CRIPPLED BLACK PHOENIX - Great Escape
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2018
Mehr über Crippled Black Phoenix
- Genre:
- New Artrock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood Music)
- Release:
- 14.09.2018
- You Brought It Upon Yourselves
- To You I Give
- Uncivil War (Pt. I)
- Madman
- Times, They Are A Raging
- Rain Black, Reign Heavy
- Slow Motion Breakdown
- Nebulas
- Las Diabolicas
- Great Escape (Pt. I)
- Great Escape (Pt. II)
Wohin fliegen die Feuervögel dieses Mal?
Das siebte Album von CRIPPLED BLACK PHOENIX hört auf den Namen "Great Escape" und wird den Einen oder Anderen überraschen. Denn im Gegensatz zum recht kratzigen "Bronze" agiert die Truppe im Jahr 2018 wieder mehr in sphärischen Welten. Dabei schreckt man auch vor Klangexperimenten nicht zurück. So bewegt man sich im psychedelischen 'Madman' auf elektronischen Tastenteppichen, ohne dabei den Hörer zu verschrecken. Die Nummer ist mit all ihrer im Synthie-Wave-Segment angelegten Instrumentierung allein aufgrund der herrlich fesselnden Percussion-Arbeit ein echter Hypnose-Song. Von ähnlich hypnotischer Wirkung ist der von Belinda Kordic gesungene Track 'Nebulas', den man auch schon vorab im Netz hören konnte. Mit der von den Phönixen bekannten Tiefe wird hier für Tierrechte gesungen und man spürt, wie wichtig Belinda dieses Thema ist. Ganz großes Ohrenkino! Danach wird man vom flotten 'Las Diabolicas' aufgerüttelt und man merkt bei diesem rasanten Tempo erst gar nicht, dass man dieses Mal nicht von Gitarrenriffs angetrieben wird. Die elektronische Seite überwiegt auch in dieser tollen Nummer. Klingt jetzt alles noch etwas paradox, wenn man meine Eingangsbeschreibung im Hinterkopf hat, oder?
Ist es aber eigentlich nicht, denn auch die bisher beschriebenen Titel sind trotz aller Neuartigkeit und Verspieltheit recht psychedelisch. Wer es aber so richtig ausladend mag, der wird gleich zu Beginn vom neun Minuten langen 'To You I Give' verwöhnt. Warme Gitarrenwände und die emotionale Stimme von Justin Greaves laden sofort zum Schwelgen ein. Unwillkürlich hat man auch dieses wunderbare Live-Feeling vor dem inneren Auge, denn man hat rein klangtechnisch das Gefühl, mittendrin zu stehen. Der Hörer wird sofort Teil der Musik. Das ist ganz große Kunst. Wer die Band einmal live erleben durfte, wird verstehen, was ich meine. Ich selbst bin ja erst zum Fan geworden, nachdem ich so einem Ereignis beiwohnen durfte. Es entsteht ein familiäres Gefühl, wenn man den Feuervögeln zuschauen darf. Genau dieses Gefühl vermittelt auch der Tonträger. Ganz besonders in den langen Stücken. Ein weiteres hört auf den Titel 'Times, They Are Raging'. Die Anlehnung an den alten Klassiker dürfte nicht zufällig sein. Musikalisch geht man hier aber erneut sehr behutsame Wege. Die knappen zwölf Minuten Spielzeit vergehen jedes Mal wie im Flug, denn der Aufbau ist zum Niederknien. Wenn nach guten fünf Minuten urplötzlich diese Melodie aus dem Nichts über den Hörer herfällt, ist man jedes Mal erneut völlig verzückt. Der absolute Wahnsinn! Wie auch der zweigeteilte Titelsong, der den Abschluss dieser erneut großartigen Scheiben darstellt. Mit über zwanzig Minuten Laufzeit baut die Band hier eine Atmosphäre auf, die ich lange nicht erlebt habe. Der Einsatz der Bläser unterstreicht hier die Tiefe der Musik, genau wie die teils mehrstimmigen Gesangspassagen. Der rockige erste Part des zweiten Teils lässt dann noch mal so richtig schön Luft ab, bevor man zum Finale hin noch einmal die Seele baumeln lassen kann.
Mit "Great Escape" ist CRIPPLED BLACK PHOENIX wieder ein meisterlich emotionales Album gelungen, welches sicherlich lange Zeit in der Nähe meines Players liegen bleiben wird - nämlich genau auf dem kleinen Stapel der aktuellen Dauerbrenner. Auf dem Stapel der Seelenstreichler, auf die ich besonders während den bevorstehenden Jahreszeiten gern zurückgreifen werde. Vielen Dank dafür.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae