CRUACHAN - The Living And The Dead
Mehr über Cruachan
- Genre:
- Folk Metal / Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Despotz Records/Rough Trade
- Release:
- 24.03.2023
- The Living
- The Queen
- The Hawthorn
- The Harvest
- The Festival
- The Ghost
- The Crow
- The Reaper
- The Children
- The Changeling
- The Witch
- The Dead
Ein Fest für Folk-Freunde.
CRUACHAN war schon immer eine eigenständige und großartige Band. Sie spielte Folk-Metal, als das neben SKYCLAD niemand anders tat, und sie spielt ihn zum Glück auch 2023 auf eine Art, die antikommerziell und regressiv ist. "The Living And The Dead" (das man später das "The"-Album der Band nennen wird) ist das neunte Studio-Album der Band - in 28 Jahren. Zu viel Output kann man den Jungs sowie der neuen Violinistin Audrey Trainor nicht vorwerfen.
Ich mochte bisher jedes CRUACHAN-Album, fand die letzten beiden "Blood"-Platten aber nicht ganz so zwingend. Das ist nun, und damit sei die Pointe bereits vorweggenommen, ganz anders: "The Living And The Dead" blockiert seit Eintrudeln regelrecht meinen CD-Player, auf eine Art und Weise, wie ich es selten erlebt habe in den letzten Monaten oder sogar Jahren. Natürlich gab es auch andere starke Veröffentlichungen in 2023 - ich denke an die Scheiben von MASJJID oder GATEKEEPER -, aber CRUACHAN könnte dem Jahr die Krone aufsetzen. Was hier an Musikalität, an Hymnik, an Epochalität zum Ausdruck kommt, das begeistert mich regelrecht. Das Album ist atmosphärisch dicht, wunderbar folkig, gleichzeitig aber in einzelnen Momenten auch garstig - die Wurzeln im Black Metal gehen nicht verloren.
Die Songs sind wie aus einem Guss und wirken dabei wie ein Gesamtkunstwerk. Einzelne Titel herauszuheben würde sich daher falsch anfühlen. Dabei ist "The Living And The Dead" bisher mit Abstand mein meistgehörtes Album des Jahres, und trotzdem würde ich jetzt keine einzelne Nummer als den Überhit sehen. Gerade das Zusammenspiel dieser Hymnen überragt eben, und diese Scheibe ist eine große Werbung für das Album als eigenständige Kunstform. Dazu beigetragen hat wie so oft in der bisherigen Bandgeschichte das wunderbare Artwork, das Vagelis Petikas gestaltet hat.
Aufgewertet wird der Langspieler durch etliche Gäste. Am auffälligsten ist dabei GWAR-Sängerin Kim Dylla, die mehreren Songs mit ihrer schönen Stimme ein Facelift gibt. Alle Blasinstrumente wurden von Geoffrey Dell'Aria eingespielt und helfen der Atmosphäre ungemein. Camillus Hiney von THE FUREYS hilft am Akkordeon in einem Song aus. 'The Ghost' profitiert von den garstigen Vocals von Mathias Lillmans (FINNTROLL). In 'The Crow' hört man Jon Campling, der eine Nebenrolle im letzten "Harry Potter"-Film spielte, und durchaus überzeugen kann. Später erscheint er noch mal in 'The Changeling'. John Fay (Ex-CRUACHAN) bringt bei 'The Children' eine schöne Tin Whistle in den Sound mit ein. Eine gewisse Nella (nie von ihr gehört) rockt 'The Changeling' gemeinsam mit Jon Campling. Insgesamt ist die Gesangsleistung auf diesem Album wirklich durch die Bank großartig. Rage gibt uns dann das Gitarrensolo bei 'The Witch' - ja, es ist der aktuelle VENOM-Gitarrist. Die Gästeliste mag ein ganz schönes Namedropping sein, aber ich finde, dass die Leute das Album wirklich aufwerten. Und das mag schon was heißen.
Wer sich einen Mix aus alten bis mittleren SKYCLAD, IN EXTREMO, tragischeren FINNTROLL-Sachen und ein bisschen Black Metal ('The Reaper') vorstellen kann, der muss dieses Album lieben. Alle Fans der Band können ohnehin bedenkenlos zugreifen. Ach ja, wer jetzt meine scheinbar übertrieben lange Song-Empfehlungsliste sieht... ich kann mich bei so vielen guten Tracks einfach nicht so leicht gegen Titel entscheiden. Da könnten noch deutlich mehr stehen. Das Album ist wirklich so gut.
Anspieltipps: The Queen, The Harvest, The Ghost, The Reaper, The Changeling.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer