APOCALYPTICA - Plays Metallica Vol. 2
Mehr über Apocalyptica
- Genre:
- Cello Metal
- ∅-Note:
- 8.75
- Label:
- Throwdown Entertainment
- Release:
- 07.06.2024
- Ride The Lightning
- St. Anger
- The Unforgiven II
- Blackened
- The Call Of Ktulu (in memory of Cliff Burton)
- The Four Horsemen, feat. Rob Trujillo
- Holier Than Thou, feat. James Hetfield
- To Live Is To Die
- One, feat. James Hetfield & Rob Trujillo
- One (Instrumental)
Die besondere Hommage an METALLICA!
Es ist sicherlich nicht vermessen zu sagen, dass METALLICA einen wichtigen Beitrag für den Erfolg APOCALYPTICAs beitrug. Bereits das (Cover-)Debütalbum "Plays Metallica By Four Cellos" von 1996 sorgte für Furore.
Ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten Kontakt mit den Finnen erinnern: Es muss Ende 1999 oder Anfang 2000 gewesen sein, METALLICA hatte just "S&M" veröffentlicht. Angefixt durch die Mischung aus Klassik und Metal kam ich irgendwie auf das zu dem Zeitpunkt bereits veröffentlichte Album von APOCALYPTICA - und meine Verwunderung setzte sofort ein. Einmal für das technische Können der studierten Cellisten aus Finnland, die selbst die komplizierteren Gitarrensoli auf dem Cello runterzockten. Aber auch dafür, dass sie Songs wie 'Harvester Of Sorrow' oder 'Creeping Death' quasi "nackt" zu neuem Leben erweckten, denn es gab tatsächlich nur die Darbietung von vier Celli zu hören, ohne Verzerrung, Schlagzeug oder einem Gesangsbeitrag
Umso spannender ist es nun zu hören, wie die aufs Trio geschrumpften Herren nach 28 Jahren (!) nun die Reihe mit "Plays Metallica Vol. 2" fortführen. Wer die Diskografie von APOCALYPTICA kennt weiß, dass sie in der Vergangenheit immer wieder mal einzelne METALLICA-Songs auf ihre Veröffentlichungen einstreuten, so auch bereits etwa 'Fade To Black', 'Fight Fire With Fire, 'For Whom The Bell Tolls', 'Until It Sleeps' aber auch 'One' im Jahr 2005. Vergleicht man alleine 'One' mit der neuen Version auf "Plays Metallica Vol. 2", gibt es viel zu entdecken. Nicht nur ist die Variante mit über neun Minuten fast doppelt so lang, man hört Orchester (das sich meines Erachtens an der orchestrierten Version von "S&M" orientiert), Schlagzeug und kein geringerer als James Hetfield zitiert sich selbst und spricht in nachdenklicher Art den Songtext. Bereits im Vorfeld zum Album veröffentlicht, hat die Version offenbar viele Fans vor den Kopf gestoßen, da sie auf einen Gesangsbeitrag gehofft hatten. Ich finde es eine originelle Idee, zudem ist die Stimme von Herrn Hetfield auch gesprochen sehr charakterstark. Eine imposante Nummer, die fast cineastisches Ausmaß hat!
Wenn man dann aber auch 'To Live Is To Die' covert und den Spoken-Word-Part wiederum, trotz Hetfield im Studio, NICHT berücksichtigt, ist es zwar schade, andererseits wäre es aber wohl auch zu naheliegend. Denn die Interpretationsfreude von APOCALYPTICA ist ein großes Bonus des Albums, wenn nicht sogar das Highlight. Es werden nicht nur einfach die Originale mit Cello eins zu eins nachgespielt, man arrangiert die Klassiker so dermaßen um, dass sie selbst den beinharten METALLICA-Fan überraschen und dennoch erkennbar bleiben - ein großes Kunststück! Meinen imaginären Hut ziehe ich dabei vor allem vor der kreativen Leistung des langjährigen Schlagzeugers Mikko Sirén, der vielen Songs einen neuen Groove und damit neues Leben einhaucht.
Die größten Überraschungen sind für mich 'Ride The Lightning' (wow!) und der für mich überraschend stärkste Song 'St. Anger' (rockt wie Hölle!), aber auch die Powerballade 'The Unforgiven II' funktioniert erwartungsgemäß gut und der Thrash-Meilenstein 'The Four Horsemen' (mit Rob Trujillo am Bass) tönt durch die eigene Interpretation herrlich frisch und unverbraucht. Enttäuscht bin ich hingegen von einem Song, den ich hier bereits erwähnte, 'To Live Is To Die'. Ich hatte im Vorfeld die meisten Erwartungen an das Cover der Instrumental-Perle von "...And Justice For All" gehabt, jedoch wird aus den im Original fast zehn Minuten nur eine dreiminütige Version gebastelt, die zwar schön ist, aber auch etwas unnötig. Leider hinterlässt auch der andere Instrumental-Klassiker 'The Call Of Ktulu' keinen bleibenden Eindruck - Pluspunkte gibt es aber für die verwendete Original-Basslinie von Cliff Burton. 'Blackened' läuft entegen der Erwartung auch nicht so richtig rund. Mit Blick auf die in Prinzip sehr eigenwillige Trackliste bleibt noch 'Holier Than Thou'. Ein Song, den ich live, wie auf dem "Schwarzen Album" eher mäßig finde, ich hätte eine APOCALYPTICAisierte Version von 'My Friend Of Misery' vorgezogen.
Einen Kritikpunkt habe ich noch: Ich hätte mir gewünscht, wenn man fast 30 Jahre mit einer Fortsetzung wartet, dass man dann Songs von allen Alben berücksichtigt, die seitdem veröffentlicht wurden. So bleibt nur die objektive Erkenntnis, dass es außer 'The Unforgiven II' und 'St. Anger' alle anderen Songs 1996 bereits gegeben hat. Andererseits kann man es sich natürlich auch so drehen und sagen, dass APOCALYPTICA mit "Plays Metallica Vol. 2" die Songs nachspielen wollte, für die sie damals keine Kapazitäten mehr hatten. Dann hätte allerdings konsequenterweise 'St. Anger' keinen Platz auf dem Album haben dürfen, was jedoch wie beschrieben sehr schade wäre.
Bitte nicht falsch verstehen: "Plays Metallica Vol. 2" ist ein für jeden METALLICA-Fan tolles, spannendes und teils auch verrücktes und vielleicht sogar forderndes Album geworden, das den Kauf aber definitiv Wert ist. Ich hätte mir nach so langer Zeit etwas mehr Bandbreite bei der Songauswahl gewünscht. Und 'To Live Is To Die' in der Vollversion. Aber vielleicht ja bei "Vol.3"?
Hier geht es zur Rezension von Hanne Hämmer
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke