War
- Regie:
- Atwell, Philip G.
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
1 Review(s)
03.06.2008 | 15:41Das geschieht:
Der asiatische Meisterkiller Rogue ist in die USA zurückgekehrt. FBI-Agent Jack Crawford wartet schon auf ihn: Vor drei Jahren hatten er und sein Kollege und Freund Tom Lone den Attentäter schon einmal gestellt, der jedoch, von Lone durch eine Pistolenkugel im Gesicht getroffen, im letzten Moment entkommen war. Bevor er untertauchte, rächte sich der entstellte Rogue und brachte Tom mitsamt seiner Familie um.
Seitdem ist Crawford von der Jagd auf den Killer besessen. Er setzt seine Privatfehde fort, obwohl Größeres auf dem Spiel steht: San Francisco droht ein mörderischer Unterwelt-Krieg! Der japanische Yakuza-Führer Shiro Yanagawa will in den USA zwei antike und äußerst wertvolle Pferdestatuetten verkaufen, die er vor Jahren den Changs, einem Clan der chinesischen Triaden, raubte. Deren letzter Überlebender Li konnte in die USA flüchten, wo er eine neue, schlagkräftige Bande aufgebaut hat und auf die Gelegenheit lauert, es Shiro heimzuzahlen.
Die bietet sich ihm dank Rogue, der bisher Shiros Söldner war, nun aber offenbar die Seiten gewechselt hat und von Chang mit offenen Armen empfangen wird. Shiros Yakuza-Soldaten setzen ihn mächtig unter Druck, nachdem er den Raub der Pferde angeordnet hat. Auf den Straßen von San Francisco gehen sich Yakuza und Triaden an die Gurgel. Die Sondereinheit für asiatisches Bandenwesen, der auch Crawford angehört, hat das Nachsehen, denn es scheint eine dritte, bisher unbekannte Partei zu geben, die den Krieg systematisch schürt.
Crawford setzt sich auf die Fährte seines Erzfeindes. Rogue nimmt die Herausforderung an. Ein tödliches Duell beginnt, während der Gangsterkrieg an Härte ständig zunimmt. Nur einer wird überleben, aber als die finale Konfrontation endlich ansteht, erfährt Crawford die Überraschung seines Lebens ...
Der Zauber gekonnter Handkanten-Dramaturgie
Martial Arts - zwei Worte, die den Fan, der Filmkunst meist aus dem Bauch heraus beurteilt, mit Vorfreude erfüllen. Das Genre zeigt Meister mehr oder weniger asiatischer Kampfkünste, die in meist dünnfädigen Storys Fäuste & Füße fliegen lassen. Vor allem die Filme, die tatsächlich in Asien entstehen, können in dieser Hinsicht Erstaunliches bieten, während Hollywood, in alten dramaturgischen Zwängen gefangen, lange das Nachsehen hatte und vor allem durch Peinlichkeiten auffiel.
Die US-Filmmetropole reagierte wie üblich und heuerte einfach die 'Originale' aus Fernost für gutes Geld an. Nicht nur Schauspieler wie Jet Li, sondern auch Regisseure und vor allem Kampf-Choreografen wurden eingekauft. In diesem Fall ist es Corey Yuen, ein Veteran des Hongkong-Kinos, ehemaliger Darsteller und schon lange selbst Regisseur. ("The Transporter" aus dem Jahre 2002 mit Jason Statham wurde von ihm inszeniert.) Er gehört zu den Filmleuten, denen der Spagat zwischen dem asiatischen und dem US-amerikanischen bzw. europäischen Unterhaltungs-Kino gelingt.
Yuen legte großen Wert auf eine 'realistische' Darstellung der Kämpfe. Deshalb hängen die Kombattanten nicht an (nachträglich retuschierten) Fäden, die ihnen wilde Flugshows gestatten, sondern prügeln sich mit dem, was sie am Ort der Auseinandersetzung vorfinden. Das wirkt trotzdem elegant, weil die Realität natürlich weitgehend ausgeschaltet bleibt. Im informativen Making-of wird offen zugegeben, dass körperliche Leistungen, wie sie Jet Li und Jason Statham scheinbar demonstrieren, nur sehr kurzfristig durchzuhalten sind.
Action ist nicht gleich Action
Viele Zuschauer haben das moniert und von halbstündigen Haufdrauf-Orgien der beiden Hauptdarsteller geträumt. Dies würde der Filmstory – so dürftig sie auch ist (s. u.) – freilich widersprechen. Das Geschehen bereitet die finale Schlacht zwischen Rogue und Crawford sorgfältig vor. Bis es soweit ist, sehen sie sich selten. Um zu zeigen, was sie können, gerben sie stattdessen unzähligen Strolchen das Fell und werden dabei von Yuens einfallsreicher Co-Regie unterstützt.
Hinzu kommen 'echte' Action-Szenen, die Automobile, Motorräder und andere Vehikel, die keineswegs flugfähig sind, durch die Luft wirbeln lassen; manchmal stockt dem Zuschauer der Atem, denn obwohl zumindest unsere beiden Hauptdarsteller stets kregel aus den Wracks krabbeln, wirken diese Verfolgungsjagden, Zusammenstöße und Explosionen sehr überzeugend.
Prinzipiell gilt das auch für die Szenen, in denen Schuss- und/oder Blankwaffen zum Einsatz kommen. Gewisse Schnitte lassen jedoch den Verdacht aufkommen, dass den hiesigen Zensoren die Originaltreue hier ein wenig zu weit ging und die berühmte Schere zum Einsatz kam; auch wenn "War" keine Jugendfreigabe besitzt, bedeutet dies längst nicht, dass der volljährige Zuschauer sehen wird, was er theoretisch sehen darf!
Wohltuend gedämpft sind die für das asiatische Kino typischen Machosprüche und Drohgebärden, die dem Zuschauer, der nicht diesem Kulturkreis angehört, im besten Fall theatralisch, aber ansonsten vor allem lächerlich vorkommen. In "War" hört man dennoch viel (zu viel) Blut-und-Ehre-Geschwätz, doch das ist ein Manko, das auch prägend für das westliche Action-B-Movie ist.
Entwarnung: Schauspielkunst bleibt außen vor
Ein Mann ist ein Mann und muss tun, was ein Mann tun muss; schon der Western kannte dieses Klischee, das der Action-Film treu bewahrte bzw. gern bis zur Lächerlichkeit übertreibt. Auch "War" bildet da keine Ausnahme. Sowohl Rogue als auch Crawford handeln nach persönlichen Kodizes, die wie ins hölzerne Innere ihrer harten Schädel geschnitzt wirken. Sie legen fest, wer umgelegt werden darf (böse Männer) und wer nicht (Frauen und Kinder), und sind auf jeden Fall wichtiger als Nebensächlichkeiten wie Familienpflichten oder Amtseide.
Imitiert die Kunst das Leben oder umgekehrt? Auf jeden Fall wurden die beiden Hauptrollen kongenial besetzt: Weder Jet Li noch Jason Statham sind als Schauspieler bekannt. Ihre Fans können beruhigt sein: Auch dieses Mal bleiben sie Darsteller, die entweder kernige Zweizeiler zwischen zusammengekniffenen Lippen zischen oder sich in körperliche Aktion flüchten. Das können sie am besten, dafür wurden sie - seien wir ehrlich - engagiert. Subtiles Schauspiel erschöpft sich in Filmen wie diesem darin, dass Agent Crawford nach dem Tod seines Partners das Rauchen aufgibt, um stattdessen wie dieser auf einem Zahnstocher zu kauen.
Vor allem Jet Li ist immer dann überzeugend, wenn er keine Miene verzieht und den Mund hält. Aus dem "Making-of" geht hervor, dass er weiterhin vor allem mit der US-amerikanischen Sprache ringt und sich artikulatorisch auch deshalb klug zurückhält. Das könnte zum Problem werden, denn auch Jet Li wird älter. Noch ist er von bemerkenswerter Fitness, aber unmerklich fährt er in seinen aktuellen Filmen den Anteil seiner Kampfeinsätze zurück und beschränkt sich lieber darauf, bedrohlich zu wirken.
Jason Statham ist trotz seines galoppierenden Haarausfalls noch einige Jahre jünger und muss sich in dieser Beziehung weniger Sorgen machen, zumal er nicht den asiatischen Kampfkoloss, sondern einen entfesselten Rächer-Cop mimt, dem Brachialität gut zu Gesicht steht. Ansonsten bewahrt auch ihn das Drehbuch vor echten Gefühlsausbrüchen, die durch starres Entsetzen (Freund plus Familie tot!) oder demonstrativen Grimm (Jetzt geht's dir an den Kragen, Strolch!) ersetzt werden; der Gesichtsausdruck ist identisch.
Frauen spielen in Filmen der "War"-Sparte keine Rolle, wenn sie nicht zu den Hauptdarstellerinnen gehören und ordentlich zuschlagen können. Also werden sie entweder ermordet (Diane Lone) oder gerettet (Maria Chang), sind aber auf jeden Fall Figuren ohne Mitspracherecht, die von den Männern der Handlung nach Belieben hin- und hergeschoben werden. Zwar darf Kira Yanagawa als gar böse Yakuza-Tochter bedrohlich mit dem Messer fuchteln und subalternes Gangsterpack zwingen, ihr Salat zu bringen, doch sobald sie einem richtigen Krieger - Rogue - begegnet, wirkt sie wie ein dummes, kleines Mädchen.
Als Film präsentiert sich "War" als Produkt hochprofessioneller Fachleute. Die Ausleuchtung ist nicht nur fast zu schön, um wahr zu sein, die Spezialeffekte sind makellos, Bild und Ton scharf bzw. knackig: "War" ist Fließbandware, aber das Fließband steht in Hollywood, und dort versteht man zumindest den handwerklichen Aspekt des Jobs!
Daten
Originaltitel: War (USA 2007)
Regie: Philip G. Atwell
Drehbuch: Lee Anthony Smith, Gregory J. Bradley
Kamera: Pierre Morel
Schnitt: Scott Richter
Musik: Bryan Tyler
Darsteller: Jet Li (Rogue), Jason Statham (Jack Crawford), John Lone (Li Chang), Devon Aoki (Kira Yanagawa), Terry Chen (Tom Lone), Luis Guzmán (Benny), Saul Rubinek (Dr. Sherman), Ryo Ishibashi (Shiro Yanagawa), Sung Kang (Goi), Mathew St. Patrick (Wick), Nadine Velazquez (Maria), Andrea Roth (Jenny Crawford), Kenneth Choi (Takada), Mark Cheng (Wu Ti) uva.
Vertrieb: Paramount Home Entertainment (www.paramount.de)
Erscheinungsdatum: 30.04.2008 (Verleih-DVD) bzw. 20.05.2008 (Kauf-DVD)
EAN: 4011976844785 (Kauf-DVD)
Bildformat: 16 : 9
Audio: Dolby DTS 5.1 (Deutsch), Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: ca. 98 min
FSK: keine Jugendfreigabe
DVD-Features
Bereits die Leih-Version der "War"-DVD erfreut den Betrachter mit diversen Extras. Selbstverständlich gibt es ein "Making-of", über das sich der Rezensent dieses Mal nur positiv äußern kann: Gegenseitige Lobeshymnen der besonders plumpen Art entfallen vollständig, stattdessen sprechen Regisseur, Drehbuchautoren, Hauptdarsteller u. a. am Film Beteiligte sachlich über ihre Arbeit. Vor allem Regisseur Philip G. Atwell kann mit allgemein verständlichen Hintergrundinformationen gefallen, während Jet Li (s. o.) sichtlich mit Sprachschwierigkeiten zu kämpfen hat.
Ähnlich erfreulich fallen die Audiokommentare des Regisseurs und der Autoren aus, die - verständlicherweise - zwar einer Selbsttäuschung unterliegen, weil sie "War" für einen richtig guten Film halten, aber in ihrem Stolz nie mit Infos geizen und offen auch Produktionsdetails ausplaudern, die vom alltäglichen Scheitern ehrgeiziger Drehbuch-Ideen aufgrund Geld- und Zeitmangels handeln.
Normalerweise sind die "Deleted und Extended Scenes" eines Films sehr interessant, weil sie Aufschluss darüber geben, dass eine Story ursprünglich gänzlich andere Wege ging. "War" blieb von entsprechenden Entwicklungen offensichtlich frei, denn die wenigen Sequenzen, die ihren Weg nicht in den fertigen Film fanden, sind in der Tat überflüssig, weil sie die Story nicht wirklich vertiefen. Eigentlich wünscht man sich als Zuschauer sogar, dass der Cutter ein wenig eifriger mit der Schere zu Werke gegangen wäre ...
Sehr stolz ist Regisseur Atwell darauf, dass "War" mit einer 'echten', d. h. symphonischen Filmmusik prunken kann. Komponist Bryan Tyler konnte sie sogar mit dem berühmten "London Symphony Orchestra" einspielen, was im Zeitalter digital erzeugten Billig-Gequäkes keine Selbstverständlichkeit ist. Das Feature "Film Music" konfrontiert den womöglich irritierten Action-Fan deshalb mit einer ausführlichen Darstellung der Arbeit am Soundtrack ... (Allerdings fragt sich der musikalisch bewanderte Zuschauer, ob das Ergebnis den Aufwand wirklich rechtfertigen kann: "War" bietet keine Filmmusik, die im Ohr haftet.)
Weitere Extras zum Film bietet die Website: http://www.war.film.de.
- Redakteur:
- Michael Drewniok