Perlen der Redaktion: Holger Andrae

24.01.2025 | 23:41

Das Jahr stand beinahe komplett im Zeichen von "Neuer Heißer Scheiß". Aber auch ein paar alte Helden haben sich unter meine Perlen geschummelt. Insgesamt ein sehr gutes Musikjahr!

Das Jahr 2024, so angespannt es auf vielen Fronten auch war, hat musikalisch sehr viele tolle Veröffentlichungen hervorgezaubert. Im Nachfolgenden möchte ich Euch meine 20 Perlen etwas genauer vorstellen und kann Euch verraten, dass es verflucht schwer war, mich auf nur diese Menge zu begrenzen. Zu groß war die Auswahl toller Scheiben, zu klein die Liste und viel zu gering die zur Verfügung stehende Zeit, dies alles gebührend häufig zu hören. So sind etliche Alben, die ich sehr spannend finde, nicht in meine Liste gewandert, weil ich sie entweder noch nicht häufig genug anhören konnte oder weil sie bei einer intensiveren Beschäftigung dann emotional nicht so nah an und in meine Ohren gewandert sind. Dazu aber am Ende noch ein bisschen mehr.

Schon das Festlegen eines ersten Platzes erweist sich heuer als schwerer im Vergleich zu den Jahren zuvor. Im Endeffekt sind die ersten fünf Scheiben der nun folgenden Auflistung alle gemeinsam mein erster Platz und es ist nur von der Tagesform abhängig, welches Album nun auf welchem Rang gelandet ist. Lange Rede, wenig Sinn: Hier nun der, vielleicht erwartbare, Sieger meiner Rückschau 2024: "Songs In Crimson", das vierte Album in der neuen Zeitrechnung, ist das Album, welches hier mit der größten Spannung erwartet wurde und welchesdie Erwartungen komplett erfüllen konnte. Auch wenn wertgeschätzte Ohrenpaare innerhalb der Redaktion hier von "zu vielen falschen Noten" schrieben, bin ich erneut komplett begeistert und kann auch drei Monate nach der Veröffentlichung noch schreiben, dass mich das Songmaterial von SATAN erneut komplett mitreißen kann. Auch wenn die Band seit der Reunion immer wieder den gleichen Stiefel zockt, ist dieser Stiefel einfach zu spitz, um nicht begeistert zu sein. Erneut zeigt das Gitarrendoppel Ramsey/Tippins allen Kollegen, wie man spritzig, songdienlich und gleichzeitig technisch versiert miteinander musiziert und erneut beweist Brian Ross, dass man auch im höheren Alter noch sensationell singen kann. Wer die Band auf der mächtig tollen Tour live erlebt hat, weiß, wovon ich schreibe. Alle anderen hören jetzt 'Martyrdom' und überdenken ihre Aversionen. Herzensband!

Auf dem zweiten Platz taucht ein Band auf, die mir unverständlicherweise bis vor kurzer Zeit komplett entgangen ist. LORD GOBLIN, aus England, hätte mir eigentlich allein schon durch die Verbindung zu meinen italienischen Lieblingsproggels MEMENTO WALTZ nicht entgehen dürfen. Hier singt nämlich auch Marco Piu. Dass die Band in den Jahren 2016 respektive 2021 Songveröffentlichungen im Netz hatte, ist komplett an mir vorbeigegangen, sodass das Debüt auf No Remorse Records ein für mich völlig unerwartetes Highlight geworden ist. Wir haben über die Band bereits in unserem "Neuer Heißer Scheiß"-Artikel berichtet, sodass ich hier nur noch einmal betonen möchte, dass es LORD GOBLIN tatsächlich gelingt, neue Stilelemente zu vermengen und somit eine neue Nische erschafft. Black-Metal-Drumming unter Seventies-Songgerüsten hört man halt nicht alle Tage. Ich liebe es!

Eine weitere Überraschung kommt aus dem Hause AIWAZ.Da ich die Doom-Band WHEEL schon sehr schätze, war ich hier natürlich im Vorfeld sehr gespannt, wie denn dieses neue Projekt mit Sänger Arkadius Kurek klingen würde. Und was soll ich schreiben? "Darrkh … It Is!" ist DAS Doom-Highlight in einem Jahr voller Doom-Kracher für mich. Tief emotionale, ausufernde Songs mit Melodien zu Niederknien. Ich denke, hier ist ein zukünftiger Genre-Klassiker freigelassen worden. Wer also grundsätzlich auf melancholische Musik steht, muss (!) hier ein paar Ohren hineinhalten. Wer mehr dazu lesen möchte, darf gern unsere Gruppentherapie dazu aufsuchen.

Hier und Jetzt auf dem vierten Rang findet sich der erste Longplayer meiner neuen Lieblinge aus England wieder. Das Quartett COLTRE haut mit "To Watch With Hands To Touch With Eyes" schon mal den besten Albumtitel des Jahresraus. Wer Pans Labyrinth kennt, hat vielleicht das gleiche Kopfkino parat wie ich. Wahrscheinlich bin ich aber auch einfach nur wieder mit komischen Assoziationen am Start. Kennt man ja schon. Weniger komisch ist allerdings die unfassbar frische Musik der Band, die mich von Beginn an komplett unter Feuer setzt. Das geht aktuell so weit, dass sie ein Album aus der "Neuer Heißer Scheiß"-Reihe überholt hat. Aber dazu in Kürze mehr. Die Mixtur aus NWoBHM und moderner Rock-Musik ist in meinen Ohren ziemlich einzigartig und so kann ich nur jedem dringend empfehlen sich die Band auf der bald anstehenden Tour mit dem ebenso tollen Act KONTACT anzusehen. Der Schreiber dieser Zeilen wird zur Auftrittszeit in seinem Heimatdorf allerdings schwitzend bei einem Redaktionstreffen sitzen und für Euch über grandiose Ideen nachdenken und diskutieren. Was tun wir nicht alles für Euch, liebe Leser?

Weiter im Text geht es mit einer weiteren Veröffentlichung,die es relativ lange komplett als digitale Version im Netz gab. Entgegen meiner normalen Hörgewohnheiten, ich höre die Fragen aus dem Hintergrund: "Was ist denn daran normal?", lief diese Version ziemlich häufig und fand auch bereits bei den letzten Perlen Erwähnung. Nun ist das Album von DIAMONDS HADDER endlich erschienen und ich kann es noch mehr genießen als eh schon zuvor. "Beyond The Breakers" ist für mich, wie bereits in der Gruppentherapie geschrieben, ein moderner Klassiker aus dem Subgenre Prog Metal. Wobei hier sehr viel Wert auf Atmosphäre und nicht auf Verschachtelungen gelegt wird. "Rage For Order", ick hör' dir trappsen.

Nun folgt ein Album, welches aus irgendeinem kaum nachvollziehbaren Grund nur auf dem sechsten Platz gelandet ist. Dabei handelt es sich hierbei doch um meine Lieblingsband unter den ganzen neuen Wilden. "Show Down" von den mega sympathischen MEGA COLOSSUS ist erneut ein himbeeriges Wundertütchen. Die Mischung aus Melodieverständnis, komplexen Arrangements und nerdiger Lyrik wird so mitreißend und erfrischend dargeboten, da muss man als Freund der gepflegten Stromgitarren-Musik einfach komplett ausrasten. Von daher kratze ich mir gerade das schüttere Haar ob der tiefen Platzierung in meiner Liste. Vor allem, weil die Band mich dieses Jahr gleich mehrfach live begeistern konnte. Man könnte meinen, solche Listen sind gar nicht objektiv in Stein gezimmert.

Die nächste Scheibe war so etwas wie mein Sommer-Album, das auch im Herbst und Winter noch sensationell gute Laune verbreitet. GRENDEL'S SŸSTER ist mit "Katabasis Into The Abaton" dermaßen ansteckend in dieser detailverliebten Nerdigkeit, dass man einfach dauerhaft grinsend mitsingen muss. Erstaunlich ist dabei für mich der Umstand, dass ich alter "Heavy-Metal-nur-englisch"-Scheuklappist lieber die deutschen Versionen höre. Allein 'Die Bürde des Schwarzkünstlers' reicht jedes Mal, um mich mit geballter Faust den sensationellen Chorus mitbrüllen zu lassen. "Brach liegt das Land –
und alles Leben weicht der Mörderhand – keine Gnade kennt das Herz aus Stein – Oger saugen Knochenmark aus grauem Menschenbein." Besser geht nicht!

Rang Nummer acht belegt eine Band, die mit all ihren Alben bei mir sehr hoch im Kurs steht. Es geht um WITHERFALL und deren fünftes Album "Sounds Of The Forgotten". Für mich ist diese Band der ultimative Nachfolger des anbetungswürdigen SANCTUARY-Stils, was nicht nur an Sänger Joseph Michaels liegt. Die Band schafft es mit ihrem Melodieverständnis Songs zu basteln, deren Hooklines tagelang im Hirn festsitzen. Dass die Band mit all ihrer Detailverliebtheit so ein Schattendasein fristet, ist mir tatsächlich etwas schleierhaft. Die Scheiben klingen zeitgemäß kraftvoll, es gibt zu jedem (!) Song des aktuellen Werkes ein Video und die Musik ist einfach unfassbar toll. Vielleicht fehlen markige Postings auf sozialen Netzwerken? Bei uns gab es sogar eine Gruppentherapie.

Mit der nächsten Platzierung geht es weg vom reinen Heavy Metal hin zu progressivem Rock. THE GHOST NEXT DOOR aus Berkeley in Kalifornien hatteich schon länger auf dem Radar, bin aus Zeitgründen aber nie dazu gekommen, in ein Album hineinzuhören. Warum war mein Interesse an der Band geweckt? Nun, mit Gary Wendt als Kopf haben wir hier den Gitarristen von SACRILEGE BC am Start, die 1986 mit "Party With God" einen Semi-Klassiker des Bay-Area-Thrash (mit Hardcore-Elementen) veröffentlicht haben. Danach war er eine Weile bei SKINLAB, aber das verschweigen wir mal lieber. Auf ihrem dritten Album "Classic Songs Of Death And Dismemberment" bietet die Band, in der aktuell auch Andy Galeon Schlagzeug spielt, herrlich treibenden Rock, der vor allem durch die coole Rhythmik sofort in die Whipmaßen geht. Die sozialkritischen Texte addieren ein punkig-hardcoriges Element hinzu, sodass ich dieses Energiebündel sehr oft und gern habe laufen lassen.

Wir bleiben bei grenzübergreifender Musik. Das vierte Album der Kölner BandCHAPEL OF DISEASE namens "Echoes Of Light" hat es mir vom ersten Hören an sehr angetan. War mir die Band bislang immer eine Spur zu tief im Death Metal angesiedelt, ist die Verschmelzung mit progressivem Hard Rock im Jahr 2024 für mich sehr gelungen umgesetzt. Sicherlich wird die Fraktion des Jodelelsen-Gesangs noch immer an der harschen Lautgabe hinterm Mikrophon herummäkeln, aber ich finde diese Art des Gesangs sehr passend. Der transparente Klang setzt alle Instrumente gleichberechtigt ins rechte Licht und so ist "Echoes Of Light" ein gern gesehener Gast in meiner Beschallungsmaschinerie. Ob die früheren Werke auch noch folgen, weiß ich noch nicht. Vielleicht im Doppelpack mit Herztabletten und einer große Tüte Fishermen's Friends für den Sänger.

Auf dem elften Platz geht es in die Schweiz. Wenig überraschend landet "Throw Down The Gauntlet" von AMETHYST in meiner Liste. Das Quintett,welches schon mit seiner grandiosen EP "Rock Knights" im Jahr 2022 für euphorisch-feuchte Spandexbeinkleider sorgen konnte, erfreut erneut mit erfrischend mitreißenden Songs, die klingen, als wären sie Ende der Siebziger in England geschrieben worden. Den Vorwurf, diese Art der Spielweise sei stagnierend und regressiv, ignoriere ich ganz einfach, denn für mich ist diese Version unserer Musik viel frischer als der ganze gleich klingende Chart-Metal der Neuzeit. Es klingt organisch, als wäre man im Proberaum und fühlt den Schweiß der Musiker. Die weißen Galoschen der Beteiligten sagen eigentlich alles. Ganz großes Ohren-Kino!

Dass Musik aus Kanada gerne mal etwas Besonderes ist, wissen wir alle. Die Band NOOR aus Quebec unterstreicht diese These mit "Mothers' Guilty Pleasures Part One". Ein weiteres Album aus unserer lustigen Reihe "Neuer Heißer Scheiß", welches sich nachhaltig bei mir platzieren konnte. Geboten wird scharfkantiger, gelegentlich an SANCTUARY erinnernder, US Metal. Auch Parallelen zu den Slowenen ERUPTION kommen in den Sinn. Soll heißen, es gibt schneidendes Riffing, verpackt in leicht verschachtelte Kompositionen, einen ziemlich schrillen Sänger, der sein Geläut aber bestens bedienen kann und Hooklines zum Töten! Bitte nicht vom Artwork abschrecken lassen!

Weiter im Takt geht es mit alten Bekannten. PORTRAIT aus Schwedistan und "The Host". Obwohl die Band mich mehrfach live nicht überzeugen konnte,habe ich einen Softspot für ihre Musik. Dieses Mal haben sie mit 14 Songs und einer Spielzeit von knappen 75 Minuten einen mutigen Weg beschritten, der ihnen im Netz auch schon die eine oder andere Anfeindung in Richtung Überambitioniertheit eingebracht hat. Kann man so sehen, kann man aber nicht so hören, finde ich. In meinen Ohren ist "The Host" eine extrem ausgereifte und, man entschuldige die Wortwahl, erwachsene Version der früheren PORTRAIT. Noch immer ist es schrill, noch immer ist es sägend, aber dieses Mal sind die Songaufbauten schlüssiger, eingängiger. Selbst das abschließende 'The Passions Of Sophia' ist mit seinen gut elf Minuten Spielzeit keine Sekunde zu lang. Tolles Album!

Eine gewisse Ähnlichkeit zur Musik der nächsten Band ist vielleicht nicht vonder Hand zu weisen, denn auch ATTIC bewegt sich im okkulten Fahrwasser des dänischen Gnadenkönigs. Da dieser aber nicht mit neuem Material aus dem Quark kommt, nehme ich auch gern Methadon-Musik. Wobei es ja von Beginn an etwas kurzsichtig war, ATTIC auf die MERCYFUL FATE-Parallele zu reduzieren. Aus diesem Paar Stiefel ist die Band lange herausgewachsen, wie auch "Return Of The Witchfinder" belegt. Natürlich erinnert der Gesang von Meister Cagliostro noch immer an King Diamond, aber musikalisch ist man im Hause ATTIC deutlich melodischer und auch gradliniger unterwegs. Ich vermisse auf dem aktuellen Werk ein bisschen die Vielfalt von "Sanctimonious", was aber nicht bedeutet, dass ich nicht erneut sehr angetan bin.

Den nächsten Platz belegt das Trio mit dem aus "Mortal Kombat" entnommenenBandnamen: HANDS OF GORO. Mit Adrian Meastas (SLOUGH FEG), Tom Draper (SPIRIT ADRIFT) und NITE-Drummer Avinash Mittur haben wir eine kleine All-Underground-Star-Besetzung und zum Glück hören wir das dem Material auch an. Denkt man beim Opener noch an treibend-verschwitzten Hard Rock, so macht das anschließende 'Demonizer' schnell klar, wie man spritzende Gitarren aufnimmt. So ist die ganze Scheibe ein Feuerwerk aus giftigen Riffs, treibend-galoppierenden Rhythmen und herrlich authentischem Gesang. Macht höllisch gute Laune, die Scheibe!

Es folgt dann auch mal ein großer Name: JUDAS PRIEST. Was könnte ich zu "Invincible Shield" schreiben, was nicht anderswo bereits zu lesen gewesen wäre? Genau! Gar nichts! Von daher belasse ich es dabei, meine Begeisterung für dieses Spätwerk durch diese Platzierung in meiner Perlenliste auszudrücken. Wir hatten eine Gruppentherapie und sogar ein Interview mit Ian Hill im Podcast. Neun Monate lang hatte das Album jetzt Zeit, einen mittelfristigen Test zu bestehen und ich kann schreiben, dass es diesen mit Bravour bestanden hat. Noch immer höre ich die Scheibe mit großer Freude. Man darf gespannt sein, wie viele Scheiben aus dieser Schmiede noch erscheinen werden.

Platz siebzehn ist eine Band, die für mich ebenfalls völlig aus dem Nichts kam, obwohl ich einen der Beteiligten gefühlt auf jedem Konzert treffe. Die Rede ist von CATBREATH mit Philipp Wolter von VLADIMIR HARKONNEN am Mikrophon. Die Band, die mit "Slice 'Em All" die erste Katzen-Thrash-Scheibe der Welt veröffentlicht hat, beweist mit dem Titel und der detailverliebten Umsetzung der Story dahinter nicht nur Originalität, sondern setzt auch musikalisch Maßstäbe im Bereich Thrash/Crossover. Ich habe schon lange keine so saftig spritzende Thrashkeule mehr unterm Kopfhörer gehabt. Angenehme Erinnerungen an S.O.D. werden wach und da die Band auch livehaftig begeistern konnte, komme ich nicht umhin, diese Perle hier erneut zu würdigen. Ich hoffe, dass Fat Freddie bald weiter Glatzen sliced. All paws fliegen hoch!

Musikalisch völlig anders ausgerichtet ist die nächste Scheibe. Nach fünfJahren gibt es endlich ein neues Werk der chilenischen Doom-Institution CAPILLA ARDIENTE. "Where Gods Live And Men Die" bietet in vier überlangen Songs genau die Art von Doom, die meine Schlürf-Sensoren zum Glühen bringt. Bei einer Spielzeit von gut 45 Minuten ist klar, dass wir hier keinen Radio-Doom serviert bekommen. Das sind vier Songs, in die man sich fallen lassen muss, die man ergründen kann und sollte. Das ist Musik, die Kraft spendet, die mächtig und erhaben aus den Boxen quillt, wie Lava aus einem Vulkan. Der organische Klang mit gurgelnden Klampfen ist ein riesengroßer Pluspunkt, genau wie der erneut grandiose Gesang von Felipe Kutzbach. In einem Jahr mit vielen tollen Doom-Scheiben ist dieses Album besonders oft und gern gelaufen.

Kurz vor Toreschluss meiner Liste gibt es dann auch mal (wieder) etwas aus Kanada.Das Quartett FREEWAYS bietet auf seinem zweiten Longplayer "Dark Sky Sanctuary" frischen Heavy Rock mit ganz viel guter Laune. Nicht umsonst wurde die Scheibe von unserem "Neuer Heißer Scheiß"-Team auf den ersten Platz der Quartalsrückschau gevotet. Da es in diesem Jahr leider kein neues Album von TANITH gab, ist dies hier für mich genau die richtige Methadon-Scheibe. Eingängig, luftig, verspielt und gleichzeitig technisch hochwertig, bietet dieses Album immer einen kuscheligen Platz am musikalisch warmen Noten-Kamin. Super!

Was könnte nun zum Abschluss besser passen als der Sieger eines anderen Quartals-Rückblickes des eben erwähnten Gourmet-Ohren-Teams? Genau! Nichts. Von daher steht das Debüt von SENTRY auf meinem letzten Platz der Top 20 in diesem starken Jahr. Die Quasi-Nachfolge-Band von MANILLA ROAD setzt auch musikalisch da an, wo Mark Shelton unterwegs war. Wobei ich sagen muss, dass ich alter Frevler mit SENTRY deutlich besser klarkomme als mit den letzten MANILLA ROAD-Scheiben. Woran das liegt? Der Sound ist saftiger, die Hooks zünden schneller. Ich bin wohl doch ein Mainstream-Epik-Kauz.

So viel zu den 20 Perlen. Knapp dahinter folgen dann die sehr starken Alben von CRYPT SERMON, STYGIAN CROWN, BRUCE DICKINSON, PYRACANDA, NASTY SAVAGE und NESTOR. BLOOD INCANTATION wäre eigentlich auch in meiner Liste gelandet, ginge es um das Album, welches mich am meisten überrascht und gefordert hat. Da ich dort aber noch nicht am Ende der Erkundungsfahrt angekommen bin, fehlt ein abschließendes Urteil. Aber so viel sei gesagt: ein hochgradig spannendes Werk!

Was gab es sonst noch? Die wundervollen Wiederveröffentlichungen derbesten Band der Welt: PSYCHOTIC WALTZ. Alle Alben in schicken Doppel-Vinyl-Ausgaben, die, trotz teils veränderter Artworks, toll aussehen und ebenso toll klingen. Auf den dazu gelieferten Doppel-CDs gibt es feines Bonusmaterial, welches mehr als der sonst so übliche Outtake-Kram ist. Musste ich als Fan natürlich alles haben und hat dazu geführt, dass ich noch mehr PSYCHOTIC WALTZ gehört habe als eh schon. Grandios!

Weiterhin erwähnenswert: Die Norddeutschen WRITHEN HILT, die mit "Ancient Sword Cult" nicht nur die beste EP des Jahres veröffentlicht haben. Die Band konnte mich auch live als Support von ETERNAL CHAMPION komplett begeistern. Ich hoffe auf ein Album im Jahr 2025.

Auch wenn ich weniger erquickliche Alben nicht extra erwähnen möchte, weil wir überall schon ausreichend viel Negatives zu lesen bekommen, muss ich zwei Scheiben an dieser Stelle nennen, mit denen ich leider nicht so richtig warm werden konnte, obwohl die Zutaten zu stimmen scheinen. CATEGORY 7 und KERRY KING. In beiden Fällen fehlt mir das notwendige Songmaterial, um trotz der hochkarätigen Besetzung hier begeistert zu sein. Very schade.

Auf dem Live-Sektor muss ich eine Person nennen, die mich auf der Bühne gleich mit beiden Bands komplett fesseln konnte: Russ Tippins. Einmal natürlich mit SATAN, die ich endlich mal bei einer Clubshow und nicht auf einem Festival genießen konnte und etwas später im Jahr dann noch mit TANITH. Obwohl zwei musikalisch unterschiedliche Ansätze, bin ich in beiden Fällen komplett halluziniert nach Hause gefahren. Des Weiteren war es erneut der euphorisch ansteckende Fünfer von MEGA COLOSSUS, der einen positiven Adrenalinfluss in Tsunami-Stärke auslösen konnte. Mit WRITHEN HILT gibt es dann einen deutschen Newcomer, der auch live komplett überzeugen konnte. Und der Überraschungs-Opener war in diesem Jahr das kalifornische Quartett HELL FIRE. Nichts erwartet, alles bekommen! Geile Scheiße!

 

Rang Band Album
01. SATAN
Songs In Crimson
02. LORD GOBLIN
Lord Goblin
03. AIWAZ
Darrkh … It Is!
04. COLTRE
To Watch With Hands To Touch With Eyes
05. DIAMONDS HADDER
Beyond The Breakers
06
MEGA COLOSSUS
Show Down
07. GRENDEL'S SYSTER
Katabasis Into The Abaton
08. WITHERFALL
Sounds Of The Forgotten
09. THE GHOSTS NEXT DOOR
Classic Songs Of Death And Dismemberment
10. CHAPEL OF DISEASE
Echoes Of Light
11. AMETHYST
Throw Down The Gauntlet
12. NOOR
Mother's Guilty Pleasures Pt. 1
13. PORTRAIT
The Host
14. ATTIC
Return Of The Witchfinder
15. HANDS OF GORO
Hands Of Goro
16. JUDAS PRIEST
Invincible Shield
17. CATBREATH
Slice 'Em All
18. CAPILLA ARDIENTE
Where Gods Live And Men Die
19. FREEWAYS
Dark Sky Sanctuary
20. SENTRY
Sentry

Redakteur:
Holger Andrae

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