CARCASS - Torn Arteries
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2021
Mehr über Carcass
- Genre:
- Extreme Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 17.09.2021
- Torn Arteries
- Dance of Ixtab (Psychopomp & Circumstances March No. 1)
- Eleanor Rigor Mortis
- Under The Scalpel Blade
- The Devil Rides Out
- Flesh Ripping Sonic Torment Limited
- Kelly’s Meat Emporium
- In God We Trust
- Wake Up And Smell The Carcass /Caveat Emptor
- The Scythe’s Remorseless Swing
Es ist angerichtet.
Ganz offen gesprochen war die "Despicable"-EP aus dem vergangenen Jahr nur halbgare Kost, die im Midtempo eher ermüdete als im Geschwindigkeitswahn sämtliche Schädel zu spalten. Natürlich war die typische CARCASS-Handschrift ob des Riffings nach wie vor präsent, doch Biss, Dynamik und dieses gewisse Extra, das die Grind- und Melodic-Death-Metal-Legende einst auszeichnete, blieb weitgehend auf der Strecke.
Doch dann legte sich das Gemüse auf den Teller, es wurde angerichtet. Paprika, Gurken und Karotten, angerichtet in Herzform, sie verrotteten, "Torn Arteries" hat ein unheimlich passendes Artwork gefunden. Die Liverpool-Extreme-Metaller haben sich visuell einmal mehr übertroffen und auch klanglich soll das siebte Album die klaffende Lücke seit dem Comeback-Fausthieb "Surgical Steel" schließen.
Was gleich zu Beginn auffällt, ist die wieder gefundene Dynamik, die dank einer herzhaften Symbiose aus Biss ins rohe Fleisch und einer wunderbaren Melodiesauce als Mundwässrigmacher fast schon süchtig macht. Es folgen Aha-Erlebnisse am Fließband, die Riffs könnten CARCASS'scher gar nicht ausfallen und einmal mehr drücken sich das Schönste und die Biester die Klinke in die Hand. In der einen Ecke tummeln sich die Melodiebögen, die zum Eintauchen einladen, hier und dort ein paar rockige, mal sehr gefühlvolle Parts. In der anderen Ecke warten jedoch die blutrünstigen, garstigen Bestien, die mit fiesen Vocals die Zähne fletschen, mit recht eigenwilligen und unvorhersehbaren Rhythmen die Messer wetzen und sich eben mit viel Biss und Dynamik genüsslich über den Kadaver hermachen. Eine herrliche Achterbahnfahrt durch die verschiedenen Stadien der bisherigen CARCASS-Historie.
So kann man "Torn Arteries" gut und gerne als Querschnitt aus sechs CARCASS-Alben, so unterschiedlich sie auch gewesen sind, sehen. 'Dance of Ixtab (Psychopomp & Circumstances March No. 1)' ist ein piekfeiner, malträtierender Süchtigmacher, 'Eleanor Rigur Mortis' stampft unbarmherzig alles in Grund und Boden, der teils zähflüssige Grindcore-Kaugummi 'Under The Scalpel Blade' war bereits von der EP bekannt und mit dem knapp zehnminütigen 'Flesh Ripping Sonic Torment Limited' haben sich Walker und Steer selbst ein Denkmal in die Herzregion des Albums gesetzt.
Wummernde, tiefe Riffs, diese Gift und Galle spuckenden Vocals, das fast schon über allem Erhabene, auch wenn das Album zum Ende hin ein klein wenig an Fahrt verliert, macht es mit dem herrlich eindringlichen 'Kelly’s Meat Emporium' keine Gefangenen und wird mit 'The Scythe’s Remorseless Swing', und passend zur Fäulnis mit abschließendem Fliegengeschwirr folgerichtig beendet. Ein brutales Album mit unheimlich vielen Facetten, die erst nach dem dritten, vierten Durchlauf ans Tageslicht kommen und dort ihr Unheil anrichten, "Torn Arteries" hat es faustdick hinter den Ohren und zeigt dem jungen Deathcore- und Extreme-Gemüse, wo der Frosch die Locken hat.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp