PARKWAY DRIVE - Horizons
Mehr über Parkway Drive
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Burning Heart/ SPV
- Release:
- 05.10.2007
- Begin
- The Sirens' Song
- Feed Them To The Pigs
- Carrion
- Five Months
- Boneyards
- Idols And Anchors
- Moments In Oblivion
- Breaking Point
- Dead Man's Chest
- Frostbite
- Horizons
Manifest des Metalcore.
Jede Dekade hat ihre Musiktrends, und nachdem die 90er den bei Traditionalisten so verhassten "Nu Metal" hervorgebracht hatten, hieß die musikalische Modeerscheinung der 00er Jahre "Metalcore" (auch wenn die jeweiligen Wurzeln meist weitaus länger zurückreichen). Bei aller Verachtung seitens eingefleischter Metalfans, die diesen neuen Auswüchsen der metallischen Musik vor allem Anbiederung an den Mainstream und das Fehlen künstlerischer Kreativität vorwarfen, hat jede neue Bewegung doch gewiss eine im Nachwachsen einer neuen Generation begründete Daseinsberechtigung. So entstehen neue musikalische Sparten, und nur so bleibt Musik lebendig, mögen sich viele Neuentwicklungen auch als kurzlebige Modeerscheinungen entpuppen. Nun ist die große Welle des Metalcore bereits wieder am Abebben, doch auch sie hinterlässt uns das eine oder andere musikalische Kleinod. Darunter findet sich auch PARKWAY DRIVEs Metalcore-Manifest "Horizons" aus dem Jahr 2007.
Wer sich diesem aggressiven Stück metallischer Vernichtungswut ernsthaft widmet, wird erkennen, dass "Horizons" schlicht die perfekte Symbiose aus klassischen Bestandteilen des Metal, wüster, brachialer Hardcore-Aggressivität und den diese beiden ungleichen musikalischen Vertreter verbindenden, modernen Elementen darstellt. War der Vorgänger "Killing With A Smile" noch recht roh und ungestüm, verbinden sich diese so unterschiedlichen Einflüsse auf "Horizons" zu einem dermaßen überzeugenden Gesamtpaket, dass man sich fragt, wieso es überhaupt so lange gedauert hat, bis die beiden Genres auf einem Album so ganz natürlich und überzeugend zu einer Einheit zusammen wachsen konnten.
"Horizons" schafft bereits mit seinem ruhigen Intro gekonnt Atmosphäre, ehe die messerscharfen Gitarrenleads des 'Siren‘s Song' den Hörer aufschrecken lassen. Es ist das kontrollierte Chaos, welches PARKWAY DRIVE hier entfesseln: Groovige, stampfende Rhythmen, in Verbindung mit pfeilschnellen, peitschenden Snare-Schlägen, jäh unterbrochen, als die Band die Handbremse zieht und gnadenlos in den untersten Gang kuppelt - einer der besten Tempo-Wechsel, wohl DIE überzeugendste Breakdown-Attacke, die ein Metalcore-Vertreter je geschaffen hat. Über all dem herrscht der brutale Gesang eines Winston McCall. Überhaupt, der Gesang: Kein bellendes Hardcore-Geschrei, sondern ein abartig, wahrlich tödlich klingendes Organ zeichnet Shouter McCall aus. Selten wird der Stimme des Fronters so viel Präsenz eingeräumt wie bei den Australiern. Verpackt in einer schnörkellosen, erfreulich metallischen Produktion, wird daraus ein mächtiges Gesamtpaket. Teilweise wird herrlich ungestüm gethrasht, dazu kommt die grandiose Melodieführung der Gitarren, eine groovende, metzelnde Rhythmusfraktion, und letzten Endes ist der Hardcore-Anteil am Gesamtmix erstaunlich gering. "Modern Death Metal" würde als Beschreibung besser passen. Zumal "Horizons" inhaltlich und musikalisch stark nihilistisch und düster angelegt ist. 'Dead Man’s Chest' und 'Boneyards' können vielleicht gerade noch mit einem Augenzwinkern verstanden werden, doch das tragische 'Idols And Anchors', das böse 'Feed Them To The Pigs' und der schwermütige Ausklang 'Horizons' machen klar, dass hier keine politischen Statements, sondern allein die reine Hoffnungslosigkeit unserer todgeweihten Existenz besungen wird. Die Nähe zum Metal macht sich aber eben auch musikalisch bemerkbar: Gerade die atemberaubend flotten, aber höchst präzise gespielten Gitarrenläufe zum Auftakt von 'Breaking Point' oder das wunderschön klassische Solo in 'Five Months' treiben Freunden gepflegter Stahlseitenklänge die Freudentränen in die Augen.
Kein einziger Song dieses Meisterwerks dient als Lückenfüller; PARKWAY DRIVE haben ein in sich stimmiges Gesamtwerk geschaffen, dessen Spannungsbogen von vernichtendem Gemetzel ('The Siren’s Song', 'Breaking Point') über ruhige, eingängige Töne ('Carrion') hin zu tonnenschweren Genickbrechern ('Dead Man’s Chest') reicht. Auf soundtechnische Spielereien wird vollkommen verzichtet, stattdessen mit einfachsten Mitteln maximal Atmosphäre geschaffen, und obwohl die Songs großteils auf konventionelle Strukturen verzichten, gehen sie schnell ins Ohr und bleiben dort auch hängen – ohne dass auch nur eine einzige Note clean gesungen wird! "Horizons" ist eingängig, brutal, konsequent, schneller als die Polizei erlaubt und schwerer und härter als tausend Tonnen Schwermetall. Dieses Werk hat auch nach dem Abebben der Metalcore-Flut seine absolute Daseinsberechtigung und gehört in jedes metallische Plattenregal.
Anspieltipps: Boneyards, Five Months, Horizons, The Siren’s Song
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Timon Krause