PEOPLE IN JARS - The Anointed
Mehr über People In Jars
- Genre:
- Progressive/ Dub/ Klassisch/ Rock/ Electro/ Fusion
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- People In Jars Eigenvertrieb
- Release:
- 01.01.2011
- The Anointed
- For The Love Of Mia
- Summud
- The Mover
- Snakes & Lions
- Time
Volltreffliches aus der englischen Melancholieschmiede.
Mal hergehorcht - da macht dem Liebhaber keiner etwas vor. Von PEOPLE IN JARS wird noch auf breiterer Front zu hören sein! Wieder einmal eine dieser hervorragenden britischen Musikerkollektive, die aus ganz unterschiedlichen künstlerisch-musikalischen Hintergründen herstammen und es vermögen, sich zusammengefasst zu so genannten Jahrzehnte-Platten zu versteigen. Da trifft der Dub-Stepper auf den Pianisten, der sich von einem kräftigpräzise werkelnden Schlagwerker unterstützen läßt, dem Jazz-Bassisten vertraut und dabei auch die Gitarre in Sichtweite herumstehen läßt.
Dem Zeitgeist - was auch immer das ist und wo auch immer der gerade festhängt - entspricht diese Ansammlung "The Anointed" wohl nicht, aus dem ganz einfachen Grund: weil das zeitlos ist! Auf Anfrage hin können oder wollen die Musiker zwar keine direkte Veröffentlichung als Physik-CD oder auch als Herunterladungs-Ordner angeben, aber auf I-Tunes scheinen sich die wohl ersten offiziellen sechs Songs der Menschen aus dem musikalisch höchst innovativ erscheinenden Melancholie-Leeds auch herumzutreiben. Egal, hier wird und wurde auf PEOPLE IN JARS Bandcamp-Seite gestreamt und einfach hoch und runter hören müssen. Ja, müssen.
So, wie sich PURE REASON REVOLUTION mit ihrer ungläubigen Vielfalt an Einflüssen nicht einfach in das Korsett "Progressive Musik" eindrücken lassen, so wie dreiviertel der digitalen Welt RADIOHEADS verschwurbelt-treibendes Geflocke zu leben scheint, so in sich widersprüchlich und angreifbar solcherlei Musikansätze auch immer sein werden, PEOPLE IN JARS dürfte hierbei darüber stehen, einfach, weil dieses naja... Debüt von Beginn an fesselt, einlullt, abstößt und umarmend ist. Ist das nun Pop? Nein. Ist das rock, ein proggiger wenn's geht? Nö. Das ist wie die Faszinationen, die sich angehörs der ebenfalls bärtig-traurigen Regentruden von BLUENECK oder HER NAME IS CALLA einstellen. Jedes Mal wird hier kunstvoll arrangiert getrauert, jammernd gejammt, so dass sich so langsam aber sicher der ausufernde Epos-liebende Rockmusik-Stil der Spätsiebziger aufdrängen möchte. Hat nicht sogar Paul McCartney nicht mal für eine beknackte James-Bond-Verfilmung so etwas geschrieben? Piano und so. Ausbrüche und Anti-Pathos. Hach, wie schön.
Die entspannteren, unmoderneren ARCHIVE sollten demnächst mal einen Anruf erhalten, "die nachfolgende Generation ist aufgewacht". PEOPLE IN JARS sind noch dazu höchst politisch, hagelt es doch überall auf deren Webauftritten und Seiten an Kapitalismuskritik und klaren Statements, zum Beispiel wenn Werbung für Duftstoffe mit uneinholbaren Schönheitsidealen einfach vergrausamt werden oder auf dem Cover von "The Anointed" (Das Gesalbte) posende schmierige italienische Fussballspieler kurzerhand effektvollst zugeschmiert werden.
Neben den beiden Remixen, die mir somit und bisher bekannt geworden sind, überzeugen mich das andere Halbdutzend Wunderwerke so vollständig, was daran zu bemerken ist, dass sich die deprimierende Klavierlinie, welche 'For The Love Of Mia' auf Händen trägt, zum gefühlt fünfzigsten Male durch die Kopfhörer schlängelt. 'Snakes And Lions' hat genau dasselbe Suchtpotential und dabei scheint da draussen die märzene Sonne...
Was ist hier los? Die ganz grosse Liebesgeschichte zwischen denen und mir hat wohl begonnen. Zwischen denen und uns allen. Ist so zu erwarten.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben