Wacken Open Air 2005 - Wacken

26.09.2005 | 18:02

05.08.2005, Festivalgelände

Wackön!

Freitag, 05.08.05

Black Stage

NAGLFAR

Man war sich nie sicher, wie gut NAGLFAR den Sängerwechsel verkraften würden. Studiotechnisch ist alle beim Alten geblieben, so konnte man auch wieder mit dem neuen Album "Pariah" überzeugen. Doch inwiefern hat sich die Live-Performance verändert? Die Auftritte mit Ex-Sänger Jens Rydén zeichneten sich durch die energiegeladene Bühnenshow des Frontmanns aus. So machte das agile Auftreten Jens Rydéns stets den größten Teil eines NAGLFAR-Gigs aus. Dadurch, dass nun Kristoffer Olivius ans Mikro wechselte, musste die Bühnenshow einige Abstriche machen. So schlecht wie befürchtet war sie jedoch ganz und gar nicht. So machte Kristoffer dabei eine relativ gute Figur, da er doch stets bemüht war, nicht nur wie ein Felsblock in der Gegend herumzustehen. Musikalisch war auch alles im grünen Bereich. Das Set war perfekt arrangiert und ließ mit solchen Übersongs wie 'Diabolical', 'I Am Vengeance' und 'Spoken Words Of Venom' nichts zu wünschen übrig. Einziges kleines Manko war die kurze Spielzeit, die jedoch nicht im Ermessen der Band lag.
(Tobias)

ILLDISPOSED

ILLDISPOSED - das ist Death Metal gepaart mit Entertainment. Wenn die Dänen die Bühne betreten, dann ist Sänger Bo Summers immer für die eine oder andere launige Ansage gut. Und so auch in WACKEN. Die "eierlosen, schwulen Dänen" mit ihrer Vorliebe für Koks sind auch diesmal gut drauf und geben von der ersten Sekunde an Gas. Wuchtiger, stumpfer Death Metal punktgenau in die Magengegend gewuchtet. Egal ob 'Submit', 'Now We´re History' oder 'Kokaiinum' aus den Boxen dröhnen, das klingt alles geil! Auch das zahlreich anwesende Publikum hat seinen Spaß und lässt die Haare fliegen. Einziger Wermutstropfen: Aufgrund des verspäteten Anfangs ist nach gut einer halben Stunde Schluss! Trotzdem haben ILLDISPOSED mal wieder auf ganzer Linie überzeugt.
(Herbert)

BLOODBATH

Die schwedische All-Star Band, die mit so hochkarätigen Namen wie Peter Tägtgren oder Dan Swanö glänzen kann, war bis jetzt noch nie auf den Bühnen dieser Welt vertreten. Kein Wunder, schließlich hat jeder der fünf Musiker seine eigene Band und ist schwer beschäftigt. So war es Peter auch nicht möglich, mit BLOODBATH aufzutreten. Also engagierte man einfach kurzerhand seinen Vorgänger Mikael Åkerfeld, der den Gig mit Bravour absolvierte. Er verstand es, das Publikum anzuheizen, indem er die kurzen Pausen zwischen den Songs nutzte, um die Fans zur "Death-Metal-Voice" zu animieren. Aber auch sonst war es ein rundum gelungener Gig. Man zockte sich quer durch alle Alben und gab dabei fast alle der zahlreich vorhandenen Highlights zum Besten. Außerdem machte man auch mit der Optik seinem Namen alle Ehre. So war jedes einzelne Bandmitglied mit einem weißen, zerrissenen und blutverschmierten Hemd aufgetreten. Dementsprechend war auch die Stimmung vor der Bühne, wo die Fans ordentlich Stimmung machten. Nur eins war stellenweise etwas störend: Manchmal wurden die tollen Melodien einfach vom Sound verschluckt. Wobei es auch noch etwas wirklich Negatives an diesem Gig gibt: Es war leider der Erste und Letzte. (Aber nur mit Åkerfeldt - hoffen kann man ja noch ;-) - Rouven)
(Tobias)

OBITUARY

METAL CHURCH haben ordentlich vorgelegt, weshalb viele Zuschauer auf den Auftritt von OBITUARY gespannt sind. Trotz Regen hält das die nach Todesblei lechzende Menge nicht davon ab, vor der Black Stage auszuharren. Mit dem instrumentalen Opener des aktuellen "Frozen In Time"-Albums 'Redneck Stomp' geht's los. Donald Tardys punktgenaues Drumming, die Riffsalven des Gitarrenduos Peres/West und der zermalmende Bass von Frank Watkins, irgendwie hat man die Jungs schon vermisst. Im zweiten Drittel des Songs kommt John Tardy auf die Bühne gewackelt und wird natürlich warmherzig von den Fans empfangen. Mit 'Back Inside' geht's dann auch richtig los. Überall wo man hinsieht werden die Rüben geschüttelt, was im Laufe des Auftritts deutlich abnimmt. Die Jungs sind zwar gut in Form, doch bis auf 'Dying', 'Chopped In Half', 'Internal Bleeding' und 'Slowly We Rot' werden ausschließlich Songs des neuen Albums gespielt. Im Vergleich zum WFF-Auftritt ist die Klassikerquote deutlich geringer. Genauso ist auch das Wetter: Ein ewiges hin und her! Immer wieder hört es auf zu regnen, und just als man den Regenschirm wieder eingepackt hat, geht's auch schon wieder los. Gegen Ende hin bildet sich bei 'Slowly We Rot' sogar ein kleiner, aber feiner Moshpit, doch ganz retten kann es die insgesamt eher verhaltene Stimmung nicht.
Ein souveräner Auftritt, ohne Frage, aber trotzdem hätte ich mir den einen oder anderen Klassiker mehr gewünscht. Bevor ich's vergesse: Der Fan neben mir grölt so voller Inbrunst "OBITUARY", dass man ihn, sofern John Tardy die Band mal verlassen sollte, in die engere Auswahl hinzuziehen kann. Und was den Auftritt angeht: "Frozen In WACKEN" trifft beide Lager punktgenau. Die Band, aber auch die Zuschauerreaktionen!
(Tolga)

WITHIN TEMPTATION

Ich kann mich noch daran erinnern WITHIN TEMPTATION Mitte der Neunziger auf dem Dynamo gesehen zu haben. Damals hatte die Band noch Eier und war live im Gothic Metal immer ein Erlebnis. Mittlerweile ist die Band, auch bedingt durch die Charterfolge, doch ein ganzes Stück Richtung Kitsch abgerutscht. Auch die diesjährige Bühnendeko kann wohl nur völlig Geschmacksverwirrten gefallen haben: Die beiden Engel waren jedenfalls eher mal grenzwertig. Musikalisch hingegen muss man selbst als WITHIN TEMPTATION-Nichtgutfinder der Truppe attestieren, eine ordentliche Leistung abgeliefert zu haben. Sharon zeigte ihre übliche Mischung aus Headbangen und Ausdruckstanz, und auch die Saitenfraktion war engagiert bei der Sache. Von alten Sachen wie 'The Other Half' über Songs wie 'Stand My Ground' und natürlich den Hits 'Mother Earth' und 'Ice Queen' war alles dabei, obwohl sie zu Beginn die ersten fünf Songs vom "The Silent Force"-Album spielen. Das ist zu viel des Guten, denn es klingt in meinen Ohren zu klinisch. Jegliche Live-Atmosphäre lässt zu wünschen übrig, denn dafür überwiegen die Samples vom Band zu sehr. Was mir immer noch nicht einleuchten will, ist die 1:1-Coverversion von 'Running Up That Hill'. Den Fans war's aber egal, sie hatten trotzdem ihren Spaß und gingen gut mit.
(Herbert & Tolga)

APOCALYPTICA

Dann wird's auf der Black Stage melancholisch - melancholisch, nicht WITHIN TEMPTATION-schnulzig! Dementsprechend drängt sich auch mehr Publikum auf den Platz als beispielsweise bei NIGHTWISH auf der True Metal Stage abends zuvor . Das Trio plus Schlagzeuger nimmt mit seinen Celli Platz und knattert mit 'Path Vol. II' los. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei METALLICA-Covern. MACHINE HEAD haben eben schon mit einem 'Creeping Death'-Cover vorgelegt, APOCALYPTICA schlagen zurück: 'Master Of Puppets', 'Enter Sandman', 'Fight Fire With Fire', 'Seek & Destroy' - bis zum Bierstand grölen die beinharten Metalheads im Publikum mit und liegen sich bei 'Nothing Else Matters' in den Armen. Die größten Stimmungsmomente während Stücke vom aktuellen Album "Apocalyptica" die übrigen Fans befriedigen. Immer wieder wundere ich mich, wie die drei Cellisten es schaffen, mit ihren großen Instrumenten über die Bühne zu rennen und dabei auch noch zu bangen. Die Klassik-Metaller liefern einen gewohnt großen Gig, der kaum Wünsche offen lässt.
(Carsten)

True Metal Stage

MORGANA LEFAY

Wie auch schon in Balingen müssen MORGANA LEFAY verdammt früh auf die Bühne. Gut, kurz vor zwölf ist immer noch netter als um zehn, aber das hat man nun davon, wenn man mal ein paar Jahre von der musikalischen Bildfläche verschwindet. Frechheit. Den Bollnäs-Barden scheint das jedoch schnurzegal zu sein, und so eröffnet der gut aufgelegte Fünfer das Set erneut mit 'The Source Of Pain', was das Publikum mit sehr ordentlichem Applaus für diese frühen Stunden honoriert. Im Gegensatz zum BYH-Gig haben aber auch noch ein paar andere Songs ihren Weg in die Setlist gefunden, und so lässt es sich bestens zu 'When Gargoyles Fly' oder 'In The Court Of The Crimson King' (uffda!) abschädeln. Die Publikumschöre sind bei 'Maleficium' dieses Mal sogar noch lauter, was Drummer Robin später zur Aussage veranlasste, dass er diesen Moment nie vergessen möchte. Die restliche Spielzeit komplettieren Evergreens wie 'Master Of The Masquerade' und 'Maleficium', die erneut von den neuen Nummern 'I Roam', 'Hollow' und dem herrlichen 'Angel's Deceit' gar wunderbar flankiert werden. Nach einer tollen Club-Tour, einem famosen Auftritt auf dem BYH und eben diesem tadellosen, mitreißenden Wacken-Gig sollte nun endlich jedem klar sein, dass MORGANA LEFAY nicht nur wieder im Geschäft mitspielen - sie sind auch noch besser als je zuvor! Ob das wohl an der neuen, bandinternen Abmachung liegen mag, dass nur noch nach den Gigs gesoffen wird? Pfeif...
(Rouven)

Setlist:
The Source Of Pain
Master Of The Masquerade
When Gargoyles Fly
Hollow
Angel's Deceit
The Boon He Gives
In The Court Of The Crimson King
Maleficium
I Roam

SONATA ARCTICA

Nachdem der alte Mann des Punk Rock, Marky Ramone, die Party Stage verlassen hat, heißt es ganz schnell zur True Metal Stage pilgern, wo gleich die jungen Wilden des melodischen Power Metal, SONATA ARCTICA, aufspielen sollen. Weitgehend pünktlich erklingt auch das Intro, bevor die Finnen um Tony Kakko mit 'Misplaced' von ihrem aktuellen Album "Reckoning Night" loslegen. Wie viele andere Songs der Band hat auch dieser einen "oh-oh-oh"-Mitsingteil, der vom Publikum wohlwollend angenommen wird, und so dauert es nicht lange, bis die Stimmung vor der Bühne richtig gut ist. Daran haben neben den Songs - in der Folge gibt es zwei weitere "Reckoning Night"-Stücke, nämlich 'Blinded No More' und 'Wildfire', zu hören - vor allem auch die Musiker erheblichen Anteil, da sie sich sehr beweglich und bestens gelaunt präsentieren. SONATA ARCTICA haben aber nicht nur neue Songs im Gepäck, sondern beispielsweise auch 'Victoria's Secret' vom 2003er-Album "Winterheart's Guild" oder auch die Frühwerke 'My Land' und 'San Sebastian', beide vom Debüt "Ecliptica". Für das Publikum spielt es gar keine große Rolle, welcher Song gerade gespielt wird, da eigentlich alle gleichermaßen abgefeiert werden. So ist dieser Auftritt äußerst kurzweilig, und die Dreiviertelstunde geht rasend schnell vorbei. SONATA ARCTICA haben gerade noch Zeit für einen letzten Song, 'The Cage', und auch dieser wird noch einmal lautstark mitgesungen. Die Musik der Finnen strotzt wahrlich nicht vor Innovation, aber live funktioniert sie einwandfrei, und deshalb: "Gut gemacht!" (O-Ton Tony Kakko)
(Martin)

METAL CHURCH

Da ich METAL CHURCH noch nie mit ihrem neuen Sänger Runny Monroe gesehen habe, war ich umso mehr gespannt auf die Liveperformance der sympathischen Truppe aus Seattle. Bis auf die Urmitglieder Kurdt Vanderhoof (g.) und Kirk Arrington (dr.) sind, neben dem Gesangsposten, auch die zweite Axt (Jay Reynolds) und der Bass (Steve Unger) ausgewechselt. Pünktlich um 15.40 geht's stilecht mit einem "Terminator 2"-Intro los. Als Opener kommt 'Ton Of Bricks' zum Zuge und sofort geht die Menge vor der True Metal Stage voll mit. Zwar sind die Drums zu Beginn zu sehr in den Vordergrund gemischt, aber das tut dem positiven Gesamtbild keinen Abbruch. Der neue Sänger klingt wie ein junger David Wayne und kann sofort bei den Fans punkten. Apropos Wayne: Ihm widmen die Jungs 'Watch The Children Prey'. 'Date With Poverty' ist das einzige Stück aus der Mike Howe-Ära, ansonsten finden sich ausschließlich Songs von den ersten beiden Alben und natürlich dem aktuellen Album "The Weight Of The World" in der Setlist wieder. Die Band legt eine enorm große Spielfreude an den Tag und das Publikum geht vor allem bei den Klassikern gut mit. Ein genialer Gig, der beweist, dass mit METAL CHURCH in so einer Topform noch zu rechnen ist. Einer der Abräumer auf dem diesjährigen WOA!
(Tolga)

Setlist:
Ton Of Bricks
Start The Fire
Leave Them Behind
Watch The Children Prey
Battalions
Date With Poverty
Gods Of Wrath
Beyond The Black
The Dark

EDGUY

Das nenne ich doch mal ein kontrastreiches Programm - gerade eben noch OBITUARY auf der Black Stage, und nun EDGUY auf der True Metal Stage. Doch Tobias Sammet & Co. nehmen natürlich Rücksicht auf die sensiblen Metallerohren und kommen etwas verspätet in Wacken an. Überhaupt ist das eine recht seltsame Geschichte, da die Verzögerung offiziell damit entschuldigt wird, dass die Band im Stau stehen würde, seit einigen Minuten aber bereits ein Helikopter (mit Bandlogo!) über dem Gelände kreist, aus dem wenig später dann auch EDGUY aussteigen. Wie auch immer - zerbrechen wir uns darüber nicht den Kopf, sondern kommen gleich zum Auftritt an sich. Dieser beginnt - wie üblich - mit einem Intro, ehe die Band mit 'Under The Moon' vom aktuellen Output "Hellfire Club" loslegt, direkt gefolgt von 'Navigator'. Danach folgt natürlich erstmal eine Begrüßung durch Tobi, bevor es mit "etwas Langweiligem" weitergeht, nämlich 'Land Of The Miracle' vom "Theater Of Salvation"-Album. Auch hieran schließt sich eine Pause an, die Tobi dazu nützt, sich über das "Scheißwetter" zu beschweren, doch er erklärt sich mit den nassen Fans vor der Bühne solidarisch und leert sich selbst eine Flasche Wasser über den Kopf. Nach den zwar obligatorischen, aber wie ich finde überflüssigen Mitsingspielchen gibt es wieder Musik auf die Ohren, nämlich 'Lavatory Love Machine', doch schon danach ist wieder Laber-Stunde mit Tobi angesagt, denn schließlich muss er ja auf die seit 5. September erhältliche EP "Superheroes" hinweisen. Das tut er sehr ausführlich und im Laufe des Auftritts auch noch einige Male, sodass man sich schon fast wie bei einer Dauerwerbesendung vorkommt, aber die anschließenden Songs 'Babylon', 'Vain Glory Opera' und 'The Piper Never Dies' entschädigen dafür doppelt und dreifach. Dementsprechend gut ist auch die Stimmung vor der Bühne, und eigentlich alle Songs werden lautstark mitgesungen und mitgeklatscht. Nach 'Mysteria' lässt es sich Tobi nicht nehmen, auch noch einen Seitenhieb gegen Joey DeMaio vom Stapel zu lassen (ja, ja, die Laberbacken der Metal-Szene - fehlt eigentlich nur noch Bernhard Weiss (AXXIS)), bevor mit 'King Of Fools' schon der letzte Song des Auftritts folgt. Das Publikum hat jetzt natürlich noch nicht genug und fordert lautstark nach einer Zugabe. Die Band kommt auch anstandslos zurück auf die Bühne und gibt schließlich noch 'Tears Of A Mandrake' zum Besten, das ebenfalls großartig abgefeiert wird. Tobi zeigt dabei ein weiteres Mal sehr eindrucksvoll, dass sein Bewegungsdrang nicht am Bühnenrand aufhört, und so klettert er an der Bühnenkonstruktion sehr weit nach oben. Bei EDGUY bekommt man also nicht nur astreinen Melodic Metal geboten, sondern auch hervorragende Unterhaltung, und deswegen bekommt die Band für diesen Auftritt auch von mir hervorragende Noten. Weiter so...
(Martin)

Setlist:
Under The Moon
Navigator
Land Of The Miracle
Lavatory Love Machine
Babylon
Vain Glory Opera
The Piper Never Dies
Mysteria
King Of Fools
---
Tears Of A Mandrake

MACHINE HEAD

"Jump to the fucking sky!" Wer sonst außer Robb Flynn könnte das an diesem Abend ins Mikro rufen? Nach dem Intro brettern die Amis mit 'Imperium' und absoluter Brachialgewalt los. Wieder einmal laufen sie zu jener Höchstform auf, in der sie sich schon zwei Monate zuvor beim "Vaya con tioz" präsentiert haben. "For all the fucking beers we could drink in Wacken" kündigt Robb 'The Blood, The Sweat, The Beers (bzw. Tears)' an. Wir wissen ja, dass das F-Wort zu seinem Lieblingswortschatz zählt. So oft, wie der gute Robb aber an diesem Abend "Fuck" benutzt, hat noch nie jemand in Wacken gevögelt. Dann führt er auch noch das gegrunzte "Death-Metal-Prost" mit Doublebass ein. Sehr kreativ, und im Set dürfen das alles niederwalzende 'Bulldozer' und der Klassiker 'Davidian' natürlich auch nicht fehlen. Dann ist Zeit für die Zugabe und "was wir wissen Teil 2": MACHINE HEAD covern bekanntlich gern. So genial war es aber noch nie! Lasst euch mal folgende Songs auf der Zunge zergehen:
METALLICA - 'Creeping Death'
SEPULTURA - 'Territory'
PANTERA - 'Walk'
IRON MAIDEN - 'The Trooper'
Ist das geil oder ist das geil? Jeder echte Metalhead, der diese Zugabe nicht miterlebt hat, sollte sich jetzt in den Arsch beißen! Die Stimmung kocht, jeder singt textsicher mit und Tolga hüpft wie wild im Kreis um mich. Geil!
(Carsten)

CORVUS CORAX

Beim Headliner dieses Abends scheint sich mir das Publikum vor der True Metal Stage schon etwas gelichtet zu haben. Vielleicht ist das, was folgt, doch etwas gewagt für ein Metal-Festival - aber es hat's in sich: Die sieben Spielmannsleute aus Berlin machen sich daran, mit einem großen Orchester samt Chor die klassische Carmina Burana gänzlich neu zu interpretieren. Durch ihre mittelalterlichen Wurzeln liegen sie dabei vielleicht sogar näher am Ursprung der Sammlung alter Melodei als Carl Orff vor siebzig Jahren. Und das ganze tragen sie nun dem Wacken-Publikum vor, noch bevor es als "Cantus Buranus" auf Plastik in den Läden steht. Während mit 'Fortuna' die ersten Töne der feierlichen Musik erklingen, kommen die Dudelsackbläser von CORVUS CORAX nach und nach auf die Bühne, bis auch der Teufel in ihrer Mitte steht. Im Takt wippen sie hin und her, denn bei der Neu-Interpretation hat sich auch ein leichter TANZWUT-Beat eingeschlichen. Dennoch ist das dargebotene Kunstwerk nichts zum Abgehen, sondern zum Genießen und Staunen. Schließlich warten die Berliner am Ende auch noch mit der größten Drehleier der Welt und einem ebenso gewaltigen Gong auf. (Eindeutiger Gewinner der Kategorie "traumhaft"! - Rouven)
(Carsten)

Party Stage

MERCENARY

Gibt es eine Band, die passender den Startschuss für das größte Metal-Festival abliefern kann? Für mich eine klare Sache: Nein! MERCENARY haben spätestens mit "11 Dreams" die Szene mächtig aufgewirbelt, und waren zusammen mit BRAINSTORM in der Halle schon mal extrem stark. Leider litt Sänger Mikkel damals an einer fiesen Erkältung, die ihn schon gehörig einschränkte. Davon im morgens noch verdammt frischen Wacken keine Spur: Mister Sandager scheint ungefähr dreieinhalb Kannen Kaffee inhaliert zu haben, wetzt über die Bühne wie ein Irrer und freut sich 'nen Ast über das recht zahlreich anwesende Metaller-Volk, was man ihm an seinem Dauergrinsen gut ansehen kann. Dazu intoniert der Gute Hymnen wie 'Firesoul' oder 'RestrcutDead' absolut perfekt, so dass mir des Öfteren wohlige Schauer den Rücken runterlaufen. Spätestens beim "Everblack"-Highlight 'Seize The Night' gibt es kein Halten mehr, und nach 'World Hate Center' und dem überragenden '11 Dreams' ist klar, dass es keine andere Band auf dieser Welt zu diesem Zeitpunkt hätte besser machen können. Fettes Danke nach Dänemark!
(Rouven)

Setlist:
Redestructdead
Firesoul
Falling
Seize The Night
World Hate Center
11 Dreams

EISREGEN

Regen, Regen, Regen. EISREGEN? Wer braucht eigentlich WITHIN TEMPTATION auf der Black-Stage, wenn gleichzeitig die Thüringer die Party-Stage beackern? Ich zumindest ebenso wenig wie eine stattliche Menge vor der Partybühne. Und auch wenn ich eigentlich kein großer Fan von EISREGEN bin, muss ich der Truppe ein musikalisch wie stimmungsmäßig astreinen Gig attestieren. "Wacken, sind wir nicht alle ein bisschen 'Blutgeil'?" fragt Sänger Michael Roth. Das ganze Publikum geht mit, einige halten Thüringen-Flaggen hoch und die Fäuste recken sich bis zum Bierstand in die Luft. Unter den zahlreichen Crowdsurfern, die den Securities volle Hände bescheren, findet sich gar ein Nikolaus. "Krebskolonie! Krebskolonie!" schallen die Sprechchöre. "Ihr wisst doch, dass dieses Album in Deutschland nicht mehr erwünscht ist" ermahnt Michael. Und da die Splatter-Black-Metaller stets Probleme mit der Bundesprüfstelle haben, wollen sie es jetzt erst recht wissen: 'Tausend tote Nutten' heißt ein neuer Song, der sogleich dargeboten wird. Der Midtempo-Rocker 'Elektrohexe' ist ebenso neu, und nach den lautstarken Zugabe-Rufen gibt's noch eine entschärfte Fassung von 'Thüringen'. Während von der Black-Stage 'Mother Earth' herüber schallt, muss Michael hinter der Bühne zahlreiche Autogramme auf CD-Cover, VIP-Ausweise und Bierbecher geben. "Was habt ihr eigentlich noch für Mist" fragt der Sänger grinsend und nimmt einen Schluck aus seiner Bierdose. Fazit: Ihren Platz auf der Rückseite des Blackstage-Shirts haben sich EISREGEN mit diesem Gig redlich verdient - während WITHIN TEMPTATION dort bezeichnenderweise keine Erwähnung finden.
(Carsten)

GOREFEST

Das diesjährige WOA ist für sämtliche Todesbleigießer ein wahrer Festschmaus: DISSECTION (denen man 'ne gewisse Death-Schlagseite nicht absprechen kann) spielen mal wieder, mit SUFFOCATION und OBITUARY gibt es gleich zwei US-Legenden auf einen Schlag, BLOODBATH lassen sich endlich mal auf der Bühne blicken und wissen livehaftig zu überzeugen, und auch GOREFEST sind endlich wieder da. Wer die Truppe zuletzt eher negativ in Erinnerung hatte, dem sei zumindest gesagt, dass die Tulpenschlächter um Rülpsmonster Jan-Chris mit "False" und "Erase" zwei absolute Meilensteine in Sachen Death-Mörtel vorgelegt haben - und genau davon sollten wir auch eine gute Stunde zehren.
Doch zunächst musste ich etwas grinsen: der ganz in schwarz gekleidete Jan-Chris sah mit strohblonder, halblanger Frisur doch arg nach Heino aus - da half auch der zugegebenermaßen extrem coole Les Paul-Bass nix mehr. Naja, wenigstens hab' ich keine Sonnenbrille erspähen können. Die Optik war aber spätestens dann egal, als uns die vier Holländer Granaten wie 'The Glorious Dead', 'Low', 'Erase', 'False' oder ganz besonders 'Reality (When You Die)' um die Ohren stampften. Da war die Welt wieder in Ordnung, Frühneunziger olé. Erstaunlich, dass weder Jan-Chris was an seiner Stimmgewalt eingebüßt hat, noch die Truppe irgendwie unsicher auf der Bühne stand. Ganz besonders Trommel-Dynamo Ed Warby zeigte sich wieder von seiner Sahneseite. Ganz zum Schluss gab's dann noch was für die Lachmuskeln: GOREFEST outeten sich als große KRAFTWERK-Fans, und so kamen die Wacken-Besucher in den Genuss der wohl ersten Death-Metal-Version von 'Autobahn'. Herrlich!
(Rouven)

TURISAS

Ein Intro ertönt und die Bühne wird erhellt. Ein paar Kreuzritter stehen in einer Reihe...bis das Intro endet und die Ritterrobe gegen Fellfetzen eingetauscht werden. Genau so wurde TURISAS' Headliner-Auftritt eingeleitet, der die Massen zum Kochen brachte. Rund 45 Minuten lang bot man hier seinen Folk Metal, der sehr in Richtung FINNTROLL und ENSIFERUM geht. Dabei spielte man nicht nur solche Hymnen wie 'The Land Of Hope And Glory', sondern vertonte auch neue "Sauflieder", die nicht auf ihrem Album "Battle Metal" vertreten sind. Besonders die Bühnenshow machte dabei viel her. Vor allem der Sänger, der mich sehr stark an eine Bestie erinnerte, überzeugte mit seinem agilen Auftreten. Dabei wurde man seinem Headlinerstatus vollends gerecht, da wirklich alles stimmte. Das Publikum war komplett aus dem Häuschen und kurz vor dem endgültigen Herzkollaps. Negativ an diesem Gig war die kurze Spielzeit von 45 Minuten, die für einen Headliner entschieden zu kurz ist. Das ist aber auch das einzige, was einen etwas bitteren Nachgeschmack hinterlässt.
(Tobias)

Redakteur:
Rouven Dorn

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