AGRYPNIE - 16[485]
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2010
Mehr über Agrypnie
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Supreme Chaos/Soulfood
- Release:
- 15.01.2010
- Figur 109-3
- Der tote Trakt
- Kadavergehorsam
- Verfall
- Schlaf
- Zorn
- F15.2
- Morgen
- 16[485]: Brücke aus Glas
- Figur 109-1
Ex-NOCTE-ABDUCTA-Sänger Torsten trümmert sich bisweilen recht sphärisch durch das dritte Studioalbum seiner Band AGRYPNIE und bekommt dabei Unterstützung von GEIST.
"Phantasmagoria
die Schwärze schluckt mein Augenlicht
Leere durchflutet meinen Angst zerfressenen Körper."
AGRYPNIE, Schlafstörung, Abweichung vom gesunden Schlafverhalten. Einst von Ex-NOCTE OBDUCTA-Sänger Torsten Hirsch als Soloprojekt gegründet, doch die Grenze zur festen Band ist längst überschritten. Auch wenn sich auf dem dritten Studioalbum (das Splitalbum mit FATED nicht mitgerechnet) gleich zwei neue Gitarristen (darunter Ex-NOCTE-Mitstreiter Patrick) tümmeln bzw. über eine Länge von über 70 Minuten austoben dürfen. Die Atmosphäre fällt dabei bisweilen recht düster und aggressiv aus, auch wenn ein Bastard wie etwa 'Während du schläfst' von "Exit" fehlt. "16[485]" nimmt aber zugleich die Songschreiberischen Erkenntnisse des Vorgängers auf und baut die leicht sphärischen Parts geschickt aus, ohne aber zugleich die nötige Härte vermissen zu lassen. Und dass der Silberling in kürzester Zeit eingetrümmert wurde, damit sich der Frontman in einen längeren Sydney-Aufenthalt begeben kann, merkt man keine Sekunde – zumal sich kein Song unter sechs Minuten Spielzeit bewegt.
Das zeigt sich schon im ersten Song: Nach einem an eine WoW-Instanz oder eine düstere Gegend erinnerndem Intro legt "Der tote Trakt" mit thrashigen Riffs, Torstens keiferndem Gesang und leicht technischen Stellen los. Schnelle und langsame Parts mit ruhigen oder leicht hymnischen Gitarren vor einem sphärischen Hintergrund wechseln sich perfekt ab und hiefen den Opener in die gleiche Liga wie 'Mauern' vom Vorgänger. Ein Großteil der Songs zäumt das Pferd von hinten auf und beginnt wie 'Kadavergehorsam' langsamer, schleppend oder im Midtempo, ehe losgeblastet wird. 'Verfall' bietet dabei auch ruhigere Gitarren auf Doublebass, 'Schlaf' ein kurzes, aber nettes Gitarrensolo, 'F15.2' spanisch klingende Akustikgitarren und einen Chor als Hintergrund. Nur 'Zorn' darf, dem Songtitel entsprechend, gleich Gas geben. Ein packender Refrain, Blastbeats und sechs Minuten Doublebass am Stück. Daneben führt sich Gastsänger Alboin von GEIST in '16[486] / Brücke aus Glas' sogleich mit einem langen Schrei ein. Und trotz einer Dauer von nahezu 12 Minuten und einem ruhigen, mystischen Zwischenpart entstehen kaum Längen.
Torstens Texte sind derweil subtiler geworden, handeln von Angstzuständen, apokalyptischen Weltbildern, Flucht aus der Realität und Vergangenheitsbewältigung. Während Alboin in seinem Text zur 'Brücke aus Glas' sprichwörtlich das Überschreiten des Rubikons besingt. Und beim Intro sowie Outro hat wieder einmal der Ambiente-Künstler Mathias Grassow seinen Beitrag geleistet, um ein großes Album abzurunden. Dessen Titel übrigens aus einer persönlichen Zahl besteht, dessen Hintergrund Torsten nicht verraten mag. Eine Frage sollte noch erlaubt sein, auch wenn Torstens Ex-Band NOCTE OBDUCTA in ihren letzten Tagen bewusst eine andere Richtung wählte: Wo könnten die Hessen heute stehen, wären sie dem Pfad ihres Sängers gefolgt?
"Hinter dir dein Rubikon
vor deinen Augen
eine neue Brücke aus Glas."
Anspieltipps: Der tote Trakt, Verfall, Zorn, 16[485] / Brücke aus Glas
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Carsten Praeg