... es war mir ein Vergnügen
- Regie:
- Imo Moszkowicz
- Jahr:
- 1963
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
13.07.2006 | 09:27Story:
Thomas Andermatt führt ein erfülltes Leben. Er genießt als Generalmusikdirektor hohes berufliches Ansehen und hat sich ansonsten in seinem lockeren, von jeglichen Verpflichtungen befreiten Junggesellendasein eingerichtet. Als er von einer alten Freundin gebeten wird, sich ein wenig um ihre 18-jährige Tochter Nicole zu kümmern, ist das der Anfang vom Ende der Unkompliziertheit. Die Ballettschülerin steckt mitten in der Pubertät, verschleißt jede Woche einen Mann und hält ihren Aufpasser gehörig auf Trab. So muss sich Andermatt im Folgenden mit exzentrischen Musikern, erfolglosen Künstlern und anderen Typen herumschlagen, die von Nicole angeschleppt werden. Zu allem Überfluss gerät er auch noch selbst in den Liebes-Fokus des Mädchens.
Kritik:
"… es war mir ein Vergnügen" hat mich positiv überrascht. Ich hatte eigentlich mit einer typisch deutschen Sechziger-Jahre-Komödie gerechnet, die zumeist als Vehikel für irgendwelche Schlagerstars diente und im besten Fall in die Kategorie "leichte Unterhaltung" eingeordnet werden konnte. Zwar war auch Hauptdarstellerin Esther Ofarim zum damaligen Zeitpunkt gerade auf dem Weg, eine bekannte Sängerin zu werden (sie belegte im gleichen Jahr den zweiten Platz beim Eurovision Song Contest), jedoch hat man den vorliegenden Film nicht um sie herumgebastelt, sondern sie ganz "seriös" für die Rolle der Nicole besetzt. Da die Israelin drei Jahre zuvor bereits in dem US-Kriegsdrama "Exodus" mitgewirkt hatte, war die Schauspielerei zudem kein völliges Neuland. So bekommt man während der knapp 90 Minuten niemals den Eindruck, es mit einer berechnenden Nummernrevue zu tun zu haben.
Einen großen Reiz bezieht die Story aus dem angenehm klischeefrei gehaltenen Generationskonflikt der Hauptfiguren. Man bekommt nicht das stereotype Bild des besonnenen und über jeden Zweifel erhabenen Erwachsenen aufgetischt, was die Unterhaltungsfilme dieser Zeit nur allzu sehr bestimmt, sondern trifft in Thomas Andermatt auf einen Charakter, der in seinen Verhaltensweisen viel mit der jungen Nicole gemeinsam hat. Auch er ist alles andere als ein Beziehungsexperte und wechselt seine Partnerinnen mindestens genauso häufig wie seine Schutzbefohlene. Allerdings strebt er im Unterschied zu dieser auch gar keine feste Bindung an.
Bedenkt man das Entstehungsjahr des Films, so ist die Geschichte außerordentlich modern und wenig auf die Sehgewohnheiten und vor allem Moralvorstellungen der frühen Sechziger zugeschnitten. Der größte Aufreger der Story ist letztlich die nicht rein platonisch verlaufende Beziehung der beiden Protagonisten. Ist Thomas Andermatt zu Beginn noch wenig begeistert von der hormonell total aus dem Gleichgewicht gekommenen Nicole, ändert sich das im weiteren Verlauf Stück für Stück. Insbesondere nachdem die 18-Jährige bei ihm eingezogen ist, weil sie es in ihrer Wohnung alleine nicht mehr aushält, glätten sich die Wogen langsam, was schließlich darin gipfelt, dass sich beide mehr als nah kommen. Spätestens an diesem Punkt dürfte sich der durchschnittliche Zuschauer etwas verwundert die Augen gerieben haben.
Ganz großer Pluspunkt des Films ist neben der rollengemäß pubertierend-nervig agierenden Esther Ofarim unbestreitbar Axel von Ambesser als Generalmusikdirektor Thomas Andermatt. Das Drehbuch hat dem Schauspieler wunderbar pointierte Sätze auf den Leib geschrieben, die dieser extrem timingsicher anbringt. Es gibt einige sehr gelungene Szenen, in denen er Nicoles jeweils neueste Eroberung mit lakonischen Bemerkungen abspeist und völlig im Regen stehen lässt. Äußerst amüsant!
Das zusammengenommen macht "… es war mir ein Vergnügen" zu einer unterhaltsamen Komödie mit Tiefgang, an die man sich auch länger als zwei Sekunden, nachdem der Abspann eingesetzt hat, erinnern kann.
- Redakteur:
- Oliver Schneider