Party.San Open Air - Bad Berka

16.08.2002 | 10:58

08.08.2002, Tiefengruben

Samstag, 10.08.2002

Nun, auf Grund der Personalnot und auch deswegen, weil es mittlerweile begonnen hatte zu regnen, sind Gastredakteurin Ute und meine Wenigkeit erst zu MY DARKEST HATE auf das Festivalgelände marschiert. Ein wenig dachten wir schon daran, es könnte in einem ähnlichen Wetterchaos wie in Wacken enden, aber zum Glück schloss der Himmel um ca. 19.00 Uhr seine Schleusen.

Auf MY DARKEST HATE war ich sehr gespannt, überzeugte mich doch das Debüt-Album “Massive Brutality“ aus dem Jahr 2001 voll und ganz. Bis dato war mir der Live-Genuss der Old School-Deathster verwährt geblieben. Logischerweise lag der Schwerpunkt ihrer Setlist bei der ersten Scheibe. Songs wie “Massive Brutality“, “Bleed For Me”, “Tank” und “Now And Forever” konnten voll überzeugen. Natürlich wurde mit “Eye For An Eye” oder “Build By Gods“ auch ein kleiner Einblick in das neue Album “To Whom It May Concern“ (Release im Oktober 2002) gewährt. Ein weiteres Glanzlicht war auch das EXODUS-Cover “Braindead“, welches zu Ehren des verstorbenen Paul Bailoff gespielt wurde. Alles in Allem boten Jörg M. Knittel (g), Oliver Grosshans (g), Chris Simper (v), Klaus Sperling (d) und Oliver Schort (b) einen hammerharten Auftritt. Allen voran Frontman Chris – war schon absolut Klasse, was der junge Mann ins Mikro röchelt.

Schlag auf Schlag ging es dann weiter mit DEW-SCENTEND.
Die Teutonen begannen ein wenig unglücklich - Ennio Morricones “Spiel mir das Lied vom Tod“ diente als Intro, allerdings hörte es sich eher an, als wenn Charles Bronson das Stück auf einem galoppierenden Gaul gespielt hätte.
Also konnte es nur noch besser werden – und das wurde es auch. Der Hauptanteil der Songs lag natürlich auf dem neuen Output “Inwards“. Tracks wie “Bitter Conflict”, “Inwards” oder “War Ensemble” hielten auch live, was sie auf Silberling schon versprochen hatten. Aber auch ältere Alben wie “Innoscent“ und “Ill-Natured“ (hieraus sei nur das göttliche “Embraced By Sin“ erwähnt) machten verdammt Laune und lockten trotz strömenden Regens zahlreiche Kopfschüttler vor die Bühne.
Mit einem Wort: Saustark!

Danach kamen die Niederländer SINISTER an die Reihe und auch hier muss ich gestehen, dass ich so ziemlich gar nix von denen kenne. Darum erspar ich mir hier auch Songtitel anzuführen. Nichts desto Trotz war der Auftritt von SINISTER absolut top.
Bei Frontröhre Rachel heißt es im wahrsten Sinne des Wortes: klein, aber oho! Da entlockte es mir schon den einen oder anderen ungläubigen Blick, welche Growls das zierliche Persönchen aus ihrer Kehle zu Tage förderte – auch wenn sie die zweite Hand ständig mit am Mikro hatte.
Erwähnenswert ist auch noch die Tatsache, dass die komplette Band sich mehr auf dem Festivalgelände aufhielt und den Kollegen lauschte, als sich im Backstagebereich die Kante zu geben ;-).

Nachdem wir nun vollkommen durchnässt waren, mussten wir uns zunächst einmal um trockene Kleidung bemühen, wodurch wir die SINISTER-Landsleute CALLENISH CIRCLE verpassten. Ein grober Fehler, wie ich im Nachhinein vernommen habe, denn CC gehörten, diversen Fan-Aussagen zufolge, zu den großen Abräumern an diesem Samstagabend.

Rechtzeitig zu den norwegischen Schwarzwurzler RAGNAROK haben wir uns aber wieder auf dem Gelände eingefunden. Im obligatorischen Corpsepainting (wobei Glatzenmann Rym eher den Vergleich mit einer Billardkugel standhalten muss *g*) und blutbeschmiert legte das Quartett sich mächtig ins Zeug. Frontkreischer und Gitarrist Lord Arcamous lies dabei keine noch so böse Pose aus und verbreitete gehörig Stimmung unter den Anwesenden.
“The Crown Of The Prince Of Darkness”, The Beat Of Madness” oder “In Nomini Satanas” seien hier nur stellvertretend für 45 Minuten Black Metal vom Feinsten erwähnt.
Einmal mehr wurde bewiesen, dass auch Schwarzmetall mächtig Spaß machen kann.

Und weiter ging es mit Satanskult und Gotteslästerungen: NECROPHOBIC, die seit immerhin 12 Jahren ihr Unwesen treiben, durften den Anwesenden beweisen, dass Black Metal auch technisch enorm Anspruchsvoll sein darf. Mit “Taste Of Black“ vom neuen Album “Bloodhymns“ stiegen die Schweden in den Set ein – und was für ein gewaltiger Set das war: “Mourningsoul“, “Shadowseeds“ und “Hellfire“; “Awakening” und “Unholy Prophecies” (vom “The Nocturnal Silence”-Album); “Bloodthirst”; “Frozen Empire” und “Into Armageddon” (vom “The Third Antichrist“-Album). Ein Hammersong jagte den anderen. Tja, und genau so hammermässig war das Publikum begeistert.
NECROPHOBIC sind definitiv ein Highlight in der abgrundtiefen Dunkelheit der Hölle!

Und dann war es soweit - THE CROWN betraten die Bühne.
Jeder der Anwesenden war gespannt, wie die Band den Ausstieg von Ex-AT THE GATES-Shouter Tomas Lindberg verkraften würde und wie sich Original-Sänger Johan Lindstrand schlagen würde? Um es auf den Punkt zu bringen – niemand kann einen Lindberg ersetzen, aber Johan brachte eine absolut hervorragende Gesangsleistung auf die Bretter. Zumindest mir ging es so, dass ich “Tompa“ Lindberg ab Song Numero 3 überhaupt nicht vermisst habe. Egal ob “Crowned In Terror“, “Under The Whip” oder “Death Metal Holocaust”, Lindstrand intonierte die neuen Songs, als hätte er nie zuvor was anderes gemacht. Aber die Setlist war gespickt mit Klassikern wie zum Bleistift “Back From The Grave“, “At The End“, “1999-Revolution 666“, “The Serpent Garden“ oder “Devil Gate Ride“. Ein Highlight jagte das andere und das alles in absolut perfektem Sound und mit ebensolchem Stageacting vorgetragen. Die Axtschwinger Marko Tervonen und Marcus Sunesson liesen keine Gelegenheit aus, ihr Können unter Beweis zu stellen. Die Bass’n’Drum Fraktion Magnus Olsfelt und Janne Saarenpää fabrizierten enormen Druck und über allem thronte die (nicht müde gewordene) Stimme von Johan Lindstrand.
Ich hoffe inständig, dass sich Johan dazu entschließt, wieder festes Mitglied bei THE CROWN zu werden.
Auf alle Fälle waren die Schweden DIE Headliner des PSOA!

Nach dem Gig von THE CROWN ahnte man bereits, dass es für WITCHERY nicht gerade einfach werden sollte, diesen zu übertreffen oder sich wenigstens anzuhängen.
Nach 40 Minuten Pause hatte sich das Areal vor der Bühne schon erkennbar um einige Zuschauer gelichtet. Irgendwo auch verständlich: den Tag über viel Regen, besagte zu lange Pause und eklig kalter Nebel – da verlieren auch harte Metaller ;-) den Enthusiasmus.
Los legten die die Headliner des zweiten und letzten Festival-Tages mit "The Storm", dem Opener ihrer letzten Scheibe “Symphony For The Devil“.
Die fünf Jungs spielten sich von der ersten Minute an den Arsch ab. Vom Publikum leider mit “Gelassenheit“ aufgenommen. Ein Blick in die Runde ließ jedoch zaghaftes Mitwippen- und bangen bei einigen Leuten erkennen – die Schweden gefielen.
Während des Gigs fanden sich allerdings doch ein großer Teil der bereits gegangenen Metalheads wieder vor der Bühne ein. Bei Songs wie z.B. “Unholy War“, “Midnight At The Graveyard“ oder “Omens“ kam auch etwas mehr Bewegung in die Menge.
Auch wenn der Erfolg nur mäßig war – Sänger Toxine wurde auch nicht eine Sekunde des Versuches müde, die Fans doch noch anzuheizen. Basser Sharlee D’Angelo (u.a. ARCH ENEMY, MERCYFUL FATE) sowie die Gitarristen Jensen und Richard Corpse boten musikalisch und auch fürs Auge ein gutes Zusammenspiel, Drummer Martin Axe lieferte ebenfalls verdammt gute Arbeit und trieb die vier vor seinem Drumkit unermüdlich an.
Der Sound war einwandfrei. Die Songs kamen wie von CD gewohnt, jedoch viel druckvoller und teilweise etwas schneller.
Es folgten weitere Songs, u.a. “None Buried Deeper“, “Shallow Grave“, “Called For By Death“ von der 2001 veröffentlichten “Symphony For The Devil“-Scheibe, “The Howling“, “The Executioner“ und der gleichnamige Titelsong der “Witchburner“ sowie “House Of Raining Blood“ vom 1998er-Album “Restless & Dead“. Auch die Instrumentals fügten sich nahtlos ein und kamen gut rüber.
Nach 50 Minuten Spielzeit verabschiedeten sich WITCHERY, nicht ohne dem Ruf nach “The Reaper“, der während des gesamten Konzertes zu hören war, als Zugabe nachzukommen.
Ein guter Abschluss eines richtig guten Festivals.
[Ute]

Redakteur:
Alex Kragl

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