Western von Gestern - Zorro reitet wieder
- Regie:
- John English, William Wittney
- Jahr:
- 1937
- Genre:
- Western
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Zorro rides again
1 Review(s)
21.08.2006 | 12:38Prolog
Hey ihr Männer über 30! Die Kindheit ist schon lange vorbei, oder? Der Alltagstrott hat fast jeden von uns in der Mangel und schnürt uns jegliche Kreativität zum atmen – und zum spielen. Spielen. Das waren noch Zeiten, als wir uns (fast) alle noch zum Fasching verkleidet haben. Ich weiß zwar nicht, wie's bei euch war, aber ich war entweder Cowboy oder Zorro. Einen sehr großen Anteil an dieser Entscheidung hatte eine Vorabendserie, die Ende der Siebziger bzw. Anfang der Achtziger beim Zweiten Deutschen Fernsehen (den meisten auch heute noch unter ZDF bekannt) über die Mattscheibe flimmerte: "Western von Gestern".
Frankfurt, 1982: Klein-Tolscher hatte damals schon mächtig Hummeln im Allerwertesten und ist – bis auf die Nahrungsaufnahme und einigen wenigen Fernsehserien – fast ausschließlich draußen am Spielen. Doch Freitagnachmittag, pünktlich auf die Minute, kommt er außer Puste nach Hause gerannt, um sich vor die Mattscheibe zu setzen. Der Grund: "Western von Gestern"! Was habe ich diese Serie geliebt! Ganz davon abgesehen hat es zu meiner "musikalischen Bildung" einen erheblichen Anteil gehabt. Bevor ich Bandnamen wie SCORPIONS, METALLICA oder SLAYER unfallfrei buchstabieren konnte, hatte ich diverse Melodien der Vorabendserie in mein Kleinhirn aufgesaugt wie ein Schwamm – und bis zum heutigen Tag nicht vergessen. Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich mir die DVDs reinziehe, die der e-m-s-Verlag herausgebracht hat, womit wir auch schon beim Thema angekommen sind: "Zorro reitet wieder".
Die Story
Die California Yucatan Eisenbahngesellschaft hat einen sehr schweren Stand: Eisenbahnen und Gleisabschnitte stehen unter Dauerfeuer und werden ständig zerstört bzw. die Arbeiten daran sabotiert. Dahinter steckt Brad 'El Lobo' Dace (Richard Alexander), der im Auftrag von V.A. Marsden (Noah Berry) diese Aktionen leitet und Marsdens rechten Arm verkörpert. Marsdens Ziel ist es, Besitzer der California Yucatan zu werden, weshalb ihm jedes Mittel Recht ist, um an sein Ziel zu kommen. Rechtmäßige Inhaber der Eisenbahngesellschaft sind, neben Don Manuel Vega (Nigel de Brulier), die Geschwister Joyce (Helen Christian) und Philipp Andrews (Reed Howes). Wenige Tage nach der Ankunft von James Vega (John Carroll), dem Urenkel von Zorro, wird ein Streckenabschnitt der Eisenbahn in der Wüste von El Lobos Leuten überfallen, wo auf tragische Art und Weise Don Manuel Vega ums Leben kommt. Vordergründig spielt dabei James Vega den Weichling, aber hinter der Fassade tritt er immer wieder als Zorro verkleidet in Erscheinung, um in allen brenzligen Situationen den Andrews-Geschwistern zur Seite zu stehen. Dabei wird er tatkräftig von Renaldo (Duncan Renaldo) unterstützt, der als einziger weiß, wer hinter der Maske des Zorro steckt.
Hinter dem Gemälde des Großvaters liegt in der Höhle das Geheimversteck der beiden, von wo aus sie den Funkkontakt zwischen Marsden und El Lobo abhören, um ihnen immer wieder eine Spur voraus zu sein. Natürlich wissen die beiden Geschwister und das diabolische Duo El Lobo/Marsden nicht, wer sich hinter der Maske des Zorro verbirgt, was es James einfach macht, immer wieder in den entscheidenden Situationen der Eisenbahngesellschaft zur Seite zu stehen.
Mein Eindruck
Über sechs Folgen wird das Katz- und Mausspiel auf einem hohen Spannungslevel gehalten. Die Darsteller sind mit viel Herzblut bei der Sache, will heißen: Man sympathisiert auf Anhieb mit den Guten (James Vega, Renaldo und den Andrews-Geschwistern) und entwickelt einen Groll gegen die Bösen (El Lobo und Marsden). Dadurch, dass eine Folge ungefähr 25 Minuten dauert, kann man sich eine oder mehrere Folgen hintereinander anschauen, ohne dabei mit viereckigen Augen das heimische Wohnzimmer/Schlafzimmer zu verlassen. Interessant ist dabei die Tatsache, dass immer im entscheidenden Moment die Folge endet. Hat man als Kind qualvoll versucht eine Woche herumzukriegen, ohne dabei komplett am Rad zu drehen, so hat man hier den Vorteil, dass man sich einfach die nächste Folge anschaut. Ein Segen der DVD!
Am Anfang von jeder Folge (bis auf die erste natürlich) wird eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse der letzten Folge gezeigt, die man aber getrost überspringen kann. Man kann ruhigen Gewissens schreiben, dass wir's damals mit der ersten Western-Soap zu tun hatten. Da sage mal einer, Männer können mit Weekly-Soaps nix anfangen ;-).
Die DVD
Technische Daten:
Bildformate: 4:3 (Vollbild, s/w)
Tonformate: DD 2.0 (deutsch, mono)
Länge: ca. 150 min.
FSK: 12 Jahre
Ländercode: 2
Extras:
- 6seitiges Booklet mit Infos zu den wichtigsten Stars der Serie
- Western von Gestern" – Episodenführer
- Jugenderinnerungen: Interview mit Marc Keller (Mitinitiator der DVD und Fan der 1.
Stunde)
- Stab und Besetzung
Fazit
Wer mal wieder in Galoppschritten zu seinen Kindheitserinnerungen reiten möchte, kann beim Kauf dieser DVD (und den übrigen natürlich auch) nichts falsch machen. Ich persönlich find's schade, dass die DVDs ausschließlich in Deutsch gehalten sind, da es interessant wäre, die Originalstimmen zu hören. Aber so kann man das Hirn auf Stand-By schalten und einfach nur die Folgen genießen. Ansonsten gibt es an Bild- und Tonqualität nichts auszusetzen. Im Prinzip ist es wie bei Bud Spencer und Terence Hill-Filmen: Fand man als Kind die "Kampfszenen" klasse, so kann man sich als Erwachsener an den Dialogen erfreuen. So ähnlich ist es auch hier, denn als Kind hab ich die meisten Folgen nicht verstanden. Hauptsache die Schuss- und Kampfszenen waren Klasse! Absoluten Kultstatus genießen dabei die Kampfszenen, da 1937, als die Folgen gedreht wurden, die Tricktechnik nicht so ausgereift war wie heute. Also wurden die Kampfszenen doppelt oder drei Mal so schnell abgespielt, was schon fast an alte Charlie Chaplin-Filme erinnert und obendrein absoluten Kultstatus genießt. Ihr wisst also, was zu tun ist: Getränke kalt stellen, Knabberkram rausholen und in seligen Kindheitserinnerungen schwelgen.
- Redakteur:
- Tolga Karabagli