KATAKLYSM - In The Arms Of Devastation
Mehr über Kataklysm
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 24.02.2006
- Like Angels Weeping (The Dark)
- Let Them Burn
- Crippled&Broken
- To Reign Again
- It Turns To Rust
- Open Scars
- Temptation´s Nest
- In Words Of Despairation
- The Road To Devastation
Was hat diese Band für eine Entwicklung hinter sich! Während der 2001er-Output "Epic (The Poetry Of War)" ein erster wichtiger Schritt in Richtung Qualitätstodesblei war, kann das Nachfolgealbum "Shadows & Dust" ohne Umschweife als Klassiker gezählt werden. Leider war der Longplayer nicht mit dem Sound ausgestattet, den er eigentlich verdient hätte, was aber das superbe Songwriting im Nachhinein keinen Millimeter schmälert. Das zwei Jahre später veröffentlichte "Serenity In Fire" hingegen war Soundtechnisch dem Vorgängeralbum überlegen, stieß aber aufgrund des übertrieben getriggerten Drumsounds nicht überall auf Gegenliebe und konnte darüber hinaus dem Vorgänger Songtechnisch nicht ganz das Wasser reichen.
Die alles entscheidende Frage lautet nun: Können KATAKLYSM die in sie gesteckten hohen Erwartungen erfüllen? Um die Frage gleich zu beantworten: Ja, sie können's! Mehr noch: Sie übertreffen sie sogar! Neben den üblichen Verdächtigen Maurizio Iacono (v.), Jean-Francois Dagenais (g.) und Stephan Barbe (b.), ist Urdrummer Max Duhamel in die Band zurückgekehrt, was dem Sound und den Songs sehr gut zu Gesicht steht.
"Revenge is a meal best served cold!" Dieses passende Filmzitat leitet das Album ein, und gleich der Opener 'Like Angels Weeping (The Dark)' gleicht einem Schlag in die Fresse. Nach dem Anfangsriff geht's nahtlos in eine Prügelattacke über, die zur Zeit im Death-Metal-Bereich Seinesgleichen sucht. Spätestens nach dem Einsatz von Maurizios Pitbull-mäßigen Shouts befindet man sich im Geschwindigkeitsrausch und die Endorphine schlagen vor Glück Purzelbäume. Selbst das Drosseln der Geschwindigkeit im Chorus hat keinen Einfluß auf die Intensität der Nummer, und allen voran Jean-Francois Dagenais glänzt gleich im ersten Track mit einem genialen Gitarrensolo. Zwar erinnert das Ende mit seinen zähen Lavariffs an das Ende von MACHINE HEADs 'Davidian', kann aber die Freude über das eben Gehörte nicht mindern. 'Let Them Burn' ist aus dem selben Blastbeatholz geschnitzt und auch hier beweist das Quartett, dass langsam nicht gleich soft bedeutet. Eher im Gegenteil: Der Wechsel zwischen schnellen und langsamen Parts verleiht der Nummer eine ungeheuer große Intensität. Von den Riffs ganz zu schweigen. Wie ein Elektrobohrer fräst sich die Nummer ins Kleinhirn und lässt einen Freudetaumelnd ins Nirvana gleiten. Zäh, finster und bedrohlich wabbert das Anfangsriff von 'Crippled & Broken' aus den Boxen. Dabei fühlt man/frau sich so, als ob man gerade in Zeitlupentempo heiße Lava schluckt. Das ganze Spektakel ist auf 45 Sekunden gestreckt, bis dann wieder mehrere Gänge gleichzeitig hochgeschaltet werden. Beim Refrain wird das Tempo wieder gedrosselt und nach dem ersten Refrain erfolgt ein Riff, das mich verdammt stark an SEPULTURAs 'Roots' erinnert. Aber das war's auch schon mit den Vergleichen. Das restliche Album ist 100 Prozent KATAKLYSM pur! Aber zurück zum Song. Wenn Maurizio im Refrain "Crippled and Broken/There's no one left to die" singt, dann stehen die Nackenhaare (hoffentlich) nicht nur bei mir auf Sturm.
Der balladeske Anfang von 'To Reign Again' ist für die Band eher untypisch, steht ihr aber sehr gut zu Gesicht. Aber keine Bange, denn spätestens wenn der Song richtig losgeht, erkennt man den unverwechselbaren Sound wieder. Allen voran der Refrain, das Riffing und der coole Basspart zwischendurch sind einfach nur zum Niederknien. Wo wir schon gerade beim Huldigen sind: Ich bin sicher, das niemand, wirklich niemand Martin Maurais (der "Serenity In Fire" eingetümmert hat) eine Träne nachweinen wird. Wenn ihr euch anhört, wie Max Duhamel allein bei 'To Reign Again' sein Drumkit verprügelt, dann darf man auf die kommende "No Mercy"-Tour mehr als gespannt sein.
'It Turns To Rust' auf der anderen Seite bietet einem ein bisschen Zeit zum Verschnaufen und kann mit atmosphärisch-düsteren Gitarrenharmonien glänzen, die selbst SLAYER zur Ehre gereichen würden. Auch hier wird im Refrain das Tempo gedrosselt und zwischendurch schreit Maurizio förmlich den Deibel in Grund und Boden. Oder um es mit den Worten eines berühmten STRYPER-Albums zu formulieren: "To Hell With The Devil"!
'Open Scars' wiederrum ist KATAKLYSM in Rohnatur! Gleich das Anfangsriff zieht einem förmlich die Socken aus und hier und da wird eine kleine, aber feine Doublebassattacke geliefert. Besonders hervorzuheben ist hierbei das Gitarrensolo von Mr. Dagenais, der damit unter Beweis stellt, das er sich nicht nur Killerriffs locker aus dem Handgelenk schütteln kann, sondern sich auch in anderen "Disziplinen" nicht verstecken muss. Der Refrain wiederrum kann mit unnachahmlich gekeiften Shouts von Maurizio aufwarten. Mit 'Temptation's Nest' kommt ein Gänsehautgarant zum Zuge, der live bestimmt voll einschlagen wird. Allen voran die Gitarrenharmonien und der Refrain laden dazu ein, sich förmlich die Seele aus dem Leib zu schreien. In bester 'Serenity In Fire'-Manier werden hier die Lavariffs rausgehauen. Dem gegenüber steht 'In Words Of Despairation', das einem förmlich das Ohrenschmalz (falls es sich bisher noch zäh wiedersetzt hat) raushaut. Von der Stimmung her erinnert das Stück an AMON AMARTH, nur mit dem Unterschied, dass die Kanadier hier und da noch Blastbeats zum Einsatz kommen lassen, was bei den Wikingern ja nicht wirklich der Fall ist. Speziell das Riff am Ende ist einfach nur anbetungswürdig und unterstreicht wieder einmal die Klasse der Gruppe. Beim finalen 'The Road To Devastation' wird ein cooles HYPOCRISY-Flair verprüht. Die melodischen Riffs schlängeln sich unwiderstehlich in die Ohrmuschel. Selten hab ich Monsieur Dagenais so locker-flockig zocken hören wie bei diesem Solo. Dieses wird langsam aber sicher ausgefadet und geht in ein majestätisch-düsteres Outro über, bei dem am Ende nur noch ein tickender Wecker zu vernehmen ist. Die Zeichen die damit gesetzt werden liegen klar auf der Hand: Für KATAKLYSM ist die Zeit noch lange nicht abgelaufen, eher im Gegenteil: Sie fängt gerade erst richtig an!
Angefangen vom Cover (aus mehreren hundert Covern von den Fans gewählt), über die Songs (im wahrsten Sinne des Wortes alle Neune), bis hin zum Sound (mixed by Tue Madsen): "In The Arms Of Devastation" ist das bis dato beste und kompletteste Album von KATAKLYSM und wird den ohnehin schon legendären Ruf der Gruppe zementieren. Ich weiß zwar nicht, was uns 2006 im Death-Metal-Sektor noch bevorsteht, aber eines ist jetzt schon sicher: Bei den Top-Death-Metal-Alben werden die Jungs ganz vorne mitmischen!
Anspieltipps: Like Angels Weeping (The Dark), Crippled & Broken, To Reign Again, Temptation's Nest
- Redakteur:
- Tolga Karabagli