BLIND GUARDIAN: Interview mit Markus Siepen
01.01.1970 | 01:00Die wohl am meisten erwartete Scheibe des Jahres dürfte das neue Album der Krefelder Melodic-Bombast-Speed-uswusf-Metaller BLIND GUARDIAN sein, welches auf dem Namen "A Night At The Opera" hört und ab dem 04.März in den Läden steht. Bei seiner Telefonpromotour wählte Markus Siepen dann auch zwischendurch meine Nummer und nach einiger Konfusion wegen meines Telefons konnten dann auch alle Fragen zu dem neuen Werk, der Tour und "Herr der Ringe" geklärt werden. Fast eine ganze Stunde bohrte ich den Herren mit Fragen. Also auf in den Lesekampf!
Peter:
Ich hab die Promo gestern doch noch bekommen und mein erster Eindruck ist, dass es eine Mischung aus alt und neu ist. Sprich, die Eingängigkeit und die Härte aus der "Imaginations.."-Phase und eben noch ein Stückchen bombastischer als bislang gewohnt.
Markus:
Das ist so grundlegend nicht falsch. (lacht)
Peter:
Und die Chöre sind noch ein bisschen QUEEN-lastiger...
Markus:
Das kann ich auch nicht ganz leugnen. QUEEN sind nach wie vor einer unserer Haupteinflüsse und die Chorarbeit ist da auch sicher von angehaucht. Ja, und wir haben da tatsächlich mindestens den Bombast von der "Nightfall.."-Scheibe. Andererseits ist sie wesentlich aggressiver und härter als alles, was auf "Nightfall.." veröffentlicht wurde. Das ist dann wahrscheinlich der Schritt zurück, den Du meinst.
Peter:
Genau. Den finde ich auch ganz lobenswert.
Markus:
Wir haben logischerweise wieder versucht uns nicht zu kopieren, sprich nicht "Nightfall...", Teil 2 rauszubringen. Sondern stattdessen neue Elemente einzubauen oder "Nightfall..."-Elemente auszubauen. So könnte man sagen, dass "And Then There Was Silence" "Nightfall.." kompakt in 14 Minuten ist. Auf der anderen Seite hat man Songs wie "Punishment Devine", dass einem mit dem Geknüppel fast schon in die Fresse springt oder eben sowas wie "Sadly Sings Destiny", der was völlig neues ist. Sehr rhythmusgitarrenorientiert, nicht 10.000 Leadgitarren übereinander gestapelt. Da sind dann halt wieder ein paar neue Einflüsse drin.
Peter:
Mein Favorit ist bislang "The Maiden And The Minestrel Knight" mit seinem choralartigen Chorus.
Markus:
Ja, eine Halbballade in der Art hatten wir in der Form auch noch nie.
Peter:
Sind solche Veränderungen eigentlich bewusst oder setzt ihr euch drei Jahre lang hin, schreibt Songs und guckt am Ende was dabei raus kommt?
Markus:
Beides. Wenn wir beginnen mit dem Schreiben, dann gibt es keinen Masterplan nach dem Motto: wir brauchen zwei harte, zwei Midtempo Songs und eine Ballade oder so was. Das gibt es nicht. Wir setzen uns schon stumpf hin, schreiben drauf los und gucken was passiert. Und dann sehen wir in welche Richtung sich das entwickelt. Bei uns war es diesmal so, dass die ersten Sachen, die wir so aufgenommen haben, sehr nach "Nightfall.." klangen. Da hatten wir aber überhaupt keinen Bock drauf. Dann haben wir die Songs entweder solange überarbeitet bis sie anders klangen oder aber direkt in die Schublade getan und was neues angefangen. Die einzige Vorgabe für uns war halt, das wir uns nicht wiederholen wollten. Und der Rest ergibt sich dann einfach so. Und wenn wir dann 10 Nummern oder so fertig haben und mit ihnen zufrieden sind, dann nehmen wir die auf.
Peter:
Und warum dauert das so lange?
Markus:
Dafür gab es verschiedene Gründe. Zum einen natürlich die ausgedehnte Tour, die wir gemacht haben. Dann wollten wir nach der "Nightfall..." ursprünglich noch eine 4-Track-EP veröffentlichen, was allerdings an einem Hörsturz von Hansi (Kürsch, v./b. – d. Verf) scheiterte. Denn der Zeitpunkt der Veröffentlichung hätte einfach keinen Sinn mehr ergeben im Zusammenhang mit "Nightfall...". "Harvest Of Sorrow" war eines dieser Stücke, das ja jetzt noch veröffentlicht wurde und die anderen Songs werden wir auch noch veröffentlichen. Allerdings kann ich noch nicht sagen, wann und in welcher Form. Und dann haben wir angefangen neue Stücke zu schreiben. Aber wie gesagt, brauchten wir dann erst mal eine Zeit, um uns von der "Nightfall..." zu lösen. Als wir uns dann endlich "eingeschrieben" hatten, ging es so schnell wie immer. Man kann da dann auch schon pauschal ein Jahr für so ein Album rechnen. Eine Nummer wie "And Then There..." schreibt man eben nicht in 2-3 Tagen. Da steckt einfach viel zu viel Stoff drin. Wir haben bei der Nummer bis zu 200 Spuren verballert und da muss man dann natürlich auch bei der Produktion auf alles genau achten. Dazu kommt noch, dass wir diesmal nur mit einem Engineer gearbeitet haben, nämlich Charlie Bauerfeind, der die Scheibe auch produziert hat. Vorher hatten wir bis zu vier Engineers. Da konnten wir dann Doppelschichten parallel zueinander fahren, was mit einem Engineer natürlich nicht geht. Dadurch dauert die Sache natürlich auch noch länger. Ganz abgesehen von den Breaks, die wir machen mussten, weil Charlie bspw. die HALFORD Live-CD abgemischt hat. So hat sich das alles rausgezögert. Aber wir sind eben auch Perfektionisten und dann müssen wir in den sauren Apfel beißen. Wir haben keinen Bock da einen Schnellschuss abzuliefern, nur um nach zwei Jahren wieder ein Album am Start zu haben. Wir nehmen uns dann einfach alle Zeit, die wir brauchen und diesmal hat es halt tatsächlich vier Jahre insgesamt gedauert.
Peter:
Du sagtest gerade "And Then There…" hätte über 200 Spuren in Anspruch genommen. Das ist ein Punkt, der mich immer ein wenig an der Band stört. Es ist mir manchmal zu überproduziert und zu überbombastisch.
Markus:
Das ist natürlich Dein gutes Recht. Aber "And Then There.." ist in der Hinsicht auch extrem, da gebe ich Dir auch 100% recht. Da gibt es sicher noch mehr Leute, die sagen, dass ist mir der Schritt zu weit. Aber wir hatten da Bock drauf.
Im Internet haben viele Leute nach der Single schon gefragt, ob das ganze Album so klingt. Nein, logischerweise nicht. So blöd sind wir dann auch nicht. Wir hatten da einfach Bock drauf und es hat sich so ergeben und das ist es. Auch das sie so lang ist, war nicht so geplant, aber bei Songwriting kam dann der erste Refrain irgendwann nach fünf Minuten und da wussten wir, die Nummer wird etwas länger als der Rest. Wobei wir die Album-Version auch noch mal neu abgemischt haben und sie wirkt damit etwas kompakter als in der Maxi-Version.
Peter:
Ich hab immer nur gedacht, das man daraus auch drei Songs hätte machen können.
Markus:
Hätte man. Andere Bands machen aus dem Stoff sogar zwei Alben. Ich glaube auch nicht, dass wir noch mal so eine lange Nummer machen werden, auch wenn man das natürlich nie ausschließen kann.
Peter:
Wenn man Kritiker von euch hört, dann sind das entweder Leute, die mit der Musik an sich gar nix anfangen können oder aber, sie finden die Musik gut, aber meinen, dass Hansi nicht singen kann.
Markus:
Ob man seine Stimme mag ist natürlich Geschmackssache. Aber eins ist klar, Hansi kann singen. Wenn man mit dem "Wie" nicht zurecht kommt, ist das eine andere Geschichte.
Peter:
Kann man den Albumtitel als Tribut an QUEEN verstehen (die ja bekanntlich ebenfalls ein Album mit dem Titel "A Night At The Opera" haben – d. Verf.) ? Zufall glaube ich euch nicht.
Markus:
Zufall ist es natürlich nicht, weil jeder von uns die gleichnamige QUEEN-Scheibe hat. Es war so, dass die Scheibe als Arbeitstitel die ganze Zeit "The Soulforged" hieß. Den wollten wir als Albumtitel aber nicht haben. Wir haben dann mitbekommen, dass die Fans im Internet darüber diskutiert haben, wie es denn heißen könnte und da gab es dann Vorschläge wie "Mystic Tales" etc. Also das, was jeder erwartet hätte. Und da hatten wir schon mal gar keinen Bock drauf. Wir haben dann überlegt, was man nehmen kann und Hansi kam dann irgendwann mit der Idee "A Night At The Opera" und wir fanden das alle auf Anhieb klasse. Und schon hatten wir ihn genommen. Wobei es nicht der ausschlaggebende Punkt war, das so auch ein QUEEN-Album heißt. Das war lediglich ein weiterer Grund für diesen Albumtitel.
Peter:
Ihr geht im April auf Tour. Kann man da was Besonderes erwarten?
Markus:
(lacht) Ja, sicher.
Peter:
Gut. Und was genau? Eure "Brüder" von ICED EARTH haben mit Ihrer 3-Stunden-Show und den drei Bühnen schon ein bisschen mehr gemacht als die übliche Band.
Markus:
Also drei Stunden werden wir nicht spielen, so viel ist sicher. Aber was ich sagen kann, ist, dass wir auf dieser Tour eine Live-Scheibe aufnehmen und daher auch ein breitgefächertes Programm am Start haben. Wir werden die Setlist auch sehr häufig wechseln, denn wir planen verschiedenen Shows in verschiedenen Ländern aufzunehmen. Wenn wir 120 Minuten am Abend spielen, werden wir wohl für die doppelte Zeit Stücke einproben, um dann möglichst stumpf tauschen zu können. Wir planen zudem ein komplett anderes Bühnendesign als auf den Touren zuvor. Wie das genau aussieht, kann ich Dir aber noch gar nicht sagen, da die Leute, die es entwerfen sollen uns noch nix vorgelegt haben. (lacht) Das werden wir erst nächste Woche sehen.
Peter:
Na ja, ich war auf der "Nightfall.."-Tour und letztendlich war das halt ein Heavy-Metal-Konzert. Sprich sechs Leute auf der Bühne und die haben gespielt. Klar, es ist bei euch immer was anderes, weil die Stimmung sehr gut ist, der Bombast ein bisschen fehlt, die Fans die Chöre übernehmen und die Songs dadurch völlig anders klingen. Aber in Sachen Show etc. war das jetzt nicht wirklich was besonderes. Aber in der heutigen Zeit wird die Erwartungshaltung ja immer größer.
Markus:
Das ist völlig richtig. Und ich stehe dem ganzen auch etwas kritisch gegenüber, denn ich sehe die Gefahr, dass irgendwann das Hauptaugenmerk nicht mehr auf der Musik liegt. Das sollte aber immer noch das Wichtigste sein, wenn die Leute aber meinetwegen zu einem RAMMSTEIN-Konzert gehen, nur weil sie sich das Feuerwerk ansehen wollen und die Musik ihnen eigentlich völlig egal ist, dann finde ich das gefährlich. Und wie will RAMMSTEIN z.B. sich denn bei der nächsten Tour noch toppen? Dafür müssen sie ja direkt die Halle abfackeln. Da bewegt man sich dann irgendwann in einer Sackgasse, aus der man nicht mehr rauskommt. Wobei ich Dir völlig recht gebe, wenn Du sagst unsere letzte Tour war halt ein Heavy-Metal-Konzert. Es war halt ganz normal mit Coverdesign als Backdrop angelegt und die Band springt davor auf und ab und alles ist wunderbar.
Peter:
Das war jetzt auch nicht böse gemeint.
Markus:
Nee, ist schon klar und ich sehe es ja ganz genau so. Und das ist auch etwas, wo wir auf dieser Tour versuchen von weg zu kommen. Also nicht unbedingt das Standardbackdrop etc., sondern wir versuchen auch da mal ein bisschen was dran zu ändern, weil sich so was sonst ja auch tot läuft. Das Normale haben wir jetzt lange genug gemacht und wie bei den Alben haben wir auch live keine Lust immer das selbe zu machen. Drum haben wir ein paar Leute aus unserer Crew darauf angesetzt und werden jetzt mal sehen, was dabei rauskommt.
Peter:
Als Support sind ja schon FREEDOM CALL bestätigt. Kommt da noch jemand zu?
Markus:
Nein.
Peter:
Und live werdet ihr wieder unterstützt von dem Olli Holzwarth am Bass?
Markus:
Ja, Olli spielt wieder Bass, was er auch auf dem Album getan hat. Und wir werden auch einen Keyboarder dabei haben, der schon 95 mit dabei war, denn ganz auf diese klassischen Effekte wollen wir natürlich nicht verzichten. Darum haben wir halt wieder einen Keyboarder dabei und der wird auch spielen. Denn wir haben auch keinen Bock da zu irgendeinem Halbplayback rumzuhampeln. Sprich, was Du bei uns hörst, ist auch tatsächlich live und von irgendjemanden gespielt.
Peter:
Habt ihr mal darüber nachgedacht mit einem Orchester rumzutingeln? Die Musik gibt das ja mittlerweile locker her.
Markus:
Wir könnten das theoretisch machen, aber da sehe ich zwei Probleme. Zum einen ist es nichts wirklich neues mehr. RAGE haben es lange genug gemacht, METALLICA und die SCORPIONS haben es sich abgeguckt und noch viele andere. Das andere Ding ist, das so eine Geschichte natürlich sehr zeitaufwendig ist. Man ruft ja nicht bei irgend einem Orchester an nach dem Motto: "hier sind unsere Platten, tut die euch drauf, die Tour beginnt nächste Woche." Und Zeit haben wir nicht. Bislang haben wir 4x für die Tour proben können und sind noch nicht mal sicher, wie die Setlist aussieht. Dabei sind es nur noch 6 Wochen bis zur Tour. Aber es ist eine interessante Geschichte und evtl. machen wir das auch irgendwann mal, wenn die Zeit dafür da ist etc. Denn ein Schnellschuss geht bei so was schnell in die Hose.
Peter:
Hat man ja bei METALLICA gesehen.
Markus:
Da stimme ich Dir voll und ganz zu. Ich bin damals in den Laden, hab sie gekauft, im Auto gehört und als ich zu Hause ankam sofort ins Internet gesetzt.
Nein, es muss schon Sinn machen. Das klang aber eher so wie METALLICA spielen und nebenan das Orchester spielt irgendwas anderes. So funktioniert es natürlich nicht, dass muss schon aufeinander abgestimmt sein.
Peter:
Themenwechsel: Ihr habt sicher alle "Herr Der Ringe" gesehen. Wie fandet ihr den Film?
Markus:
Jeder in der Band findet den Film sehr geil, obwohl wichtige Szenen gefehlt haben. Also mich hat der Film ziemlich weggeblasen. Ich finde sogar fast so geil wie "Star Wars" und ich hatte nicht geglaubt, dass da noch mal was rankommt. Und zudem habe ich heute erfahren, auch wenn das nicht 100%tig sicher ist, dass die DVD-Version eine Stunde länger gehen soll und dort sind dann die fehlenden Szenen enthalten.
Peter:
Oh, das wäre schön.
gemeinsam:
Tom Bombadil!
Markus:
Das soll dann alles drin sein bei der DVD und das wäre natürlich der Megaknaller. Also warten wir mal auf den September.
Peter:
Dann muss ich mir wohl bis dahin einen DVD-Player zugelegt haben.
Aber über den Film denke ich ähnlich. Auch wenn ich bei manchen Szenen und Dialogen ein wenig gegrummelt habe, so von den Bildern und den Personen her ist der schon gewaltig.
Markus:
Ja, die Bilder erschlagen einen. Wir saßen da drin und haben nach dem Film sofort gesagt, dass der nächste Urlaub nach Neuseeland geht. Hammergeil!
Peter:
Ihr wart ja auch für den Soundtrack eine Weile im Gespräch. Eine ganze Weile sogar...
Markus:
Ja, das stimmt. Wir hatten auch Kontakt mit Peter Jackson (Regisseur des Films – d. Verf.). Als bekannt wurde, dass er das Buch verfilmen wurde, gab es ja im Internet zig Abstimmungen, wer denn den Soundtrack machen sollte und die haben wir fast alle gewonnen. Dadurch entstand halt der Kontakt und wir sollten dann auch tatsächlich Demomaterial einreichen. Dafür allerdings hatten wir nur noch zwei Wochen Zeit, da die Macher des Films auch schon im Zeitdruck waren. Das war dann der Zeitpunkt, wo wir aus mehreren Gründen auch zurückgezogen haben. Denn wir haben a) noch keinen Soundtrack geschrieben, b) hätten wir bei unserer Songwritinggeschwindigkeit wohl auch den Zeitrahmen für den Film gesprengt und c) hätten wir unseren eigenen Zeitplan komplett über Bord geschmissen. Denn hätten wir dieses Projekt bekommen, läge heute sicherlich keine neue BLIND GUARDIAN-Scheibe vor Dir. Und da die Band immer noch absolute Priorität genießt, haben wir es dann gelassen. Zudem besteht wohl immer noch Interesse an einigen Stücken von uns für die späteren Filme. Na ja, wenn es klappt, wäre das supergeil, wenn nicht kann ich damit auch gut leben. Hauptsache die Filme werden geil.
Peter:
Es kursierten ja auch die wildesten Gerüchte, dass jetzt die ganzen Namen aus dem Film geschützt sind und Bands wie ihr und viele andere da auch echte Probleme kriegen können.
Markus:
Du kannst tatsächlich Probleme kriegen. Im Vorfeld der "Nightfall.."-Scheibe mussten wir uns auch ein OK von der Tolkien-Erbengemeinschaft geben lassen. Und das ist gar nicht so einfach, denn die sind Freunde des großen Geldes und möchten sich alles erst mal bezahlen lassen. Man kann das dadurch theoretisch umgehen, in dem man versucht auf explizite Namensnennungen verzichtet, so dass sie einem da nicht an den Karren fahren können. Zumindest besitzt Peter Jackson jetzt alle Rechte daran, auch wenn ich noch nicht ganz verstehe wie er da dran gekommen ist. Wenn er sich mit seinen alten Filmen mit "Meet The Feebles" da beworben hätte, hätten sie ihn wohl in die Wüste geschickt, also muss er wohl mit einem dicken Scheck angekommen sein. (lacht)
Peter:
Na ja, immerhin müsst ihr nicht euren Namen ändern, dann ist ja alles in Ordnung.
Hm, da Du nicht Hansi bist, kann ich Dich jetzt gar nicht nach DEMONS & WIZARDS fragen...
Markus:
Na ja, so ein bisschen was kann ich Dir schon dazu sagen. Na ja, im Moment sieht es da gar nicht aus, da sowohl ICED EARTH als auch wir auf Tour sind. Das bedeutet, dass wir bis Ende des Jahres noch als Headliner unterwegs sind und auch 2003 noch auf Festivals etc. spielen werden, da wir dieses Jahr nur auf 2-3 Festivals spielen. Folglich haben die beiden Herren vor Mitte nächsten Jahres kaum eine Chance eine neue Scheibe aufzunehmen (wobei dies aus dem Mund von Herrn Schaffer etwas anders klingt, vergleicht mal mit dem ICED EARTH-Inti (http://www.powermetal.de/interview/interview-224.html) – d. Verf.) Aber es ist auf jeden Fall eine Scheibe geplant.
Peter:
Du sagst gerade 2-3 Festivals. Was noch neben Wacken?
Markus:
Wir spielen noch beim Gods Of Metal in Italien und es ist noch ein Festival in England zu 95% bestätigt, wobei ich da jetzt den Namen vergessen habe. Das sind die einzigen Festivals in Europa, dazu kommen noch zwei in Nordamerika. Aber ansonsten wollen wir uns dieses Jahr auf unsere eigene Tour konzentrieren und Festivals dann mehr in 2003 spielen.
Peter:
Na ja, ich bin eigentlich ganz froh, dass ihr nur in Wacken spielt. Dann sehe ich bei den anderen Festivals wenigstens auch andere Bands. Wenn man Bands 3-5x im Jahr sieht, ist es halt auch irgendwann nicht mehr so spannend...
Markus:
Ja, das ist schon völlig in Ordnung. Gerade Wacken, Balingen und das WFF sollten ja für die HardUnionTicket-Besitzer dann auch wirklich unterschiedliche Bands da haben und nicht zu identische Besetzungen.
Peter:
Und eure Tour wird euch auch einmal um den Globus führen?
Markus:
Ja, das geht einmal rundherum. Da kommen diesmal auch noch ein paar Flecken hinzu, wo wir noch nicht gespielt haben. Wir spielen bspw. Ende Mai in Russland zwei Shows, wir spielen in England das erste Mal, dann noch in weiteren südamerikanischen Staaten, evtl. in Australien, USA und Kanada. Das sind so ein paar Punkte auf der Weltkarte, wo wir noch nicht waren. Auch aus Indonesien haben wir ein Angebot bekommen, wo jetzt noch nicht ganz raus ist, ob wir da spielen. Und dann halt noch die Länder, wo wir sonst auch schon immer unterwegs waren: Südamerika, Mexiko, Europa, Japan...
Peter:
Kriegt man da von den einzelnen Ländern eigentlich was mit? Oder geht das so Flughafen, Hotel, Konzert, Hotel, Flughafen....
Markus:
Das kommt drauf an. Wir haben beides schon erlebt. Als wir bspw. in Mexiko waren, haben wir 3 Shows gespielt, waren aber 6 Tage dort. Da hatten wir natürlich genug Zeit, um uns auch Inka-Tempel etc. anzusehen. Supergeil!
Aber wir waren auch zwei Monate vorher in Brasilien und hatten da am Tag 1,5 Stunden Schlaf gehabt und das war es. Und den Rest der Zeit hat man halt mit Konzert, Interviews, Meet'n'Greet usw. verbracht. Da haben wir also gar nix gesehen, außer an dem Tag als Hansi eine Lebensmittelvergiftung hatte und wir einen Gig absagen mussten. Da saßen dann 15 Leichen am Strand und haben versucht sich zu erholen. Das ist halt das andere Extrem, wo man wirklich gar nix gesehen hat von dem Land.
Peter:
Wie sehr können euch denn Eindrücke solcher Länder beeinflussen? Also kann es vorkommen, dass man orientalisch angehauchte Gitarren bei euch hört, nachdem ihr in Arabien gespielt habt oder so?
Markus:
Ja und Nein. Es hat sicherlich einen Einfluss auf uns und unsere Musik. Aber es ist nicht unbedingt dieser direkte Einfluss. Sprich, man war in Arabien und baut dann arabische Tonleitern ein. So eher nicht. Aber wenn Du bspw. so einen Azteken-Tempel hochkletterst und dann völlig außer Atem oben ankommst. Das sind einfach Momente, die brennen sich ein und beeinflussen dich garantiert. In welcher Form auch immer.
Peter:
Wie stehst Du eigentlich zu Online-Magazinen? Liest Du so was?
Markus:
Ich muss zugeben, dass ich ziemlicher Internet-Junkie bin. Aber es gibt jetzt keinen speziellen Magazine, die ich regelmäßig lese. Sondern ich surfe immer so durch die Gegend und wenn ich irgendwo lande, wo mich was interessiert, lese ich das. Aber das Internet ist schon sehr wichtig für us. Für us? Hach, ich habe heute fünf Stunden Interviews mit Italien gemacht, da hänge ich noch ein wenig im englischen drin. Na ja, das Internet ist auf jeden Fall sehr wichtig für uns, denn es ist die perfekte Form um schnell mit wem auch immer auf der Welt zu kommunizieren, z.B. auch um Fankontakte zu pflegen. Bei uns auf der Homepage ist ein Forum, wo ich fast jeden Tag mal bin, lese was passiert und Fragen beantworte. Internet ist schon geil.
Peter:
Du sagtest gerade, dass Du heute morgen schon 5 Stunden mit Italien gesprochen hast. Nervt Dich das eigentlich mit der Zeit? Der ganze Promo-Kram wird ja nicht wirklich weniger...
Markus:
Stimmt, es wird nicht wirklich weniger, aber was bringt es eine Platte rauszubringen, wenn es keine Sau weiß? Es ist einfach Teil von diesem Job. Von daher ist es schon in Ordnung. Klar, es gibt anstrengende Tage, wo du rund um die Uhr immer die selben Fragen zu hören kriegst. Das kann einem schon mit der Zeit auf dem Zeiger gehen. Doch auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder interessante Interviews, wo auch mal ganz andere Themen angesprochen werden. Und das macht dann richtig Spaß. Aber insgesamt ist es nun mal Teil vom Job und deshalb habe ich auch kein Problem damit.
Peter:
Wobei ihr das Glück habt, dass bei euch das jeder macht.
Markus:
Stimmt. Bei uns macht das jeder. Im Augenblick sind zwei von uns für drei Tage in Frankreich, ich habe gerade meine Telefontage, Andre und Hansi waren auch gerade eine Woche in Japan auf Promo, dann müssen wir noch mal alle zusammen nach Frankreich zur Promo. Also wirklich Promo hier, Promo da....
Peter:
Gut, dann haben wir es soweit. Ich wünsche euch viel Erfolg, den ihr eh haben werdet. Ist ja eigentlich nur die Frage, ob ihr auf Rang 5, 3 oder 1 in die deutschen Charts einsteigt.
Markus:
Vielen Dank und wir werden sehen, was es wird.
Peter:
Na ja, in dem Bereich wird es sich sicher bewegen, kommt halt drauf an, was in der Woche noch so veröffentlicht wird.
Markus:
Stimmt, das ist genau die Frage. Wenn natürlich noch MADONNA und co. gleichzeitig mit einem Album kommen, dann kann man sich so was komplett abschminken. Aber schauen wir mal. Zumindest können wir ganz optimistisch sein, wenn wir sehen wie die Single läuft.
Peter:
Ja, die war ja in div. europäischen Staaten in den Top10.
Markus:
Ja. Sie war in Japan lange in den Top10, in Spanien ist sie immer noch in den Top4 und war sogar einige Wochen auf der 1. In Kanada sind wir von 0 auf 7 rein, in Griechenland waren wir auf 8. Also die chartet weltweit in richtig geilen Positionen.
Peter:
Da ist Deutschland mit seiner Position 41 ja schon fast schwach...
Markus:
Wobei hierbei sagen muss, dass wir sehr viel über Mailorder verkaufen und die sind nicht an das System der Media-Control-Charts angeschlossen. Wären die alle mit angeschlossen, wären wir locker Top20, wenn nicht auch Top10 gewesen. Immerhin ist EMP jetzt wenigstens bei den Alben angeschlossen, so dass da die Sache wieder etwas besser aussieht. Aber es verfälscht den Spiegel natürlich immer etwas, wenn man dann sieht, dass die Single in Deutschlang 'nur' auf Platz 41 eingestiegen ist.
Peter:
Stört euch denn, dass sie dann nicht in den Top20 ist? Oder ist das egal, weil ihr wisst, dass ihr sie ja verkauft habt.
Markus:
Bei der Single würde es uns natürlich freuen, wenn sie höher gechartet wäre. Wenn jetzt das Album aber nur auf Platz 20 oder 30 einsteigt, würde uns das schon drastisch stören. Denn die "Nightfall..." ist von 0 auf 7 rein, und wenn wir jetzt so abstürzen würden, würde das schon am Ego kratzen. Ganz klar. Bei der Single sehe ich die Verkaufszahlen und sehe, dass sie 3x mehr abgesetzt wurde als jede Single vorher und weltweit super läuft. Da stört mich ein Platz 41 in Deutschland nicht wirklich.
Peter:
Wie oft ist denn 3x so oft wie jede andere?
Markus:
Also die Single hatte in Deutschland schon nach einer Woche so viele Einheiten abgesetzt wie die "Mirror, Mirror"-Single am Ende und die läuft halt noch. Drum war das '3x so oft' eher geschätzt. Ich kann Dir da jetzt keine genauen Zahlen sagen, da ich die auch noch nicht bekommen habe. Eine endgültige Abrechnung kriegen wir etwa im April, dann könnte ich Dir näheres sagen.
Peter:
Das liegt in Deutschland bei einer Single schon noch im 5-stelligen Bereich, oder?
Markus:
Ja, ja. Schon noch 5-stellig. Wobei Heavy-Metal-Bands eh keine Single-Bands sind, da man mit Radio-Airplay eh nicht rechnen kann. Und mit einem 14-Minuten Song sowieso nicht. Wobei das eigentlich keine Rolle spielt, denn auch einen 2-Minuten Song von uns würde nicht im Radio gespielt.
Peter:
Das Problem gibt es ja fast überall so.
Markus:
Ja, die kriegen ja schon zu viel, wenn sie ein Gitarrensolo hören. Ich habe mal mitbekommen, dass BON JOVI für das österreichische Radio alle Gitarrensoli aus den Stücken rausschneiden lassen musste, weil die sonst nicht mal BON JOVI spielen. Das muss man sich vorstellen, die spielen BON JOVI nicht, der auch dort sicher zig Singles vertickt, wenn das Solo drin bleibt. Dann müssen wir natürlich erst gar nicht mit einer Single antreten.
Peter:
Wie ist eigentlich euer Status in den USA?
Markus:
Die Single hat die Billboard-Charts geknackt. Zwar nur auf Platz 178, aber es ist die erste Metal-Single unseres Labels, die da je gechartet hat. Von daher ist da jeder glücklich und nun schauen wir mal was passiert.
Peter:
Ich hab gehört, ihr geht da mit ICED EARTH auf Tour.
Markus:
Ja, das kann sein. Wir haben die Möglichkeit mit ICED EARTH zu touren und müssen jetzt nur noch sehen wie es in den allgemeinen Zeitplan reinpasst. Und wenn alles passt, kann das durchaus passieren.
Peter:
Wäre dann ja wie vor 10 Jahren hier in Deutschland. Also auch von der Situation her vergleichbar, oder?
Markus:
Ja, so ungefähr. Die Staaten sind für uns logischerweise Neuland. Die "Nightfall..." war 1998 unsere erste Veröffentlichung drüben und kurze Zeit später haben sie alle anderen Alben auch noch dort veröffentlicht. Also ist es für uns absolutes Neuland, da wir dort auch noch nie gespielt haben. Aber wir sind auf alle Fälle optimistisch.
Peter:
Na ja, es wird schon klappen. Und wenn nicht, ging es bisher ja auch ohne die US of A.
Markus:
Genau. Bis jetzt konnten wir auch ohne die Staaten leben. Wir haben natürlich nichts dagegen, wenn sie noch dazukommen, aber wir lösen uns sicher auch nicht auf, wenn wir es dort nicht packen.
Peter:
Gesunde Einstellung. Und à propos packen... Wir haben es jetzt auch endgültig gepackt. Ich danke Dir für das Gespräch, wünsche euch viel Erfolg und wir sehen uns auf Tour.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk