FATES WARNING: Diskografie-Check - Teil 3 | Platz 1 - 5
12.10.2023 | 10:09Kaum zu glauben, dass unsere Redaktion meint, die Alben aus dem letzten Teil noch einmal toppen zu können, aber hier ist die Spitze der Diskographie einer der größten Progressive-Metal-Bands aller Zeiten.
Platz 5: Theories Of Flight
2016 ist das Jahr, in dem etwas Besonderes geschah: Jim Matheos, Kopf der Band, ließ Fans und die Welt ein wenig hinter die Fassade seiner selbst schauen. Über die Jahre hat Matheos zahlreiche Texte für seine Lieder verfasst, aber auf "Theories Of Flight" sind die Lyrics persönlicher als sonst. Natürlich ist zu diesem Zeitpunkt viel mehr über den genialen Gitarristen bekannt und in retrospekt sind auch früher bereits Texte mit starker persönlicher Konnotation veröffentlicht worden, aber erst im Licht der Zeit und dieses Albums werden sie klarer.
"Theories Of Flight" ist ein Album über Abschied, über das Unstete, melancholisch und auch düster, manchmal wütend, meistens aber ein Album voller Sehnsucht und unerfülltem Verlangen. Das fängt bei 'From The Rooftops' an, das sich lyrisch einfügt, obwohl die Worte von Ray Alder geschrieben wurden, der auch seinen Teil Rastlosigkeit und Entwurzelung erfahren hat. Obendrein ist das Lied einfach ein absoluter Ohrwurm, aber das zu sagen, bedeutet nicht so viel auf diesem Album, denn das ist hier kein Alleinstellungsmerkmal, denn 'Seven Stars' setzt sogar noch einen drauf und 'SOS', 'Like Stars Our Eyes Have Seen' und 'White Flag', letzteres mit einem Solo von Frank Aresti, stehen beiden kaum nach.
Doch wieder einmal stechen die Longtracks aus dem Album noch einmal positiv hervor. Da ist zuerst 'The Light And Shade Of Things'; ein Lied, an dem Matheos und Alder länger arbeiteten als an jedem anderen Stück auf dem Album. Der Text handelt von einem Freund Ray Alders, der an einer Überdosis gestorben ist. Ich finde, man kann alle Emotionen, die das auslöst, hören, vor allem Verzweiflung und Frustration klingen durch, obwohl der Refrain optimistisch klingt und das Lied den Hörer nicht herunterzieht.
Das zweite Lied ist 'The Ghosts Of Home', das sich, oft nur oberflächlich verklausuliert, mit Matheos' Kindheit beschäftigt, in der die Familie häufig umgezogen ist. Von dem beinahe freudigen Beginn über die härteren und wieder sanften Parts, die von Aufbruch und Pioniergeist künden, mischen sich nach sechs Minuten Anflüge von Unsicherheit und unterschwellige Furcht in die Stimmung und ein Gefühl des Abschieds, bis sich die Spannung gegen Ende wieder positiv auflöst. 'The Ghosts Of Home' ist schwieriger als 'The Light And Shade Of Things' und erfordert mehr Aufmerksamkeit des Hörers, ist aber ein äußerst vielschichtiger Song.
Und dann ist da noch das Titellied, ein mit Soundcollagen unterlegtes Instrumental, das dem Album einen echten Abschluss gibt. Ich stimme Peter zu, der in seinem Review zu dem Album schrieb, ohne dieses Stück "fühle sich "Theories Of Flight" irgendwie unvollendet an."
Weniger steril als der Vorgänger "Darkness In A Different Light", aber auch viel emotionaler als die letzten Alben vor ihm, insgesamt aber auch stärker als der Nachfolger "Long Day Good Night", ist Album Nummer 12 sicher das beste Werk der Band nach der Jahrtausendwende. Chris honoriert das mit einem ersten Platz, Nils und Rüdiger allerdings setzen es auf den drittletzten Rang, die meisten anderen verorten es aber im vorderen Mittelfeld, sodass in Summe nur die großen Klassiker an "Theories Of Flight" vorbeiziehen können.
Übrigens wurde das Live-Album "Live Over Europe" auf der Tour zu diesem Album aufgenommen.
Platz 4: The Spectre Within
Okay, an dieser Stelle schüttelt der Verfasser dieser Zeilen entsetzt, ungläubig, ja geradezu fassungslos den Kopf. Wir reden von einem Meisterwerk des Progressive Metal, einem geradezu unfassbar tollen Album, das die Metalwelt Mitte der Achtziger geradezu überrollt hat, und zwar von 'Traveler In Time' bis hin zu dem emotional wirklich mitreißenden Zwölfminüter 'Epitaph'. Das war nicht mehr die gleiche Band, die "Night On Bröcken" geschaffen hatte, das hier war FATES WARNING 2.0, eine in jeder Hinsicht verbesserte Version. Diese Melodien und dazu der unglaubliche Gesang von John Arch!
Genau, der unglaubliche Gesang von Jon Arch. Das ist ja durchaus manchmal als Kritikpunkt zu hören. Ja, lieber Leser, ich verstehe das auch nicht. Aber zwei paar Ohren in der Redaktion sind offensichtlich anders gepolt. Stefan und Chris, die beide Platz 13 vergeben, kann das Werk nicht erreichen, ich mutmaße, dass sie es erst später kennen gelernt haben. Auch Thomas gibt Platz 10 und Nils und Tobias Platz 9. Ich muss da erstmal schlucken, aber so viele zusammen sind dann keine Ausrutscher mehr. Dass "The Spectre Within" trotzdem Platz 4 im Gesamtklassement einnimmt, zeigt schon, wie der Rest der Redaktion denkt, denn zwei erste und drei zweite Plätze sprechen auch in dieser Hinsicht eine eindeutige Sprache.
Ich versuche das mal zu verstehen. Natürlich sind die Alben mit Ray Alder anders, ist Ray Alder für normale Ohren zweifellos der schmeichelnde, versierte Sänger, der jedes Album, auf dem er mitwirkt, in neue Sphären hebt, aber ohne aus wirklichen Rockkonventionen auszubrechen, eventuell mit Ausnahme von "No Exit" und das Album wurde ja auch schon abgestraft. Dagegen steht John Arch, der aus seinen Gesangsmelodien eine neue Kunstform macht, der mehr Läufe und Tonleitern trällert als die Instrumentalfraktion abfeuern kann, der sicher kein so gefälliges Stimmchen hat wie Goldkehle Alder. Aber der eben etwas Neues schafft und mal eben im Vorbeigehen eines der großen Referenzwerke des US Progressive Metal fabriziert. In der Spitze empfinde ich beide Sänger als absolut genial, aber die besondere Originalität Archs lässt ihn nochmal nach oben herausragen und die Tatsache, dass die Band eben 1985 von ihrem Debüt zu "The Spectre Within" einen solchen Sprung vollbracht hat, gibt dem Album nochmal einen Schub.
Wenn man die Achtziger nicht so miterlebt hat, kann das eben durchaus anders aussehen. Dann trennt sich die Spreu vom Progweizen und unsere Sirene John kann als genial, aber wohl auch als störend, überkandidelt, einfach zuviel empfunden werden. Objektiv gesehen muss man das einräumen. Aber ich will in diesem Fall gar nicht irgendwie objektiv sein, ich will schwärmen, ich will in Zeilen wie "Run rabbit run, hawk in sky hides in the sun, Run for you life he'll take it away, run run run fast away" und brillanten, akustischen Bildern wie "Isolation freezes my life, coldness grips my heart, trapped within a world, a world apart" und "Omen bird soars the desert land to the castle, of idolence, there lies the shadow of a man" versinken. Allein bei den letzten beiden Textzeilen muss man doch eigentlich sofort das Lied auflegen wollen!
Okay, okay, ich höre jetzt auf zu schwärmen und komme wieder zu den Fakten zurück. Interessanterweise half damals der Schlagzeuger der Band WARLORD bei Metal Blade aus und agierte als Schlagzeugtechniker, der den Bands des Labels im Studio einen passenden Drumsound schuf. Sein Name war Mark Zonder und er sollte später bei der Band einsteigen. Auch andere Musiker tauchten immer mal im Studio von Bands wie SLAYER, ARMORED SAINT oder OMEN auf. Man war Teil einer Szene, die damals ihren Anfang nahm und den Metal formen sollte.
Wie bei FATES WARNING üblich gibt es keine besonderen Editionen mit haufenweise Bonus-Tracks, aber wenn man die Wahl hat, würde sich eine Ausgabe anbieten, die ab 2002 verlegt wurde, weil sie durch drei Demo- beziehungsweise Probeaufnahmen und einen Live-Song erweitert wurde. Essentiell? Nur für Fans. Aber trotzdem nett.
Platz 3: Perfect Symmetry
Knapp die Nase vor "The Spectre Within" hat das 1990 erschienene Album "Perfect Symmetry" und holt sich damit die Bronzemedaille. Mit "No Exit" weit unten ist ein Vergleich unvermeidlich, denn ein dritter und ein viertletzter Platz der beiden Diskographie-Nachbarn schreit förmlich danach, speziell wenn man bedenkt, dass 'The Ivory Gate Of Dreams' den Vorgänger eigentlich in unerreichbare Sphären heben müsste.
Tatsächlich ist der Bruch im Stil der Band niemals größer gewesen. Um die Unterschiede ganz deutlich zu hören, sollte man "Perfect Symmetry" mit Kopfhörer erlauschen. Was da in jedem Lied passiert, reicht für jeweils ein ganzes Album. FATES WARNING experimentierte und zwar bewusst, der Stilwechsel war gewollt und zog einen Wechsel in der Besetzung nach sich. Schlagzeuger Steve Zimmermann konnte entweder nicht mithalten mit der Komplexität des Materials oder hatte einfach einen anderen, unpassenden Stil, in jedem Fall stieß Mark Zonder, ehemaliger Drummer von WARLORD und Drumtech für Metal Blade Records, zur Band. Dass er passte, macht bereits der Opener, das geniale 'Part Of The Machine', klar. Auch Ray Alder löst sich von dem Übergangswerk "No Exit" und singt zwar immer noch recht hoch, aber er scheint sich hörbar wohler zu fühlen in den Liedern, die eine andere Art von Komplexität aufweisen. So verbinden sich die schmeichelnden Doppel-Gitarren mit eher kühlem Sound, werden die phantastischen Texte Archs durch emotionale Lyrik Alders ersetzt, aber die Musik ist noch nicht auf Kuschelkurs mit dem AOR, obwohl 'Through Different Eyes' durchaus einen Blick in Richtung Melodic Rock wirft. Progressive Melodic Rock, selbstverständlich. Und dann ist da noch 'Nothing Left To Say', ein Monster von einem Song, der für mich auch zum Besten gehört, was Prog Metal, nicht nur FATES WARNING, jemals geschaffen hat.
Zu dem Lied 'Through Different Eyes' gab es auch ein Video und es bekam erheblich Airplay im US College Radio, was das Album in die Charts katapultierte, nicht so hoch wie "No Exit", dafür aber länger.
"Perfect Symmetry" ist das erste Album mit einem Cover vor Hugh Syme, der viele tolle Album-Cover entworfen hat, worunter sich eine große Anzahl Bilder für Prog-Alben befinden. Auch für FATES WARNING sollte er später noch tätig sein, aber hier ist das Cover eventuell auch ein Hinweis auf die vertrackte Musik, deren Komplexität sich erst beim zweiten Hinhören offenbart.
Aber noch etwas ist erwähnenswert im Zusammenhang mit dem Album. So tourte FATES WARNING erstmals durch Europa, doch zuvor musste Joe DiBiase ein paar Auftritte aus privaten Gründen aussetzen und die Band spielte mehrere Abende mit einem anderen Bassisten. Der Name dieses Musikers ist Joey Vera.
Auch von dem 1990er Album gibt es eine spezielle Edition aus dem Jahr 2008, die eine zweite CD mit den Demos der Lieder von "Perfect Symmetry" enthält und eine DVD mit zweieinhalb Stunden Live-Aufnahmen von verschiedenen Auftritten plus das Promo-Video zu 'Through Different Eyes'. Der Mehrwert ist groß genug, dass es sich lohnt, nach dieser Edition Ausschau zu halten.
Platz 2: Awaken The Guardian
Das Götterwerk ist nur Platz 2? Wie kann das sein? Ja, diese Frage stelle ich mir natürlich auch. Immerhin ist die Hitdichte unglaublich hoch, aber auch das kaum weniger geniale "The Spectre Within" musste ja mit einem anderen Platz als der Silbermedaille vorlieb nehmen. So gesehen gilt für "Awaken The Guardian" analog das, was auch zu dem Vorgängeralbum gesagt wurde. Was mich allerdings verwundert, ist der große Abstand in den Wertungen zwischen den beiden Scheibchen. Das 1986er Album heimst immerhin von sieben der zwölf Redakteure Platz 1 ein, die Goldmedaille. Im Vergleich mit dem Abschneiden des Vorjahreswerkes ein wirklich riesiger Sprung, den ich so nicht wahrnehme. Klar, der Stil ist noch ausgefeilter geworden, die Lieder haben alle einen kleinen Schuss zusätzlicher Genialität erfahren. War "The Spectre Within" für mich ein klares Höchstnotenalbum, so musste nun das Spektrum nach oben erweitert werden. Um eine halbe Note. Weil die Band ein unübertreffliches Album, einen der Genreklassiker, ein definierendes Werk, eben doch noch einmal übertroffen hatte und einen größeren Klassiker, eine noch treffsicherere Definition des US Progressive Metal geschaffen hatte.
Die war der Band tatsächlich bewusst. Die Veränderung im Line-up, Frank Aresti kam für Victor Arduini, der verheiratet war und dessen Frau ein Kind erwartete und deswegen das Rock 'n' Roll-Leben nicht so mitmachen konnte und wollte wie der Rest, war ein Indiz. Auch hatte die Band ein größeres Budget und arbeitete mit Bestimmtheit daran, ihren Stil zu perfektionieren. John Arch nutzte seine Stimme immer mehr als weiteres Instrument und half damit, ein unsterbliches Prog-Metal-Album zu schaffen.
Einen ganz besonderen Anteil daran hat der titelgebende Song, 'Guardian'. Das hier ist die Spitze des Schaffens der Band mit John Arch. Wir können sicher tagelang diskutieren, ob auch die Phase mit Ray Alder eingeschlossen sein soll oder nicht, aber in die Top-3 würde ich ihn immer setzen. Ich habe noch immer Gänsehaut und Pipi in den Augen, wenn ich an den Auftritt auf dem "Keep It True"-Festival zurückdenke, als die ersten Töne von 'Guardian' erklangen. War Metal jemals mitreißender, emotionaler, virtuoser - besser? Oder sollten wir unsere Reviewskala ab jetzt statt in Noten von eins bis zehn in Abstufungen von Genialitätsgraden im Vergleich zu 'Guardian' bewerten? Eine 7,0 wäre dann vielleicht '50% Guardian'. Übrigens verarbeitet Arch im Text des Liedes unter anderem die Geschichte von Karen Ann Quinlan, eine Ikone in der Debatte um Sterbehilfe, deren Name im Text erwähnt wird, und die tragische genetische Krankheit seines Bruders Danny.
Wo der Song in den Augen der meisten Fans herausragt, ist aber der Rest des Albums nicht allzu weit entfernt, denn das lange 'Exodus' oder die brillanten 'Fata Morgana', 'The Sorceress' oder 'Valley Of The Dolls', 'Prelude To Ruin' oder das von Oscar Wilde inspirierte 'Giants Lore (Heart Of Winter)' stehen dem Übersong nur wenig nach.
An dieser Stelle gibt es auch mal eine Empfehlung für dem Kauf einer besonderen Ausgabe, nämlich der 2005 aufgelegten Version zum zwanzigsten Geburtstag von "Awaken The Guardian", die mit einer Bonus-CD mit drei Demoaufnahmen und vor allem sechs Live-Stücken einen Mehrwert bietet und der dazu noch einen Live-Auftritt aus dem Jahr 1986 als DVD beiliegt. Natürlich muss man qualitativ Abstriche machen, aber diese Menge an Zusatzmaterial ist einfach ein Lob wert. Diese Ausgabe ist auch durchaus noch für erschwingliche Preise zu bekommen.
Platz 1: Parallels
Unser Highlight ist tatsächlich ein Album mit Ray Alder, das von keinem einzigen Redakteur auf Platz 1 gewählt wurde! Es erhielt aber auch niemals eine schlechte Platzierung, einmal Platz 7, dreimal Platz 5, einmal Platz 4 und siebenmal Treppchen, jedoch niemals die Krone. Wie nennt man das Album dann? Ist "Parallels" die Konsens-Scheibe für alle? Offensichtlich schon, aber das würde zu kurz greifen. Sicher, "Awaken The Guardian" polarisiert mehr und ist deswegen nur Platz 2, wo es eigentlich allein aufgrund der vielen Goldplatzierungen irgendwie gefühlt die Spitze der Diskographie ist, aber "Parallels" ist eben so durchgehend brillant, dass es auch nicht unverdient die Nasenspitze vorn hat. Die Nasenspitze, wenn überhaupt, denn es ist exakt einen Punkt vor Platz 2.
Die Zeit war 1991, "Parallels" wurde nach "Perfect Symmetry" und vor "Inside Out" veröffentlicht und ist stilistisch auch absolut in diesem Rahmen zuhause. FATES WARNING machte mal wieder etwas Neues. Der Erfolg des Songs 'Through Different Eyes' ließ die Band nachdenken und bewusst weiter in diese Richtung experimentieren. Es war alles vorbereitet, die Zeichen standen ganz klar auf Riesenerfolg, ihr Label Metal Blade hatte gerade einen Vertriebsdeal mit dem Major Label Warner Bros abgeschlossen und Produzent Terry Brown war engagiert worden, um das neue Album zu produzieren. So flog die Band nach Toronto, um aus ersten Demos ein Album zu kreieren. Nur: Es klappte nicht. Das Ganze ging so weit, dass Jim Matheos verkündete, er würde FATES WARNING verlassen. Nur unter der Bedingung, dass er allein die Stücke für "Parallels" komponieren würde, konnte er zum Bleiben bewegt werden. Und schuf das erfolgreichste Album der Bandgeschichte. Zwar brauten sich dunkle Wolken am Horizont zusammen, ach was, ein perfekter Sturm aus der Kombination aus Grunge, Desinteresse des Vertriebspartners und Label- und Management-Problemen, aber 1991 war bis September trotzdem ein Jahr voller Erfolge für FATES WARNING.
Schauen wir mal auf die Details. Wenn ich die Trackliste ansehe, entstehen in meinem Kopf sofort die Lieder, die Refrains klingen an, hier ist wirklich jedes einzelne Lied ein absoluter Volltreffer. Besonders das ruhige 'The Eleventh Hour' sticht heraus aus dem Progressive AOR dieser Phase. Zwischen 1989 und 1994 hat FATES WARNING einfach ein Händchen gehabt für die Gesangsmelodie, die sich im Ohr festsetzt. Dabei empfinde ich es als schwer, eines der drei Alben so deutlich vor die beiden anderen zu werten, da sie sich nicht so grundlegend unterscheiden, aber "Parallels" war eben die Perfektion der Schaffensphase, bei der der Vorgänger noch mit einem Füßchen in den wilden Frühjahren stand, man kam ja gerade von "No Exit", und der Nachfolger mit einem Äuglein bereits zu neuen Ufern blickte, ohne dass beides damals so offensichtlich war. Die Produktion von Terry Brown ist hervorragend, die durchaus als kommerziell zu bezeichnenden Lieder machten FATES WARNING für die Masse erreichbarer, wenn es nicht 1991 gewesen wäre und das Album genau in der Grunge-Phase veröffentlicht worden wäre.
Zwei Musikvideos zu 'Eye To Eye' und 'Point Of View' zeigen auch, dass Label und Management auf eine breitere Hörerschaft zielten. Und diese, zumindest in unserer Redaktion, auch fanden. Auf "Parallels" glänzt jeder Song; bis auf das durchaus komplexe 'Life In Still Water', übrigens mit Background-Gesang von James LaBrie, ist das sechste Album der Band äußerst zugänglich, Experimente finden nahezu keinen Platz. Ich denke, genau das ist es, was "Parallels" an die Spitze unserer Liste katapultiert. Die Band ruht in sich, hat einen Stil gefunden, in dem sie sich zu diesem Zeitpunkt wohlfühlt, und hat acht meisterliche Lieder komponieren und aufnehmen können, die einfach zueinander und in den Zeitgeist passen. In den Augen der Fans und dem Großteil unserer Redaktion ist das auf dem Folgealbum bereits nicht mehr der Fall.
"Parallels" ist eine FATES WARNING-Momentaufnahme, in dem wilden Fluss der Bandgeschichte sitzt man auf einer Insel, lässt sich umfließen und schaut weder zurück noch in die Ferne, sondern lebt im musikalischen Jetzt. Diese Ruhe, die man FATES WARNING sicher nicht allzu häufig attestieren kann, ist meiner Ansicht nach das Geheimnis des Erfolges. Deswegen ist "Parallels" auch zurecht als der kleinste gemeinsame Nenner aller FATES WARNING-Fans der Redaktion auf dem Olymp, die Eins von Fünfzehn.
Übrigens: Auch hier gibt es eine Jubiläums-Ausgabe mit Zusatz-CD mit Live- und Demoaufnahmen und einem Konzertmitschnitt auf DVD aus dem Jahr 1992. Das ist natürlich die Ausgabe, die man im Regal stehen haben sollte.
Das war unsere Diskographie, sicher mit Ausreißern, Stirnrunzlern, vielleicht auch dem einen oder anderen Kopfschüttler. Diskutiert mit uns im Forum und unten kommen jetzt die einzelnen Wertungen der Teilnehmer. Mit wem stimmt ihr am meisten überein?
Und wer jetzt mehr wissen möchte, dem möchte ich noch einmal das Buch "Destination Onward - The Story Of Fates Warning" von Jeff Wagner ans Herz legen, das einen intimen, spannenden Einblick in die großen und kleinen Erfolge und Krisen der Band gibt.
Ganz zum Schluss sei noch auf eine Zusammenstellung namens "Chasing Time" hingewiesen, die mit einer anders abgemischten Version von 'We Only Say Goodbye', weil Warner Bros der Original-Mix von "Parallels" nicht gefiel, und dem Stück 'At Fates Fingers', einer frühen Version von 'At Fates Hands' von "Perfect Symmetry" punktet. Nur für Fans essentiell, aber die Scheibe soll nicht verschwiegen werden.
Hier sind nun die einzelnen Listen der Redakteure, die beweisen, dass man FATES WARNING mit völlig verschiedenen Ohren hören kann, aber auch, dass es wirklich keinen schwachen Tonträger der Band gibt. Eine so durchgehend brillante Diskographie haben wenige andere Bands vorzuweisen. Das macht FATES WARNING essentiell. Für jeden.
Jens Wilkens
01. Awaken The Guardian
02. No Exit
03. Parallels
04. Theories Of Flight
05. The Spectre Within
06. A Pleasant Shade Of Gray
07. Inside Out
08. Perfect Symmetry
09. Sympathetic Resonance
10. Darkness In A Different Light
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Walter Scheurer
1. The Spectre Within
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Frank Jaeger
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Peter Kubaschk
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Stefan Rosenthal
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Jonathan Walzer
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Thomas Becker
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Chris Staubach
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Nils Macher
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2. A Pleasant Shade Of Gray
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Tobias Dahs
1. Awaken The Guardian
2. Night On Bröcken
3. Parallels
4. Sympathetic Resonance
5. Theories Of Flight
6. Perfect Symmetry
7. Winter Ethereal
8. Long Day Good Night
9. The Spectre Within
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11. FWX
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13. Disconnected
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Holger Andrae
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02. Parallels
03. Perfect Symmetry
04. Theories Of Flight
05. The Spectre Within
06. A Pleasant Shade Of Gray
07. Inside Out
08. Disconnected
09. No Exit
10. Sympathetic Resonance
11. FWX
12. Night On Bröcken
13. Winter Ethereal
14. Long Day Goodnight
15. Darkness In A Different Light
Rüdiger Stehle
01. The Spectre Within
02. Awaken The Guardian
03. No Exit
04. Night On Bröcken
05. Parallels
06. Perfect Symmetry
07. Sympathetic Resonance
08. Winter Ethereal
09. Inside Out
10. FWX
11. A Pleasant Shade Of Gray
12. Long Day Good Night
13. Theories Of Flight
14. Darkness In A Different Light
15. Disconnected
Hier sind Teil 1 und Teil 2 unseres Diskographie-Checks.
- Redakteur:
- Frank Jaeger