Wacken Open Air 2002 - Wacken

16.08.2002 | 14:19

01.08.2002,

DONNERSTAG - True Metal-Stage


Laut Zeitplan sollte es eigentlich um 16 Uhr mit der ersten Band, MESSIAH´S KISS, losgehen, aber schon ein paar Minuten vorher dröhnte es zum ersten Mal so richtig von der True Metal-Stage. Und das, was man da zu hören bekam, war ganz eindeutig "T.N.T." von SIX FEET UNDER - allerdings nur vom Band. Und zu diesen Klängen kam dann auch gleich noch eine Kreuzung aus Teufel und Wacken-Kuh auf die Bühne, um nach Herzenslust zu posen, zu bangen und hin und wieder auch in die Saiten einer Luftgitarre zu greifen. Na gut, als "Vorspiel" ganz nett...


MESSIAH´S KISS

Doch dann war es auch schon Zeit für MESSIAH´S KISS, die erste Band des diesjährigen Wacken Open Airs, die Bühne zu betreten. Hinter diesem Namen verbergen sich die Ex-REPRESSION-Mitglieder Georg Kraft (Gitarre), Alexander Hitz (Gitarre), Andreas Roschak (Bass) und Eckhard Ostra (Schlagzeug) sowie der amerikanische Sänger Mike Tirelli (u.a. HOLY MOTHER). Und die fünf Jungs legten dann auch gleich mit "Light In The Black" recht ordentlich los und machten von Beginn an deutlich, dass ihr Stil eine Mischung aus HAMMERFALL und DIO ist, wobei der Sound natürlich auch von der markanten Stimme von Mike Tirelli lebt. Überhaupt nutzten MESSIAH´S KISS die Gelegenheit, um ihr demnächst erscheinendes Debüt-Album "Prayer For the Dying" schonmal vorab zu präsentieren, denn es wurden ausschließlich Songs gespielt, die dann auch auf dem Silberling zu finden sein werden. Und auch wenn die wenigsten der Anwesenden mit dem Songmaterial vertraut waren, so wurden Songs wie "Reign Of Fire" oder "Dream Evil" sehr gut aufgenommen. Bei "Blood, Sweat & Tears" schaffte es Mike sogar, das Publikum zum Mitsingen zu bewegen - bei der ersten Band auch nicht unbedingt selbstverständlich. MESSIAH´S KISS macht dann mit "Night Comes Down" und dem Titelsong des kommenden Albums, "Prayer For The Dying", weiter, und als dann das Ende von "Thunderball" fast schon MANOWAR-mäßig in die Länge gezogen wurde, schien es so, als ob dieser Gig nun vorbei wäre. Doch dem war nicht so, denn mit "Blood Of The Kings" legten die Jungs noch einen nach, bevor sie endgültig die Bühne räumten. - Jungs, macht weiter so!
[Martin]


KOTIPELTO

Schon im Vorfeld des diesjährigen Festivals ist bekannt geworden, dass im nächsten Jahr mal wieder STRATOVARIUS in Wacken spielen werden, doch in diesem Jahr musste man sich noch mit einer Light-Variante zufrieden geben, nämlich in Form von KOTIPELTO. Das soll jetzt auch gar nicht abwertend gemeint sein, aber wer das Solo-Album des STRATOVARIUS-Sängers Timo Kotipelto gehört hat, der weiß, dass sich KOTIPELTO und STRATOVARIUS musikalisch nicht allzu viel schenken. Das angesprochene Album "Waiting For The Dawn" war es dann auch, das natürlich im Mittelpunkt des Auftritts von Timo & Co. stand, und so legten sie nach dem obligatorischen Intro gleich mit "Travel Through Time" los. Danach wandte sich Timo, der mit einem weißen Shirt richtig unmetallisch gekleidet war, erstmal an das Volk und bemerkte, dass wohl seine Wacken-Auftritte immer vom Pech verfolgt seien. Vor zwei Jahren hatte er sich an den Pyros die Hand verbrannt, und in diesem Jahr stand das Festival aufgrund von Sturmwarnungen wohl kurz vor dem Aus. Dass so eine Nachricht von einem Musiker überbracht wird und nicht von einem Veranstalter, ist wieder ein anderes Thema. Nachdem auch noch ein paar technische Probleme souverän überbrückt wurden, ging es anschließend mit Songs vom aktuellen Album weiter, wie z.B. "Lord Of Eternity", "Knowledge And Wisdom" oder "Battle Of The Gods". Wie bei STRATOVARIUS darf natürlich auch eine Ballade im Set nicht fehlen, und so gab es "Beauty Has Come" zu hören, das ohne Bass und Schlagzeug präsentiert wurde. Beim Titeltrack "Waiting For The Dawn" rockte dann aber wieder die komplette Band, ehe mit "Beginning" das Unheil seinen Lauf nahm. Denn passend zum Songtitel fing es nun an zu stürmen, so dass sogar die hinteren Planen an der Bühne nachgaben. Doch die Band ließ sich dadurch nicht wirklich stören, sondern spielte unbeirrt weiter. Nachdem auch noch der Regen eingesetzt hatte, gaben KOTIPELTO zum Abschluss noch eine recht gelungene Cover-Version des QUEENSRYCHE-Klassikers "I Don´t Believe In Love" zum Besten, ehe sie sich ins Trockene verzogen. Unter dem Strich ein ordentlicher Auftritt, der von der großen Live-Erfahrung von Timo profitierte - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
[Martin]


BLAZE

Nach dem gelungenen KOTIPELTO-Auftritt hatten dann BLAZE um Ex-IRON MAIDEN-Frontmann Blaze Bayley die Aufgabe, die Fans zu unterhalten. Trotz des einsetzenden schlechten Wetters war es vor der Bühne doch recht voll und BLAZE dankten es den anwesenden Fans mit einer richtig guten Show. Die gesamte Band war ständig in Bewegung, nutzte die gesamte Bühne und machte deutlich, dass sie verdammt viel Spass haben. Und dass der klassische Heavy Metal von BLAZE mit Songs wie "Ghost In The Machine", "Tenth Dimension", "Silicon Messiah", "Stare In The Sun" und "Born As A Stranger" eh ziemlich klasse ist, sollte sich auch schon rumgesprochen haben. Und die "Man On The Edge"-Version kommt auch immer wieder gut und zeigt, dass Herr Bayley beileibe kein schlechter Sänger ist. Ein guter Auftritt einer power-vollen Metal-Band!
[Herbert]


DORO

Eigentlich sollte DORO ja laut Running Order schon um 20 Uhr mit ihrer Show beginnen, und so fanden sich um diese Uhrzeit auch schon einige DORO-Fans vor der True Metal-Stage ein. Doch leider kam es wegen einer Sturmwarnung zu Verzögerungen. Die Leute vor der Bühne störten sich daran jedoch wenig und ließen schon die Fäuste in die Luft fliegen, als die ersten Töne von der Bühne schallten. Doch zu früh gefreut: Es war nur der Soundcheck. Plötzlich ertönte lautes "Doro, Doro"-Geschrei aus dem Publikum, weil irgendjemand sie im Hintergrund der Bühne entdeckt hatte. Doch auch das konnte DORO nicht hervorlocken - noch nicht. Kurz darauf (um ca. 20.40 Uhr) war es jedoch endlich soweit: Die "Queen of Metal" trat aus dem Nebel und rockte los. Die DORO-hungrige Meute begrüßte sie mit fliegenden Haaren und einigen Crowd-Surfern, die bereits beim ersten Song nach vorne getragen wurden. Auch DORO schien es sichtlich Spaß zu machen, und so konnte man das Blitzen in ihren Augen wahrscheinlich noch in hundert Meter Entfernung sehen. Zu hören gab es natürlich Songs von der neuen CD "Fight", die am 19. August im Handel erscheinen wird - so zum Beispiel den gleichnamigen Titelsong, den DORO der Box-Weltmeisterin Regina Halmich gewidmet hat, die ihn als Einzugshymne bei ihren Wettkämpfen verwenden wird. Auch "Always Live To Win" von der neuen Scheibe war mit dabei und erntete fleißiges Headbangen und erste Mitsingversuche. Klassiker wie "Burning The Witches", "Hellracer", "East Meets West" und "All We Are" durften im Set natürlich nicht fehlen und wurden dementsprechend abgefeiert. Bei der Ballade "Für Immer" weinte der Himmel dann entgültig dicke Freudentränen und manch einem im Publikum ging es wohl nicht anders. Nach der Zugabe "Metal Tango" verabschiedeten sich DORO und ihre Mitstreiter dann leider endgültig.
[Ulrike]


ROSE TATTOO

Kurz vor dem Wacken Open Air erreichte mich eine echte Hiobsbotschaft. Pete Wells, kultiger Slide Guitar-Artist der TATTS, hatte wegen einer Beinverletzung gar nicht erst die Reise nach Deutschland antreten können. Um so bemerkenswerter, dass es trotzdem gelang, einen Ersatz aus dem Boden zu stampfen. Dieser hört(e) auf den Namen Greg Jordan und wirkte seinerzeit schon mal auf der "Southern Stars"-Scheibe (1984) mit, vor jener Pete übrigens wegen musikalischer Differenzen ausgestiegen war. Bekannter sein dürfte er aber eher als Gründer der ASTHMATICS. Anyway, jener Greg Jordan jedenfalls komplettierte das mittlerweile schon seit einiger Zeit stabile ROSE TATTOO-Line-up um Frontkeule Angry Anderson sowie die Herren Rob Riley, Steve King und Paul DeMarco. Als das Konzert dann begann, war der Platz vor der Bühne aufgrund der sintflutartigen Regenfälle zuvor eine einzige Schlammkuhle (und damit auch nicht eben ungefährlich). Und dann betraten die fünf wackeren Männer von ROSE TATTOO die Szenerie, um gleich mit dem Opener der aktuellen "Pain"-Scheibe, dem straighten "Black Magic" einen munter drauflosrockenden Auftakt hinzulegen. Wie mir Angry einen Tag zuvor im Interview bereits gesteckt hatte, musste man aufgrund des kurzfristigen Ausfalls von Pete Wells ein paar weniger neue Sachen spielen als geplant (da sich Greg das Zeug ja innerhalb kürzester Zeit draufschaffen musste). Trotzdem gab es noch vier weitere, allesamt sehr flotte Auszüge aus dem neuen Album zu hören - das furiose "Kisses And Hugs" (das auf der Promo-CD noch hübsch mit "Someone To Fuck" betitelt war), "Illustrated Man", "Seventeen Stitches" und das etwas eingängigere "Union Man". Aber noch ein Wort zum Pete Wells-Ersatz: Greg Jordan konnte sich trotz dessen übermächtigem Schatten sehr respektabel verkaufen (dass er den Einsatz am Anfang von "The Butcher And Fast Eddie" nicht richtig traf, war der einzige kleine Patzer). Beim Coolness-Faktor zieht er zwar deutlich den Kürzeren, aber er hatte Spaß mit der Band und die Band mit ihm, und was das Allerwichtigste war, auch er konnte mit der Slide-Gitarre hervorragend umgehen und das ein oder andere tolle Solo hervorzaubern. Überhaupt waren alle gut drauf, und auch Angry lachte viel bei seinen wie immer ganz besonderen Ansagen und wurde damit seinem Spitznamen nicht wirklich gerecht, was aber absolut nicht negativ ist, denn wahrscheinlich würde es überhaupt nicht mehr authentisch wirken, wenn er grimmig und wild fluchend über die Bühne springen würde. - Zurück zur Musik: Die restlichen Songs konnte man wie immer ausnahmslos in die Kategorie "Klassiker" einordnen. Obwohl es eigentlich müßig wäre, seien hier einfach mal stellvertretend für alle anderen "Bad Boy For Love", "Assault & Battery", "Rock ´n´ Roll Is King", "Astra Wally" und "Rock ´n´ Roll Outlaw" genannt, da es einfach Spaß macht, sich diese Titel auf der Zunge zergehen zu lassen. Den regulären Teil beendete standesgemäß "Nice Boys", bei dem Angry den stimmgewaltigen Publikumschor ziemlich lange den Refrain singen ließ und diesen spontan durch individuellen Gesang, Gebrabbel und Gejauchze, wie nur er es zelebrieren kann, ergänzte. Das war absolute Extraklasse. Als Zugabe gab es zunächst "We Can´t Be Beaten", danach nahm die Show das selbe Ende wie schon beim Wacken-Auftritt vor zwei Jahren. Beim allerletzten Song "Suicide City" strangulierte sich Angry mit dem Mikrokabel bis er zu Boden sank und von den Stagehands davongeschleppt werden musste. Während er mich damit beim ersten Mal noch richtig erschreckt hatte, bin ich mir dieses Mal sicher, dass er die Aktion unbeschadet überstanden hat, obwohl sie nicht weniger gruselig wirkte. Auf jeden Fall ein würdiger Abgang von einem denkwürdigen Auftritt. A night to remember - yes, indeed!
[Stephan]

Setlist:
Black Magic
Bad Boy For Love
Assault & Battery
Tramp
Kisses And Hugs
Rock ´n´ Roll Is King
One Of The Boys
Astra Wally
The Butcher And Fast Eddy
Illustrated Man
Scarred For Life
Seventeen Stitches
Union Man
Rock'n'Roll Outlaw
Nice Boys
We Can't Be Beaten
Suicide City


Redakteur:
Martin Schaich

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