AUDREY HORNE - München
08.01.2024 | 14:5206.12.2023, Backstage Club
AUDREY-Spaß zum Jahresabschluss.
AUDREY HORNE live, das ist Pflichtprogramm für uns. Und es ist schön, dass es nicht länger als ein Jahr seit dem letzten Konzert gedauert hat. Das war der erste Teil der "Devil's Bell"-Tour, auch in der kleinsten der drei Backstage-Venues, dem Club (zum Bericht). Und wie immer fragen wir uns, warum die AUDREYs immer noch so unpopulär sind. Nebenan in der Halle spielt INSOMNIUM und es sieht ziemlich voll dort aus. Im Club ist es vor der Bühne aber sehr angenehm, man kommt ohne Probleme in die zweite Reihe. Schön, aber doch irgendwie auch schade.
Die Argumente, weshalb AUDREY HORNE eigentlich viel erfolgreicher sein sollte, folgen alsbald. Auch wenn ich mich hier zum x-ten mal wiederhole, muss doch immer wieder gesagt werden, dass AUDREY HORNE den Inbegriff einer Metal-Band darstellt. Nirgendwo bekommt man so herrliche Bilder von Musikern mit Spaß am Spielen, angefangen mit den beiden Ober-Posern an der Gitarre, Arve Isdal (Ice Dale) und Thomas Tofthagen, dem knuddeligen Polarbären Espen Lien am Bass, und natürlich Sänger Toschie. Und von so nahe kann man sogar den Gefühls-Schlagzeuger Kjetil Greve gut beobachten.
Zugegeben, der Sound ist anfangs doch etwas dürftig, vor allem den Gesang kann man kaum hören, doch das kann die Stimmung kaum trüben. Und spätestens mit dem Gute-Laune-Rocker 'Out Of The City' sind wir voll im Zappelmodus. Klar gibt es auch heute wieder einiges von "Devil's Bell" zu hören, handelt es sich doch offiziell um den zweiten Ast der Tour zum immer noch aktuellen Album. So ganz kommen die Songs bei mir immer noch nicht an die Klassiker der Vorgänger "Youngblood" und "Blackout" ran, doch live sorgen 'Animal' und vor allem der Titelsong allerweil für Stimmung.
Was danach folgt, kennt der alte Hase natürlich schon von vorherigen AUDREY HORNE-Konzerten: Bei 'Pretty Little Sunshine' nehmen die Musiker ein Bad in der Menge, das Zücken des Smartphones wird zum Automatismus. Wann kommt man schonmal so nah an die Stars von der Bühne ran? Oberdrein gibt es jede Menge Grimassen, Posings, locker gezockte Riffs und Licks, zweistimmige Soli, kurz: den üblichen AUDREY-HORNE-Spaß. Und doch beschleicht uns im Laufe des Gigs ein klein wenig das Gefühl, dass die AUDREYs heute ein wenig müder als sonst wirken, vielleicht ja ein wenig verfroren? Vor allem auf Ice Dale scheint diesmal ein kleiner Schatten zu liegen. Vielleicht war aber nur seine Gitarre zu leise.
Eventuell liegt es an diesem Eindruck, dass ein kleiner Joke auf uns seriöser wirkt als er eigentlich soll. Denn nach einem der Show-Höhepunkte, 'This Is War', verkündet Toschie mit ernstem Gesicht, dass er gefeuert wurde. Man habe ihm mitgeteilt, dass es unmöglich sei, mit ihm zu arbeiten und ihn gebeten zu gehen. Daraufhin überlässt er seinen Mannen die Bühne, die dann aber sehr gut gelaunt das Instrumental 'Return To The Grave Valley' zocken. Und wurden hier etwa wieder ein paar IRON-MAIDEN-Zitate eingestreut? Auf der vorherigen Tour gab es ja das 'Phantom Of The Opera'-Cover zu bestaunen. Das gibt es heute zwar nicht, doch dafür hat Toschie, der Gott sei Dank bald wieder auf der Bühne erscheint, eine schöne Überraschung parat. Zum ersten Mal dürfen wir AUDREY HORNEs "Powerballade" 'Sail Away' live erleben. Dazu steigt Toschie einmal mehr von der Bühne hinab und fordert jeden auf, die Feuerzeuge der 2020er leuchten zu lassen. Sehr schön, diesen Song mal live zu hören!
Der nächste Schock folgt aber sogleich, denn leider wollen sich die Norweger schon verabschieden. Da es heute keine Vorband gab, ist die Hoffnung doch groß gewesen, dass die AUDREYs diesmal mindestens die Zwei-Stunden-Marke knacken würde, und Songs dafür wären noch zuhauf vorhanden gewesen. 'Audrevolution' oder 'This Ends Here', um nur zwei "Must-Do"s zu nennen. Nun, zumindest gibt es noch das obligatorische Singalong 'Waiting For The Night', das schonmal die Vorfreude auf das nächste Konzert der Norweger einleitet.
Fans, die wir sind, nehmen wir auch wieder etwas vom Merch-Stand mit und treffen dabei auf einen angesäuselten und gut gelaunten Thomas Tofthagen, der uns unter anderem die Riffs seiner liebsten KISS-Songs vorsummt. Erkannt haben wir sie leider nicht. Dafür gab es einen Hug zum Abschied. Bis bald, AUDREY HORNE!
Setliste: Ashes To Ashes; Break Out; Out Of The City; Devil's Bell; Animal; Pretty Little Sunshine; There Goes A Lady; Youngblood; Blackout; This Is War; Return To Grave Valley; Straight Into Your Grave; Redemption Blues; Sail Away; Waiting For The Night
Fotos: Nives Ivic
- Redakteur:
- Thomas Becker
