OVERKILL - The Wings Of War
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2019
Mehr über Overkill
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 22.02.2019
- Last Man Standing
- Believe In The Fight
- Head Of A Pin
- Bat Shit Crazy
- Distortion
- A Mother's Prayer
- Welcome To The Garden State
- Where Few Dare To Walk
- Out On The Road-Kill
- Hole In My Soul
Ein Thrash-Metal-Album wie ein Donnerschlag!
Die letzten giftgrünen Nebelschwaden der zurückliegenden Silvesternacht haben sich noch nicht wirklich verzogen, da beginnt das neue Jahr bereits mit einem mächtigen Donnerschlag namens "The Wings Of War". Nach einer, formulieren wir es mal etwas positiver, kleineren kreativen Durststrecke zwischen den Jahren 1997 und 2007, stellte "Ironbound" aus dem Jahr 2010 für viele OVERKILL-Anhänger so etwas wie die Wiedergeburt der Thrash-Metal-Legende dar. Auch mit ihrem mittlerweile 19. Studioalbum geht der rasante Höhenflug der Totenkopffledermaus unaufhaltsam weiter.
Meine allererste Begegnung mit den New-Jersey-Thrashern hatte ich bereits im zarten Alter von 17 Jahren. Die Erinnerung daran ist allerdings noch immer so präsent, als wäre dies gerade erst gestern gewesen. Ihr damaliges Debütalbum "Feel The Fire", von welchem ich euch gerade berichte, traf mich mit der Wucht eines doppelten Blitz-Einschlags. Bis zum heutigen Tag übt dieses fantastische Debüt eine unbeschreibliche Faszination auf mich aus. 1987 durfte ich OVERKILL dann auch erstmalig live als Support von HELLOWEEN in Kaufbeuren auf deren großartiger "Keeper Of The Seven Keys"-Tour erleben. Von diesem Zeitpunkt an wusste ich, dies wird ein eiserner Bund fürs Leben, der mir mittlerweile in Form eines OVERKILL-Tattoos sogar bis unter die Haut geht. Unglaubliche 34 Jahre später wird mir nun die große Ehre zuteil, ein Review zum neuesten Studio-Output der Thrash-Heroen verfassen zu dürfen.
Schnallen wir uns also alle an und tauchen gemeinsam ab, in die einzigartige schwarz-grüne Welt von OVERKILL. Dem Quintett gelingt mit "The Wings Of War" das außergewöhnliche Kunststück, einerseits modern und zeitgemäß, andererseits aber doch so vertraut und traditionell zu klingen, um sofort als OVERKILL wiedererkannt zu werden. Zehn erfrischend abwechslungsreiche Nummern befinden sich auf dem neuen Dreher, der zudem mit einer wuchtigen Produktion überzeugt. Seinen Vorgängern gegenüber wurden die neuen Stücke deutlich entschlackt, weshalb sie wesentlich schneller zünden und auf den Punkt kommen. Einzig und alleine das anfangs an 'The Years Of Decay' erinnernde 'Distortion' überschreitet dabei knapp die Sechsminuten-Grenze.
Frontmann Bobby "Blitz" Ellsworth liefert auf den "Schwingen des Krieges" erneut eine atemberaubende Gesangsperformance ab und übertrifft sich dabei tatsächlich selbst. Zu keiner Sekunde möchte man ernsthaft glauben, der Gute stünde bereits knapp vor seinem 60. Geburtstag. Einzigartig, giftig, hungrig und unverbraucht sind die Attribute, welche mir zur Umschreibung seiner überragenden Performance direkt in den Kopf schießen. Neu-Drummer Jason Bittner (SHADOWS FALL) stellt sich durch sein variables und technisch höchst anspruchsvolles Spiel als großer Gewinn für die Band heraus. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk trommelt der Neuzugang und treibt damit seine Side-Kicks ebenfalls zu Höchstleistungen an. Dave Linsk, einer der wohl unterbewertetsten Lead-Gitarristen der gesamten Thrash-Metal-Szene, zündet ein Riff-Feuerwerk nach dem anderen und brilliert mit halsbrecherischen Solos, die wohl so manchen Nachwuchsgitarristen dazu bringen, sein Instrument entgeistert zurück an den Nagel hängen zu wollen. D.D. Verni und Derek Tailer bilden wie bereits im Hause OVERKILL gewohnt, den verlässlichen Rückhalt der Truppe, spielen dabei stets songdienlich und punkten mit unabdingbaren OVERKILL-Shouts, wie etwa im aggressiven 'A Mothers Prayer'.
Das schädelspaltende 'Last Man Standing', der punkige Rocker 'Welcome To The Garden State' und das mit einem hervorragenden Refrain ausgestattete 'Hole In My Soul' dürften sich wohl mit ziemlicher Sicherheit auf der kommenden Tour im Live-Set der Band wiederfinden. 'Believe In Fight' besticht durch aggressives Riffing, einen starken Refrain und einem herrlich angepisst klingenden Bobby. Was Jason Bittner aber bei 'Head Of A Pin' hinter seiner Schießbude abliefert ist schlichtweg als atemberaubend zu bezeichnen. 'Bad Shit Crazy' glänzt mit wilden Tempowechseln und einem balladesken Mittelteil, bevor am Ende wieder die Hölle losbricht. Dann wären da noch 'Where Few Dare to Walk' und 'Out On The Road-Kill' die den vorherig angesprochen Songs in nichts nachstehen, ebenfalls mit verdammt starken Riffs zu überzeugen wissen und das Gesamtniveau der Platte am obersten Anschlag halten.
Trotz mittlerweile 39 Betriebsjahren läuft die OVERKILL-Maschinerie mit "The Wings Of War" zur Höchstform auf und veröffentlicht damit ein Thrash-Metal-Album per excellence! Ich bin sicher, dieses Killer-Album am Ende des Jahres auf einem der ganz vorderen Ränge meiner persönlichen Lieblingsalben 2019 wiederzufinden. Selbst in ihrer eigenen Diskographie, die ja mittlerweile beachtliche 19 Studioalben umfasst, dürfte "The Wings Of War" definitiv zu deren Top fünf Band-Klassikern gehören. Liebe Freunde, ich prognostiziere, 2019 wird verdammt grün und definitiv das Jahr der Fledermaus!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mahoni Ledl