ETRUSGRAVE - Masters Of Fate
Mehr über Etrusgrave
- Genre:
- Epic Metal
- Label:
- My Graveyard Productions
- Release:
- 30.10.2008
- Deafening Pulsation
- Dismal Gait
- The Last Solution
- The Only Future
- Wax Mask
- Lady Scolopendra
- Masters Of Fate
Der ehemalige DARK QUARTERER-Gitarrist beschert dem dritten Jahrtausend eine Epic-Metal-Offenbarung.
Wer sich gerne mit den Obskuritäten des epischen Metals befasst, der hat bestimmt schon von der italienischen Legende DARK QUARTERER gehört, die seit den Siebzigern unterwegs ist und in den Achtzigern zwei Klassiker namens "Dark Quarterer" und "The Etruscan Prophecy" einspielte. Hinter jenen steckte das Kreativ-Trio aus Gianni Nepi (Gesang & Bass), Paolo Ninci (Schlagwerk) und Fulberto Serena (Gitarre), und sie suchen bis heute ihresgleichen. Nachdem Fulberto die Band nach der etruskischen Prophezeiung verlassen hatte, veröffentlichten Gianni und Paolo mit wechselnden Mitstreitern und in größeren Abständen drei weitere Alben, die zwar die einzigartige Magie des Frühwerks einfangen konnten, die Band aber doch mit verstärktem Keyboard-Einsatz und einer noch progressiveren Ausrichtung auch ein Stück weit in eine andere Richtung führten.
Um Saitenmann Fulberto wurde es indes sehr still, bis er sich schließlich im neuen Jahrtausend mit einer neuen Band zurück meldete, die schon vom Namen her klar macht, dass der Gitarrenhexer direkt an den Zweitling DARK QUARTERERs anknüpfen möchte. Das gelingt dem toskanischen Quartett mit dem nun endlich vorliegenden offiziellen Debütalbum "Masters Of Fate" auch auf ganzer Linie in vortrefflicher Weise. ETRUSGRAVE zelebriert auf dem nicht ganz einstündigen Werk einen intensiven, melodischen und anmutigen Epic-Metal-Stil, der vor allem von Fulbertos Gitarrenarbeit lebt, die sehr stark von den Siebzigern inspiriert ist und sicher einen guten Teil ihrer Einflüsse von den mystischen Momenten im Frühwerk der Herren Roth, Blackmore und Box haben dürfte. Als Sänger hat der Altmeister seinen vergleichsweise jungen Landsmann Tiziano "Hammerhead" Sbaragli verpflichtet. In diesem Zusammenhang werden sich nicht wenige Fans fragen, in wie weit Songmaterial im Stile der alten DARK QUARTERER ohne Herrn Nepi am Mikro funktioniert. Nun, hierzu ist zu sagen, dass Hammerhead den sympathischen Hutträger natürlich nicht ersetzen könnte, wenn er denn müsste. Da er aber nicht bei DQ singt, sondern bei ETRUSGRAVE, ist das letztlich völlig egal. Die Stimme des Burschen ist nämlich für die mystisch angehauchten, verzaubernden Kompositionen wie geschaffen. Nicht ganz so hoch, extrem und einzigartig wie die Stimmbandakrobatik Nepis, dafür aber etwas voluminöser und insgesamt doch ähnlich ausgerichtet. Zu den beiden Meisterkönnern an Saiten und Mikro kommt mit Basser Luigi Paoletti und Schlagzeuger Francesco Taddei noch eine formidable Rhythmusgruppe, die den Stücken markante Akzentuierungen und ein stolzes Rückgrat verleiht.
Die handwerklichen Voraussetzungen für ein tolles Album sind also zu hundert Prozent erfüllt, was uns zur Frage führt, ob Herrn Serenas Songwriting in der Lage ist, daraus ein wirklich großes Album zu schmieden. Das will ich jetzt einfach bejahen, ohne lange drum herum zu reden. Auf "Masters Of Fate" reiht sich ein Epic-Metal-Hammer an den anderen, und ich bin mir sicher, dass jeder, der auf das Frühwerk DARK QUARTERERs, auf die ersten FATES WARNING-Scheiben und auf MANOWARs "Into Glory Ride" abfährt, mit dieser formidablen Scheibe eine ganze Menge Freude haben wird. Das Quartett trifft mit Tellscher Präzision ins Schwarze und vereint immens eingängige Hooklines mit einer gleichwohl ausladenden Epik und Leadgitarren, die dem geneigten Hörer eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken laufen lässt. Auch vor rock'n'rolligeren Stücken wie dem dynamischen 'The Only Future' schrecken die Italiener nicht zurück, wobei die größte Stärke ETRUSGRAVEs auf jeden Fall die mysteriöse und gefühlvolle Epik ist, die zum Beispiel beim Opener 'Deafening Pulsation' das Gros der Nachwuchsepiker in ihren überdimensional großen Schatten stellt. Das Stück beginnt verträumt und zerbrechlich mit cleanen Gitarrenarrangements und fragilem, fast geflüstertem Gesang, steigert sich dann in einem vom Bass geprägten Übergang, bevor das Stück zum dritten Vers hin regelrecht explodiert und sich zu einem trabenden Epik-Hammer der Extraklasse auswächst. 'Dismal Gait' pendelt zwischen aggressiveren Parts im angezogenen Tempo und sehr ruhigen und entspannten Einschüben, die aber letztlich wieder in einem mächtigen Riff aufgehen und der vorherrschenden Stimmung Platz machen.
Der Überhammer der Scheibe findet sich sodann an dritter Stelle. Die Rede ist von 'The Final Solution', das akustisch eingeleitet wird und dabei Erinnerungen an das selige RAINBOW-Debüt wach werden lässt, bis es schließlich in einen Wechsel der Dynamik und Stimmung mündet, der sogar MANOWAR zu besten Zeiten stolz gemacht hätte. 'Wax Mask' hat als metallischer Stampfer einen gänzlich anderen Ansatz, harmoniert aber dennoch glänzend mit dem restlichen Material, bevor Fulberto endlich seine Version des DQ-Klassikers 'Lady Scolopendra' abliefern darf, die sich doch erheblich von der Version unterscheidet, die nach Fulbertos Ausstieg auf "War Tears" veröffentlicht wurde. Möge jeder selbst entscheiden, welche ihm mehr zusagt - ich finde beide toll. Zum Schluss macht das neunminütige Titelstück nochmal unmissverständlich klar, auf welchem Level diese Band ihren erhabenen Metal spielt. Nach einem leicht militärisch angehauchten Drum-Intro, wird die Rhythmik verspielter und progressiver, bis die ausgedehnten Verse einem sehr eingängigen Refrain das Rampenlicht überlassen.
"Masters Of Fate" ist für Fulberto Serena eine Rückkehr nach Maß, und ich will sehr hoffen, dass ETRUSGRAVE nicht als Konkurrenz zu DARK QUARTERER, sondern als willkommene Ergänzung wahrgenommen wird. Mögen beide Bands die kleine aber feine Fangemeinde noch sehr lange mit ihren einzigartigen Weisen verzaubern.
Anspieltipps: The Last Solution, The Deafening Pulsation, Masters Of Fate
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle