DON'T DROP THE SWORD - Into The Fire (Reissue)
Mehr über Don't Drop The Sword
- Genre:
- Euro Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenveröffentlichung
- Release:
- 15.03.2019
- Death Or Glory
- Into The Fire
- The Rise Of Neith
- Memories
- Don't Drop The Sword
- Heeding The Call
- Memories (Acoustic)
Schönes Re-Issue einer großartigen EP!
Ich hoffe, ihr feiert DON'T DROP THE SWORD auch schon so ab wie ich seit über zwei Jahren! Damals erschien die erste Auflage von "Into The Fire", die ich damals rezensiert und für sehr gut befunden habe. Wenige Monate später verzückte mich das Debütalbum geradezu, wie ihr hier ebenfalls lesen konntet. Jetzt bespreche ich leider kein neues Album, wohl aber einen Re-Issue der Debüt-EP, die hoffentlich endlich alle zum Fan macht, die die Band bisher verpasst haben. Da die Jungs aus Oberbayern nicht bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag sind, sondern sich um alles selbst kümmern, gibt es keine große Promomaschinerie. Da diese Sorte Metal aber meist zu den genialsten gehört, die es nun mal so gibt, müssen sie medial ja irgendwie in Erscheinung treten, also rezensiere ich gerne auch diesen Rerelease.
Zunächst ist das Cover weiter ein total plakatives Mittelerde-Ding, und ich trage es weiter gerne als T-Shirt. Metal-Bands sollten Tolkien feiern und Fantasy-Cover haben! Zu dieser Aussage stehe ich gerne. Hier gibt es nicht nur ein billiges Cardsleeve, sondern ein schön aufgemachtes Digipack. Vom Artwork her steckt die EP zudem das Debütalbum locker in die Tasche. Ansonsten gibt es die schon bekannten fünf Songs, plus zwei Bonustitel - damit hat die neue Auflage eine stolze Spielzeit von 36 Minuten, im Punk, Thrash oder Hardcore wäre das locker ein volles Studioalbum.
Doch erst einmal schwärme ich euch noch mal von den Nummern vor, die hoffentlich viele Leser schon kennen. Sie wurden neu gemixt und gemastert und klingen deutlich druckvoller, ohne dabei nach leblosem Plastiksound zu tönen - der Bass ist meinem Empfinden diesmal noch präsenter. Die Band fährt mit 'Death Or Glory' einen Titel auf, der auf den ersten BLIND GUARDIAN-Alben gut hätte mithalten können. Und gerade von 1990 bis 1995 war BLIND GUARDIAN fraglos die größte und beste deutsche Metal-Band, die mit Hansi Kürsch wohl den besten deutschen Metal-Sänger aller Zeiten in den eigenen Reihen hatte. DON'T DROP THE SWORD-Vokalakrobat Anti klingt oft sehr ähnlich wie Hansi Kürsch (in den tieferen Lagen), was einen besonderen Reiz hat. So wie vor über zehn Jahren SAVAGE CIRCUS, erinnern die Oberbayern massiv an die Frühjahre der blinden Wächter, ohne auf weiteren Einflüsse (HELLOWEEN, HAMMERFALL, alte STRATOVARIUS) zu verzichten. Nach dem flotten Opener folgt mit 'Into The Fire' die textliche Tolkien-Hommage, die mit gutturalem Gegrowle (das mir beim Re-Iissue deutlich präsenter vorkommt) und feinen Backings überzeugt. Atmosphärisch gibt es fraglos Parallelen zu SACRED STEEL. Bei 'The Rise Of Neith' wird das Tempo wieder angezogen. Klasse dabei das abwechslungsreiche Schlagzeugspiel! Insgesamt erinnert die Nummer an eine sehr dunkle HAMMERFALL-Geschichte. Auch Anti kann seine Fähigkeiten hier voll ausspielen. Vielleicht der beste Track, den die Band bisher aufgenommen hat.
Die fast siebenminütige Ballade 'Memories' mochte ich bei der ersten Rezension noch nicht so gerne, mittlerweile habe ich mit dem doch recht schnulzigen Titel meinen Frieden gemacht. Im HAMMERFALL-Umfeld gehören solche Tracks halt irgendwie dazu. Und die Bayern machen das gut, haben genug schöne Melodien in petto - und einen Sänger, der das Material umsetzen kann. Den Abschluss der eigentlichen EP erhält man mit der selbstbetitelten Bandhymne. Das ist ein echter Speed-Brecher, ein Mitgröl-Track erster Güte, und ich weiß immer noch nicht, warum die Band sich so nennt. Im Originalreview habe ich angekündigt, das in einem Interview zu erfragen, aber irgendwie kam es dazu bisher nicht. Diese Gute-Laune-Hymne wäre ein guter Abschluss, aber es gibt ja noch zwei Zugaben. Mit 'Heeding The Call' covern die Jungs den Opener des grandiosen HAMMERFALL-Zweitlings "Legacy Of Kings", ohne Frage eine der stärksten Metal-Scheiben der Neunziger. Anti gibt der Nummer durch seinen Gesang eine eigene Note (bei den Chören hätte man sich dagegen noch etwas mehr Unterstützung holen können, das klingt etwas dünn), und insgesamt ist der Track auch ein wenig nach oben transponiert worden. Ich bin mir nicht hunderprozentig sicher, glaube aber, dass es sich um einen Ganzton handelt. Ein gut gewähltes Cover, das wirklich guten Geschmack beweist, und eine wertige Ergänzung einer guten EP. Ich war jedoch eher gespannt, ob man 'Memories' (immer noch der schwächste Song der EP) in einer akustischen, längeren Version noch mal brauchen würde. Vom Setting her denke ich da noch stärker an BLIND GUARDIAN als sonst. Insgesamt würde ich sagen, dass der Track in der Form gut umgesetzt ist und sicher auch ein Highlight in einer sonst energetischen Show sein könnte.
An unserer Notengebung orientiert habe ich die EP jetzt deutlich höher bewertet als vor 24 Monaten. Das hat praktische Erfahrungsgründe: Sie lief wirklich oft, und die Ohrwürmer begleiteten mich über Tage und Wochen. Aus den letzten Jahren konnte mich kaum eine EP so überzeugen wie diese, die ein echtes Goldstückchen ist. Einigen Freunden habe ich sie auch schon aufgeschwatzt, weil ich begeistert davon war. Und das macht man halt bei Scheiben, die man wirklich geil findet. Für Fans von gutem europäischem Metal im Allgemeinen und von BLIND GUARDIAN und HAMMERFALL im Speziellen gilt eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Für supergünstige 7 € ist die EP im Bandshop erhältlich. Ich bin begeistert und wünsche den Plattenfirmen, dass sie endlich auf dieses Bandjuwel aufmerksam werden und es mit einem anständigen Vertrag ausstatten. Den Festivals wünsche ich, dass sie diese Band supporten und ihr anständig Spielzeit bieten. Und der Band selbst wünsche ich, dass sie mit diesem starken Songmaterial so richtig durchstarten kann. Das Studioalbum solltet ihr euch übrigens gleich mitbestellen, falls ihr euch diese EP zulegt. Es ist ebenfalls großartig!
Anspieltipps: Death Or Glory, The Rise Of Neith.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer