Unerschrockenen, Die
- Regie:
- Andrew V. McLaglen
- Jahr:
- 1968
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Hellfighters
1 Review(s)
09.07.2008 | 16:58Actionszenen hui, Rahmenhandlung gähn
Feuerwehrmann Chance Buckmann (John Wayne), der sich auf das Löschen von brennenden Ölquellen spezialisiert hat, gerät gemeinsam mit seinem Team bei weltweiten Löscheinsätzen immer wieder in lebensgefährliche Situationen. Als er bei einer Mission in Venezuela schwer verletzt wird, will Chance den Beruf an den Nagel hängen und sich um sein zerrüttetes Privatleben kümmern. Doch dann erfährt er, dass sein Kollege Greg Parker, der gleichzeitig der Mann seiner Tochter ist, bei einem Auftrag in Schwierigkeiten gerät. Um ihm zu helfen, will sich Chance ein letztes Mal der Flammenhölle stellen. (Verlagsinfo)
Filminfos
O-Titel: Hellfighters (USA 1968)
Dt. Vertrieb: Koch Media
Erscheinungsdatum: 28.03.2008
FSK: ab 16
Länge: ca. 116 Minuten
Regisseur: Andrew V. McLaglen ("Die Wildgänse kommen")
Drehbuch: Clair Huffaker ("Die Gewaltigen", 1967, und "Die Comancheros", 1961)
Musik: Leonard Rosenman
Darsteller: John Wayne (Chance), Vera Miles (Madelyn), Katharine Ross (Liz), Jim Hutton (Greg) u. a.
Handlung
Chance Buckmann (John Wayne) ist der Geschäftsführer einer Firma, die sich auf das Löschen brennender Ölquellen spezialisiert hat und fast schon ein Monopol entwickelte. Das Einsatzgebiet ist somit die ganze Welt. Sein jüngerer Partner ist Greg Parker (Jim Hutton), allerdings ein wahrer Schürzenjäger vor dem Herrn, der nichts anbrennen lässt.
Beim neuesten Einsatzbefehl befindet sich Buckmann gerade auf dem Rückflug im Privatjet von Lomax Oil, jenem Ölkonzern in Houston, der ihm durch Jack Lomax am engsten verbunden ist. Und Greg Parker lässt sich nur in Acapulco erreichen. Immerhin: Der dramatische Einsatz vor Ort verläuft erfolgreich. Der Lomax-Vorarbeiter erklärt einem TV-Reporter, was sich abspielt, so dass es auch der letzte Zuschauer kapiert. Da passiert es: Chance ist gerade auf dem Rückweg zu seinem Wohnwagen, um den Erfolg zu feiern, als ihn zwei Bulldozer in die Zange nehmen und schwer verletzen. Greg ruft sofort die bereitstehende Ambulanz.
Während Chance nach der OP auf der Intensivstation liegt, kümmert sich Greg aber auch um Familienzusammenführung. Leichter gesagt als getan. Chances Frau Madelyn (Vera Miles) hat sich von ihm vor 15 Jahren getrennt, weil sie die Angst um den Mann nicht ertrug, und nahm ihr sechsjähriges Töchterchen Liz (K. Ross) mit. Finanzielle Unabhängigkeit sicherte ihr ihre Familie zu, die einen Kaufhauskonzern besitzt. Nun holt Greg in Wyoming das Töchterchen ab, um es zu Papi zu bringen. Aber das Töchterchen Liz ist inzwischen volljährig (21), kann selbständig denken und ist keineswegs auf den Mund gefallen. Das findet Greg einigermaßen gewöhnungsbedürftig.
Weil ihr Vater weiterhin auf der Intensivstation schläft, hat Liz Zeit, sich mit Greg und seiner Arbeit vertraut zu machen - schließlich ist dies ja die Welt ihres Vaters, den sie kaum kennengelernt hat. Als ein Auftrag Greg nach Louisiana führt, fährt ihm Liz einfach hinterher und beobachtet, wie er arbeitet. Anders als ihre Mutter verspürt sie keinerlei Angst bei Gregs gefährlicher Tätigkeit.
Als Chance erwacht und davon erfährt, gibt er Greg erstmal eins auf die Nase. Liz macht ihm klar, dass Greg von nun an sein Schwiegersohn sei, denn sie hätten in New Orleans geheiratet. Als die Mutter endlich aus Europa zurückkehrt, geht Greg und Chance der Arsch auf Grundeis, so viel Bammel haben sie vor Madelyn. Abgesehen von ihrem scheußlichen apfelgrünen Kleid ist die Lady aber richtig angenehm, und wie sich nach einem Streit zwischen den Damen herausstellt, sogar an einer Aussöhnung mit Chance interessiert.
In Malaya beweisen Chance und Greg, dass sie immer noch fest zueinander halten, indem Chance Greg das Leben rettet. Doch danach setzt sich Chance als Feuerwehrmann zur Ruhe. Erst als Greg und Liz in Venezuela in den Krieg der Regierung mit der lokalen Guerilla geraten, zieht es Chance wieder weg vom Schreibtisch hinaus in die raue Welt der Ölbohrer.
Mein Eindruck
Das Drehbuch verarbeitet das Leben des größten Feuerwehrmannes aller Zeiten, nämlich von Red Adair. Er arbeitete in über zweitausend Einsätzen und machte damit ein Vermögen. Ohne ihn und seine Spezialisten wären auch die Brände der 500 Ölquellen in Kuweit, die Sadam Husseins abziehende Soldaten 1991 in Brand gesteckt hatten, nicht gelöscht worden. Es war die größte und längste Feuersbrunst aller Zeit, und man konnte sie sogar vom All aus sehen.
Natürlich gab es für das Universal Studio nur einen Schauspieler vom Format eines Red Adair: John Wayne, mit bürgerlichem Namen Marion Michael Morrison. Wayne bekam für seinen 151. Film das hübsche Sümmchen von einer Million Dollar bezahlt. Dabei hatte er jedoch nur in den wenigen Spielszenen des Films, die im Studio gedreht wurden, gut auszusehen, und trat in den Actionszenen nur selten oder gedoubelt auf.
Denn Universal hatte mit Adair einen cleveren Deal gemacht. Adairs Leute traten als technische Berater auf und erledigten vor laufender Kamera sogar einen echten Einsatz für einen Kunden - das Honorar von 100.000 Dollar zahlte das Studio. Mit McLaglen war der richtige Actionregisseur gefunden, auf dessen Konto bereits einige B-Western gingen. Leider bewies der Routinier bei den Studioszenen wenig Einfallsreichtum, und so wurde auch das allenfalls mittelmäßige Drehbuch in keiner Weise verbessert.
Neben den grässlichen Kostümen für Vera Miles und Katharine Ross sorgten auch banale Dialoge für wenig Lob bei der Filmkritik. Die Rückprojektion in Chances Büro gehört zu den Tiefpunkten der Spezialeffektkunst. Schwamm drüber! Die Actionszenen am Bohrloch sind wirklich spektakulär, und wer sie damals auf einer großen Leinwand mit ordentlichem Bass-Sound sah, erlebte wütende Gewalten hautnah. Eine winzige Ahnung dieses Effekts vermittelt, o Wunder, das Menü der DVD. Sie ist mit prasselnden Flammen in DD 5.1 Sound unterlegt, der Film selbst hingegen bietet nur DD 2.0. (Mehr dazu weiter unten.)
Das Finale in Venezuela bietet Rebellenangriffe mit allen Schikanen auf: angreifende Jeeps, Flugzeuge (aus dem Zweiten Weltkrieg) und auf der Lauer liegende Heckenschützen. Hubschrauber und Patrouillen sowie Flakgeschütze wehren sie ab, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Dazwischen tosen fünf brennende Ölfontänen. Dieses pittoreske Inferno ist eine Reprise des Prologs, in dem eine Ölquelle in Brand gerät - durch eine zerbrochene Glühbirne. Wie Red Adair in der Doku bestätigt, kam es bei seinen eigenen Einsatz mehrmals zu Rebellenangriffen, so dass die Szenen in Venezuela ein realistisches Szenario darstellen.
Allerdings erntete der zu Weihnachten 1968 veröffentlichte Film angesichts von epochalen Filmen wie "Easy Rider" und "The Wild Bunch" wenig Lob bei der Filmkritik. Vielmehr wirkt er heute wie einer der ultra-amerikanischen Propagandafilme à la "The Green Berets" (1968), in dem Wayne ebenfalls an Jim Huttons Seite drehte. Auch die Rahmenhandlung ist ein Rückfall in die braven Fünfziger, von rebellischer, Pot rauchender Hippiejugend weit und breit keine Spur. Die Filmzuschauer honorierten die Konservativität des Films dennoch, will man den Angaben des Booklets glauben.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 2.35:1 (16:9)
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras:
Original Kinotrailer
Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
Behind the Scenes (10 Minuten)
16-seitiges Booklet
Mein Eindruck: die DVD
Ziemlich klein gedruckt steht auf der Vorderseite des Schubers, dass diese DVD-Fassung digital überarbeitet wurde. Dabei ist dieses Leistungsmerkmal einer der größten Pluspunkte dieser Fassung. Das Bild ist von überraschender, um nicht zu sagen beeindruckender Qualität und Klarheit, der Ton in keiner Weise "versumpft", sondern ebenfalls sehr gut verständlich. Lediglich die Bässe hätten stärker sein können, wie ein Vergleich mit dem Sound des Menüs sofort zeigt.
1) Original Kinotrailer
Der 2:25 Minuten lange Original Kinotrailer macht sehr deutlich, dass dieser Film auf einer wahren Geschichte beruht, nämlich auf der von Red Adair.
2) Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
Diese umfangreiche Sektion ist in vier Abschnitte aufgeteilt:
2.a) Behind the Scenes: exakt 90 Bilder von den Dreharbeiten, darunter aber viele Standbilder von Motiven, die es nicht in den Film schafften, sowie Starporträts. Manche der Fotos sind im Booklet wiederzufinden.
2.b) Plakate: zehn internationale Filmposter
2.c) 13 Seiten Filmprogramme und Werberatschläge, darunter ein sehr kurioses: Es zeigt die knallroten Einsatzanzüge der Löschmannschaft in allen Details.
2.d) "Werbung": Darunter sind Aushangbilder zu verstehen, und die Sektion enthält 40 Stück davon.
3) Behind the Scenes (9:55 Minuten)
Dies ist eine amerikanische Dokumentation von semiprofessionellem Charme und in bescheidener Bildqualität (mit deutschen Untertiteln). John Wayne spricht den Anfang und erzählt, wie es zu dem Film und dem Dreh mit Adairs Leuten kam. Adair selbst unterhält sich mit Wayne, bevor eine Spielszene den Dialog veranschaulicht. Adair lobt vor allem die Stunts. Katharine Moss interviewt "Coots", Adairs Partner, der von den Gefühlen seiner Frau berichtet - und die somit Vera Miles' Figur widerspiegelt. Prompt folgt aufs Stichwort eine Vera-Miles-Szene. Es folgen weitere Dialoge und Szenen, einmal sieht man den schlaksigen Regisseur. Abschließend bestätigt Adair, dass es an 15 seiner Einsatzorte Rebellenangriffe gab.
4) 16-seitiges Booklet
Das Titelbild zeigt das gleiche heroische Foto von Wayne, das auch den Schuber ziert. Die Rückseite zeigt das Filmplakat, das als Hülle für die Amaray-Box dient. Neben weiteren Standbildern und Fotos vom Dreh (s. o.) enthält das Booklet vor allem einen kenntnisreichen Essay von Mike Siegel (eldorado-film.de), der auch die Kritik aufgreift und mit Ironie nicht geizt. Das stellt eine erfrischende Abwechslung zu den eher gediegenen Essays der Beiträge in den Western-Collection-Booklets dar.
Unterm Strich
Die Rahmenhandlung kann man im Prinzip vergessen, denn sie ist so thematisch banal wie reizlos inszeniert. Ganz anders hingegen die Actionszenen, die nicht nur die vier Brandeinsätze betreffen, sondern auch im Finale die Kampfhandlungen gegen die Rebellen. (Dass Vertreter von US-Konzernen und ihre Partner wie Buckmann & Co. das militärische Vorgehen gegen rebellische Störenfriede vor Ort absegnen, dürfte wohl klar sein.)
Die Optik der Brand- und Rettungsszenen ist einwandfrei, und das digital überarbeitete Bild der DVD sorgt dafür, dass die Wucht dieser Ausbrüche sowie die Dramatik der Rettungseinsätze voll zur Geltung kommen. Die Familienstory ist da eigentlich nur Beiwerk - die Ölbarone der Bush-Familie hätten sich sicherlich über die Propaganda aus Hollywood gefreut.
Die Extras der DVD reichen von einer Doku über eine umfangreiche Bildergalerie (ca. 150 Bilder) bis zu einem informativen Booklet. Das macht die Gesamt-DVD zu einer attraktiven Sammlerausgabe - die Nr. 4 der John-Wayne-Collection.
- Redakteur:
- Michael Matzer