EVANGELIST - Deus Vult
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2018
Mehr über Evangelist
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nine Records
- Release:
- 21.12.2018
- God Wills It
- Memento Homo Mori
- Heavenwards
- Prophecy
- The Passing
- The Leper King
- Eremitus (Keeper Of The Grail)
Meisterwerk der Epik und des Dooms<br />
Polen ist ja generell eher für Death und Black Metal bekannt, hat jedoch in den letzten Jahren im klassischen Doom ein paar Treffer setzen können, vor allem durch zwei Kapellen, MONASTERIUM und EVANGELIST. Dabei dürfte es kein Zufall sein, dass es personelle Überschneidungen zwischen beiden Bands gibt. Nun liegt mit "Deus Vult" der dritte Streich der Evangelisten vor und der stellt wenigstens in meinen Ohren den klaren Höhepunkt des polnischen Epic Doom dar.
Das Duo, denn mehr Mitglieder hat EVANGELIST zur Zeit nicht, bleibt sich dabei im Großen und Ganzen treu und liefert ausladenden Metal zwischen epischem Doom und doomigem Epic Metal ab, zu jeder Zeit dominiert von der majestätischen Stimme Michał Strzeleckis, der eben auch MONASTERIUM seine Stimmbänder leiht. Thematisch bewegt man sich dabei nach wie vor stilsicher zwischen katholischer Bildersprache und Pulp Autoren, ein Mix, der sich immer auszahlt und auch so manch anderer Band zwischen Epic und Doom Metal schon zum Erfolg verhalf.
Dieses Mal stehen, das verheißt ja bereits der Albumtitel, die Kreuzzüge mit all ihrem Blutvergießen im Mittelpunkt und da macht bereits der Quasi-Titelsong 'God Wills It' keine Gefangenen. Der religiös-fanatischen Ankündigung Schreine in den Staub zu trampeln, weil Gott es so will, folgt mit 'Memento Homo Mori' die Erinnerung, dass alle Menschen sterblich sind, verpackt in einem wirklich herzzerreißend schönen Refrain und eingeleitet von ein paar Akkorden, die mehr nach Black Metal klingen als man es von einer Epic-Metal-Band erwarten würde.
Ähnlich schön geht es mit 'Heavenwards' weiter, auch hier zeigt sich wieder, dass die Band es noch mehr als auf "Doominicanes" und "In Partibus Infidelium" geschafft hat, die durchaus komplexen Songs mit packenden Refrains zu versehen. Denn die eigentlichen Songs sind ausladend, voller Wendungen, Breaks und Stimmungswechsel und es ist der beeindruckenden Gesangsleistung und den fein ausgearbeiteten Gesangslinien zu verdanken, dass sie immer als ein ganzes wirken. Qualitativ fällt keines der Lieder hier auch nur ein bisschen ab, mit dem abschließenden 'Eremitus (Keeper Of The Grail)' hat man aber nochmal einen absoluten Überhit geschaffen, der es auch stilistisch locker mit ATLANTEAN KODEX aufnehmen kann.
Insgesamt ist "Deus Vult" allen Fans letzterer, SOLSTICEs und des klassischen Epic Dooms skandinavischer Spielart zu empfehlen. EVANGELIST hat es geschafft aus dem Schatten der klaren Vorbilder herauszutreten und einen ganz eigenen Sound zu perfektionieren, den die Band selbst perfekt als Epic Martial Doom beschreibt. "Deus Vult" überrollt und überwältigt, steckt voller atmosphärischer Tiefe und fängt perfekt den religiösen Fanatismus eines Kreuzzugs ein, in seiner Ambivalenz zwischen Askese und reinem Glauben einerseits und brutaler Gewalt und Zerstörung andererseits. In einem Jahr, das an Doom-Alben wahrhaftig nicht arm war, schaffen es die zwei Polen, ganz im biblischen Sinne die letzten und damit die ersten zu sein.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst