LAST LEAF DOWN - Weight Of Silence
Mehr über Last Leaf Down
- Genre:
- Post Rock / Shoegaze
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Lifeforce Records
- Release:
- 11.04.2025
- Silence
- Cold Heart
- Reach The Sun
- Illusion
- Water
- Falling Sky
- Overtrust
- A Quiet Lost War
- The Ending
- Mislead
Die Schweizer Shoegazer liefern schon jetzt den Soundtrack für den kommenden Herbst.
Irgendwann 2014 bin ich durch eine Verkettung unterschiedlicher Zufälle über 'The Theme' der Schweizer Shoegaze-Band LAST LEAF DOWN gestolpert. Die darin erzeugte warm-wabernde Kakophonie von dutzenden Gitarreneffekten blieb mir nachdrücklich im Gedächtnis, auch wenn mich der Begriff "Shoegazing" irritierte, hielt ich es anfangs für einen zumindest diskutablen Fetisch. Nachdem sich die Band aus Beinwil im Kanton Thurgau 2025 nach sieben Jahren kreativer Pause mit dem dritten Studiowerk "Weight Of Silence" zurückmeldet, ist es für mich der perfekte Moment, dem fallenden Laub erstmals auf Albumdistanz zu folgen.
Es beginnt eine Reise weitab des Alltag:
Oftmals verbindet man Musik mit Emotionen oder mitunter starken Temperaturschwankungen. Glühende Hitze bei BEHEMOTH, klirrende Kälte bei IMMORTAL. LAST LEAF FALL legt von der ersten Sekunde von 'Silence' bis zum letzten Ton von 'Mislead' eine schützende, wärmende Decke um die Schultern. Das verträumte Albumcover unterstützt weiter die dichte Atmosphäre, es fühlt sich wie ein morgendlicher Spaziergang am Rande eines herbstlichen Waldes an.
"Weight Of Silence" gelingt es fast schon spielerisch leicht, das man sich als Hörer nach kurzer Zeit völlig in dieser wohlig-warmen Soundwand verliert und sich die Zeit in Richtung Unendlichkeit dehnt. Gerade der nachdenkliche und friedliche Opener 'Silence' macht da einen hervorragenden Job und durch die angenehme Stimme von Sänger Benjamin Schenk ist man wie in Trance, lauscht den melancholischen Texten, die dann ebenfalls die eigene Gedankenfabrik in Gang bringen und es passiert etwas, was ich sonst beim Musikgenuss eher kritisch sehe: Man schweift ab, ist gedanklich überall, nur nicht im Hier und Jetzt und schon gar nicht bei der Musik selbst. Bei LAST LEAF DOWN habe ich mit jeden Durchlauf von "Weight Of Silence" den Eindruck, genau das sei beabsichtigt und die Band erzeuge den Soundtrack für die eigenen Gedanken, die zunehmend nachdenklicher, melancholischer und abwesend wirken.
Neben friedlicheren Songs wie 'Silence' und 'The Ending' sowie klagenden Songs wie 'Water' und 'Overtrust' bricht LAST LEAF DOWN den dichten, warmen Sound durch Einflüsse aus dem Alternative Rock auf und Songs wie 'Reach The Sun' oder das herausragende 'A Quiet Lost War' lockern das Album angenehm auf und fallen nur ganz leicht aus dem Raster. Um in der eben erwähnten Metapher zu bleiben: Beim Spaziergang am Waldrand begegnet man immer wieder mal kleineren Anhöhen und lässt diese kurz darauf hinter sich.
Über die komplette Albumdistanz erzeugt LAST LEAF DOWN eine wunderbar einnehmende Stimmung, in der man komplett aufgehen kann und trotzdem ist das Gehörte nie zu seicht oder gar kitschig. Man fühlt sich wohl. Umsorgt von Melodien wie aus einem Fiebertraum, begleitet von nachdenklichen Texten einer aufdringlichen Stimme, die Platz für eigene Gedanken lässt. 'Weight Of Silence' ist wie ein vierzigminütiger Safespace abseits des Alltags, den man gerne aufsucht. Ich denke, jetzt habe ich Shoegazing auch verstanden. Tolles Album.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Kevin Hunger