AT THE GATES - At War With Reality
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2014
Mehr über At The Gates
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media (Universal)
- Release:
- 24.10.2014
- El Altar Del Dios Desconocido
- Death And The Labyrinth
- At War With Reality
- The Circular Ruins
- Heroes And Tombs
- The Conspiracy Of The Blind
- Order From Chaos
- The Book Of Sand (The Abomination)
- The Head Of The Hydra
- City Of Mirrors
- Eater Of Gods
- Upon Pillars Of Dust
- The Night Eternal
Im Krieg mit der Erwartungshaltung?
Noch nie fiel mir das Review zu einem Album so schwer wie zur vorliegenden Platte namens "At War With Reality". Das ist für mich nicht irgendein Album, nein: Es ist das neue Album von AT THE GATES, gleichzeitig der Nachfolger des ewigen Meisterwerks "Slaughter Of The Soul". Wie gut jenes Album ist, das kann man überall leicht nachlesen. Wie wichtig es für die Entwicklung des gesamten modernen Metal-Sektors war und ist, kann man bei vielen Musikern ebenso leicht erfragen, aber mindestens genau so einfach heraushören. Über beides wurde vielerorts schon ausführlich berichtet, weshalb dies hier nur eine kurze Notiz vorab darstellen soll.
Nach der "Reunion" für vereinzelte Konzerte seit 2008 hat sich AT THE GATES nun dazu entschlossen, tatsächlich noch einmal ein neues Album herauszubringen. Was soll man davon halten? Und was kann man vor allem erwarten? "Slaughter Of The Soul" Part 2? Denkbar, aber vollkommen unnötig und zum Scheitern verurteilt. Eher in Richtung der ersten Platten? Sehr schwer vorstellbar. Experimente im eigenen Bandsound? Möglich. Einfach eine weitere Platte als aktuelle Version von AT THE GATES? Sehr wahrscheinlich. Und so ist es dann letztlich auch gekommen.
Wer "At War With Reality" unbekannterweise zu hören bekommt, wird nicht lange brauchen, um den passenden Bandnamen parat zu haben. Hört man sich nur einzelne Leads sowie den Gesang von Tomas Lindberg an oder lässt man sich bloß einmal in die Stimmung der Platte fallen, kann hier nur eine Band am Werk sein, die ihre Wurzeln in Göteborg, Schweden hat. Dies ist mit Sicherheit eine der größten Stärken der gesamten Platte, welche an dieser Stelle bereits ausdrücklich herausgestellt werden soll: Die Gruppe ist sich selbst und ihrem Sound zu 100% treu geblieben. Wenn ich mir beispielsweise nur anhöre, wie die Solo-Gitarre mitten in 'The Book Of Sand (The Abonimation)' Göteborg-urtypisch zum Singen gebracht wird, dann bereitet mir das einfach riesige Freude. Das ist AT THE GATES. Und keine andere Band. Die Produktion unterstützt dies mit vollem und zeitgemäßem Klang, der nicht im Ansatz "totproduziert" und leblos tönt, so dass hier alles wunderbar zur Geltung kommt.
Ein weiterer Pluspunkt ist sicherlich die Tatsache, dass AT THE GATES es sich nicht leicht gemacht, d.h. einfach an "Slaughter Of The Soul" angeschlossen hat. Mit "neuen, exotischen Pfaden" braucht man jetzt zwar auch nicht anfangen, aber diese geradlinigen Songs hat es bisher in dieser Art von AT THE GATES nun einmal nicht gegeben. Das ist melodischer Death Metal. Nicht so sehr mit der Keule wie vor fast zwei Jahrzehnten, aber noch viel weniger so glattgebügelt und poppig wie das manch andere einstige Weggefährten inzwischen praktizieren. Einfach melodischer Death Metal.
So weit, so gut. Die Schwäche von "At War With Reality", welche die ganz große Begeisterung verhindert, ist eine ganz einfache: Viele Songs sind in weiten Strecken "nur" gut. Zwar gibt es keinen einzigen Ausfall auf dieser Platte und gerne auflegen tue ich sie auch immer und immer wieder, aber es ist weder ein Hit vorhanden noch das durchgängig ganz, ganz hohe Niveau. Daher lohnt es sich auch kaum, irgendeinen Song hervorzuheben. Folgende Aussage bringt die Situation vermutlich sehr gut auf den Punkt: "Wenn sie demnächst Songs von der neuen Scheibe live spielen, finde ich das nicht schlecht, wenn sie die weglassen, ist das aber auch kein Drama." Das letzte bisschen Feuer, der ganz große Kitzel klingt irgendwie anders.
Wie komme ich trotz dieser deutlichen Kritikpunkte trotzdem noch auf achteinhalb Zähler? Es liegt vermutlich daran, dass mich der gesamte Bandsound, so authentisch wie er auf "At War With Reality" letztlich doch umgesetzt wird, einfach sehr unvermittelt anspricht. Leute, die vorher nicht Stein und Bein auf "Slaughter Of The Soul" & Co geschworen haben, dürfen ohne schlechtes Gewissen einen halben bis ganzen Punkt für das neue AT THE GATES-Werk abziehen. Unterm Strich bleibt nämlich ein Album, dass mich einerseits zufrieden, andererseits aber auch irgendwie unzufrieden zurücklässt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang