolg des Films bei.
Immerhin gibt es ein solides Making-of, das nicht nur alle namhaften Darsteller zu Wort kommen lässt (und zudem auch die Starlets), sondern auch einen typisch amerikanischen Humor durchblitzen lässt. Diese Ironie hätte dem Film gut angestanden und ihn beträchtlich aufgelockert. Für mich steht aber fest: Diesen "Schatten der Furcht" kann man gleich wieder vergessen.
- Redakteur:
- Michael Matzer