DARTAGNAN, STORM SEEKER und MANNTRA - Stuttgart
21.03.2025 | 12:0915.03.2025, LKA Longhorn
Folkrock-Party von Anfang bis Ende im altehrwürdigen LKA.
Tja, aus der Traum. FEUERSCHWANZ darf doch nicht für Deutschland beim diesjährigen Eurovision Song Contest in Basel antreten - über die Gründe, Regeländerungen etc. könnte man zwar durchaus spekulieren. Muss man aber nicht, tun wir hier auch nicht. Aber hey, Sänger und Sackpfeifer Ben Metzner lässt sich von sowas doch die Feierlaune nicht verderben - ganz im Gegenteil. Denn jetzt kann er mit seiner Folk-Rock-Formation DARTAGNAN die eigentlich schon für Februar geplante Tour endlich durchziehen.
Letzten Samstag machen die Mantel-und-Degen-Musiker also in der Schwabenmetropole Stuttgart Halt, im altehrwürdigen LKA-Longhorn im Stadtteil Wangen am Neckarhafen, welches vor ein paar Monaten sein vierzigjähriges Bestehen feierte. Im Vorprogramm: die Pirate Folk-Metaller STORM SEEKER aus Düsseldorf sowie MANNTRA aus der kroatischen Hafenstadt Umag. STORM SEEKER löst, wie schon am Tag zuvor in der Frankfurter Batschkapp, THE DARK SIDE OF THE MOON ab, in der Metzners FEUERSCHWANZ-Kollege Hans Platz die Gitarre spielt. Das wird auch den Rest der Tour so bleiben. Die Hütte ist ausverkauft, vor dem Einlass zieht sich die Schlange bis in die nächsten Nebenstraßen, und im Publikum sind vom Grundschüler bis zum Rentner wirklich alle Altersklassen vertreten.
Kurz vor Sieben geht es mit STORM SEEKER los. Hier gab es vor ein paar Monaten ja einen Sängerwechsel - statt wie bisher Timothy (Timo Bornfleth) steht nun der TÍR SAOR-Sänger Manuel Depryck als Sean Graham am Mikro. Die Piraten haben aber nicht nur einen neuen Sänger, sondern mit "Set The Sails" auch ein brandneues Album am Start. Innerhalb kürzester Zeit bringen sie das Longhorn auf Betriebstemperatur, spätestens als bei 'Row Row Row' alle Mann (und Frau) am Rudern sind, gibt es endgültig kein Halten mehr. Vom neuen Album schaffen es allerdings nur der Titeltrack sowie 'Homeward Bound' auf die Setliste.
Setliste STORM SEEKER: Set The Sails; Nine Ships By Night; Across The Seven Seas; Heavaway, One More Day; Bully In The Alley; Row Row Row; Drag O Below; Homeward Bound; Miles And Miles; The Longing
Knappe halbe Stunde Umbauphase, genug Zeit um das Personal an der Theke zu belagern und für reichlich Getränkenachschub zu sorgen, bevor MANNTRA die Bühne betritt. Die Band legt eine härtere Gangart als die erste Band ein - Heavy Metal mit ein paar Einflüssen aus Industrial Metal und Folk. Ebenso wie STORM SEEKER haben auch die Kroaten gerade tags zuvor mit "Titans" ein neues Album herausgebracht, erneut komplett auf Englisch. Piratig gehts auch hier zu. Nach dem Opener 'Heathens' wird mit den zweiten Song 'Teuta' die legendäre illyrische Piratenkönigin besungen, bevor es mit dem Wortspielmassaker 'Ori Ori' weitergeht. Gitarrist Barren King nimmt das Crowdsurfing beim Song 'Barren King' gleich mal wörtlich und stürzt sich mit einem echten Surfbrett in die feierwütige Menge. Eins ist klar: MANNTRAs Musik muss vor allem laut gespielt werden, um die richtige Wirkung zu entfalten. Am besten also live. Nach nur neun Songs, davon drei vom aktuellen Album, ist aber leider schon wieder Schluss und MANNTRA räumt nach der Ankündigung ihrer Headliner-Tour für Anfang 2026 die Bühne.
Setliste MANNTRA: Heathens; Teuta; Ori Ori; Barren King; In The Shadows; Slave; Unholy Water; Heart Of The Storm; Nightmare
Nochmal Umbauphase, nochmal für Biernachschub sorgen, oder wonach einem sonst so dürstet - Auswahl gibts ja genug. Nach zweimal Piratenmusik gibts um kurz nach neun aber endlich die langersehnten DARTAGNAN-Musketiere. Immer noch etwas ungewohnt anzuschauen ist der kurz geschorene Ben Metzner - aber Wettschulden sind ja bekanntlich Ehrenschulden, auch wenns mit der Teilnahme am ESC letztendlich doch nicht geklappt hat. Als Opener erschallt der 'Ruf der Freiheit' vom aktuellen Album "Herzblut" durchs Longhorn, gefolgt vom 'Tanz in den Mai'. Pyrotechnik ist auf Grund der Halle leider nicht möglich (obwohl, Ben will doch immer dass die "Decke wegfliegt" ... also... ich mein' ja nur...).
Bei 'Feste feiern' leistet sich der peruanisch-deutsche Violinist und Sänger Gustavo Strauß, seines Zeichens Begründer des PARANORMAL STRING QUARTET und unter anderem auch an der Bayerischen Staatsoper tätig, geigespielend einen Balanceakt auf den Oberschenkeln seiner Kollegen Ben und Tim. Mit ihrer Version des alten schottischen Antikriegslieds 'My Love's In Germany' werden zwischendurch aber auch mal ernstere Töne angeschlagen. Darauf folgt der Tour- und Albentitel 'Herzblut', heute leider nicht im Duett mit Melissa Bonny. Ben begibt sich zu 'Was wollen wir trinken', welches auf dem bretonischen Volkslied 'Son ar chistr' aus den 1920er Jahren basiert, auf eine Kiste ins Publikum und lässt einen Circle Pit um sich herumlaufen, gefolgt vom fulminanten 'Geigenloop' und dem direkt daran anschließenden 'Coeur De La Mer'. Gefeiert wird vom Publikum die gesamte Zeit über bis in die hintersten Reihen. Mit der Hymne 'Mosqueteros', meinem aktuellen Lieblingssong der Band, kommt das Set zu einem krachenden Ende. Zugabe? Natürlich. Neben 'C'est la vie' gibt die Band noch die Coverversionen von 'The Riddle' (NIK KERSHAW) und 'Hey Brother' (AVICII) zum Besten, bevor dann um kurz vor elf endgültig Schluss ist.
Am Merchstand nehmen sich einige Musiker noch ziemlich lange Zeit für die Fans, bevor letztere dann nach einer gewissen Weile vom Personal hinauskomplimentiert werden. Fazit: Hat sehr viel Spaß gemacht, der Abend, da kann ich mich DARTAGNAN, MANNTRA und STORM SEEKER nur anschließen. Eine zünftige Folk-Rock-Party mit allem was dazugehört. Die Jungs von DARTAGNAN einfach nur stumpf in die Schlagerecke zu stellen, tut ihnen jedenfalls unrecht, auch wenn sich, wie allgemein im Folk Rock, durchaus hier und da mal Parallelen und Überschneidungen auftun.
Setliste DARTAGNAN: Ruf der Freiheit; Tanz in den Mai; Feuer & Flamme; Feste feiern; An der Tafelrunde; Freudenhaus; Klingen kreuzen; Dreht sich der Wind; My Love's In Germany; Herzblut; Farewell; Trink mein Freund; Was wollen wir trinken; Geigenloop; Coeur de La mer; Westwind; Mosqueteros; Zugaben: C'est la vie; The Riddle; Hey Brother
Text und Fotocredit: Michael Vogt
- Redakteur:
- Michael Vogt
