DON'T DROP THE SWORD - Path To Eternity
Mehr über Don't Drop The Sword
- Genre:
- Euro Metal / Melodic Speed Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 30.11.2017
- Guardians Of Light
- Rotten Wings
- We Deal In Lead
- Drums In The Deep
- To The Proud A Grave
- Blood Will Decide
- Banished To Nightly Realms
- Wastelands Of War
- Siren Song
- Jester's Tear
- Hero Of All Times
- King Of The Dragon Age
- Sapphire Skies
- Path To Eternity
Nach der Wahnsinns-EP auch ein feines Album!
DON'T DROP THE SWORD ist kein cooler Bandname. Aber das macht nichts. Die Jungs machen großartige Musik, und nur wenige Monate nach der immer noch famosen Debüt-EP (die ich damals mit 8.0 Punkten zu schwach bewertet habe) legen sie ein Album mit 14 Songs und 63 Minuten Spielzeit vor.
Für mich handelt es sich um das am sehnlichsten erwartete Debüt Album des Jahres - neben LUNAR SHADOW. Die Band klingt immer noch wie BLIND GUARDIAN 1992, und das ist für mich schlicht perfekt. Größter Pluspunkt bleibt für mich die Stimmfarbe von Sänger Anti, der teilweise schon sehr nahe an den aus meiner Sicht großartigsten deutschen Metal-Sänger rankommt: Hansi Kürsch. Trotz allem gibt es eine eigenständige Note, und natürlich gefällt auch die Instrumentalfraktion. Ihr merkt vielleicht schon: Auch hier wurde wieder Qualitätsarbeit geliefert.
Einzige Ausnahme: Das relativ platte Cover schaut eher wie eine "Prince Of Persia" Zeichnung von vor zehn Jahren aus, natürlich am Computer erstellt. Da war die Mittelerde-Verbeugung auf der EP klar schöner. Textlich bedient man sich wenig kreativ bei allerlei typischer Fantasy-Literatur. Und mal ehrlich: Was könnte es besseres geben? Tolkien oder Martin passen einfach hervorragend zu gutem Metal.
Ohne unnötiges Intro geht es mit 'Guardians Of Light' los, einer flotten, durchaus epischen Nummer, die auch gut zu STORMWARRIOR passen würde, und das Gitarrensolo könnte auch auf "Nightfall In Middle-Earth" gefunden werden. Starker Einstieg. Das etwas dissonante 'Rotten Wings' legt noch einen drauf und kommt locker an das Niveau der EP-Hits ran. Der Refrain würde auf jede der letzten drei BLIND GUARDIAN-Scheiben passen, in der Strophe ist man aber aggressiver.
'We Deal In Lead' klingt wie ein RUNNING WILD-Titel, und tatsächlich düften die Piraten-Könige im Refrain eine Referenz sein. Nach den ersten beiden Nummern fällt der Titel aber ganz leicht ab, vielleicht auch, weil es vom Tempo dann doch zu ähnlich ist. Danach folgt eine kurze Pause mit 'Drums In The Deep' - die Orks kommen. Mit 'To The Proud A Grave' geht es dann ernsthaft weiter. Der mehrstimmige Gesang am Anfang erinnert mich an ganz frühen RHAPSODY-Stoff, aber auf symphonische Elemente wird sonst verzichtet. Und das ist natürlich gut. Sonst gibt es stampfigen Metal, der gut in die Neunziger gepasst hätte. Der Text zitiert recht offensichtlich die Flucht der Gefährten aus Moria. Manchen könnte der Refrain zu kitschig sein (HAMMERFALL lässt grüßen), ich mags. Nach zweineinhalb Minuten würde wahrscheinlich jeder schwören, den Bestandteil eines BLIND GUARDIAN-Songs zu hören. Wahnsinn, das klingt so viel mehr nach BLIND GUARDIAN als alles, was die Band nach 1998 veröffentlicht hat!
Auch 'Blood Will Decide' ist ein flotter Track, der eher an die neueren Gardinen erinnert. Der kitschige Gesang hätte auch super zur Debüt-EP gepasst. Wahnsinn, wie viele Ohrwürmer sich die Jungs aus dem Ärmel schütteln. 'Banished To Nightly Realms' erinnert mich zuerst mal an Criss Oliva, der Einstieg hätte auch gut zu älteren SAVATAGE-Sachen gepasst. Auch der Gesang ist hier nicht ganz so Kürsch-lastig (aber trotzdem weiter stark). Später haben wir es eher mit einem stampfig-epischen Midtempo-Track zu tun, der zu den etwas schwächeren Nummern gehört - bis nach drei Minuten neues Tempo kommt. Dieser schnellere Teil ist stark vom US-Metal geprägt, hält aber leider nicht allzu lang an.
Es geht über zu den 'Wastelands Of War', und wenig überraschend wird das Tempo wieder angezogen. Ich denke sofort an das HAMMERFALL-Debüt, oder dank des Gesangs an "Somewhere Far Beyond". Ganz fein auch, wie die Gitarren hier flirrend im Doppel solieren.
Der 'Siren Song' ist ein typischer europäischer Melo-Speed-Metal-Song mit schönem, eher ruhigem Refrain. Auch hier denke ich an HAMMERFALL. Gerade die eher entspannte herangehensweise gefällt.
Was fehlt noch? Eine Akkustik-Nummer. Die gibt es dann mit 'Jester's Tears', und das ist atmosphärisch nicht allzu weit weg von BLIND GUARDIAN-Lagerfeuer-Romantik. 'Hero Of All Times' ist wieder eine gewöhnliche Metal-Nummer, aber versteht das Wort "gewöhnlich" hier bitte nicht negativ. Wir haben es schließlich mit BLIND GUARDIAN-Niveau zu tun. Richtig flott wirds noch mal mit 'King Of The Dragon Age'. Ich liebe den Speed Metal im Stil der allerersten Krefeld-Alben.
Langsam neigt sich das Scheibchen dem Ende entgegen mit 'Sapphire Skies'. Eine eher stampfige Nummer, die für mich zu den leicht schwächeren Titeln zählt. Zum Text: Bitte kann mal jemand 'Spread My Wings And Fly' für weitere Metal-Songs verbieten? Irgendwie zu oft gehört. Mit dem Titeltrack gibt es dagegen einen fetten Abschluss. Eine Vertonung der Gilgamesch-Sage, im Gardinen-Kostüm als Speed Metal. Als Theologe würde ich jetzt gerne den Text studieren, aber das geht hoffentlich, wenn die gepresste CD da ist. Der Song hat bestes Party-Potenzial und rundet die CD absolut passend ab.
Der Sound ist für eine Eigenproduktion wirklich unheimlich transparent, und überhaupt: Wie kann es denn sein, dass diese Band keinen Plattenvertrag hat?!? Jedes noch so unbedeutende US-Tape der 1990er wird wiederveröffentlicht, aber niemand erbarmt sich, dieser Band unter die Arme zu greifen. Liebe Labels, schlagt hier zu! Liebe Booker, holt euch die Jungs live. Da greift ihr eine absolute Stimmungskanone ab. Wer irgendwie auf guten Metal steht muss hier eigentlich zugreifen. Ziemlich sicher eine der zehn besten Metal-Scheiben des Jahres.
Anspieltipps: Rotten Wings, To The Proud A Grave, Siren Song, King Of The Dragon Age.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer