ELVENKING - Red Silent Tides
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2010
Mehr über Elvenking
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- AFM (Soulfood Music)
- Release:
- 24.09.2010
- Dawnmelting
- The Last Hour
- Silence De Mort
- The Cabal
- Runereader
- Possession
- Your Heroes Are Dead
- Those Days
- The Nightmare Will Never End
- What's Left Of Me
- The Play Of The Leaves
Die Italiener und die unwiderstehliche Melodie.
Die Italiener sind sicher alles Andere als unumstritten. Mit ihrem letzten Album "The Scythe" haben sie alle alten Fans vor den Kopf gestoßen, als nämlich der Folktouch deutlicher wurde und der Hang zu eingängigen Melodien die heftigeren Ansätze und früher vorhandenen Death-Metal-Einflüsse ganz hinwegspülten. Ich habe "The Scythe" immer als eine Art italienische MÄGO DE OZ angesehen, und da ich diesen Stil mag, habe ich mich auf die neue Scheibe mit dem Titel "Red Silent Tides" gefreut. In diesem Fall habe ich das Akustik-Werk "Two Tragedy Poets (...And A Caravan Of Weird Figures)" von vor zwei Jahren mal außer Acht gelassen, was sich aber nach einigen Durchgängen von "Red Silent Tides" als Fehler erweist, denn die besagte stromlose Scheibe hatte mit dem BELLINDA CARLISLE-Cover 'Heaven Is A Place On Earth' einen ersten Vorgeschmack auf die zukünftige Ausrichtung der Band. Was nämlich der Opener 'Dawnmelting’ noch kaschieren kann, bricht sich bereits mit dem folgenden 'The Last Hour' die Bahn: Das ist nämlich nicht mehr Power Metal, das ist fast Melodic Metal mit einem Hang zu AOR. Und später auch zu Schlager.
Die ersten Songs lang schaffen die Italiener es noch, den ursprünglichen Metaleindruck gelegentlich aufrecht zu erhalten, aber spätestens mit 'Silence De Mort' und dem äußerst süßen Refrain muss man attestieren, dass die Band schwungvoll mehrere Genregrenzen übersprungen hat und mit beiden Füßen im Melodic Metal landete. Wenn man unvoreingenommen an das Album herangeht, entdeckt man aber auch, dass die Band diesen Stil mittlerweile sehr gut umsetzt.
Was das Album leider daran hindert, weiter nach oben vorzustoßen, sind ein paar Tracks im Mittelteil des Werks, die leider doch etwas herumdudeln und den Drive aus "Red Silent Tides" nehmen, namentlich 'The Cabal', wovon sich auch die beiden folgenden Tracks, das bombastische 'Runereader' und das mit zusätzlichen weiblichem Gesang versehene und sehr schwülstige 'Possession', nicht erholen. Aber glücklicherweise kriegen ELVENKING dann wieder die Kurve und schießen nochmal fünf größere Kaliber ab, die wieder Spaß machen. Auch wenn, oder vielleicht gerade weil, in der zweiten Hälfte des Albums ein deutlicher Hang zu Schlagermelodien vorherrscht, und nur der unermüdliche Einsatz der Gitarre die Italiener davor schützt, der Traum aller Schwiegermütter zu sein.
Vielleicht sollte man einfach von der anderen Seite herangehen. Nicht vom Power Metal kommend, sondern vom AOR herangehen. Dann würde sich das nämlich so lesen: Die Italiener machen großartigen AOR mit metallischen Einschüben, die die sehr melodischen Gesangslinien, die schon nach wenigen Durchgängen im Ohr bleiben, geschickt kontrastieren. Gelegentliche Ausflüge in KAMELOT- oder NIGHTWISH-Regionen setzen sie, genauso wie der untypisch harte Opener, von der seichten Melodic-Rock-Melange der Konkurrenz ab.
Stimmt, das klappt viel besser. Hätte ich vielleicht gleich schreiben sollen, was meint ihr?
Anspieltipps: Dawnmelting, Those Days, This Nightmare Will Never End, What’s Left Of Me, The Play On The Leaves
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger