IRON MAIDEN - The Final Frontier
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2010
Mehr über Iron Maiden
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.25
- Label:
- EMI
- Release:
- 13.08.2010
- Satellite 15.....The Final Frontier
- El Dorado
- Mother Of Mercy
- Coming Home
- The Alchemist
- Isle Of Avalon
- Starblind
- The Talisman
- The Man Who Would Be King
- When The Wild Wind Blows
Die am meisten erwartete Platte des Jahres. Natürlich.
Man kann es drehen und wenden wie man will: IRON MAIDEN sind die klassische Heavy-Metal-Band schlechthin. Die Popularität weltweit hat seit der Rückkehr von Bruce Dickinson - welche mittlerweile auch schon wieder mehr als zehn Jahre zurückliegt - wieder das Niveau der goldenen 80er Jahre erreicht oder vielleicht sogar überstiegen. Das kann man von der Klasse der letzten drei Alben zwar nicht sagen, aber "Brave New World" und "A Matter Of Life And Death" waren natürlich dennoch starke Alben und "Dance Of Death" zumindest noch gut. Entsprechend gespannt ist die Gemeinde natürlich auf "The Final Frontier", dem 15. Studioalbum der eisernen Jungfrauen.
Mir geht es da natürlich nicht anders. Ich bin zwar nicht der allergrößte IRON MAIDEN-Fan der Welt und meine Jugend war deutlich stärker geprägt von METALLICA, ANTHRAX & OVERKILL, aber dennoch bin ich natürlich vormittags am Veröffentlichungstag im Laden und packe das neue Werk ein. So viel metallisches Pflichtbewusstsein muss einfach sein. Das sagt euch aber natürlich auch, dass ich diese Rezension nach dem mittlerweile sechsten Durchlauf schreibe. Eine Promotion vor Veröffentlichung gibt es nicht und ist bei dem Status der Band auch nicht nötig. Da reicht es, mit dem Titeltrack und 'El Dorado' vorab zwei Songs vorzustellen. Euch aber warten zu lassen, bis unser heute beim Zentralverteiler angekommenes Exemplar seinen Empfänger erreicht, ist natürlich auch nicht drin. Insofern ist das hier natürlich eher ein erster Eindruck, denn eine Tiefenanalyse.
Los geht es mit dem schier endlosen und eigentlich vollkommen überflüssigen Intro von 'Satellite 15...The Final Frontier'. Vier Minuten, bei denen ich nicht genau weiß, was sich die Band dabei gedacht hat. Falls die nach zwei Minuten einsetzenden, hallenden Vocals von Bruce eine spacige Atmosphäre aufbauen sollen, gelingt das zumindest nicht. Der dann (endlich) einsetzende Song ist durchaus typisch für IRON MAIDEN. Dazu gehört auch, die gefühlte 20x in Folge wiederholte Textzeile 'The Final Frontier, The Final Frontier'. Ermüdend. Dabei ist die Nummer mit seinen typischen MAIDEN-Melodien und dem darüber tänzelnden Bruce durchaus gefällig. Mit 'El Dorado' folgt die bereits bekannte Single, die zwar einen catchy Refrain hat, der zudem über mehr als eine Zeile verfügt, ansonsten aber wenig Mitreißendes bietet. Bis zu dieser Stelle ist "The Final Frontier" eher ernüchternd denn euphorisierend.
Doch dann nimmt das Album endlich Fahrt auf. 'Mother Of Mercy' bietet, was man von IRON MAIDEN hören möchte: treibende Gitarren, Harris' Bass, einen starken Refrain und Mighty Bruce. 'Coming Home' ist eher balladesk, verwöhnt aber mit tollen Melodien und erneut einem wirklichen Chorus. Es scheint, als hätten Harris/Smith/Dickinson die Gabe, echte Refrains zu schreiben, wiederentdeckt. Den Opener ausgenommen, gibt es auf "The Final Frontier" keine einzeiligen, einfallslosen Kehrreime. Sehr, sehr angenehm.
Das gilt auch für 'The Alchimist', dem flottesten Track des Albums. Ein sehr typischer Uptempo-Track in 'Aces High'-Manier. Erneut sind es die gelungenen Gesangsmelodien von Bruce, die der Nummer die Krone aufsetzen. Wobei die Zwillingsgitarren nicht unerwähnt bleiben sollen, die mit feinstem Galopp durch die Boxen jagen. Und ein cooles Solo gibt es auch. Klasse.
Mit 'Isle Of Avalon' gibt es dann den ersten wirklichen Longtrack. Ein ruhiger, stimmungsvoller Aufbau, der richtig Atmosphäre aufbaut, nimmt nach knapp drei Minuten Fahrt auf. Tolle Melodie, tolle Steigerung. Im Mittelteil wird es dann verspielt. Man könnte es auch progressiv nennen, aber es ist halt kein technisches DREAM THEATER-Gefrickel. Dennoch, einmal mehr sind es die Gesangsmelodien, die einen hier vom Hocker hauen. Schlägt eine Nummer wie 'The Greater Good Of God' um Längen.
'Starblind' fällt danach ganz leicht ab, was angesichts der Größe des Vorgängers allerdings kein Wunder ist. Die Melodieführung erinnert ein bisschen an die Phase des siebten Sohnes und auch hier gibt es einen instrumentalen Mittelteil. Der ist nett, führt den Song aber jetzt nicht auf ein höheres Niveau. Da wäre vielleicht etwas weniger mehr gewesen. Aber das ist durchaus nörgeln in Höhenluft.
Das gilt auch für 'The Talisman', das in seinem Aufbau an 'The Legacy' vom Vorgänger erinnert. Überhaupt fällt auch diese Nummer leicht ab, was vielleicht daran liegt, dass es der dritte Song nach ähnlichem Schema in Folge ist. Ruhiger Beginn, auf Atmosphäre setzen, instrumentaler Zwischenteil, tolle Gesangslinien. Letztgenannte sind es vor allem im Schlußteil, die den Song davor bewahren, zu viel Eigenplagiat zu sein. Das kann man so auch über 'The Man Who Would Be King' sagen, denn auch hier wird das bekannte Schema durchexerziert. Allerdings ist hier der instrumentale Zwischenteil sehr gelungen, beinahe modern und die Gesangsmelodien bleiben originell. Ein schwacher Song ist etwas anderes.
Den Abschluss bildet mit 'When The Wild Wind Blows' der längste Song, der es auf elf Minuten bringt. Der Beginn hat ein leicht folkiges Flair und versprüht angesichts des Weltuntergangstextes eine überraschend positive Stimmung. Auch hier gibt es einen instrumentalen Zwischenpart, mit Zwillingsgitarren, Harris-Bass und Smith-Solo. Das gefällt, könnte aber, wie der gesamte Song, durchaus etwas kürzer ausfallen. Dafür gefällt mir der Gesang hier am besten. Und Dickinson singt insgeamt großartig. Dennoch, ein guter Abschluss.
Was bleibt da als Fazit? Steve Harris und seine Mannschaft macht es sich nicht leicht. Der Drang ausufernde Kompositionen zu schreiben, sorgt ein wenig für mangelnde Abwechslung, was vor allem für die zweite Hälfte des Albums gilt. Auf der anderen Seite sind die Songs für sich aber alle irgendwo zwischen gut und hervorragend. Dazu gibt es mit dem Titeltrack und 'El Dorado' auch zwei schwächere Songs zu hören, die das Gesamtniveau auch etwas herunterziehen. Im Vergleich zu den Alben seit "Brave New World" gefällt aber vor allem die wiedergewonnene Souveränität bei den Refrains und die insgesamt dichtere Atmosphäre und die erdige Produktion. Mit dem Trio 'Coming Home', 'The Alchemist' und 'Isle Of Avalon' sind zudem drei echte Killer vorhanden.
Nach mittlerweile sieben Durchläufen in Folge (bei einer Spielzeit von 77 Minuten!) denke ich, dass "The Final Frontier" die Fans zwar zufrieden stellen wird, aber sicher keine Chance gegen die echten Klassiker der Band hat. Das zu erwarten, wäre allerdings auch vermessen gewesen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk