Area4 Festival 2008 - Lüdinghausen
29.09.2008 | 17:3030.08.2008, Flugplatz Borkenberg
Sonntag, 31.08.2008
Nach den für uns eher uninteressanten LOUIS XIV, welche für einen Abstecher zu McDonald's ausgenutzt werden, springen die Emo-Rocker/Post-Hardcoreler von THE BLACKOUT - wie immer - überaus gut gelaunt und pünktlich um halb zwei auf die Bühne. Im Rahmen der vergangenen LOSTPROPHETS-Tour, wo man als direkter Support agierte sowie der "Taste Of Chaos"-Tour mit u. a. RISE AGAINST und THE USED durfte ich den hyperaktiven Sechser schon begutachten und mich überzeugen lassen. Heute kämpft die Junge Waliser Truppe allerdings mit (noch) leeren Publikumsrängen, die sich in der Mittagshitze nur zu kurzen Mitklatschspielchen hinreißen lassen. Schade drum, denn die Recken springen, tanzen und spacken nur so über die Bühne. Scheiß auf die runterbrennende Sonne! In der guten Dreiviertelstunde werden alte Nummern der Marke 'Hard Slammin' oder 'I Am A Riot? You're A Fuckin Riot!' der ersten Langrille " The Blackout! The Blackout! The Blackout!" sowie hauptsächlich frischere Titel wie 'Spread Legs Not Lies', 'I've Got Better Things Tonight To Do Than Die' oder 'It's High Tide Baby', welches für eine kleine Spitze gegen SLIPKNOT sowie eine Liebeserklärung an Max Cavelera des heutigen (Ersatz-)Headliners SOULFLY genutzt wird. Zwischenzeitlich wacht das Publikum aber noch ein wenig auf, denn die RAGE AGAINST THE MACHINE-Übernummer 'Killing In The Name' wird kurz angezockt, ein gewagtes PANTERA/MADONNA-Cover eingeworfen, und man verprügelt sich gegenseitig mit Mikrokabeln. Sehr sympathischer Auftritt.
[Daniel Schmidt]
Noch mehr Indie/Alternative-Rock, aber diesmal hübscher! Die Briten geben sich die Klinke in die Hand. Nach den Walisern folgen nun die Engländer von THE SUBWAYS. Diese erlangten 2006 im deutschsprachigen Raum durch eine groß angelegte und clevere Werbekampagne von "Hugo Boss" allgemeine Bekanntheit und sind seitdem aus der Indie/Alternative-Szene nicht mehr wegzudenken. Bassistin Charlotte Cooper, mit den Brüdern Billy (Gesang und Gitarre) und Josh (Schlagzeug) im Schlepptau, versucht die schon aufgeheizte Stimmung direkt zu Beginn mit der fetzigen Nummer 'Kalifornia' weiter anzutreiben. Dies gelingt dem Trio durchaus erfolgreich, doch auch Songs wie 'Oh Yeah', 'I Want To Hear What You Have Got To Say' oder Titel ihrer neuen Platte "All Or Nothing" in Form von 'Alright' oder 'Girls & Boys' treiben die Stimmung auf den Siedepunkt. Höhepunkt des Auftritts ist definitiv der Knaller 'Rock & Roll Queen', der zur allgemeinen Verzückung auch auf Deutsch angestimmt wird, zum kräftigen Mitsingen einlädt und aus Hunderten Mündern gegrölt wird.
Insgesamt zählt der Auftritt von THE SUBWAYS am frühen Nachmittag zu den engagiertesten und ist durch Stagediving und Turneinlagen im Bühnengraben von Sänger Billy gekennzeichnet. Einziger Kritikpunkt ist die etwas angeschlagene und mickrig wirkende Stimme der hübschen Bassistin. Ob das jetzt am Sound oder eventuell an einer Krankheit liegt, sei dahingestellt. Unterm Strich geht hier eine ordentliche Party, und so verabschiedet sich eine weitere Band aus der Festival-Saison 2008 – darauf erstmal 'ne Metalschorle.
[Markus Großheim]
Setlist:
Intro
Kalifornia
Oh Yeah
Alright
Mary
Shake! Shake!
I Want To Hear What You Have Got To Say
Turnaround
With You
Girls & Boys
Rock & Roll Queen
Die Überbrückungsphase bis SCARS ON BROADWAY versüßen wir uns mit einem 25-minütigem Auftritt der Newcomer SAMAVAYO im kleinen Zelt. Die Jungs legen coolen Alternative Rock mit modernen und stonigen Elementen aufs Parkett und erinnern dabei zeitweise an QUEENS OF THE STONE AGE. Der Sound ist glasklar und die vier Berliner höchst motiviert, auch wenn sie nur vor einer Hand voll Interessierter zocken müssen. Die Refrains gehen gut ins Blut, der Groove direkt in die Beine und die Härte sofort in den Nacken. Schöner Auftritt. Übrigens: Mit dieser Performance beenden die Jungs den Newcomer-Teil des Zelts für dieses Jahr.
[Daniel Schmidt]
Traurig, aber wahr: Aufgrund eines längeren Heimwegs werden SCARS ON BROADWAY unsere letzte Band werden, nachdem wir vom Zelt wieder zur Hauptbühne rübergependelt sind. Dort ist es recht gemütlich und nicht annähernd so eng wie bei SYSTEM OF A DOWN-Bandkollege SERJ TANKIAN am Vortag. Zugpferde sind hier ganz klar Daron Malakian an der Klampfe und Gesang sowie John Dolmayan hinter der Schießbude, wobei vor allem Ersterer in Sachen Haarwuchs zulegen konnte. Auch wenn hier großartige Musiker am Start sind, schafft man es bis auf die tollen Titel 'Chemicals' und das abschließende 'They Say' nicht, sich musikalisch vom Durchschnitt abzuheben. Auch in Sachen Bühnenpräsenz zeigt man sich eher zurückhaltend mit einer leicht eklig-arroganten Note. Ansagen sind eine Seltenheit, Emotionen im Speziellen bei den SYSTEM OF A DOWN-Angehörigen ebenso. Logisch, dass man so kein Publikum anheizen kann. Bis auf ein paar wenige Unentwegte in den vorderen Reihen gibt sich die Schar eher gelangweilt. Der Sound erweist sich stellenweise als Matsch und unsauber. Ein paar Minuten früher als geplant verlässt man zudem wenig glorreich das Schlachtfeld. Namen sind eben doch nicht alles ...
Setlist:
Serious
I Like Suicide
Stoner-Hate
World Long Gone
Enemy
Scars On Broadway
Whoring Streets
Insane
Kill Each Other/Live Forever
Chemicals
Universe
3005
Funny
Cute Machines
They Say
Somit geht ein schön organisiertes Festival mit besonderem Gelände zu Ende und schmeißt uns gut aus der Festival-Saison 2008 heraus. Später spielen noch GOGOL BORDELLO, deren Soundcheck wir beim Einpacken hören können, APOCALYPTICA, von denen wir Ausschnitte im Radio mithören, sowie SOULFLY, deren Performance solide bis gut gewesen sein soll. Nächstes Jahr gerne wieder, aber bitte ohne unkontrollierte alkoholisierte "Fans".
[Daniel Schmidt]
- Redakteur:
- Daniel Schmidt