Bands Battle 2004 - Stavenhagen

03.06.2004 | 13:28

13.05.2004, Tankhaus

Samstag, 15.05.2004

BESESSEN

Tja, es hat halt Vorteile, als halber Lokalmatador (BESESSEN kommen aus dem nicht weit entfernten Wismar) auf dem Bands Battle zu spielen. Trotz der frühen Uhrzeit und der undankbaren Openerrolle waren schon einige Fans mit Shirts der Band (mit dem langweiligen "Die Schnapsbar ist kein Spielplatz"-Spruch) am Start. Grund genug für Sänger Thilo, um wieder seine extravagante Show abzuziehen. Das kam kaum beschreiben, sondern muss man gesehen haben. Mit seinem Stageacting, inklusive stolzes Präsentieren seines besten Stückes und seinen Ansagen zieht der Mann definitiv die Blicke auf sich. Da kann man auch verschmerzen, dass der Rest der Band sich eher auf die Musik denn auf wildes Bangen konzentriert. Ach ja, musikalisch boten BESESSEN bei Liedern wie 'Kannibalischer Selbstmord', Fellfresse', 'Das Schwarze Schaf' und 'Blinde Sucht' ihren Stilmischmasch aus Death Metal, Grindcore und Rock'n'Roll, was immer wieder cool rüberkommt. War als Opener jedenfalls absolut in Ordnung und auch gut ,der Gig.
(Herbert Chwalek)


SCHWEINERÖCK

Zwei Songs durfte ich von SCHWEINERÖCK noch miterleben, die reichten aber für ein Urteil vollkommen aus. Billigster Rotzrock, so interessant wie eine Wettervorhersage von 1985 und dazu Texte, für die sich jeder, wirklich jeder in Grund und Boden schämen würde. Wie kann man den Schwachsinn bloss singen? Oder gar gutfinden? Sorry, aber das war gar nichts, noch nicht mal witzig oder so unterhaltsam wie SIRENS auf dem BB 2003, sondern nur noch nervig. Bei der Wahl zwischen Sex mit einem Regionalligafußballer und nochmals SCHWEINERÖCK sehen müssen, würde ich mit Freuden Ersteres wählen. So fällt es mir nicht schwer, den Award für den miesesten Auftritt des Festivals SCHWEINERÖCK zu verleihen. Das war einfach nur schlecht!
(Herbert Chwalek)


ATARGATIS

Uh yeah, Gothic Metal war angesagt. Normalerweise eine Musikrichtung, die auf Peinlichkeit abonniert ist. Nicht zu vergessen die üblichen Genreklischees, die immer gerne erfüllt werden, so auch von ATARGATIS. Natürlich waren Keyboards am Start, von einer Frau bedient und der übliche Grunz/Elfewechselgesang fehlte auch nicht. Also alles eigentlich wie immer? Nun, das kann man auch nicht sagen. Ein Song wie 'Through The Mists Of Oblivion' war zwar keine Offenbarung, aber klang recht nett und keineswegs nervtötend. Trotz der relativen Leere vor der Bühne war die Band darüber hinaus mit Eifer bei der Sache und konnte sich sogar eine Zugabe erspielen. Ich bin nach dem Auftritt zwar nicht zum Fan der Band geworden, muss ATARGATIS aber attestieren, eine ordentliche Leistung abgeliefert zu haben, selbst ein normalerweise grottenschlechter Song wie 'Tears Of Time' von CREMATORY schmälerte nicht die Leistung der Band. Insofern: Respekt für den gelungenen Gig.
(Herbert Chwalek)


LEGACY OF DARKNESS

Gewinner des lustigsten Corpsepaintes vom BB waren einstimmig die Mannen von LEGACY OF DARKNESS. Die fröhliche Gesichtsbemalung im Stil von Indianerspielen aus dem Kindergarten passte herzlich wenig zu den schwarzmetallischen Wurzeln der Kölner. Nichtsdestotrotz verkündeten sie drohend mit ihrem infernalischen Mix aus Black & Death den bevorstehenden Beginn der Apokalypse. LEGACY OF DARKNESS kamen mit ihrer Spielfreudigkeit und dem agilen Sänger Zorn sehr gut bei den Zuschauern an. Wenn sie stilistisch auch sehr eingeschränkt schienen, und das ein oder andere Lied zu unspektakulär und monoton wirkte, boten sie dennoch ein gute, überzeugende Show. Zorn keifte gutgelaunt die geringfügig ins Peinliche abdriftenden Texte des Albums "Von Tod, Freiheit und Höllenqualen" ins Mikro, unterstützt vom unheilvollen Geschraddel seiner Bandkollegen. LEGACY OF DARKNESS sind definitiv einen Blick wert. Gerne mehr davon!
Übrigens: Die Ruhrpott-Blackmetaller sind auf der Suche nach einem fähigen Bassisten! Also ran an den Speck.
(Katrin Müller)


DAKSINROY

Normalerweise wäre an dieser Stelle ein deutlicher Verriss angebracht. DARKSINROY boten live nämlich wirklich nichts Besonderes. Bewegung oder gar Stageacting? Mangelware. Ansagen? Naja, ein paar Worte kamen der schüchtern wirkenden Sängerin schon über die Lippen. Der Sound war zwar annehmbar, aber so richtig viele Leute waren auch nicht da. Allerdings waren die von den Songs der Band so angetan, dass sie nach dem Gig nach einer Zugabe brüllten Und mit was? Mit Recht. Die musikalische Mischung der Band hatte einfach ihren ganz eigenen Reiz. Sehr progressiv, dennoch nicht verfrickelt und durch die Metalcoreeinflüsse auch nicht zu whimpig, sondern immer mit der nötigen Härte ausgestattet. Die Sängerin glänzte darüber hinaus mit einer wahrhaft guten Stimme. Vom fiesesten Gegrunze bis zum klaren Gesang hatte die Gute so einiges drauf und gab damit den Songs nochmal eine eigene Note. War definitiv eine coole Show, auch ohne große Bewegung auf der Bühne.
(Herbert Chwalek)


LCN

Mit etwas Verspätung kamen schließlich die Hardcoreler von LCN, die Außenseiter des Billings, zu ihrem Auftritt, das Anfangsgelaber des Sängers hätte zwar ruhig etwas kürzer sein können, aber danach legten die Jungs amtlich los. Die aktuelle Metalcorewelle hat auch bei LCN Spuren hinterlassen, mal gings schnell, mal fett stampfend zur Sache, der Sänger brüllte, die Riffs knallten ordentlich in die Fresse. Einziger Nachteil: es war irgendwie zu wenig Bewegung drin. Bei Hardcore erwarte ich nunmal eine entsprechende Bühnenpräsenz, das bekamen LCN, vielleicht auch wegen der Reisestrapazen, irgendwie nicht richtig hin. Aber egal, dafür knallten 'Lady In Red' oder 'Toxical Injection' recht amtlich, auch wenn das so richtig keiner wahrhaben wollte, vor der Bühne war nämlich nichts los. Und auch wenn LCN noch nicht das Niveau von CALIBAN oder HEAVEN SHALL BURN erreichen, die Band ist auf dem richtigen Weg, was auch der gute Auftritt in Stavenhagen unter Beweis stellte. Ich fands jedenfalls gut...
(Herbert Chwalek)


IN DISGRACE

Mit IN DISGRACE war die nächste Death Metal Band am Start, aber anders als sonst üblich. Die Band unternahm nämlich den Versuch, Death Metal mit Keyboards zu kombinieren. Was auf dem Papier merkwürdig klingt, funktionierte live gar nicht mal so schlecht. Die Keys wurden halt nur zur Akzentuierung eingesetzt, kleisterten die Songs nicht zu und sorgten auch nicht für einen Härteverlust. Gut, IN DISGRACE waren nun nicht CANNIBAL COPRSE, aber es war durchaus Death Metal. 'To Rock', 'Banished To Chaos' oder auch 'Into Disgrace' klangen durch die Bank interessant, trotz des mäßigen Sounds, in dem doch einige Feinheiten untergingen. Die gerissene Saite bei einem Song und der damit verbundenen Kürzung des Gigs ernteten IN DISGRACE recht gute Reaktionen von den Anwesenden. Es war auf jeden Fall interessant, der Band zuzuhören und Langeweile kann auch nicht auf. Bleibt also als Fazit: Das war einfach gut!
(Herbert Chwalek)


MEDUSA'S CHILD

Weiter ging es in punkto Stilvielfalt mit MEDUSA'S CHILD aus Thüringen. Die fünf Jungs bescherten den wenigen Zuschauern klassischen Powermetal, der vor allem durch die Stimme von DC Crow lebt. Mit einem guten Sound gesegnet, war die Band trotz Zuschauermangel engagiert und spielfreudig. Auch wenn gerade der Solobereich zu wünschen übrig liess, zeigte man spätestens mit der herrlich schmalzigen Ballade 'Tears of the Wolf', dass man zu Recht von den Veranstaltern ausgewählt wurde, auf dem BANDS BATTLE 2004 zu spielen.
Der Musik fehlt zwar hier und da noch der nötige Feinschliff, was nichts daran ändert, dass MEDUSA'S CHILD hier einen sehr guten Auftritt hinlegten.
(Christian Debes)


SKY'S SHADOW

Mit SKY'S SHADOW folgte sogleich mein persönlicher Gewinner des BANDS BATTLE 2004. Wie bei allen Bands, die dem Death- , Black- oder Thrash-Metal mehr als eine Handbreit entfernt waren, konnte sich leider auch hier kaum jemand dazu bequemen, der Truppe eine Chance zu geben. Dies hielt die Leverkusener jedoch glücklicherweise nicht davon ab, einen Auftritt der Extraklasse abzuliefern.
Zwar musste man auf Keyboarder Andreas verzichten, Multitalent Christoph (Gitarre, Violine, Keyboard) konnte die entstandene Lücke jedoch sehr gut überdecken. Die Musik ist im progressiven Powermetal-Bereich angesiedelt, mit im Gepäck waren die Songs des verdammt guten Debutalbums "Fate". Mit teils dreistimmigen Gesangspassagen, die leichte Erinnerungen an SAVATAGE weckten, hervorragenden Instrumentals und vor allem dem charismatischen Sänger Pascal begeisterten SKY'S SHADOW definitiv jeden Anwesenden.
Höhepunkt des Auftrittes war ganz klar der knapp 10-minütige Song "Time". Ein wunderschönes Stück Musik, das die klar vorhandene Klasse von SKY'S SHADOW zur Schau stellte. Der Rezensent zieht seinen Hut vor der besten Band des BANDS BATTLE 2004.
(Christian Debes)


KATAFALK

So, dann war es Zeit für den ersten Headliner des Samstags. Und KATAFALK wurden ihrer Rolle wirklich gerecht. Dabei war der Stil der Jungs gar nicht mal so originell. Typischer holländischer Death Metal, also mit massiver Schlagseite gen USA, wurde mit fettem Thrash Metal kombiniert. Klingt zwar langweilig, ergibt aber eine Mischung, die live einfach mal alles wegräumt. Die Holländer bangten wie nichts Gutes und ballerten mit Schädelspaltern der Marke 'Blind Envy', 'Cannon Fodder', 'Birthmark 666', 'Aesthetic Vampire', 'Redeemer', 'Hatred' oder 'Baptized In Fire', alle vom "Storm Of The Horde" Album. Die wirklich geilen Riffs, dazu die fetten Blastbeats, das war einfach eine mördermäßige Mixtur. Kein überflüssiges Gefiedel, hier wurde straight auf den Punkt gespielt. Eine höllisch intensive Show, die zu Recht die besten Reaktionen bis zu dem Zeitpunkt erntete. KATAFALK haben mit ihrer eindrucksvollen Liveshow bewiesen, das sie völlig verdient Headliner waren, im extremen Bereich waren die Holländer die Gewinner des Wochenendes.
(Herbert Chwalek)


EMINENZ

Gegen 22 Uhr betraten dann EMINENZ die Bühne. Der mittlerweile gut gefüllte Saal, aufgeheizt von KATAFALK, wandte seine geballte Aufmerksamkeit hungrig den wikingergleichen Blackmetallern aus dem Erzgebirge zu. Mit 'Demon Cross My Fiery Path' gaben sie der Meute, was sie wollte: Astreinen, schnellen Black Metal ohne Wenn und Aber. Zwei umgedrehte Holzkreuze, die das Mikro Leviathan's flankierten, wurden angezündet, um der düsteren Atmossphäre das besondere Flair zu verleihen. Allerdings ging es immer mal wieder aus, und Leviathan war während der folgenden Stücke permanent beschäftigt, das Feuer in Gang zu halten. Seine Kollegen bekamen davon kaum etwas mit, sie ließen fleissig ihre Köpfe kreisen. Mit Stücken wie 'Dark Millenium', 'Sentenced To Victory' und 'Heretic' stieg die Stimmung schnell ins Unermeßliche, was mit euphorischen Publikumsreaktionen in einem fetten Moshpit vor der Bühne honoriert wurde.
EMINENZ waren mein absolutes Highlight am Samstag! Hoffentlich sieht man sie bald wieder.
(Katrin Müller)


PRIMORDIAL

Wenn es eine Band gab, die ich an diesem Wochenende unbedingt sehen wollte, dann waren das zweifelsfrei PRIMORDIAL. Wer bei Götteralben wie "Storm Before Calm" oder "Spirit The Earth Aflame" nicht auf die Knie fällt, ist entweder taub oder hat keinen Geschmack. Und die Iren konnten die Erwartungen locker erfüllen und lieferten ganz einfach die beste Show des ganzen Wochenendes ab. Die Band bot eine verdammt gute Leistung, allen voran Sänger Alan Nemtheanga. Der Sänger sprühte vor Charisma, glänzte mit stimmungsvollen Ansagen und machte zu jeder Sekunde deutlich, das er die Songs seiner Band nicht nur singt, sondern auch lebt. Darüber hinaus sang er nahezu perfekt und zog das Publikum in seinen Bann. Unterstützt von seiner bangenden Saitenfraktion und einem guten Sound entfalteten die Songs erst ihren Reiz. Die wahrhaft göttlichen 'Fallen To Ruin' und 'Sons Of The Morrigan', das nicht minder geniale 'Gods To The Godless', das schnelle 'The Heretics Age' oder auch 'Cast To The Pyre', jeder Track rulte auf ganzer Linie. Mit 'Autumns' Ablaze' und der völlig verdienten Zugabe 'To Enter Pagan' kamen auch ältere Songs zum Zug. PRIMORDIAL schafften das, was vielen Bands verwehrt blieb: sie berühren den Hörer im Innersten, packen ihn und reißen ihn mit. Noch jetzt beim Schreiben dieser Zeilen sehe ich die Band vor mir spielen und werde wieder vom Feeling der Musik ergriffen. PRIMORDIAL waren zumindest für mich das absolute Highlight des Bands Battle 2004, eine Klasse besser als der Rest. All Hail To The Pagan Metal Gods from Ireland!
(Herbert Chwalek)


INGROWING

Grind as Grind can! Das tschechische Trio INGROWING packte nach dem PRIMORDIAL-Gig als Kontrastprogramm die absolute Grindwalze aus und präsentierte sich auch dementsprechend abgedreht. Der Drummer schaffte mehr Anschläge in der Minute als die Hamas in einem Jahr, der Gitarrist wirbelte wie ein Tornado über die Bühne, immer fleißig bangend und der Sänger kotzte verbal ins Mikro. Im Überschalltempo wurden Kracher der Marke 'Annelid Cult', 'The Darkness Inverted', 'Sunrape', 'Binary Reflections' oder 'Sexual Inferiority' in die Menge geblasen, immer wieder durch coole Midtempoparts aufgelockert. Dazu kam noch ein cooles Cover von HAEMORRHAGE und ein sehr BRUTAL TRUTH-lastiger Song, womit INGROWING auch coolen Bands Respekt zollten. Den Fans vor der Bühne gefiel dieses Inferno ziemlich gut und auch ich muss sagen, dass der Gig des Grindtrios zu den coolen Shows des Bands Battle gehörte. Daumen hoch für INGROWING!
(Herbert Chwalek)


HATRED

Als vorletzte Band des Festivals durften die Thrasher von HATRED beweisen, was sie können. Ich kannte die Band bisher nur von einem Sampler, wobei der Track dort ziemlich gut klang. Und auch der Gig war recht cool. HATRED hingen irgendwo zwischen dem Thrash Metal alter Schule und leichten Power Metal Einflüssen, was eine recht patente, gut klingende Mischung ergab. Ob nun 'Soullless', 'Metal Massacre' oder 'Fractured By Fear' von der tighten Band runtergezockt wurde, war dabei egal, das Qualitätslevel stimmte. Dazu kam noch ein sehr agiler Sänger und eine bangende Saitenfraktion, was die recht aggressive Musik noch passend untermalte. Insofern war es nur verdient, dass die wenigen Fans vor der Bühne ordentlich applaudierten. Ein recht kurzweiliger, gelungener Gig der Franken.
(Herbert Chwalek)


SPANCER

Nach zweieinhalb Tagen durften die Braunschweiger SPANCER mal wieder als Rausschmeißer agieren, was aber, wohl auch aufgrund der Zeitverschiebung, nur noch die letzten Aufrechten interessierte. Und wie schon beim letzten Bands Battle waren die Braunschweiger über alle Zweifel erhaben. Finsterster Doom Metal, der sehr fies-kriechend rüberkam, walzte alles platt. Die zwei Bässe dröhnten wie nichts Gutes und der Gitarrist lockerte die Wall of Sound immer wieder mit klassischen Riffs der Marke ST.VITUS oder abgedrehten Soli auf. Ansagen gabs eh kaum, deshalb kann ich auch keine Songtitel nennen, aber wen interessierten bei den überlangen Brechern schon Songtitel? Die wenigen Anwesenden waren jedenfalls verdammt begeistert und auch die Band doomte sich in einen Rausch. Sehr cool auch der Tribut an die einstige Doomlegende Ozzy O. (der ja mittlerweile ein zweites Leben als MTV-Kasper begonnen hat), als einer der Bassisten einen Eimer Wasser in die spärlich besetzte erste Reihe kippte. Ich musste zwar nach knapp 40 Minuten den Heimweg antreten und weiß daher nicht, ob die Jungs noch bis fünf gespielt haben, aber auch der Teilgig von SPANCER war wieder mal nur geil.
(Herbert Chwalek)

Redakteur:
Katrin Debes

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