CLUTCH - Earth Rocker
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2013
Mehr über Clutch
- Genre:
- Earth Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Weathermaker (Soulfood)
- Release:
- 15.03.2013
- Earth Rocker
- Crucial Velocity
- Mr. Freedom
- D. C. Sound Attack!
- Unto The Breach
- Gone Cold
- The Face
- Book, Saddle, & Go
- Cyborg Bette
- Oh, Isabella
- The Wolf Man Kindly Requests
"If you're gonna do it, do it live on stage or don't do it at all"
Alles neu macht der März. CLUTCH haben sich einen neuen Anstrich verpasst und ein Album zusammengeschraubt, das nicht umsonst den plakativen Titel "Earth Rocker" trägt. Es ist eine Ode an die direkte, unverfälschte und bewusst einfach gehaltene Rockmusik, zumal man versucht, ein gewisses Livefeeling auf die Platte zu transportieren. Getreu dem Motto, das man auch im Titeltrack besingt: "If you're gonna do it, do it live on stage or don't do it at all". Und das taten die Mannen aus Maryland, indem ganz bewusst auch bei den Aufnahmen ein Ansatz gewählt wurde, bei dem die Jam-Attitüde über Bord geflogen ist und stattdessen gradlinige, schnörkelarme (ganz ohne geht es bei CLUTCH nicht) Rocksongs eingespielt wurden, die dem Live-Gefühl schon sehr nahe kommen.
Die Scheibe wirkt nicht nur wie ein energisches Statement, sie ist auch eines. Was es doch für einen Unterschied macht, ob man steinigen oder erdigen Rock zelebriert. Auch wenn CLUTCH recht nah am Stoner Rock musizierten, war dies nie das prägendste Element ihres Stils, da ist der Blues-Einschlag irgendwie offensichtlicher. Dennoch haben sie irgendwann dieses Etikett verpasst bekommen. Und können das offenbar nicht mehr hören, denn Drummer Jean-Paul gab im Interview den bemerkenswerten Satz "Stoner Rock is a stupid term to describe music" zum Besten, vermutlich wollte er aber sagen: "...to describe our music". CLUTCH in die Stoner-Rock-Ecke zu stellen, trifft halt einfach nicht den Kern, erst recht nicht mit dem neuen Album, das puren Rock'n'Roll ausdünstet.
Die Scheibe funktioniert gut mit dieser Ausrichtung, nutzt sich nicht ab und hat so ein unbeschwertes "Geradeaus-Feeling" zu bieten. Das heißt aber im Umkehrschluss auch: weniger Gegniedel, weniger Groove, weniger verspielte, luftige Gitarrenpassagen. Nun hatten CLUTCH trotz toller Musizierkunst auch immer mal Songs am Start, in denen sie sich (und den roten Faden) ein bisschen verloren, selbst auf der ansonsten großartigen Vorgängerscheibe "Strange Cousins From The West" beispielsweise mit einem Stück wie 'Minotaur'. Dies passiert beim erdrockenden Rundling nun nicht mehr, man agiert zwingender und es wird quasi ein Tempo und eine kick-ass-Attitüde durchgehalten. Zwar gibt es mit 'Gone Cold' auch mal etwas Balladeskes, doch dies ist nicht unpassend oder gar störend, auch diese ruhige Nummer hat durchaus ihre Berechtigung. Für den Rest der Platte aber ist "Earth Rock" auf jeden Fall eine treffende Bezeichnung. Das räudige Element bekommt mehr Gewicht – man stelle sich die Kracher 'Struck Down' und '50,000 Unstoppable Watts' vom letzten Album noch etwas straighter und eben ... erdiger vor. Ein bisschen vermisse ich den besonderen Groove, der sich so wunderbar ins Hirn gefräst hat, und die bluesige Slide-Guitar – beide Elemente haben sich nun weitgehend verflüchtigt. Aus diesem Grund gefällt mir "Strange Cousins From The West" in seiner Gesamtheit doch einen Tick besser (zumal das Album den "test of time" mit Bravour bestanden hat), nicht zuletzt der höheren Vielfalt wegen. Die stärkeren Einzelsongs bietet aber auf jeden Fall der aktuelle Silberteller - allen voran 'Crucial Velocity', 'D.C. Sound Attack' (krachig und doch bluesig, yeah!), 'Unto The Breach' (Abrissbirne). Und der eröffnende Titeltrack ist sowieso ein richtig großer Rocker und Ohrwurm vor dem Herrn - blooo-ahhh!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer