DON'T DROP THE SWORD - Age Of Heroes
Mehr über Don't Drop The Sword
- Genre:
- Euro Metal / Melodic Speed Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenveröffentlichung
- Release:
- 24.11.2023
- Demon Divine (A Jester's Journey Part I)
- Of Love And Loss (A Jester's Journey Part II)
- Where The Old Gods Dwell
- Twelve Steps (To Hell)
- A Murder Of Ravens
- King Of Thieves
- Echoes Of The Past
- Sharpe's Song
- Wewurt Skihit
Die Jungs sind eigenständiger geworden!
DON'T DROP THE SWORD verbinde ich letztlich immer damit, dass ich den Sänger mal beim Kauf eines Sandwiches in einem Fast-Food-Restaurant kennenlernte, der mich daraufhin zur Show einlud. Die verpasste ich zwar knapp, kaufte aber die Debüt-EP und war sofort völlig begeistert von der Scheibe. Seitdem sind sechs Jahre vergangen, und es gibt mittlerweile stolze sechs Rezensionen der Band auf unserer Website - obwohl es letztlich bisher "nur" zu einem Studioalbum gereicht hat. "Path To Eternity" war klasse, ist jetzt aber auch schon wieder sechs Jahre alt. Danach gab es zwei vollwertige EPs, einen wilden Ritt sowie ein Präludium zum neuen Album. Jetzt steht "Age of Heroes" endlich in den Regalen.
Wer sich an frühere Rezensionen erinnert, der wird häufig von BLIND GUARDIAN als Vergleichsband für die Erdinger gelesen haben. Sicher ist diese Assoziation auch heute noch berechtigt. Doch zuerst ein Mal gilt es, einen Blick auf das schöne Cover von Dorothea Erber zu werfen, die auch das Booklet großartig illustriert hat. Keine Frage, das Auge hört mit, und hier gibt es dafür wirklich gutes Futter. Auch insgesamt macht das Digipack echt was her.
Wie schaut es mit der Musik aus? Erst Mal sei erwähnt, dass der Seemannschor Erding für sechs Songs dazu geholt wurde. Wird das etwas an der Fülle des Klangs und der Qualität der Chöre verändern? Mit einer Stunde Spielzeit kommen wir auf eine Länge, die natürlich schon stark sein muss. Die kraftvolle Stimme von Konstantin Angelov führt uns bei instrumentalem Gedudel ein, das tatsächlich idealer Gardinen-Stoff wäre. Bonifaz Prexl hat der Band einen wunderbaren Sound zusammengezimmert, und da die Frage ja aufkam: Der Chor hat wirklich Wucht. Anti klingt phasenweise als Sänger immer noch nach Hansi, so dass die Krefeld-Assoziation sicher Bestand haben wird. Aber kann es schlecht sein, in der Stimmfarbe einem der besten Metal-Sänger aller Zeiten zu ähneln? Natürlich nicht. Im speedigen Refrain erinnert mich der Opener 'Demon Divine' zudem an EDGUY. Die Fuldaer laufen bei mir momentan sowieso öfter, und es sollte mehr Bands geben, die sich von ihnen inspirieren lassen (oder Tobi Sammet sollte endlich wieder mit EDGUY weitermachen). Auch das neoklassische Solo von Max Pfaff hat hohe Klasse und erinnert an einen Mix aus BLIND GUARDIAN und STRATOVARIUS. 'Of Love And Loss' fällt dann etwas härter und stampfiger aus. Doch auch hier gibt es im Refrain das, was unser Holger wohl "Würfelmetal" nennen würde. Mir gefällt der Titel also.
'Where The Old Gods Dwell' heißt die dritte Nummer, und in der Gitarrenarbeit gibt es hier eindeutig andere Einflüsse. In den Leads meine ich, etwas AMON AMARTH zu erahnen. Im Refrain denke ich dagegen recht klar an die stampfigeren Sachen von SABATON. Die Band, die ich phasenweise leider verschmäht habe, hat Songwriting ja eindeutig drauf. Der Mix gefällt mir, denn die Produktion ist der von SABATON natürlich deutlich überlegen, und auch der Chor wertet die Geschichte tierisch auf. Über acht Minuten sind dann die 'Twelve Steps (To Hell)'. Aber diese Schritte sind arg kurzweilig. Vor allem die Rhythmik des Songs ist mitreißend. 'A Murder Of Ravens' ist noch länger und knackt als erster Song der Band die Zehn-Minuten-Marke. Insgesamt fällt auf, dass die Lieder länger geworden sind. Der Track wird von der Dynamik her langsam aufgebaut. Nach etwa fünfeinhalb Minuten dann die große Überraschung: Plötzlich wird relativ purer Black Metal eingebaut, mit echtem Gekeife und Gitarren irgendwo zwischen UADA und LUNAR SHADOW. Völlig genial, das ist wirklich Weltklasse! Und danach steigt niemand geringeres als Liv Kristine (LEAVE'S EYES, THEATRE OF TRAGEDY, MIDNATTSOL) als Sängerin ein. Ein ziemlicher Coup der labellosen Erdinger, sie als Gastsängerin zu gewinnen. Ihre Stimme ist auf jeden Fall ein Upgrade. Wenn der Refrain noch ein klein wenig zwingender wäre, hätten wir es mit einer 10-Punkte-Hymne zu tun. Hoffentlich wird sie auch ohne Kristine live dargeboten.
Mit 'King Of Thieves' folgt der vielleicht unscheinbarste Song des Albums. Nicht schlecht, aber hier bleibt nur das Gitarrenlick zum Ende des Refrains sofort hängen. Ganz anders bei 'Echoes Of The Past', einem brutalen Ohrwurm, der auch ein folkiges Element (nicht nur über die Melodieführung, sondern auch über die Flöte) mitbringt. Vom Klangbild hätte die Nummer auch auf das aktuelle Album von ALL FOR METAL gepasst. 'Sharpe's Song' bringt uns ein härteres Riffing, aber auch ein stampfiges Element, das gut zu einer Band wie GRAVE DIGGER passen würde. Der Abschluss 'Wewurt Skihit' (ich gebe zu, ich habe nicht gegoogelt, was der Titel bedeutet) knackt noch mal die Acht Minuten, ist also der dritte relativ lange Track auf dem Album. Ein fetter Abschluss, der mit Growls überrascht, aber auch mit starken Chören punkten kann.
Die Band ist flexibler und vielschichter geworden. Klar ist BLIND GUARDIAN weiter präsent, auch folkige Metal-Elemente tauchen auf. Aber von Black- und Death-Einflüssen und auch stampfigeren Parts im GRAVE DIGGER-Stil, Rasereien wie bei LUNAR SHADOW oder sehr starken Refrains, die an SABATON erinnern, ist viel dabei. Warum es sich nicht um einen Label-Release handelt, kann letztlich nur die Band selbst wissen, denn wenn hier keine Labels zuschlagen, während teilweise ja brutaler Schund veröffentlicht wird, dann ist die Zukunft der Plattenlabels verloren. Dicke Kaufempfehlung an alle Fans von gut gemachtem, super produziertem und traditionellem, aber nicht altbackenem Metal!
Anspieltipps: A Murder Of Ravens, Echoes Of The Past.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer