AXXIS - Utopia
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2009
Mehr über Axxis
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- AFM/Soulfood
- Release:
- 28.08.2009
- Journey To Utopia
- Utopia
- Last Man On Earth
- Fass mich an
- Sarah Wanna Die
- Fathers' Eyes
- The Monsters Crawl
- Eyes Of A Child
- Heavy Rain
- For You I Will Die
- Underworld
Melodic Pop Metal at its best: Die Nachtigall vom Planet AXXISa trällert wieder.
Voller Freude erwarte ich jedes Jahr die neue Veröffentlichung der Kitschschwalben, völlig überbordende Kompositionen, die einem ob ihrer triefenden Gefühle geradezu die Tränen in die Augen treiben. Und wenn sie dann da ist, ich mit breitem Lächeln das bunte Cover anschaue, schnelle Melodien und ein unverwechselbarer Bernhard Weiss aus den Boxen schallt, ja, dann hat mich die AXXIS-Mania wieder – zumindest für ein paar Wochen.
Seit nunmehr 21 Jahren gibt es die Helden aus Dortmund nun schon. Mit ihrem Gespür für Mitsingnummern und coolen Melodien hat man vor genau 20 Jahren die erste Platte, "Kingdom Of The Night", im Sinne der frühen 90er-Jahre-Melodic-Metal veröffentlicht. Im Jubeljahr 2009 klingt die gleiche Truppe jedoch deutlich anders, mittlerweile geht es deutlicher in die Richtung fetter, fast schon sinfonischer Melodic/Heavy Metal. Dazu gehört auch, deutsche Nummern mit auf die Platte zu packen – war es 2007 noch der Bonussong 'Engel aus Hass', so ist es auf "Utopia" schon der vierte Song der Platte, 'Fass mich an'. Sowohl textlich als auch vom Songwriting her muss ich sagen, dass mir die Nummer am wenigsten gefällt. Klar, deutsche Texte sind immer Geschmackssache, aber der Titel verrät es schon: Viel zu erwarten wäre da vermessen; ebenso wie der arg bemühte Chorpart ist das Riffing eher schwach. Aber hey, Schwamm drüber!
Dieser Ausreißer wird nämlich durch eine Handvoll klassischer, moderner AXXIS-Nummer gekontert. Sei es das durch Keyboards eingeleitete 'Sarah Wanna Die', eigentlich eine klassische Teutonen-Melo-Nummer, das durch einen dramatischen Refrain besticht, oder der schnelle Double-Bass-Nackenbrecher 'Underworld', der fast schon an ALICE COOPER oder LORDI erinnert – mit Groove und AXXIS-Stempel, versteht sich. Die Freude der Mannen um Bernhard Weiss an epischen Keyboard/Chor-Konstruktionen macht einfach Freude. Das, in Verbindung mit dem frischen Gitarrenspiel des jungen Manns an ebenjenem Instrument, Marco Wriedt (Jahrgang '84!), ergibt eine Fülle an fantastischen Metalsongs voller Esprit – zwar ganz im Sinne des Œuvre der Metaller, ohne sich jedoch vor der (metallischen) Moderne zu verschließen.
So kommt es, dass einem beim Titelsong 'Utopia' plötzlich die von DRAGONFORCE-Keyboarder Vadim Pruzhanov etablierten Key-Triller entgegenschallen. Natürlich darf auch eine Fülle messerscharfer Riffs nicht fehlen, immer im Kontrast zu den gemäßigten Rockrhythmen, zu denen Mr Weiss seine Stimme erheben darf. Auch der Hang klassischer Bands, zahme Growls in ihre Songs einzuweben, hat Einzug gehalten: So darf sich irgendein verkappter Todesmetaller bei 'The Monsters Crawl' im Hintergrund seine Seele aus dem Leib kratzen – natürlich nur familienfreundlich und nur während des Refrains. Innovation in Raten eben. Von einer Progression zu den letzten Alben sprechen zu können, wäre wohl etwas übertrieben, aber irgendwie schaffen es die Barden doch immer wieder, neue Melodiebögen und harmonische Metal-Cluster zu komponieren, die mit einer fetten Produktion schlicht und ergreifend nett und total sympathisch sind.
Fazit: Wer hier die Sternstunde des deutschen Heavy Metals erwartet, liegt natürlich so weit daneben wie der Linienbus vom Truck-Racing. ABER: Was AXXIS machen, hat eben Hand und Fuß und überzeugt durch den gewohnten Klang, der in jeder Sekunde die individuelle AXXIS-Note herauszwitschert und eine Fülle an netten Kompositionen bietet. Sowohl für die zwanglose Hintergrundbeschallung als auch für durchzubangende Nächte oder unvergessliche Konzertabende geeignet, werden sie ihre Fans mit Sicherheit nicht enttäuschen. Und im Gegensatz zu anderen mehr oder weniger Radiotauglichen Bands (so wie die ebenso im August-Soundcheck vertretenen KRYPTERIA) klingen AXXIS ehrlicher, besser und einfach sympathischer. Deswegen gibt’s sieben Punkte für die Platte und einen Punkt für die eingangs erwähnte AXXIS-Mania.
Anspieltipps: Utopia, Heavy Rain, Sarah Wanna Die. Nicht: Fass mich an.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer