BLUT AUS NORD - Memoria Vetusta II - Dialogue With The Stars
Mehr über Blut Aus Nord
- Genre:
- Black Metal / Avantgarde
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Candlelight / Soulfood
- Release:
- 27.03.2009
- Acceptance
- Disciples Libration
- The Cosmic Echoes Of Non-Matter
- Translucent Body Of Air
- Antithesis To The Flesh
- The Meditant
- The Alcove Of Angels
- The Formless Sphere
- Elevation
Black-Metal-Avantgarde für Feinschmecker: Die Franzosen schlagen die Brücke zum eigenen Frühwerk.
Dass sich die französische Band mit dem für uns Deutsche zunächst etwas seltsam wirkenden Bandnamen so lange und so beharrlich in der Szene würde halten können, das habe ich definitiv nicht erwartet, als ich inmitten des letzten Jahrzehnts des zweiten Jahrtausends zum ersten Mal mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen von BLUT AUS NORD gelesen habe. Das Schmunzeln wurde bald zu einem anerkennenden Nicken, denn die Band etablierte sich schnell als eine der führenden Größen des französichen Black Metals, die man als Genrefan unbedingt ernst zu nehmen hatte. Und außerdem lässt sich der Bandname bei etwas genauerer Betrachtung auch so interpretieren, dass er grammatikalisch gar nicht mehr so falsch klingt, wie es bei oberflächtlichem Hinsehen den Anschein haben mag.
Doch genug davon, es soll ja um die Musik gehen, und hier ist zu konstatieren, dass die stilistische Entwicklung von Vindsval und seinen Mitstreitern eine nach unten offene Parabel zu beschreiben scheint. Entferte sich die Band über Jahre hinweg immer mehr vom schwarzmetallischen Standard, kulminierte diese Entwicklung in "MoRT" mit einem sehr entrückten, avantgardistischen und sich stark dem Ambient nähernden Album. Mit den folgenden Scheiben rückte die Band wieder etwas näher an ihre Wurzeln, zu denen sie nun mit ihrem siebten Studioalbum "Memoria Vetusta II - Dialogue With The Stars" wieder aufzuschließen scheint, nimmt es doch direkt Bezug auf den 1996er-Zweitling "Memoria Vetusta I - Fathers of the Icy Age".
Doch der Begriff "Wurzeltherapie" trifft die Sache nur bedingt, wenn überhaupt. "Memoria Vetusta II" ist vielmehr darauf angelegt, die Brücke zwischen dem archaischen alten Stil und den experimentellen Wendungen der späteren Karriere zu schlagen. Dabei sind die Avantgarde-Elemente nach wie vor sehr präsent. Zwar phasenweise in ein wieder etwas traditionelleres schwarzmetallisches Gewand gekleidet, aber letztlich doch dominant und eigenständig. Minutenlange erhabene Soundlandschaften zwischen verträumter Akustik und sphärisch-meditativem Ambient kommen ebenso zu ihrem Recht wie schwarze, klirrende Raserei und progressive Stimmungs- und Tempowechsel. Dazu treten hintergründige und doch fesselnde Melodien weit jenseits der üblichen Schlachtenepik und der alldeibeligen Verneigung vor dem Tritonus. Gerade das Stück 'Antithesis Of The Flesh' demonstriert durch vollends überzeugende Verbindung der vorgenannten Bestandteile par excellence, auf welch hohem kompositorischen Level sich BLUT AUS NORD heute befindet. Besondere Erwähnung hat dabei auch Vindsvals fesselnde und sehr vielseitige Gitarrenarbeit verdient, die alle Stücke auf jeweils sehr eigene Weise veredelt. Die verspielte Akustik und die keltische Hauptmelodie beim Quasi-Titelstück 'The Meditant' sind ebenso gelungen wie die eklektisch singenden Leads und die doomigen Riffs im späteren Verlauf des Zehnminüters.
Allgemein lässt das Album ausufernden instrumentalen Passagen sehr viel Raum, welche die eskapistische, geisterhafte Thematik des Albums sher schön veranschaulichen. Doch lässt es trotzdem keine Langeweile aufkommen. Die Arrangements sind vielschichtig genug, um die Spannung zu erhalten und doch schlüssig und einprägsam genug, um nicht verkopft zu wirken und den Hörer zu überfordern. Die Band bleibt sich treu, ohne sich zu wiederholen, und sie erschafft dabei ein weiteres sehr starkes Black-Metal-Werk, das dank seiner kalten und archaischen Atmosphäre die Frühneunziger-Fans ebenso fesseln dürfte wie die Prog-Black-Avantgardisten durch seinen hohen spielerischen und kompositorischen Anspruch, und durch die vielen aufregend anderen Facetten. Die Black-Metal-Gourmets unter euch sollten dieses Album zumindest mal gehört haben.
Anspieltipps: Disicples Libration, Antithesis Of The Flesh, The Meditant
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle