RIVAL SONS + L.A. EDWARDS - München
07.11.2023 | 16:1202.11.2023, Neue Theaterfabrik
Live-Erleuchtung mit dem "Lightbringer" und seinen Freunden.
Die Münchner Theaterfabrik zählt für mich zu den schönsten Venues der bayrischen Landeshauptstadt. Die Tochter der verstorbenen Münchner Clublegende Wolfgang Peter Leonhard Nöth, Laila Nöth, führt das Erbe ihres Vaters seit 2021 fort und ich bin nun schon zum zweiten Mal dieses Jahr Gast eines tollen Konzerts. Im März war es AVATAR (zum Konzertbericht), und nun steht RIVAL SONS an. Die Kalifornier sind mittlerweile so groß, dass die über 1000 Menschen fassende Halle innerhalb weniger Tage ausverkauft ist. Und nachdem das hochspannende aktuelle Album "Lightbringer" in den Tagen vor dem Konzert doch die eine oder andere Umdrehung gemacht hat, bin ich nun besonders gespannt auf die Band!
Zunächst jedoch gilt es für mich und meinen heutigen Begleiter und RIVAL SONS-Anbeter Nico, die Vorband zu inspizieren. Hier handelt es sich um L.A. EDWARDS, eine Gruppe mit drei Brüdern. Der namensgebende Luke Andrew (Gesang) wird hier von seinen Brüdern Jay (Gitarre) und Jerry (Drums), sowie einem Basser und einem Keyboarder begleitet; musikalisch wird man dabei in die Richtung Singer/Songwriter und Country sortiert.
Nun, ich höre hier mehr Rock, aber eher von der braven Sorte. Mal schimmert ein wenig BRUCE SPRINGSTEEN, mal etwas ROLLING STONES und dann mitunter eine Prise IGGY POP durch, aber insgesamt fehlt mir der Performance etwas der Rock-Drive, vor allem am Anfang. Dennoch wirkt das Auftreten der Band durchaus sympathisch, man gibt sich zwischen sanft-melancholisch und lässig "beswingt", wobei Bandchef und Blickfang Luke Andrew auch auf der Bühne die Hauptrolle spielt. Während Nico sich schon bei den ersten Tönen mit der Band anfreundet, finde ich mich dann gegen Ende des Sets auch immer mehr in die Musik, die größtenteils vom aktuellen Album "Out Of The Heart Of Darkness" stammt, hinein, und beim abschließenden 'Let It Out' lassen wir dann auch das erste Mal die Sau raus. Ja, das hat jetzt mal gut gerockt!
Setliste L.A. EDWARDS: Already Gone; Now You Know; Peace Be With You; Good Luck; Time To Go; Hi Rite Now!; Louisiana; Day I Die; Surrender; Let It Out
Jetzt aber RIVAL SONS. Ich habe die Band das letzte Mal anno 2017 gesehen, allerdings sind hier die Erinnerungen ein wenig verblasst. Doch das wird mir, ich nehme es vorweg, nicht mehr passieren. Denn von Anfang an bin von der Bühnenpräsenz der Gruppe, allen voran Sänger Jay Buchanan (hier gibt es ein aktuelles Interview mit ihm) und Gitarrist Scott Holiday, beeindruckt. Und vom glasklaren und nicht zu lauten Sound hier in der Theaterfabrik. Er geht in Bauch und Beine, dennoch kann man jede Nuance hören. Das kommt der Entwicklung, die die Kalifornier mit dem 2023-Doppeldecker "Darkfighter" und "Lightbringer" genommen haben, sehr zu Gute, denn die neuen Songs zeigen mehr Facetten, mehr Wendungen und mehr Details als früher. Und wie zu erwarten war, nehmen diese Songs heute einen gebührenden Anteil des Sets ein.
Doch egal aus welcher Bandphase die Musik stammt, es ist immer wieder Jays unbeschreibliche Stimme, die den Songs dieses ganz Besondere gibt. Sie ist rau, kraftvoll, phasenweise aber auch ein wenig zerbrechlich, was gerade bei den ruhigeren Momenten unglaublich viel Emotion aufkommen lässt. So hören wir wie gebannt zu, wenn der 'Darkfighter' neun Minuten lang die gesamte Farbpalette des rockmusikalischen Spektrums durchleuchtet und häuten Gänse bei Songs wie 'Rapture' (von "Darkfighter"), die mittlerweile meilenweit vom alten LED ZEPPELIN-Gedächtnisrock entfernt sind. Und wir feiern natürlich die alten Hits 'Electric Man' und 'Open My Eyes', 'Pressure And Time' oder das superohrwurmige 'Nobody Wants To Die', die schon jahrelang beim Sport in unseren Ohren zappeln. Es ist ein wunderbares Konzert.
Okay, ich bin kein Freund von Drumsoli, auch nicht bei RIVAL SONS, aber irgendwie muss das bei einer Headlinershow eben sein. Hier kommt es früh und ist kurz und knackig. Natürlich darf später auch Scott ein wenig gniedeln, was aber durchaus sehr kurzweilig ist, weil es zeigt, wie kreatives Gitarrenspiel heutzutage geht. Was der so alles an verschiedenen Klängen aus seinen Klampfen rausholt, ist beeindruckend. Natürlich kommt auch wieder die Doppelhälsige zum Einsatz, klar, Jimmy Page (LED ZEPPELIN) ist nach wie vor ein Einfluss für RIVAL SONS. Ein weiterer ganz besonderer Moment kommt dann, als Jay gegen Ende des Sets allein zur Akustischen greift. Es ist eine der seltenen direkten Kontakte der Band zum Publikum, doch hier erinnert er an alle Opfer des aktuellen Krieges in Israel und widmet den Song allen, die hier mit dem Schicksal zu kämpfen haben. Hier darf man gerne mal den Text lesen. Und auch das darauf folgende 'Mosaic' vom brandneuen "Lightbringer" könnte in Zukunft noch für große Momente sorgen.
Tja, und das war es dann schon fast. Es kommen noch zwei Songs, nämlich das wunderbare 'Mercy' von "Lightbringer", dessen Grundgedanke es ist, Licht an dunkle Orte zu bringen, und 'Secret' vom Erfolgsalbum "Great Western Valkyrie". Eine Zugabe gibt es für das wie so oft recht verhaltene Münchner Publikum nicht. Das ist dann auch der einzige kleine Minuspunkt an diesem Abend, für den die Band aber nichts kann. Wobei, 'Rich And Poor' und 'Good Times' hätte ich ja gerne noch gehört, das wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Vielleicht ja das nächste Mal, denn ich denke, dass es diesmal keine sechs Jahre bis zu meinem nächsten RIVAL SONS-Konzert dauern wird.
Setliste RIVAL SONS: Mirrors; Do Your Worst; Electric Man; Rapture; Darkfighter; Open My Eyes; Pressure And Time; Memphis Sun; Feral Roots; Nobody Wants To Die; Darkside; Before The Fire; Face Of Light; Shooting Stars; Mosaic; Mercy; Secret
Fotos: Nico Müller
- Redakteur:
- Thomas Becker