HITTMAN - Destroy All Humans
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2020
Mehr über Hittman
- Genre:
- Heavy Metal/ US Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- No Remorse Records
- Release:
- 25.09.2020
- Destroy All humans
- Breathe
- The Ledge
- Code Of Honour
- Total Amnesia
- 1000 Souls
- Out In The Cold
- Love, 'The Assassin'
Wunder gibt es immer wieder!
Hand aufs Herz, wer von euch erinnert sich noch an die progressiven New Yorker Power-Metaller HITTMAN, die im Jahr 1988 mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum einen kleinen Klassiker des US-Metals veröffentlichten? Auch ich musste meinen Gehirnwindungen erst wieder etwas auf die Sprünge helfen, indem ich die Scheibe nach jahrelanger sträflicher Vernachlässigung mal wieder auf meinem Plattenteller platzierte. Aber aufgrund der wohl nie abreißenden Nachfrage dieses Kleinod betreffend wurde die Scheibe 2018 von dem griechischen Label "No Remorse Records" neu aufgelegt und hat den sogenannten "Test Of Time" mit Bravour bestanden. Stolze fünf Jahre später, also 1993, was zur damaligen Zeit wie eine halbe Ewigkeit war, erschien das Nachfolgewerk mit dem Titel "Vivas Machina". Auch das Zweitwerk überzeugte durch wesentlich anspruchsvollere Kompositionen wie etwa 'Radio Waves' oder 'Mercy' und punktete zudem mit einer weitaus zeitgemäßeren Produktion als sein Vorgänger. Die Zeiten und die Trends änderten sich bekanntlich anfangs der 90er und es kam, wie es kommen musste. Es wurde still, verdammt still, um die Band. Nach 27-jähriger Pause kredenzt uns HITTMAN nun mit "Destroy All Humans" endlich ein neues Lebenszeichen.
Liebe Leser, jetzt mal ganz im Ernst. Wie oft wurden unsere Hoffnungen und Erwartungen unseren einstigen Heroen gegenüber, die sich nach zigjähriger Abstinenz zu einer Wiedervereinigung entschlossen, bitterlich enttäuscht? Richtig, leider viel zu oft als uns lieb ist wurden wir von halbgaren Veröffentlichungen, die kein Mensch braucht, bitterlich enttäuscht. Glücklicherweise gab und gibt es aber auch die positiven Ausnahmen wie beispielsweise die fabelhaften Neuwerke aus dem Hause FIFTH ANGEL oder HEIR APPARENT, um nur mal zwei davon exemplarisch genannt zu haben. Was soll ich nun also von diesem vorliegenden Album halten? Mit welcher Erwartungshaltung soll ich mich an das Werk begeben? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.
Ein kurzer Blick auf das zumindest für mich nicht ganz unwichtige Line-Up zeigt bereits, dass sich mit Sänger Dirk Kennedy, den beiden Gitarristen Jim Bacchi und John Kristen der harte Kern der damaligen Ur-Besetzung noch mit am Start befindet. Bassist Mike Buccell verstarb leider 2013 und wird nun von Greg Bier ersetzt. Der vakante Posten am Schlagzeug wird brüderlich von Jai'Es und Joe Fugazi geteilt. So viel erstmal zu den Rahmenbedingungen – widmen wir uns nun der Musik.
Die Scheibe enthält acht Songs die sich sowohl musikalisch als auch erfreulicherweise qualitativ in der Schnittmenge von Bands wie CRIMSON GLORY, QUEENSRYCHE, FIFTH ANGEL oder HEIR APPARENT bewegen. Strike! Nach einem kurzen, etwas irreführenden Keyboardintro zu Beginn der Scheibe schraubt einem das Eröffnungsriff des Titeltracks direkt die Rübe ab und sorgt für ungläubige Blicke. Die Produktion ist dabei absolut druckvoll, zeitgemäß und zeigt wie US-Metal im Jahr 2020 zu klingen hat. Ausnahmesänger Dirk Kennedys Stimme hat absolut nichts von ihrer Einzigartigkeit eingebüßt obwohl der gute Mann sich nur noch selten in höhere Gefilde begibt. Fast ist man an dieser Stelle dazu geneigt den Vergleich zu einem gut gereiften Whiskey anzubringen. Das an zweiter Stelle folgende 'Breathe' würde auf jedem aktuellen QUEENSRYCHE-Album die Anhänger der Seattle-Truppe zu wahren Jubelarien hinreißen. Der Beginn von 'The Ledge' erinnert schon fast an WARLORD und besticht mit seinen verdammt coolen 'Empire'-Vibes und einem niederknienswürdigen Refrain. Mit 'Code Of Honour' folgt ein weiterer grandioser Song, welcher die meisterhaften kompositorischen Fähigkeiten der Amerikaner aber mal so richtig fett zu unterstreichen weiß. Die formidable Gitarrenarbeit des Duos Bacchi und Kristen lässt mich einfach nur dahinschmelzen. Im Anschluss zeigt die Truppe mit 'Total Amnesia', dass sie es durchaus auch noch etwas flotter und härter angehen kann. '1000' Souls ist nicht mehr oder weniger als progressiver US-Metal in Reinkultur und wird dezent mit einem warmen Keyboard-Teppich unterlegt. Beim vorletzten Song 'Out In The Cold' schwingt wieder dieser famose QUEENSRYCHE-Vibe mit, den die Mannen um Ausnahmesänger Todd La Torre selbst einfach nicht mehr hinzubekommen scheinen. Doch das Beste kommt zum Schluss oder zumindest so ähnlich könnte die Denkweise der Musiker gewesen sein, als sie 'Love, 'The Assassin'' am Ende der Scheibe platzierten. Der Track ist mein persönliches Highlight und sorgt bei mir über die gesamte Länge von knapp acht Minuten für anhaltende Gänsehaut und Schnappatmung.
Was bleibt mir nun als Fazit schon anderes übrig als festzuhalten, dass dieses Album jedem US-Metal-affinen Anhänger wärmstens zu empfehlen ist. Die New Yorker haben sich mit "Destroy All Humans" tatsächlich selbst übertroffen und für mich das bisher stärkste Album ihrer Karriere eingespielt. Es bleibt zu hoffen, dass ein Nachfolgewerk nicht wieder 27 lange Jahre auf sich warten lässt. Für mich stellt dieses Album die mit Abstand größte positive Überraschung im bisherigen Kalenderjahr 2020 dar und gibt mir den Glauben an zumindest musikalische Wunder wieder zurück.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mahoni Ledl