CEA SERIN - The Vibrant Sound Of Bliss And Decay
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2014
Mehr über Cea Serin
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Generation Prog Records
- Release:
- 06.10.2014
- Holy Mother
- The Illumination Mask
- Ice
- The Victim Cult
- What Falls Away
Prog-Schultüte nicht nur für Erstklässler!
Ich versuche mich jetzt etwas zusammenzureißen, um nicht gleich mit dem Fazit zu beginnen und endlose Lobeshymnen abzutippen. Fakt ist: Es gibt eine neue CEA SERIN. Zehn Jahre nach "…Where Memories Combine" hat J. Lamm endlich den zweiten offiziellen Langdreher "The Vibrant Sound of Bliss and Decay" im Kasten. Neben vielen anderen zu lobenden Dingen ist besonders hervorzuheben, dass dieses Mal ein richtiges Schlagzeug zu hören ist und kein Drumcomputer. Ansonsten: fünf Songs, 48 Minuten "Mercurial Metal" und nachhaltiger Hörspaß oberster Güte.
Prog-Hörer sollen ja insgesamt sehr verwöhnte Menschen sein, habe ich gehört. Doch im Jahr 2014 haben die richtigen Kracher bis zum Herbst auf sich warten lassen. Es gibt zwar die geniale neue OPETH (Prog, aber kein Metal), die neue THRESHOLD (hohes Niveau, aber kein Geniestreich) und die zweite LP der Israelis von DISTORTED HARMONY (leider nicht so toll wie der Vorgänger), das Highlight vieler Underground-Progger wird aber CEA SERIN sein. Mit einem unbeschreiblichen Spaß an der Freude toppt dieser Release die bisherigen Kandidaten nämlich um Längen.
Der Begriff "Mercurial Metal" fiel irgendwann einmal im Kontext der ersten CEA SERIN und soll den fließenden Übergang zwischen verschiedenen extremen verdeutlichen. Da der Terminus des Progressive Metal über die Jahre ein paar Kratzer im Lack bekommen hat, bot sich die Alternative Bezeichnung für den vielseitigen Klang CEA SERINs natürlich an. Wer auf die ultimative Verschmelzung grandioser Leads mit technischem Stakkato-Riffing, Vocals der extremeren Sorte und einer kleinen Portion US-Metal-Charme á la "When Dream And Day Unite" steht, der kann sich jetzt Fan dieser Musikrichtung nennen. Und vielleicht in "The Vibrant Sound of Bliss and Decay" sein Lieblingsalbum finden.
Argumente werden selbstverständlich von den vier Songs (das Cover 'Ice' mal außen vor) geliefert, und das nicht zu knapp. Superbes Riffing wird unterstützt von der präzisen Rhythmusmaschine und getoppt von den pfeilschnellen Leads, die jedem Gitarrenfan den Schweiß an alle möglichen Stellen laufen lassen. Wie mühelos so Nummern wie 'The Victum Cult' oder 'The Illumination Mask' hier runtergezockt werden, ist schlichtweg beeindruckend. Es bleiben keine Wünsche übrig bei dem permanent drückenden Faustfaktor und den Ohrwurmmelodien, die trotzdem ein essentielles Maß an Kauzigkeit nie verlieren. Müde kann man sich an diesem Album eh nicht hören, die Scheibe lief hier vermutlich öfter als die restlichen Soundcheck-Alben zusammen.
Ähnlich viel Staub hat im Underground zuletzt ETHEREAL ARCHITECTs "Monolith" aufgewirbelt, jetzt ist es aber Zeit für CEA SERIN und einen Durchbruch in kleinem Stil. Dass man mit Generation Prog Records ein deutsches Label gefunden hat, spricht für die Offenheit der Szene für Exoten und - wenn man das Label kennt - für die Qualität der Veröffentlichung. Ausreden, das Album sei schlecht zu beziehen, gelten jedenfalls nicht.
Sollte man sich folglich auch nur ansatzweise mit "Prog", "anspruchsvollem Metal" oder sonstwas befassen, MUSS die neue CEA SERIN ins Haus. Richtiger als mit diesem Album kann man es dieses Jahr kaum machen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher