MORTIFICATION - Erasing The Goblin
Mehr über Mortification
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- MCM Music
- Release:
- 28.07.2006
- Razorback
- Erasing The Goblin
- The Dead Shall Be Judged
- Escape The Blasphemous Tabernacle
- Your Time
- Forged In Stone
- Way Truth Life
- Humanitarian
- Short Circuit
- Servants Of The Supreme Message
Es gibt ja durchaus einige Fans, die MORTIFICATIONs Abkehr vom alten Stil noch nicht ganz verwunden haben, und immer noch auf eine Rückkehr der Australier zum "Scrolls Of The Megilloth"-Sound warten. Das ist in gewisser Weise verständlich, auch wenn ich nach dem Vorgängeralbum zu der Auffassung gelangt bin, dass es wohl endgültig zu akzeptieren sein wird, dass Steve Rowe & Co. heute eben anders klingen - in erster Linie thrashiger.
Erstaunlich ist dann bei der ersten Einfuhr des neuen und dreizehnten regulären Studioalbums, dass der Opener 'Razorback' sich wirklich sehr nah am klassischen Death Metal der Band orientiert. Steve growlt wie einst im Mai, die Riffs schroten sich in fettem, tiefem Sound durch die Botanik und die Rhythmusgruppe hackt alles in Grund und Boden, wobei Gitarrist Mick Jelinic nicht vergisst, den Song mit einem schönen, melodischen Solo zu veredeln. Sind MORTIFICATION also wieder bei den Roots angelangt? Nun, wer sich das wünscht, der freut sich etwas zu früh, denn schon beim folgenden Titelstück geht das Trio deutlich weniger extrem zu Werke und widmet sich wieder den längst etablierten Thrash-Einflüssen mit rockiger Schlagseite. Vom dominanten Bass bis hin zum simplen, und extrem eingängigen Refrain, erinnert das Ganze sehr stark an SODOM, wobei streckenweise auch alles zermalmende, leicht doomige Death-Passagen mit verzerrten Stimmeffekten für Kontraste sorgen. Auch hier ist das Gitarrensolo aller Ehren wert, wie eigentlich auf dem ganzen Album. 'The Dead Shall Be Judged' ist wieder mehr im Death Metal beheimatet und weiß mit krassen Tempowechseln zu überzeugen. Getragene, stampfende Passagen wechseln sich mit infernalischen Blast-Attacken ab. Ein weiteres cooles, vom Bass dominiertes Intro leitet sehr langsam und getragen 'Escape The Blasphemous Tabernacle' ein, das sich in ein dynamisches Midtempo-Stück entwickelt und mit wirklich schönen Hooks und einem tollen Refrain zu einem der prägnantesten Titel des Albums wird. Auch der doomige Einschub weiß zu gefallen.
Zur Halbzeit hauen uns die Herren das derbe hackende 'Your Time' um die Ohren, bei dem sich Steve Rowe gesanglich streckenweise etwas heißerer und bellender präsentiert als üblich - dazu gibt es sehr aggressiv akzentuiertes Schlagwerk. Von einer Art Dämonenstimme eingeleitet, legt 'Forged In Stone' erst stampfend los, schlägt dann aber in einen reinrassigen Doom-Part ab, der durch die Zähigkeit des Riffs und Steves hier etwas klareren Gesang frappierend an CATHEDRAL erinnert. Zuletzt rundet ein tolles Solo das letzte Drittel ab, bevor wieder das verzerrte Dämonengebrüll einsetzt und die Sache quasi von vorne beginnt. Das eher kurze 'Way Truth Life' wechselt zwischen punkig-thrashigen Passagen im stark angezogenen Midtempo und richtig extremen Blastspeed-Elementen, während bei 'Humanitarian' vor allem in Sachen Geschwindigkeit wieder das volle Kontrastprogramm geboten wird. Gäb es nicht den einen oder anderen etwas angezogenen Abschnitt, könnte man fast schon von echtem Doom sprechen. Nach diesem gelungenen Experiment kommt mit 'Short Circuit' gleich noch eines: Ein knackiger kurzer Punk-Rock-Thrasher, der übrigens der einzige Song der Scheibe ist, der von Drummer Damien Percy geschrieben wurde, was die eher ungewöhnliche stilistische Ausrichtung erklären dürfte. Das Finale in Gestalt von 'Servants Of The Supreme Message' ist wieder deutlich metallischer und heavier, wobei auch hier das German-80s-Thrash-Glöckchen klingelt.
Für mich bleibt die Feststellung, dass es dem australischen Trio mit "Erasing The Goblin" gelungen ist, dem Vorgänger ordentlich eins draufzusetzen. Das liegt vor allem daran, dass MORTIFICATION dieses Mal ziemlich abwechslungsreich zu Werke gehen, einige coole Refrains, Riffs und Soli in der Hinterhand haben und sich trotzdem im Bereich ihrer Trademarks bewegen. Beinharten Altfans wird das sicher noch immer nicht nahe genug an ihrer Idealvorstellung vom MORTIFICATION-Sound sein, doch auch sie dürften an einigen Stellen sehr positiv an die alten Zeiten erinnert werden. Kein Meilenstein, aber ein solides Album, das der Mehrheit der MORTIFICATION-Fans Spaß machen dürfte.
Anspieltipps: Razorback, Erasing The Goblin, Escape The Blasphemous Tabernacle, Forged In Stone
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle